Einfluss der Fischbestände auf die Wasserqualität?

rheinfischer70

Well-Known Member
Ich habe mal vor vielen Jahren einen Artikel in einer Angelzeitschrift gelesen, dass ein zu großer Friedfischbestand die Wasserqualität verschlechtern kann, da diese Zooplankton fressen, welches das Phytoplankton reduziert.
Ein großer Raubfischbestand beugt dem angeblich vor.
Hat hier jemand einen Link zu genauen Details?
Was ist eigentlich mit massenhaft kleinen Barschen? Zählen die bezüglich der Wasserqualität als Raubfische oder Friedfische, da diese ja auch Zooplankton vertilgen ?
 

Minimax2

Well-Known Member
hallo,

ich kenne den Artikel nicht, habe demnach auch keine Details zur Hand. Aber:

schließt sich das nicht aus - ein großer Bestand an Raubfischen und ein großer Friedfischbestand?

Mein Verständnis von guter Gewässerqualität beinhaltet ein Gleichgewicht aller darin enthaltenen Organsimen mit allen dazugehörigen Schwankungen.

bis später
 
Was ist eigentlich mit massenhaft kleinen Barschen? Zählen die bezüglich der Wasserqualität als Raubfische oder Friedfische, da diese ja auch Zooplankton vertilgen ?
"Fried"fisch.
Sonnenbarsche sowieso (kleines Maul).

Das gezielte Fördern des Raubfischbestandes zur Reduzierung kleiner Weißfische wird gelegentlich als Biomanipulation bezeichnet. Das ist z.B. im Interesse von Betreibern von Trinkwassertalsperren.
 

PirschHirsch

Well-Known Member
Das gezielte Fördern des Raubfischbestandes zur Reduzierung kleiner Weißfische wird gelegentlich als Biomanipulation bezeichnet. Das ist z.B. im Interesse von Betreibern von Trinkwassertalsperren.

So etwas steckt auch hinter der offiziellen holländischen Release-Politik in puncto Raubfische - da geht es nicht ums romantische Erschaffen eines Anglerparadieses:

Bei zu wenig Raubfischen könnte man die dortigen Blumenablaufwasser-Gewässer wohl auf Rotaugen-Rücken überqueren (oder alternativ auf Weißfisch-Dung).

Die brauchen dort einfach viele Raubfische, damit die (sehr oft künstlich angelegten) Dinger nicht umkippen.
 

fishhawk

Well-Known Member
Hallo,

scheint in Berlin ja nicht ungewöhnlich zu sein:



Oder in MVP:


Mein Verständnis von guter Gewässerqualität beinhaltet ein Gleichgewicht aller darin enthaltenen Organsimen mit allen dazugehörigen Schwankungen.
Das hat man hier wohl auch irgendwann gemerkt;


Das ist z.B. im Interesse von Betreibern von Trinkwassertalsperren.
Steht hier auch so:

 

zokker

Mecklenburger Seenplatte
das sollte eigentlich jedem Angler geläufig sein
Screenshot 2022-11-20 at 09-03-08 zusammenspiel phytoplankton zooplankton fische – Google Suche.png
 

fishhawk

Well-Known Member
Hallo,
Fragt sich nur, wo das liegt
Wenn die Pfütze wegen der ganzen Einleitungen/Einschwemmungen und den übermäßigen, verbutteteten Fischbeständen schließlich umkippt und alle Fische verenden hätte sich ein "Gleichgewicht" eingestellt.

Das wäre aber nach meiner Sichtweise kein "natürliches Gleichgewicht" wie man es von in einem Naturgewässer ohne menschliche Einflüsse erwarten würde.
 

rheinfischer70

Well-Known Member
Die Konsequenz wäre eine massive Förderung der Wels-, Hecht-, Zander- und Großbarschbestände und eine Verminderung der Weißfisch- und Kleinbarschbestände.

Oder sorgen Großhecht-Wallerbestände automatisch für weniger Kleinhechte und Zander, so dass die Weißfisch-Kleinbarschbestände hoch bleiben können?

Ist gar nicht so einfach, an einer Stellschraube zu drehen ohne die andere zu bewegen.
 

jkc

Well-Known Member
...
Ist gar nicht so einfach, an einer Stellschraube zu drehen ohne die andere zu bewegen.
Richtig, die Systeme sind mega komplex und die Konsequenzen von Eingriffen schlecht hervorzusehen.
"Massive" Förderung der großen Räuber ist in meinen Augen allerdings auch nicht erstrebenswert, eher ne möglichst breite / natürliche Alterspyramide die in Summe stabiler auf äußere Einflüsse reagieren dürfte. Meines Wissens werden auch die großen Stückzahlen an Friedfischen innerhalb der jungen Jahrgänge von denselben erlegt / gefressen.
Also 10 Meterhechte mit insgesamt 70kg fressen weniger als 70 Hechte mit 1kg oder 700 Hechte mit 0,1kg.

Grüße
 
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smithie

Well-Known Member
Ich hab mich relativ ausführlich mit dem Thema Biomanipulation im Zuge einer (endlosen) Diskussionen mit Gemeinde, LRA, Biologen, Fischereifachberatung etc. zu einem unserer Gewässer (3ha) beschäftigt.

Auch mit der Doktorarbeit einer Biologin, die das Konzept "Raubfischbestand erhöhen, Weißfische bekämpfen, um Wasserqualität zu verbessern" propagiert.
Dazu habe ich auch mit Ihrem Doktorvater gesprochen.

Er, wie auch die Fischereifachberatung, kamen zu dem Schluss, dass das Konzept in einem geschlossenen Gewässer, ohne wesentliche äußere Einträge von Nährstoffen, funktionieren kann. In Systemen, wo es Zuflüsse oder Einträge gibt, nicht.

So in Kürze und 3 Sätzen.
Im Endeffekt sieht man es ja auch auf zokker's Schaubild ganz gut.
Wenn das untere Ende der Nahrungskette laufend "nachbefüllt" wird, kann man weiter oben viel "manipulieren" ohne einen Effekt auf die Wasserqulität zu bekommen.
 

vermesser

Well-Known Member
Ich bin der Meinung, dass zu viele Weißfische und besonders Karpfen einen ganz massiven Einfluss auf die Wasserqualität und den Ertrag weiterer Arten haben. Ich kenne ein konkretes Beispiel. Der See ist ca. 14ha groß und mittlerweile voll mit kleinen, wirklich kleinen Weißfischen. Zu- oder Abfluss gibt es im Prinzip nicht (ausgetrocknet seit Jahren).

Als ich anfing dort zu angeln, fing man relativ viele mittlere Hechte. Und es wurden auch Zander, trotz schlammigen Bodens, gefangen. Das Wasser war zeitweise trübe, der See auch im Winter nicht wirklich klar. Kleinere Weißfische, ein paar Karpfen, aber auch schöne Plötzen, Rotfedern und Co. bevölkerten den See.

Dann wurden, wie üblich auf Wunsch einiger Vereinsmitglieder, massiv kleine Karpfen in den Tümpel verklappt. Denn "es gab ja schließlich seit Jahren keinen Besatz"! Das Ergebnis ist wirklich eindrucksvoll. Seitdem Massen an Kleinkarpfen den See bevölkern, gibt es Unmengen kleinster Weißfische, der See ist das ganze Jahr über trübe, Hechte sind dünn und farblos und klein, Zander im Prinzip verschwunden...aber immerhin fängt man nun Karpfen beim Stippen!

Also es ist durchaus möglich, dass Fische einen Einfluss auf die Gewässerqualität haben. Aber häufig wird das auch durch eine falsche Besatzpolitik verursacht. In dem Tümpel würde nur eine massive Entnahme von Karpfen, Weißfischen plus massiver Förderung des Räuberbestandes helfen, denke ich.
 
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