Vergangenes Jahr stellte Lowrance den Ghost Trollingmotor der Fachwelt vor. War er zuerst nur als Kurzschaft-Modell erhältlich, gibt es jetzt auch Langschaft-Ausführungen.

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Durch den Hafen von Palma ging es auch mit dem Ghost Trollingmotor

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Besonders Barschangler setzen auf Bug-E-Motoren

2019 liegt im Hafen von Palma ein Bass Boat. Das Steuer in der Hand hält Lowrance-Pro Jacob Scott aus den USA. Er cruist langsam zwischen den Yachten hindurch und steht dabei lässig im Bug. Mit seinem Fuß steuert er einen Bug-E-Motor. Zu dem Zeitpunkt unterliegt der Ghost Trollingmotor von Lowrance noch einer Sperrfrist, da er brandneu war und erst kurz darauf in den Verkauf ging. Nichtsdestotrotz durfte die internationale Presse den Motor beim Navico-Event testen. Dann ist Elmar Elfers an der Reihe. Er gibt zu, es dauerte einen Augenblick, bis er sich – auch ohne nach unten zu schauen – mit dem Ghost-Pedal angefreundet hat. Nach wenigen Minuten manövriert er sich und Jacob zwischen Dalben, Landleinen und Bootsrümpfen hindurch. Und das mit einer einzigartigen Fly-by-Wire-Steuerung (durch Sensoren). „Den Pedalen lassen sich verschiedene Funktionen zuordnen“, informiert Jacob ihn. Die Modusaktivierung wird beim Betätigen durch einen Signalton bestätigt. So weiß man, was man gerade macht. Es gibt sogenannte Schnellzugriffstasten. Dahinter lassen sich Funktionen abspeichern, die am häufigsten verwendet werden. Wie zum Beispiel Ankern. Meter für Meter fühlt sich Elmar sicherer. Sollte er auch, denn rund um ihn herum liegen teure Boote. „Bloß nicht übermütig werden“, sagt er sich immer wieder. Damit er sieht, in welche Richtung die Schraube zeigt, sitzt am Motorkopf ein Pfeilsymbol zur Orientierung. Dann übergibt er seinem amerikanischen Captain wieder das Kommando.

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Die Fußsteuerung lässt sich nach Bedarf anpassen und programieren

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Schauen und steuern

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Die Fly-by-Wire-Steuerung vom Fußpedal zum Motor

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Beim Hochziehen des Motors legt sich der Konus auf die Seite

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Eine Fernbedienung darf auch nicht fehlen


Unter die Lupe genommen
Elmar erfährt, dass ihn ein bürstenloser Motor in Bewegung bringt. Er läuft leiser als herkömmliche Bürstenmotoren und gibt keine elektromagnetischen Störungen ab. „Das hat zur Folge, dass besonders klare und auch störungsfreie Sonaransichten auf dem Fishfinder zu sehen sind“, erklärt ihm Jacob. Ausgestattet ist der für das Süßwasser konzipierte Motor mit einem HDI-Bugkonus-Geber, der Chirp-Sonar und DownScan Imaging aufs Display liefert. Wer ebenfalls die hochauflösenden Ansichten neben dem Boot nutzen möchte, der wählt einen Active Imaging 3-in-1-Bugkonus mit Chirp, SideScan und DownScan Imaging.
Befestigt wird der Ghost Trollingmotor mit einer 360-Grad-Halterung. Sie fängt Stöße ab und sorgt dafür, dass der Befestigungsbügel bei einem Zusammenstoß nachgibt. Anschließend kehrt er in seine Ausgangsstellung zurück. „Hier, die eingebaute Stützvorrichtung hilft bei Fahrten durch Wellen, die Auf- und Abbewegung zu reduzieren“, informiert der technikbegeisterte Angler. Dank einer Doppel-Gasfeder ist das Handling des Motors kinderleicht.
Bei der Schaftlänge könnt Ihr zwischen 119, 132 und 152 Zentimetern wählen. Was Elmar beim Steuern auffällt, ist der Geräuschpegel. Es ist fast nichts zu hören und der E-Motor surrt so leise, dass die beiden durch einen Meeräschenschwarm gleiten und die Fische sie nicht bemerken.
Der Ghost Trollingmotor lässt sich mit jeder Bootsausrüstung kombinieren. Soll heißen, er arbeitet problemlos in 24- oder 36-Volt-Systemen. Praktisch, da weder neue Ladegeräte noch Akkus erforderlich sind. Ein echt tolles Teil, stellt Elmar am Ende des Tages fest. Jetzt braucht er nur noch ein Boot …

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Christian Biereth lässt den Ghost zu Wasser (Foto: Christian Biereth)

Was sagt der Profi?
Christian Biereth, der seit Jahren mit der Bass Boat-Szene verwachsen ist, auf internationalen Raubfischevents vorne mitmischt und die Produkte von Lowrance bestens kennt, gab Elmar Elfers ein Kurzinterview.

Elmar Elfers (E.E.): Du hast schon viele Bug-E-Motoren gesteuert. Ist der Ghost Trollingmotor das Modell, auf das Du immer gewartet hast?

Christian Biereth (C.B.): Im Grunde genommen, ja! Der Ghost vereint für mich das Beste aus zwei Welten. Zum einen, die schnelle und responsive Fußsteuerung, die ich persönlich am meisten nutze, und die nötige Robustheit, die man bei den wirkenden Kräften benötigt. Dazu der leise und stromsparende bürstenlose Motor und die perfekte Integration in mein Lowrance-Netzwerk.

E.E.: Das Pedal lässts sich programmieren. Was hast Du festgelegt? Wegpunkte oder Anker setzen zum Beispiel?

C.B.: Ich habe mir die konfigurierbaren Tasten für die Ankerfunktion, Konstant an und zur Steuerung meiner Powerpole-Flachwasser-Anker programmiert.

E.E.: Was sagst Du zur Akku-Laufzeit? Kommst Du gut über einen Angeltag?

C.B.: Die Akkulaufzeit ist immer sehr stark abhängig von äußeren Faktoren, wie Strömung, Wind und so weiter. In Kombination mit Jarocells-Lithium-Batterien bin ich schon mal drei Tage im Turniereinsatz gewesen – ohne zu laden.

E.E.: Der Ghost Trollingmotor hat ja ordentlich etwas auf dem Kasten. Was begeistert Dich am meisten?

C.B.: Neben der bürstenlosen Technologie finde ich es klasse, dass ich zwischen 24 und 36 Volt wechseln kann. So bin ich sehr zukunftssicher unterwegs. Außerdem sind es Kleinigkeiten, die mich begeistern: So zum Beispiel ein kleiner Haken am Kopf des E-Motors, der verhindert, dass das Stahlkabel zum Heben und Senken des Motors am Motorkopf entlangscheuert und sich verklemmt.

E.E.: Welcher Bugkonus geht bei Dir auf Tauchstation?

C.B.: Ich verwende den Konus mit integriertem HDI-Geber, da ich am Bug in der Regel das 2D-Echolot und den DownScan nutze. Sollte ich SideScan benötigen, greife ich auf den Geber am Heck zurück.

E.E.: Welches Display findet sich in Kombination mit dem Ghost Trollingmotor bei Dir an Bord und warum?

C.B.: Ich verwende auf meinem Boot vier HDS-12 LIVE-Geräte, um den für mich optimalen Sichtbereich darzustellen. Am Steuerstand während der Fahrt: Mercury Motordaten, Seekarte und 2D-Echolot. Beim langsamen Fahren: SideScan, DownScan, 2D und Karte.

Am Bug in der Regel: 2D, DownScan, Seekarte sowie nach vorne gerichtete LiveSight.

E.E.: Ich danke Dir für das Gespräch!
 
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