Feedern auf Bachforellen

Franz_16

Mitglied
forellen_feedern1.jpg

...oder wie man verprellte Forellen doch noch fangt.

Vielerorts beginnt die jährliche Angelsaison mit dem Frühjahrsbesatz von fangfähigen Forellen.
Herscharen von Anglern zieht es dann an die Flüsse und Bäche um den begehrten Salmoniden nachzustellen.

Die unerfahrenen Satzforellen sind anfangs meist sehr leicht zu fangen.
Ob Spinner, Gummifisch oder der Wurm den man an einer Posenmontage abtreiben lässt - der Erfolg ist fast gewiss.

forellen_feedern6.jpg


Genauso schnell wie die ersten Forellen gefangen sind, lässt die Beissfreudigkeit der "Rotgetupften" dann oftmals aber auch nach.

Meiner Erfahrung nach geht das umso schneller je mehr Angler ihr Glück versuchen. An stark beangelten Gewässern kann es schon nach sehr kurzer Zeit soweit sein dass einem enttäuschte Angler begegnen.
Die Weisheiten die man dann am Wasser zu hören bekommt sind stets die gleichen:

  • "Da sind keine mehr drin - alle rausgefangen"
  • "Die hat alle der Hecht gefressen"
  • "Die haben dieses Jahr viel weniger besetzt"
und so weiter.

Es ist natürlich bequem, immer auf nicht beeinflussbare Faktoren zu verweisen.

Tatsächlich kann ich aus meiner Erfahrung aber sagen, dass man es sich da oft zu leicht macht.

Es ist nicht so, dass ich nicht genauso wäre wie viele andere Angler auch und oft genug über den Ostwind, den Luftdruck o.ä. jammere.

Bezogen auf das Angeln auf "Satzforellen" habe ich aber vor einigen Jahren durch Zufall eine Erfahrung gemacht die mich mittlerweile wesentlich gelassener an den jährlichen Run auf die Forellen gehen lässt als früher.

Ich habe bei einer Urlaubsbuchung nicht an den 16.04 (bei uns Start in die Forellensaison) gedacht und realisierte dann irgendwann dass ich beim jährlichen Forellenfangen nicht zu Hause sein werde.

Im Urlaub stellte ich mir ständig die hochmotivierten Kollegen mit feurigen Augen vor, wie sie eine Forelle um die andere fingen - und sicher nicht im Traum daran dachten mir noch was übrig zu lassen. :q

Ich konnte erst nach einer Woche ins Geschehen eingreifen. Und es kam wie befürchtet, ich rannte mit dem Spinner auf und ab, ließ einen Wurm treiben und bekam nicht einen einzigen Biss.

Ich tröstete mich mit den altbekannten Sprüchen "Alle rausgefangen" , "Hat schon alle der Hecht gefressen" - weitere, siehe oben...

Einige Tage später erlebte ich dann einen Angel-Abend der bezogen auf die Forellenangelei vieles ändern sollte.

forellen_feedern2.jpg


Ich brauchte für den bevorstehenden ersten Mai, zum Schleppen auf Hecht, Köderfische. Da die meisten Schleppsysteme für Renken (Maränen, Felchen) konzipiert sind, ich diese aber hier nicht fangen kann, wollte ich einen ähnlich gebauten Fisch und mir fiel der Döbel ein.

Also ging ich mit einer leichten Feederrute bewaffnet an den Fluss, setze mich an eine strömungsreiche stelle und fing: Natürlich keinen Döbel, dafür aber 2 Forellen.

forellen_feedern13.jpg


Das war kurios. In den folgenden Tagen stattete ich dem Fluss dann immerwieder Besuche zum Feedern ab - und konnte so noch weitere Forellen fangen.

Zwischenzeitliche Versuche die Forellen wieder mit den üblichen Methoden, Spinner und/oder treibende Pose zu fangen brachten hingegen keinen Erfolg.

Ich feedere nun seit einigen Jahren jedes Jahr sehr zuverlässig meine Forellen - und das noch lange nachdem die Kollegen schon frustriert zu Hause sitzen.

forellen_feedern3.jpg


Das Feedern auf Forellen ist eine mitunter ziemlich nervenaufreibende Angelegenheit und hat mit dem was man anfangs vermuten möchte nicht viel gemeinsam.

Zunächst braucht man natürlich eine fängige Stelle. Da kann man sich ruhig an den Erfahrungen die man mit dem Spinner gesammelt hat orientieren. Die Forellen stehen immernoch an den gleichen Stellen.

Interesannt ist hier übrigens auch, dass ich einige Stellen kenne die seit ca. 20 Jahren immerwieder Forellen "anziehen" - obwohl es ja jedes Jahr neue Fische sind ziehen sie immerwieder an die gleichen Stellen.

Als nächstes brauchen wir ein Feederfutter. Grundsätzlich geht jedes Futter, ich bin mittlerweile dazu übergegangen mein Forellen-Feederfutter ausschließlich aus Supermarkt-Komponenten zusammenzumischen, einfach weil der nächste Supermarkt näher ist, als der nächste Angelladen.

forellen_feedern4.jpg


Ich kaufe Toastbrot das bald abläuft für ein paar Cent und eine Dose Mais. Das Toastbrot zerreiße ich einfach mit der Hand, Kippe die Dose Mais dazu und gut. Einfacher und primitiver geht es nicht.

Der Mais ist aber wichtig - er wird nicht so leicht von der Strömung weggetragen und wird von den Forellen gerne gefressen.

Interessanter wird es beim Köder:

Ein Tauwurm geht nicht, Mistwürmer nur schlecht.

Warum?

Ihr könnt euch nicht vorstellen wie vorsichtig die Forellen mitunter sind. Würmer "nagen" sie regelrecht ab. Man bekommt zwar Bisse - kriegt aber die Fische nicht.

Man kann hier problemlos mehrere Packungen Tauwürmer an einem Nachmittag verangeln ohne auch nur eine Forelle zu Gesicht zu bekommen.

Was einigermaßen gut klappt sind Maden, auch hier bekommt man noch Fehlbisse aber man erwischt zuverlässig Forellen.

forellen_feedern5.jpg


Für mich persönlich unerlässlich ist immer ein Maiskorn. Ich bilde mir ein, dass Forellen diesen Farbtupfer schätzen. Gut mag tatsächlich Einbildung sein - was aber Fakt ist: Sie fressen die Maiskörner die wir durch unser Futter ins Wasser befördern. Warum also nicht damit angeln?

Beim Haken heißt die Devise "klein&fein". Ich mag weder kleine Haken, noch dünne Vorfächer. Beim Feedern auf Forellen musste ich aber tatsächlich lernen, dass es einen Unterschied macht.
Mein aktueller Kompromiss ist ein 12er Haken an einem 0,22er Vorfach. Mit größeren Haken kriege zumindest ich, die Bisse nicht verwertet.

Die Montage ist auf den ersten Blick sehr einfach.
Futterkorb durchlaufend auf der Hauptschnur, oder in einem gleitenden Wirbel bzw. einen Anti-Tangle Boom einhängen - Perle - Wirbel mit Karabiner - Vorfach. Fertig.

forellen_feedern3.jpg


Bei der Angeltechnik hingegen muss man etwas umdenken - wir feedern ja auf "Raubfische". Forellen attackieren also durchaus auch einen bewegten Köder. Deshalb fische ich gerne etwas leichtere Körbe die von der Strömung ab und zu leicht verdriftet werden.
So wird immerwieder Futter freigegeben, und auch dem Köder wird so immerwieder Bewegung eingehaucht.

Sollten sich die Forellen als besonders "zickig" erweisen und die Bisse zu zaghaft sein, drehe ich auch zwischenzeitlich 1-2 mal an der Rolle um den Futterkorb quasi von Hand zu versetzen. Das bringt dann oft etwas deutlichere Bisse.

Wer erwartet dass die Forellen diese kleinen Köder gierig bis in den Schlund würgen wird eines Besseren belehrt werden.

Es sieht fast immer so aus:

forellen_feedern9.jpg


forellen_feedern11.jpg


forellen_feedern14.jpg


Wenn heftigere Bisse kommen ist es fast immer "Beifang" bei mir meistens in Gestalt von Döbeln:

forellen_feedern12.jpg


Wenn man die Forellen ausnimmt sollte man auch mal einen genauen Blick ins "Innenleben" werfen - oft kommen da dann wieder unsere Maiskörner aus dem Futter zum Vorschein:

forellen_feedern10.jpg


Es macht wenig Sinn, eine Stelle stundenlang zu befischen - wenn ich trotz aller Bemühungen an einer Stelle innerhalb einer halben Stunde keinen Biss bekomme ziehe ich weiter.

Gerade weil es vorkommen kann, dass man die Stelle mal wechseln muss bin ich meistens mit sehr leichtem Gepäck unterwegs:

forellen_feedern8.jpg


Ich hoffe ich konnte euch mit diesem kleinen Bericht einen kurzen Einblick in eine etwas kuriose, aber doch auf ihre Art spannende Angelei geben.
 

kati48268

Well-Known Member
AW: Feedern auf Bachforellen

Dieser Bericht hat alles, was ein guter Praxisartikel haben muss: eine Idee, Erfahrungen damit, detaillierte Vorgehensweise, tolle Fotos,... perfekt. #6

ReFos werden in der Zucht/Mast ja durchaus auch mit Mais gefüttert, kann mir vorstellen, dass es den Bafos genauso geht und diese frisch eingesetzten Kollegen, dies als ihre gewohnte Nahrung gern nehmen.

Möchte das gern mal ausprobieren.
 

Angler2097

Dirty Roach/Fast Sinking
AW: Feedern auf Bachforellen

Hier am Vereinsteich gibt es auch einen Spezi, der mit Futterkorb auf Forellen angelt. Sein Futter und den Hakenköder habe ich nicht gesehen, aber er fängt immer gut.
Schöner Bericht Franz!
 

Deep Down

Well-Known Member
AW: Feedern auf Bachforellen

Toller, ausführlicher und detailierter Bericht!

Bezieht sich das nur auf "Satzforellen" oder auch auf einen vorhandenen aus Setzlingen abgewachsenen Bestand.
 

d.b.

Member
AW: Feedern auf Bachforellen

Toller Beitrag, hatte meine ersten Forellen damals als Jungangler auch immer als Beifang beim Friedfischangeln.
 

feederbrassen

immer wieder neu
AW: Feedern auf Bachforellen

Schöner Bericht.
Da kommt mir vieles sehr bekannt vor und lässt sich eins zu eins auf ein ehemaliges Hausgewässer von mir ,See, übertragen.
Wobei ich die Forellen immer als lästig empfand ,da sie mir die Brassen vom Platz verdrängt haben.:q
 

Franz_16

Mitglied
AW: Feedern auf Bachforellen

Toller, ausführlicher und detailierter Bericht!

Bezieht sich das nur auf "Satzforellen" oder auch auf einen vorhandenen aus Setzlingen abgewachsenen Bestand.

Meine Erfahrungen beruhen was das Feedern auf Bachforellen angeht ausschließlich auf Satzforellen - und da klappt es wirklich ausgesprochen gut.

Sicher kann man auch "wilde" Forellen mit Naturködern und folglich auch beim Feedern fangen, aber darin liegt nicht die Besonderheit!

Der klare Vorteil den ich beim Feedern auf Satzforellen ausgemacht habe ist, dass man so tatsächlich die Fische fangen kann die man mit anderen Methoden einfach nicht kriegt.

Ich glaube bei "wilden" Forellen sind alle typischen Satzforellen-Effekte in alle Richtungen nicht so stark ausgeprägt. Sie beißen anfangs nicht so hemmungslos auf alles was sich bewegt - sie sind aber im Gegenzug auch nicht so schnell so stark verprellt dass sie die Nahrungsaufnahme fast einstellen.
 

Siever

Rollmopsiger RuhrPirat...
AW: Feedern auf Bachforellen

Hey Franz,
toller Bericht#6 Ich habe so langsam auch wieder Bock auf einfaches und schnörkelloses Fischen. Erst neulich war ich mal wieder mit der Brotflocke an freier Leine unterwegs. Das beste seit langer Zeit. Und wenn ich so an eine ersten FoPuff-Erfahrungen vor 25 Jahren denke, so habe ich dort auch gern mit Mais und Made geangelt und gefangen.
 

hecht99

3x99cm, noch keinen Meter
AW: Feedern auf Bachforellen

Ihr könnt euch nicht vorstellen wie vorsichtig die Forellen mitunter sind. Würmer "nagen" sie regelrecht ab. Man bekommt zwar Bisse - kriegt aber die Fische nicht.

Man kann hier problemlos mehrere Packungen Tauwürmer an einem Nachmittag verangeln ohne auch nur eine Forelle zu Gesicht zu bekommen.

Was einigermaßen gut klappt sind Maden, auch hier bekommt man noch Fehlbisse aber man erwischt zuverlässig Forellen.

Mein aktueller Kompromiss ist ein 12er Haken an einem 0,22er Vorfach. Mit größeren Haken kriege zumindest ich, die Bisse nicht verwertet.

Dieses Problem hatte ich auch schon des Öfteren, hat aber meiner Meinung nach nichts mit vorsichtig zu tun! Wenn die "silbernen Bachforellen" auf Würmer oder 2 bis 3 Maiskörner gehen hatte ich auch viele Fehlbisse. Die wilden hakt man hingegen sicher. Folgende Aspekte sind mir aufgefallen mit denen ich mir einiges erklären konnte:

- durchs schnelle Wachsen der Zuchtforellen haben sie ein erheblich kleineres Maul
- sie sind gewohnt, nur eine Größe Futter zu vertilgen, deshalb brauchen sie einige Zeit, dass sie begreifen das Maul weiter aufzureißen. Lediglich Köderfische vertilgen sie meistens zügiger
 

Heilbutt

Endlich : Die Ehe für Aale
AW: Feedern auf Bachforellen

Hallo Franz,
sehr schön geschrieben!#6
Vor allem deckt sich das was du schreibst exakt mit dem was in meinen Vereinsgewässern so abläuft!!!
Werd´ich doch am Wochenende gleich mal testen müssen...:m

Gruß

Holger
 

Ossipeter

Active Member
AW: Feedern auf Bachforellen

Hallo Franz,
Superbericht. Macht Lust auf mehr.
 

kuttenkarl

Gerti der Fuchs
AW: Feedern auf Bachforellen

Hallo,
mit dieser Methode fischen meine Frau und ich schon seit 20 Jahren auf Forellen im Fluß. Wir ziehen noch eine Styroporkugel auf das Vorfach, 3.2 gr. Spaltblei aufs Vorfach zur Höheneinstellung des Auftriebes. Ab und zu 2-4 Kurbelumdrehungen wenn sich nichts tut wirkt oft Wunder. Beispiel: Angeln mit einer befreundeten Jugendgruppe (reine Seeangler) an unseren damaligen Fluß. Nichts läuft bei ihnen, Frage an unsere Jugend hat einer Styropor da? Kugel aufgezogen, Spaltblei drauf und raus damit. Nach zehn Minuten 3 Kurbelumdrehungen, wie auf Ansage du hast einen Biß, das Gesicht von dem Jungangler war Gold wert. Also die Methode funktioniert.

Gruü Gerd
 

Franz_16

Mitglied
AW: Feedern auf Bachforellen

Guter Hinweis, Gerd!

Ich hatte das nämlich tatsächlich auch schon überlegt, den Köder mal auftreiben zu lassen damit er besser in der Strömung spielt.

Boardie seele hat mal einige Unterwasservideos gemacht von einem auftreibenden Grundköder beim Forellenangeln. Anstelle einer Styropor-Kugel nimmt er ein Fake-Maiskorn das schwimmt - das sah ziemlich gut aus in den Videos und den Forellen hats offensichtlich auch geschmeckt. Siehe Anhang.
 
Zuletzt bearbeitet:

kuttenkarl

Gerti der Fuchs
AW: Feedern auf Bachforellen

Hallo,

als wir so angefangen haben zu angeln, gab es noch keinen Fakmais. Die besten Styroporkugeln , sind von den Platten die man zum isolieren von Häusern nimmt. Die man nach den ausschachten an die Hauswand stellt, Kugeln sind größer und kosten nichts. Nur mal bei Neubauten oder Renovierungen die Augen offen halte.

Gruß Gerd
 
AW: Feedern auf Bachforellen

Kurze Frage:

Öffnet der Autor des Blogs den Schnurfangbügel oder lässt er ihn zu, den Fisch also quasi selber haken.

Mir geht es nur um das Grundverständnis.

Ich danke euch im Vorraus|wavey:
 
AW: Feedern auf Bachforellen

Wie hakt sich denn dann der Fisch? Oder ist der Freilauf eingestellt und man schlägt selber an ?
 
AW: Feedern auf Bachforellen

Oder anders gefragt: was spricht denn dagegen den futterkorb frei auf der Schnur laufen zu lassen und die bisserkenung über die Schnur erfolgen zu lassen . Quasi wie eine normale Grundmontahe. Danke euch
 

kuttenkarl

Gerti der Fuchs
AW: Feedern auf Bachforellen

Hallo,

im Fluß zieht mir die Strömung, die Schnur von der Rolle, bei geöffneten Schnurfangbügel. Gegen die Bisserkennung über die Schnur spricht: Wind, Strömung, zarte Zupfer werden nicht erkannt, selbst die Unterströmung in stehenden Gewässern behindert die Bisserkennung.

Gruß Gerd
 
AW: Feedern auf Bachforellen

Kuttenkarl, deine Antwort war richtig aufschlussreich . Ich danke auch dir !

Gruß , Tom
 
Oben