Thomas9904
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Ein Kommentar von Dr. Thomas Guenther zum Schreiben von Pro DAFV
Dr. Thomas Guenther schrieb:thomasguenther
Just another WordPress.com siteInmitten der KrisePosted on 09/03/2012 | Leave a comment
+++ Sonderberichterstattung +++
Manfred Braun, Karl-Heinz Brillowski, Dietrich Roese und Eberhard Weichenhahn – das sind in alphabetischer Reihenfolge die Namen der Männer im Deutschen Anglerverband (DAV) und im Verband Deutscher Sportfischer (VDSF), die Fischereigeschichte geschrieben haben. Dem Schlinger- und Verhinderungskurs des VDSF-Präsidenten (vgl. mein Blogbeitrag „Sittliche Unreife“) haben sie mit einem offenen Brief geantwortet, der dem Projekt Verbandsfusion mit nur einem Verband eine deutliche Absage erteilt und eine neue Richtung aufzeigt. Der neue Kurs heißt: „Fusion ohne VDSF-Präsident“ (unbedingt lesenswert: http://www.lfvbayern.de/media/files/IMG_0001.pdf).
Kommentar von Dr. Thomas Günther
Da müssen in Potsdam, in Erfurt, in Görslow und in München gleich mehrere Lagen von Geduldsfäden explodiert sein. Wenige Stunden nachdem VDSF-Präsident Peter Mohnert zum zweiten Mal innerhalb in kaum mehr als einem Jahr dem DAV vor aller Öffentlichkeit einseitig die Gespräche aufkündigte und ihm zugleich die Alleinschuld am Scheitern der Fusion zusprach, reagieren die Initiatoren der „Initiative Pro DAFV“. Verbandsübergreifend hatten sich im letzten Jahr die Landesverbände aus Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen nicht abfinden wollen damit, dass ein einziger Mensch den richtigen und notwendigen Zusammenschluss der deutschen Angelfischerei absagt. Mit gemeinsamer Kraft war es ihnen gelungen, beide Präsidenten wieder an den Verhandlungstisch zu zwingen, auch wenn innerhalb des VDSF Präsident Mohnert formal das Mandat zum neuerlichen („endgültigen“) weiteren Abbruch der Fusionsverhandlungen erteilt wurde. Das war, wie seinerzeit hier und andernorts kommentiert, eine Schwächung beider Präsidenten, die in einem Klima des Gegenwinds in eine Sackgasse gelaufen waren und nun von ihrer eigenen Basis „zum Jagen“ nicht nur getragen, sondern geprügelt werden mussten. Und es war zugleich ein – in meinen Augen deutlicher – Warnschuss an VDSF-Präsident Mohnert, es mit der Fusionsverhinderung nicht gegen den Willen seiner beiden größten Landesverbände und eines weiteren VDSF-Landesverbandes zu übertreiben. Doch diesen Schuss wollte oder konnte Peter Mohnert nicht hören. Mit seiner neuerlichen, kaum fadenscheinig begründeten Fusionsabsage hat er nicht allein die Mitglieder des DAV und das DAV-Präsidium düpiert und von ihnen in ihrer morgigen Jahreshauptversammlung einiges abverlangt. Man wünscht ihnen, dass sie souverän bleiben. Nein, Peter Mohnert hat zugleich die die „Initiative Pro DAFV“ tragenden Landesverbände – und damit einen Gutteil seiner eigenen Machtbasis quasi aus dem Nichts vor den Kopf geschlagen. Mag sein, dass er die Entschlossenheit dieser Fusionsallianz unterschätzt hat. Aber einiges spricht dafür, dass er die Fortexistenz dieser Allianz nicht wahrgenommen oder einfach nicht ins Kalkül gezogen hat. Vielleicht hat er gehofft, dass auch die Initiative, wie in 2011 der DAV, duldsam auf seine Volten reagieren würde. Das wäre dann, wie wir jetzt wissen, unter den vielen Fehleinschätzungen seiner Präsidentschaft die möglicherweise krasseste. Erklärbar mit seiner von ihm selbst erklärten Beratungsresistenz, aber nicht entschuldbar, weil es um die Angelfischerei in Deutschland geht.
Werfen wir zunächst einen Blick auf die Erklärung der vier mutigen Landesverbände der Initiative Pro DAFV vom 7.3.2012, also drei Tage vor der DAV-Jahreshauptversammlung, die über die Fusion nach bisherigem Fahrplan„ostseitig“ entscheiden soll, obwohl ja diese kurzfristig von VDSF-Präsident Mohnert abgesagt worden war. (Ein Verstoß gegen den eigenen Fahrplan!?!).
Zunächst einmal lehnt die Initiativgruppe – vollkommen zu recht – den Mohnert-Plan einer Umwandlung des VDSF in einen Dacheinheitsverband , in den DAV-Strukturen beitreten können, „kategorisch“ ab. Richtig so! Dieser Plan des VDSF-Präsidiums ist nicht aberwitzig, er ist, ich finde ernsthaft kein anderes Wort, schlicht dumm, Entschuldigung: „nicht durchdacht“. Wir Angler in Deutschland sind gerade dabei, unsere politischen Einflussmöglichkeiten in der Politik und Öffentlichkeit durch Konzentration unserer Strukturen zu verbessern und da wird uns – offenbar erschreckend ernsthaft – vorgeschlagen, dass wir die Einheit der Anglerorganisationen ohne die Anglerorganisationen „der andern“ machen sollen!?! Auch wenn ich damit eine neuerliche Strafanzeige wegen Ehrdelikten riskiere: Ich halte diesen Antrag Peter Mohnerts für einen intellektuellen Totalausfall.
Im Weiteren Text des offenen Briefes der vier Landesverbände wird die aktuelle Situation beschrieben: „Es muss leider festgestellt werden, dass die Spannungen und Schuldzuweisungen der Präsidien beider Verbände sich äußerst schädlich auf diesen [Fusions-] Prozess auswirken.“ Ja, da haben sie recht. Ein übler, wenn auch berechtigter Rüffel, der zwar die Schelte „nach Proporz“ auf beide verteilt, aber nur einen trifft. Denn der DAV hat keine Spannungen erzeugt und keine Schuldzuweisungen vorgenommen, wie jeder Beobachter weiß. Das richtet sich, wiewohl überwiegend vom VDSF, gegen den eigenen Präsidenten.
Aber die Initiativgruppe wird bemerkenswerterweise noch deutlicher: „Leider liegt der Haupthinderungsgrund dieser Fusion nicht auf der inhaltlichen Ebene, sondern bei der Besetzung der Funktion des Präsidenten.“ Ich ziehe meinen Hut weniger für diese Erkenntnis, als für den Mut, es in einem offiziellen Dokument auszusprechen. (Ich bin genau dafür, obwohl ich es nur als Meinung veröffentlicht habe, heftig kritisiert worden.)
Weiter schreibt die Initiative: „Es wurde mehrfach besprochen und auch von beiden Seiten akzeptiert, dass keiner der beiden bisherigen Präsidenten für das Amt zur Wahl steht. Dabei muss es bleiben. Erhebt auch nur einer der bisherigen Präsidenten Anspruch zu kandidieren, ist die Fusion akut gefährdet. Damit wäre auf lange Sicht die Chance verspielt, die historische Stunde zu nutzen und die deutsche Anglerschaft zu einigen.“ Dieser Forderung ist nicht zu widersprechen. Dass sie erhoben wird, ist des Nachdenkens wert. Hatte nicht auf der einen Seite DAV-Präsident Markstein mehrfach erklärt, dass er als der Vertreter des kleineren Verbandes für diese Aufgabe nicht in Frage käme? Demgegenüber hatte Peter Mohnert im Februar 2011 die Fusion platzen lassen, als der Vorschlag einer Präsidenten-Doppelspitze ernsthaft „drohte“ mehrheitsfähig zu werden . Und hat er sie nicht vor wenigen Tagen erneut für beendet erklärt, als der berühmte „Punkt 5.2“ auf die Agenda kam, der vorsah, einen renommierten externen Politiker zum Präsidenten des Fusionsverbandes zu machen? Drei ganze Sätze jedenfalls verwendet die Erklärung der Pro-Initiative darauf, den Präsidenten zu erklären, dass ihre Zeit mit der Fusion abgelaufen ist oder ansonsten die Fusion scheitert. Gerade ist der VSDF dabei zu begreifen, dass Peter Mohnert nicht „der Verband“ ist und dass man einen Präsidenten nicht stärken kann, der sich selber schwächt. Mehr noch: Alle beteiligten sehen jetzt, dass der VDSF-Präsident entgegen allen vollmundigen Erklärungen nicht die Einheit der Angler in Deutschland schafft, sondern die Spaltung des VDSF. Will er sich etwa im Amt halten, indem er die anderen westdeutschen Landesverbände gegen Bayern und Mecklenburg-Vorpommern ausspielt? In diesen Tagen wird, wie selten, der deutschen Angelfischerei klar: Peter Mohnert eint nicht, er spaltet. Niemand hat etwas davon, nicht einmal er selbst (auch wenn er es im Moment vielleicht anders sieht). Wir befinden uns als VDSF inmitten einer tiefen Krise. Diese Krise gefährdet unsere Zukunft. Wir müssen, wenn wir diese Krise lösen wollen, bereit sein, ungewohnte Schritte zu gehen. Es geht nicht um Vergangenheit. Es geht darum, etwas zu gestalten, was in die Zukunft führt. Peter Mohnert hat deutlich gemacht, dass er das nicht will. Ihn gilt es, würdig, aber schnell zu verabschieden. Angesichts der Kette seiner Fehlleistungen im Fusionsprozess der beiden deutschen Angelverbände mehr als zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung sollte auch niemand der Illusion nachhängen, dass Peter Mohnert eine gute Vertretung der deutschen Anglerschaft innerhalb des Deutschen Fischereiverbandes und der European Anglers Alliance (EAA) gewährleisten könnte. Er sollte von diesen Ämtern wie auch von seinem VDSF-Vorsitz schnellstmöglich zurücktreten, um weiteren Schaden von diesen Organisationen abzuwenden. Die Krise des VDSF und deutschen Angelfischerei endet nicht automatisch, indem Peter Mohnert auf all seine Ämter verzichtet. Aber ohne dass er daraus ausscheidet endet sie nicht.
Die Delegierten des Deutschen Anglerverbandes, die am morgigen 10. März 2012 zusammenkommen, um über eine Zustimmung oder Ablehnung der Fusion abzustimmen, sollten bedenken, dass Peter Mohnert nicht der VDSF und der VDSF nicht Peter Mohnert ist. Aber sie haben auch ein Anrecht darauf zu wissen, ob ihre Entscheidung auch zu dem gewünschten Erfolg führt. Das aber kann nur gewährleistet werden, wenn Peter Mohnert mit sofortiger Wirkung und unwiderruflich seiner weiteren Mitwirkung am Fusionsprozess entsagt und diese Zuständigkeit an den Verband zurückgibt. Denn durch sein mehrfaches Fehlhandeln hat er sich mehrfach gegen den Willen der deutschen Anglerschaft gestellt. Die Verantwortlichen im VDSF müssen dafür rasch Sorge tragen, dass diese Wiederholungsgefahr ausgeschlossen wird. Sollten sie sich mit dem Gedanken an eine Sondersitzung tragen, wäre zu raten, die entsprechenden Signale an den DAV nicht zu unterlassen.