Thomas9904
Well-Known Member
Vorabveröffentlichung Mag 1/11
Honeyball und Ralle haben da mal recherchiert auf Grund der Dortmunder Vorkommnisse.
Das ist uns wichtig genug, um es auch vorab schon zu veröffentlichen..
Honeyball und Ralle haben da mal recherchiert auf Grund der Dortmunder Vorkommnisse.
Das ist uns wichtig genug, um es auch vorab schon zu veröffentlichen..
Droht ein umfassendes Angelverbot ?
Einige werden sicher die Meldungen über PCB verseuchte Fische im Dortmunder Hafen gelesen haben. Wenn nicht, kann man sich hier informieren.
diesen Thread im AB.
diesen Zeitungsartikel.
Hintergründe zum ENVIO-Skandal
Eine Riesensauerei, eine Umweltkatastrophe, ohne wenn und aber. Aber was hat das nun mit einem Angelverbot zu tun ?
Der Reihe nach, zum besseren Verständnis.
Die Umweltsauerei
Wie in obigen Links zu lesen, ist es wohl im Bereich des Dortmunder Hafens zu einer umfassenden und nachhaltigen Schädigung des Gewässers und der darin lebenden Fische durch die Verschmutzung mit PCB gekommen. PCB ist stark krebserregend und steht auch in dem Verdacht, genetische Schäden und Veränderungen zu erzeugen. PCB ist kaum abbaubar und reichert sich im Körper von Mensch und Tier, und natürlich auch in den Sedimenten an. Es ist demnach ein Gift mit extremen Langzeitfolgen. Selbst wenn ein kontaminiertes Lebewesen stirbt, ist das PCB nicht weg, sondern wird erneut freigesetzt.
Näheres dazu kann man hier nachlesen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Polychlorierte_Biphenyle
Nun hat sich auf der Info-Veranstaltung des LANUV am 15.12. herausgestellt, dass die Fische nicht generell, sondern unterschiedlich belastet sind. Man spricht zur Zeit von einer Empfehlung, auf den Verzehr von Fischen aus diesen Gewässern zu verzichten.
http://www.anglerboard.de/board/showpost.php?p=3166169&postcount=16
Ein Verzehrverbot ist damit keineswegs vom Tisch, sondern hängt von den Ergebnissen weiterer möglicher Untersuchungen ab.
Fisch als Nahrungsmittel
Eine der Folgen ist, dass der Verzehr von mit PCB belasteten Fischen extrem gesundheitsschädlich ist. Solche Fische scheiden als Nahrungsmittel komplett aus. Zwar ist der Ursprung der Verschmutzung im Dortmunder Hafen lokalisiert, aber die Fische sind natürlich nicht im Hafengebiet geblieben, sondern haben sich verteilt. Im Prinzip kann man in jedem mit dem Dortmunder Hafen in Verbindung stehende Gewässer auf PCB-belastete Fische treffen. Fische aus diesen Gewässern, und hierbei handelt sich zumindest schon einmal um sämtliche Flüsse und Kanäle in NRW, und auch über die Landesgrenze hinaus, zu verzehren gleicht einem Russischen Roulett. Sollten die anstehenden Untersuchungen die Befürchtungen über das Ausmaß der Verschmutzung bestätigen, dürfte kein um seine Gesundheit besorgter Mensch mehr einen Fisch aus diesen Gewässern essen.
Was können unsere Verbände dafür ?
Nix, gar nix. Die Verbände haben ja nun wirklich keinerlei Einfluss auf die Einleitung Gesundheitsgefährdender Stoffe und wird darüber ebenso entsetzt sein, wie jeder von uns.
Aber…..
Es gibt da noch was nachzutragen.
Der VdSF propagiert seit langem, dass der Wille zur Verwertung die absolute Voraussetzung für die Ausübung der Angelfischerei ist.
Auszug aus der offiziellen Homepage des VdSF Bundesverbandes:
Es ist nicht fischwaidgerecht, Fische allein aus Freude am Drill zu fangen. Das gilt erst recht für das Fangen von Fischen, um diese anschließend zurückzusetzen (catch and release). Mit dem Fang muss die sinnvolle Verwertung der Fische verbunden sein.
In Bayern ist das bereits in eine gesetzliche Entnahmepflicht aller nicht besonders geschützten Fische ausgeufert. In anderen VdSF- hoheitlichen Bundesländern steht das zur Debatte, aber alle sind sich einig, dass der Nahrungserwerb die einzige Rechtfertigung zum angeln ist.
Auch der DAV äußert sich in seiner Homepage zu diesem Punkt.
Auszug aus der offiziellen Homepage des DAV:
Der DAV erklärt deshalb noch einmal ausdrücklich seinen Standpunkt zum catch and release. Wir gehen angeln, um Fische zu fangen und zu verwerten, behalten uns jedoch weiterhin das Recht vor, Fische auch zurückzusetzen!
Eine generelle Entnahmepflicht steht beim DAV also nicht zur Debatte.
Nun, setzt sich der Standpunkt des VdSF bundesweit durch, dann bedeutet das in letzter und ausschließlicher Konsequenz nicht anderes als ein totales Angelverbot in den Gewässern, in denen PCB oder anderen Gesundheit gefährdend belastete Fische vorkommen können. Diese Fische sind nicht als Nahrungsmittel geeignet. Man sieht dem Fisch von außen nicht an, ob und wie stark er belastet ist. Man sieht im nicht an, ob er sich jahrelang im Dortmunder Hafen aufgehalten hat. Jeder Fisch ist verdächtig.
Mit dem Wegfall der Eignung als Nahrungsmittel entfällt aber auch der gemäß VdSF „ einzig vernünftige Grund „ Fische zu fangen. Sprich : Angeln verboten !
Die Entscheidung, ob ein Verzehrverbot für Fische ausgesprochen wird, liegt nicht in Händen der Angler. Das legen andere fest und wir können nur zusehen.
Die Folgen.
Die Folgen eines solchen, umfassenden Angelverbots sind weit reichend. Zunächst einmal trifft es natürlich jeden einzelnen Angler. Danach trifft es die Vereine. Welcher Angler zahlt schon Jahresbeitrag für Gewässer, in denen er nicht fischen darf ? Welcher Verein kann sich ohne, oder mit stark zurückgegangener Mitgliederzahl überhaupt halten? Wer kümmert sich um Hege und Pflege der Gewässer ?
Schließlich trifft es dann auch die jeweiligen Kreisverbände. Denn wenn die Vereine wegsterben, verlieren auch sie Ihre Daseinsberechtigung. Mit den Kreisverbänden leiden die Landesverbände und letztlich auch der Bundesverband. Ein Treppenwitz, mit dem sich ein Verband letztlich selbst weggetierschützt hat. Leider kein komischer.
Doch das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange. Weniger Angler, weniger Umsatz für die Angelgeschäfte, weniger Angeltourismus, weniger Arbeitsplätze. Keine Einnahmen durch Verpachtung an Angelvereine für die Fischereirechtinhaber.
Worst case, und Nun ?
Sicher, es bleibt abzuwarten wie schlimm die Verseuchung tatsächlich ist, welche Fläche betroffen ist. Alle hoffen und beten, dass es nicht so schlimm kommt. Auch ich hoffe, dass die geschilderten Auswirkungen nicht den Umfang und die Folgen haben, die ich oben aufgeführt habe.
Aber ist es abwegig zu glauben, dass so ein GAU niemals eintreffen wird?
Kann sich SANDOZ niemals wiederholen ?
Gibt es Flüsse, nein überhaupt ein Gewässer oder Gewässersystem, welches immun gegen solche schlimmen Umweltkatastrophen ist ?
Steht nicht im Einzugsgebiet eines jeden kleinen Tümpels irgendwo eine potentielle Gefahrenquelle ?
Ist es tatsächlich der Wille der Angler, dass die Nahrungsbeschaffung der einzig zulässige Grund zur Ausübung der Angelfischerei ist ?
Hat der VdSF jemals, auch nur ansatzweise, solche Folgen in seiner tierschützerischen Vorgehensweise angedacht ?
Gibt es wirklich noch Angler die glauben, Angelpolitik betreffe sie nicht ?
Gibt es noch Angler die Glauben, dass die da oben machen sollen was sie wollen, weil er sowieso so angelt, wie er möchte ?
Nochmal, um polemisches Verbandshörigtum auszuschließen.
Die Verbände haben nicht die geringste Schuld und keinerlei Einfluss an und auf Gewässerverschmutzungen.
Sie werden ebenso entsetzt sein, wie jeder einzelne Mensch.
Aber zumindest der VdSF wird auch, zu spät, aufwachen und einsehen müssen, dass seine Politik des ständigen Nachgebens letzten Endes zu einem totalen Angelverbot geführt hat.
Und wenn auch (hoffentlich) noch nicht jetzt, dann aber irgendwann in der Zukunft.
Der DAV drückt sich moderater aus, vertritt den Standpunkt, dass der Verzehr von Fischen zwar ein sehr wichtiger, aber beileibe nicht der einzige vernünftige Grund zur Ausübung der Angelfischerei ist.
Es möge nun jeder für sich entscheiden, mit welcher Einstellung die Zukunft unseres Hobbys generell stärker gefährdet ist. Und ein jeder möge für sich prüfen, ob ihm sein Hobby so unbedeutend ist, dass er weiterhin die Angelpolitik, das Engagement in Vereinen und Verbänden, einfach ignoriert in dem Glauben, das betreffe ihn überhaupt nicht.
Ein jeder möge für sich entscheiden, von welchem Verband er sich besser vertreten fühlt und ob er sich in seinem Verein mit ganz einfachen Mitteln nicht dafür einsetzen will, den seiner Meinung nach besser geeigneten Verband als Partner zu wählen.
Wie das geht ? Bitte sehr:
http://www.anglerpraxis.de/ausgaben-archiv/august-2010/angler-wehrt-euch-leitfaden.html
[FONT="]Eure Meinungen sind uns wichtig !![/FONT]
Ralf Dahlheuser