torstenhtr
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AW: Dorschquote Entscheidung EU: SCHUTZ BERUFSFISCHER! OPFER SIND DORSCH UND ANGLER!!
Einige Bemerkungen auf Annahmen / Fragen in diesem Thread:
raubangler:
vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Heinrich_von_Th%C3%BCnen-Institut
Stichwort: "Ressortforschung".
Entsprechende Studien wie [1] werden aus Bundesmitteln bzw. EU-Fonds finanziert, siehe letzter Abschnitt der Studie bzw. auch Aussage von Zimmermann
(diese Arbeit wurde mitfinanziert vom europäischen Datensammelprogramm).
Hintergrund für diese Forschung ist die Verordnung (EG) Nr. 1639/2001, "[..] über das Mindestprogramm und das erweiterte Programm der Gemeinschaft zur Datenerhebung im Fischereisektor und einzelne Durchführungsbestimmungen zur Verordnung (EG) Nr. 1543/2000 des Rates [..]". Mit der Revision Nr. 1581/2004 wurde der Dorsch als zu untersuchende Spezies der Freizeitfischerei hinzugefügt.
Sharpo:
Hier wird von Strehlow bemerkt, das in der Studie von Arlinghaus nur eine Telefonumfrage durchgeführt wurde und ein Fehler vorliegen kann, weil evtl. vorwiegend besonders aktive Angler befragt wurden.
Dorschfänge von Anglern wurden natürlich auch von anderen Ländern wie Dänemark und Schweden untersucht (vgl. [3] u. [4]). Nur wird deren Qualität bisher geringer eingeschätzt, daher wurden sie noch nicht berücksichtigt.
Dänische Freizeitfischer/-angler haben laut [3] 2009 insgesamt 1231t Dorsch entnommen (Deutschland, Ostseedorsch: 2009 1744t).
Ralle:
Im Zeitraum 2005-2010 wurde 1185 vor-Ort Beprobungen durchgeführt und 11536 Angler interviewt (vgl. [1], Tabelle 2).
Schlecht angenommen wurde die ursprüngliche Briefumfrage (<2% von 66617 Anfragen 2004-2006), deswegen wurde die später umgestellt (Telefonumfrage, vor-Ort Beprobungen etc.).
Aktuelle Zahl der Beprobungen ist hier zu finden:
https://www.thuenen.de/de/thema/fis...esangelfischerei/beprobungsumfang-und-faenge/
Mit Sicherheit sind solche Hochrechnungen fehlerbehaftet, ich persönlich würde zumindestens die Größenordnung durchaus als plausibel einschätzen, hier kann man verschiedene ausländische Studien vergleichen [3], [4].
Für exaktere Zahlen müssten mehr Stichproben oder z.B. verpflichtende Fangbücher eingeführt werden; bisher habe ich keinen solchen Vorschlag von den Verbänden gelesen.
Sharpo:
Hier könnte man sich in der Tat fragen, warum man keine kreativen Lösungen vorgeschlagen hat, z.B.
könnte einen Teil der TAC von den Fischern finanziell auszugleichen. (Die Politik erwartete von den Anglern
einen Anteil von 1000t, vgl. Aussage von Habeck, das ist ein Wert < 1 Mio. Euro).
bastido/Sharpo:
Man könnte auch schreiben, dass der ICES sehr hoch gepokert hat und 1000t der Angler kaum einen signifikanten Effekt haben dürften.
Thomas:
Eine wirkliche Analyse habe ich noch nie in Pressemitteilungen der Lobbyverbände für Angler gelesen.
boardsurfer
Viele Grüße,
Torsten
Quellen:
[1] STREHLOW, Harry V., et al. Cod catches taken by the German recreational fishery in the western Baltic Sea, 2005–2010: implications for stock assessment and management. ICES Journal of Marine Science: Journal du Conseil, 2012, 69. Jg., Nr. 10, S. 1769-1780.
http://icesjms.oxfordjournals.org/content/69/10/1769.full
[2] DOROW, MALTE, and ROBERT ARLINGHAUS. "A telephone-diary-mail approach to survey recreational fisheries on large geographic scales, with a note on annual landings estimates by anglers in northern Germany." American Fisheries Society Symposium. Vol. 75. 2011.
https://www.researchgate.net/profil...rn_Germany/links/0deec535158f78274a000000.pdf
[3] Sparrevohn, Claus Reedtz, and Marie Storr-Paulsen. "Using interview-based recall surveys to estimate cod Gadus morhua and eel Anguilla anguilla harvest in Danish recreational fishing." ICES Journal of Marine Science: Journal du Conseil 69.2 (2012): 323-330.
http://icesjms.oxfordjournals.org/content/69/2/323.full
[4] Persson, L. "Sweden’s fisheries catches in the Baltic Sea (1950–2007)." Total marine fisheries extractions by country in the Baltic Sea (1950): 225-263.
http://www.seaaroundus.org/doc/CatchReconstruction/EEZ/Sweden-Persson-2010.pdf
[5] ICES Special Request Advice Baltic Sea Ecoregion, EU request to ICES on forecast scenarios of the likely consequences of reductions in fishing mortality in the western Baltic cod (Gadus morhua) stock, publiziert 30. 9. 2016
http://www.ices.dk/sites/pub/Publication%20Reports/Advice/2016/Special_Requests/EU_Western_Baltic_cod_forecast_scenarios.pdf
[6] Dr. Christopher Zimmermann, Situation des Westdorschs, ICES-Empfehlung für 2017 und Lösungsansätze, Thünen-Institut für Ostseefischerei, Rostock
https://www.lfv-westfalen.de/images/pdf/westdorsch.pdf
[7] Comparing NOAA’s Recreational and Commercial Fishing Economic Data, EXECUTIVE SUMMARY, May 2013
http://asafishing.org/facts-figures...recreational-vs-commercial-saltwater-fishing/
Einige Bemerkungen auf Annahmen / Fragen in diesem Thread:
raubangler:
Das Thünen-Institut ist eine Forschungsinstitut des Bundes, es soll auf wissenschaftliche Grundlagen Entscheidungshilfen für die Politik liefern.Wer hat das beauftragt?
Warum sollte ein wissenschaftliches Institut dazu überhaupt eine öffentliche Meinung verbreiten?
vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Heinrich_von_Th%C3%BCnen-Institut
Stichwort: "Ressortforschung".
Entsprechende Studien wie [1] werden aus Bundesmitteln bzw. EU-Fonds finanziert, siehe letzter Abschnitt der Studie bzw. auch Aussage von Zimmermann
(diese Arbeit wurde mitfinanziert vom europäischen Datensammelprogramm).
Hintergrund für diese Forschung ist die Verordnung (EG) Nr. 1639/2001, "[..] über das Mindestprogramm und das erweiterte Programm der Gemeinschaft zur Datenerhebung im Fischereisektor und einzelne Durchführungsbestimmungen zur Verordnung (EG) Nr. 1543/2000 des Rates [..]". Mit der Revision Nr. 1581/2004 wurde der Dorsch als zu untersuchende Spezies der Freizeitfischerei hinzugefügt.
Sharpo:
Es ist mir unklar wie diese Bemerkung zu werten ist, natürlich wurde an dieser Stelle eine Studie durchgeführt (vgl. [2]). Sie wurde auch von Strehlow diskutiert, u.a. liegt der Wert von 3800t deutlich oberhalb der Thünen-Studie.Arlinghaus hat zu den Fängen auch keine Studie/ Monotoring durch geführt sondern hat bestehendes Material genutzt.
Hier wird von Strehlow bemerkt, das in der Studie von Arlinghaus nur eine Telefonumfrage durchgeführt wurde und ein Fehler vorliegen kann, weil evtl. vorwiegend besonders aktive Angler befragt wurden.
Dorschfänge von Anglern wurden natürlich auch von anderen Ländern wie Dänemark und Schweden untersucht (vgl. [3] u. [4]). Nur wird deren Qualität bisher geringer eingeschätzt, daher wurden sie noch nicht berücksichtigt.
Dänische Freizeitfischer/-angler haben laut [3] 2009 insgesamt 1231t Dorsch entnommen (Deutschland, Ostseedorsch: 2009 1744t).
Ralle:
Die Methodik wurde natürlich dokumentiert.Das Thünen-institut hat auf Grundlage undurchsichtiger, ja für eine seriöse Datenermittlung grob fahrlässiger, Zahlen eine horrende Menge durch Angler gefangene Dorsche ermittelt.
Im Zeitraum 2005-2010 wurde 1185 vor-Ort Beprobungen durchgeführt und 11536 Angler interviewt (vgl. [1], Tabelle 2).
Schlecht angenommen wurde die ursprüngliche Briefumfrage (<2% von 66617 Anfragen 2004-2006), deswegen wurde die später umgestellt (Telefonumfrage, vor-Ort Beprobungen etc.).
Aktuelle Zahl der Beprobungen ist hier zu finden:
https://www.thuenen.de/de/thema/fis...esangelfischerei/beprobungsumfang-und-faenge/
Mit Sicherheit sind solche Hochrechnungen fehlerbehaftet, ich persönlich würde zumindestens die Größenordnung durchaus als plausibel einschätzen, hier kann man verschiedene ausländische Studien vergleichen [3], [4].
Für exaktere Zahlen müssten mehr Stichproben oder z.B. verpflichtende Fangbücher eingeführt werden; bisher habe ich keinen solchen Vorschlag von den Verbänden gelesen.
Sharpo:
Das ist korrekt; der Gesamtertrag Ostseedorsch betrug 2015 auch nur 4,45 Mio. € (deutsche Fischer, vgl. [6]).1kg Dorsch verkaufen die Berufsfischer für 0,48 Euro bis 0,80 Euro
Bei den anderen Sorten sieht es nicht wirklich besser aus.
Hier könnte man sich in der Tat fragen, warum man keine kreativen Lösungen vorgeschlagen hat, z.B.
könnte einen Teil der TAC von den Fischern finanziell auszugleichen. (Die Politik erwartete von den Anglern
einen Anteil von 1000t, vgl. Aussage von Habeck, das ist ein Wert < 1 Mio. Euro).
bastido/Sharpo:
Interessant das kaum jemand diese Zahl hinterfragt. Die Kürzung von 87% der TAC kann als eine sehr hohe Empfehlung gewertet werden. Je nach Prämisse ist eine solche Zahl nicht notwendig. Wenn sie nur als Stabilisierung / Aufbau der Laicherbiomasse verstanden wird, würde u.a. selbst eine Kürzung der TAC um 20% gemäß der Simulation von Mittelfristszenarien genügen (siehe [5], Szenario d1_20). Alle 25 von der ICES simulierten Szenarien zeigen eine Erholung der Laicherbiomasse, sie unterscheiden sich in der Geschwindigkeit der Erholung.Jetzt scheint man an einem Punkt wo man der Realität nicht mehr ausweichen kann, sprich 87% empfohlene Quotensenkung.
Die aktuelle Quote verlangsamt nur den Porzess und retten nebei den Dorschbestand nicht
Man könnte auch schreiben, dass der ICES sehr hoch gepokert hat und 1000t der Angler kaum einen signifikanten Effekt haben dürften.
Thomas:
Das dürfte noch niedrig angesetzt sein. Es gibt eine Studie im Auftrag der American Sportfishing Association [7], danach beträgt der Faktor des volkswirtschaftlichen Werts pro Pfund Fischer fast 100.Meine Schätzung daher:
Der Angler erwirtschaftet für die Volkswirtschaft mit einem Kilo entnommenem Dorsch das ungefähr 10-Fache dessen, was ein Fischer damit erwirtschaftet
Eine wirkliche Analyse habe ich noch nie in Pressemitteilungen der Lobbyverbände für Angler gelesen.
boardsurfer
Um mal wenig sachlich zu schreiben: zum Glück ist noch niemand auf die Idee gekommen diesen Öko-Murks zu untersuchen.Wie sehen denn die co2-bilanzen von 1kg ostseedorsch gefangen
Viele Grüße,
Torsten
Quellen:
[1] STREHLOW, Harry V., et al. Cod catches taken by the German recreational fishery in the western Baltic Sea, 2005–2010: implications for stock assessment and management. ICES Journal of Marine Science: Journal du Conseil, 2012, 69. Jg., Nr. 10, S. 1769-1780.
http://icesjms.oxfordjournals.org/content/69/10/1769.full
[2] DOROW, MALTE, and ROBERT ARLINGHAUS. "A telephone-diary-mail approach to survey recreational fisheries on large geographic scales, with a note on annual landings estimates by anglers in northern Germany." American Fisheries Society Symposium. Vol. 75. 2011.
https://www.researchgate.net/profil...rn_Germany/links/0deec535158f78274a000000.pdf
[3] Sparrevohn, Claus Reedtz, and Marie Storr-Paulsen. "Using interview-based recall surveys to estimate cod Gadus morhua and eel Anguilla anguilla harvest in Danish recreational fishing." ICES Journal of Marine Science: Journal du Conseil 69.2 (2012): 323-330.
http://icesjms.oxfordjournals.org/content/69/2/323.full
[4] Persson, L. "Sweden’s fisheries catches in the Baltic Sea (1950–2007)." Total marine fisheries extractions by country in the Baltic Sea (1950): 225-263.
http://www.seaaroundus.org/doc/CatchReconstruction/EEZ/Sweden-Persson-2010.pdf
[5] ICES Special Request Advice Baltic Sea Ecoregion, EU request to ICES on forecast scenarios of the likely consequences of reductions in fishing mortality in the western Baltic cod (Gadus morhua) stock, publiziert 30. 9. 2016
http://www.ices.dk/sites/pub/Publication%20Reports/Advice/2016/Special_Requests/EU_Western_Baltic_cod_forecast_scenarios.pdf
[6] Dr. Christopher Zimmermann, Situation des Westdorschs, ICES-Empfehlung für 2017 und Lösungsansätze, Thünen-Institut für Ostseefischerei, Rostock
https://www.lfv-westfalen.de/images/pdf/westdorsch.pdf
[7] Comparing NOAA’s Recreational and Commercial Fishing Economic Data, EXECUTIVE SUMMARY, May 2013
http://asafishing.org/facts-figures...recreational-vs-commercial-saltwater-fishing/