Mir persönlich ist aber gerade nicht so nach Grinsen. Die Reaktion einiger Initiativverbände, den VDSF zu verlassen, ist verständlich, aber falsch. Man darf nicht vergessen, dass die Initiative nicht aus Jux und Dollerei entstanden ist oder aus Lust, eine Fusion möglichst schlecht vorzubereiten, sondern als Reaktion auf den Schlingerkurs des VDSF-Präsidiums, welches die Fusion immer wieder auf's Neue in Frage gestellt und bis heute Zweifel an der Fusionsreife des DAV gestreut hat. Dadurch ist das Vertrauen verloren gegangen, dass das Präsidium die Fusion wirklich zu einem erfolgreichen Ergebnis führen will. Seit der Gründung der Initiative hat das VDSF-Präsidium nichts unternommen, um seinen ernsthaften Willen zur Fusion sichtbar werden zu lassen. Die Vermeidung einer konkreten Kandidaturverzichtserklärung, die eigenmächtige Verzögerungserklärung, das "Ultimatum" zur Benennung eines Kandidaten, die undenkbar schlechte Vorbereitung der Finanz- und Wirtschaftsaspekte der Fusion, das Ignorieren aller Warnsignale bis hin zur unglaublich unausgegorenen Parteitagsregie am 17.11., das alles zusammen weist mehr als deutlich darauf hin, dass da jemand die Fusion eigentlich gar nicht will. Und das ist es, was die Initiative angetrieben hat.
Die Initiative ihrerseits hat aber auch Fehler gemacht. Sie hat in der Auseinandersetzung mit dem Präsidium die Aufrechterhaltung des Fusionsfahrplans in den Mittelpunkt gestellt und daran trotz aller Warnzeichen festgehalten. Das hat wesentlich zur Verhärtung der Fronten auf beiden Seiten beigetragen. Neuen Erkenntnissen, die eine Änderung des Fahrplans objektiv begründet hätten, hat sich die Initiative verschlossen, aufgrund ihres Grundansatzes verschließen müssen. Auch ihre Arbeit in die Landesverbände hinein, die sich noch nicht positioniert hatten, war, wenn sie denn überhaupt stattgefunden hat, wenig effektiv. Sie hat es dadurch denjenigen, die nach dem Motto "Gründlichkeit vor Schnelligkeit" Zweifel an einer "Fusion sofort", nicht erleichtert, jetzt zuzustimmen. Zudem wurde die Fusionsfrage viel zu stark auch zu einer Personalfrage stilisiert und zudem noch mit Austrittsdrohungen garniert, was natürlich Lagerbildung begünstigt. So ist nicht ausgeschlossen, dass das Ergebnis vom 17.11. auch nicht unerheblich durch eine Fraktionierung der Delegierten zustande gekommen ist.
Beide Seiten, Präsidium wie Initiativverbände sollten sich die genannten Faktoren bewusst machen und daraus ihre nächsten Schritte ableiten. Die Initiativverbände sollten aus der Erkenntnis heraus, auch nicht alles richtig gemacht haben in einem aufgeheizten Jahr, überdenken, wie der jetzt angedrohte Weg der Spaltung zu dem erklärten Ziel der Einheit passt. Und das VDSF-Präsidium sollte sich bewusst werden, dass ihm immer weniger geglaubt wird, die Fusion zu wollen und ihm immer weniger zugetraut wird, die Fusion zu "können". Was da am 17.11. in Berlin auseinandergelaufen ist, ist durch einen gordischen Knoten miteinander verbunden. Wer für die Einheit des VDSF stehen will, muss diesen Knoten zerschlagen. Der VDSF, wenn er überleben und vielleicht sogar fusionsreif werden will, braucht eine Kultur des Vertrauens. Dazu muss er sich von der seit Jahren herrschenden Unkultur des Misstrauens verabschieden. Durch sie wird der entstandene Schaden noch weiter vergrößert.