AW: Frage zum Schleppen
Hi Davis,
Schleppangeln in Talsperren - schönes Thema!
Da du schreibst "wir fahren demnächst..." geh ich mal davon aus, dass ihr zu zweit schleppen möchtet.
Wenn man ein paar kleine Regeln beachtet, kann man problemlos mit vier Ruten schleppen. Selbst bei Kurvenfahrten gibt es dann kein Durcheinander.
Schleppen kannst du grundsätzlich natürlich die verschiedensten Wobbler, mit oder ohne Tauchhilfe, sowie Gummifische und teilweise sogar Jerkbaits.
Aber der Reihe nach:
Wir schleppen mit Ruten in Längen zwischen 2,75 und 3,10 m.
Die zwei kürzeren Ruten kommen in die hinteren Rutenhalter, stehen von oben gesehen nur leicht nach außen gestellt und in der Vertikalen etwa unter 30° (der Winkel spielt keine große Rolle, nur der Vollständigkeit halber hier aufgeführt) zur Wasseroberfläche. An diesen Ruten werden die tiefer laufenden Köder geführt, und zwar etwas näher am Boot (etwa 25 -30 Meter hinter dem Boot).
Etwa in der Bootsmitte werden die beiden längeren Ruten im 90°-Winkel zur Längsachse des Bootes ausgestellt. Sie stehen meist parallel zur Wasseroberfläche, stehen also fast waagerecht. An diesen Ruten werden zwei flacher laufende Köder angeboten, und zwar etwas weiter hinter dem Boot (etwa 40-45 Meter hinter dem Boot.)
Die Ruten haben Wurfgewichte zwischen 60 und 100 Gramm (sehr gut geeignet ist z.B. die Kev Pike von Sportex). Es handelt sich also um kräftige Ruten, die aber nicht so steif sind, wie ideale Ruten zum Jiggen.
Gefahren wird etwa mit min. 2,5 bis max. 4,5 km/h, die mittlere Geschwindigkeit liegt bei uns also meist um die 3,5 km/h. Ein GPS-Gerät ist dabei von Vorteil, da es die Geschwindigkeit anzeigt.
Der Biss kommt deutlich und ist nicht zu übersehen. Die Rute schlägt in der Regel deutlich aus, der Fisch hakt sich dabei meist selbst. Trotzdem wird nochmal ein Anhieb gesetzt.
Wichtig dabei: Die Bremse ist zu. Und zwar richtig. Damit scheiden Billigrollen aus, bei denen man die Bremse nicht ordentlich festziehen kann. Es bleibt nach dem Anschlag genug Zeit, bei Bedarf die Bremse zu regulieren und einem großen Räuber die Möglichkeit zu geben, Schnur abzuziehen.
Wenn ihr mit dem E-Motor unterwegs seid, sollte jeder eine Rute aus der hand führen. Hat den entscheidenden Vorteil, dass durch Zupfen dem Schleppköder Leben eingehaucht werden kann. Einfach nur monoton die Köder hinterherzuziehen, bringt deutlich weniger Fisch!
Jetzt im Herbst, würde ich mich an eurer Stelle auf die tieferen Bereiche konzentrieren. Dabei sind sicherlich die Freiwasserbereiche interessant, sowohl auf Hecht, wie auch auf Zander.
Das Hauptproblem: In welcher Tiefe steht der Fisch?
Leute, die ständig vor Ort sind, haben da natürlich bessere Vorstellungen, als jemand, der mal eine Woche zur Eder fährt.
Deshalb hilft die Methode mit den vier Schleppködern, die schön gestaffelt in ganz unterschiedlichen Tiefen laufen sollten. Wenn's Bisse gibt, kann man ja konzentriert in der Tiefe weiterfischen, in der der Biss kam. Natürlich kannn die Tiefe der Räuber im Laufe eines Tages stark variieren. Da hilft nur probieren weiter!
Eines darf man nie außer acht lassen: Im klaren Talsperrenwasser wird man niemals eine Hechtsichel einen Meter unter dem Boot sehen. Der flach stehende Hecht weicht in aller Ruhe dem Boot aus und "entkommt" damit dem Echolot. Daraus zu schließen, dass kein Räuber sehr flach im Freiwasser steht, wäre fatal. Damit nimmt man sich selbst die Chance, flach stehende Räuber im Freiwasser zu fangen!
Folgende Kombination wäre also denkbar:
Die zwei flach laufenden Ruten werden mit einem ganz flach laufendem Wobbler bestückt (etwa 1,0 bis 1,50 m Lauftiefe), sowie einem Wobbler, der etwa 3,0 bis 4,0 Meter flach läuft.
Wie oben beschrieben, laufen diese Köder an den in der Bootsmitte postierten Ruten etwas weiter hinter dem Boot.
Die hinteren Ruten werden zum einen mit einem 15er Gummifisch bestückt, vielleicht mit einem 30g-Kopf, der dann etwa 6,0 bis 7,0 Meter tief läuft. Alternativ kann man sich an der dritten Rute auch einen Wobbler vorstellen, der 10 Meter tief läuft. Allerdings wird die Luft heir dünn, soll heissen, dass es nicht viele Wobbler schaffen, auf diese Tiefe zu kommen.
An der letzten Rute montieren wir eien ganz flach laufenden Wobbler (z.B. 1- von Manns in rot-gelb), der mit Hilfe einer Tauchscheibe aus Plastik auf 15-18 Meter Tiefe gebracht wird.
Mit dieser Kombination, dabei noch zwei Ruten schön aus der Hand gezupft, unregelmäßig im tieferen Freiwasser (18 - 20 Meter Wassertiefe) gefahren (Kurven sind immer schön; dann werden die inneren Köder verlangsamt, die äußeren beschleunigt!) und ihr fangt eure Fische!
Bei den Wobblern entferne ich, falls vorhanden, den dritten, mittleren Drilling. Ist sonst oft eine Quälerei, bis die Fische wieder abgehakt sind. Der Gufi erhält einen Stinger, möglicherweise sogar zwei. Denn manchmal ist der Kopfdrilling ganz wichtig! An dieser Stelle: Bei meinem letzten Boddenurlaub zerfetzte ein guter Hecht den Stinger, der eine Tragkraft von 20 (!) kg hatte. Zum Glück blieb er aber am Jighaken hängen. Deshalb die Stinger immer aus richtig dickem Stahlvorfach (25-30 kg) herstellen; spielt fangtechnisch bei dem kurzen Stück überhaupt keine Rolle!
Ansonsten natürlich auf gute Stahlvorfächer, Drillinge, Wirbel etc. achten.
Hier noch eine kleine Motivationsspritze:
Schöner Zander, den ich vor zwei Jahren im Oktober in 18 Meter Tiefe in der Eder geschleppt habe: