Icons of Angling

Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
Ikonen des Angelns...


Ein Winterthema. Wieso haben sich bestimmte Angler zu solchen Legenden entwickelt? Ich behaupte, weil sie sich die Mühe gemacht haben, ihre Fische zu finden und sich nicht, wie heute üblich, auf die vollmundigen Versprechen der Hersteller verlassen. Weil sie durch eine eigene Persönlichkeit glänzten und nicht durch gekaufte Spots brillierten.


John Bayley hat es in seinem Buch „Fische finden“ mehr als gut beschrieben, auch wenn dieses Werk extrem „barbenlastig“ ist. Es gilt für alle Arten. Und der Altmeister Richard Walker, sein Name sei geheiligt, hat es in einem einzigen, knappen Satz zusammengefasst. „Wenn du nur vier Stunden Zeit hast, dann schau lieber drei Stunden nach den Fischen und angle eine einzige Stunde konzentriert!“


Diesen Legenden genügte einfach ihr Wissen und vergleichsweise ein Nichts an Ausrüstung. Und heute?


Warum ich das alles schreibe? Weil ich für mich immer mehr feststelle, mit wie wenig Equipment man doch sehr schöne Fänge macht, wenn man sich auf sich selber und weniger auf die Versprechen der Industrie verlässt. Wenn man Angeln wieder mehr mit dem eignen Kopf, denn mit dem Geldbeutel betreibt!
 

Christian.Siegler

Administrator
Teammitglied
Ach, vielen reicht ja schon das teure Tackle. Die wollen gar keine großen Fische. Die ganzen Barsch-Heiopeis zum Beispiel. Da ist ja bei 60cm Schluss und die geben trotzdem Unsummen aus. Oder noch schlimmer: die Stipper.. Pfff!

(P.S. Schwer ironisch gerade... :crazy)
 

Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
So arg ironisch finde ich die Aussage gar nicht, wenn man es unter dem Gesichtspunkt des Wandels besieht. "Angeln per se als Selbstdarstellung...!"
 

phirania

phirania
In stillem Gedenken
Früher war angeln noch Passion.
Heute zum großen Teil nur noch Konsum...
 

Christian.Siegler

Administrator
Teammitglied
Und so lange es Spaß und glücklich macht, kann das jeder halten, wie er will! Ich bin ja auch schwer tackle-abhängig... Sehr schwer!
Ich hab deutlich mehr Köder, als ich Fische dieses Jahr gefangen habe... Und ich liebe mein Hobby! So what!
 

Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
Mir geht es auch nicht um eine Bewertung. Lediglich darum, darüber zu plaudern!
 

Fantastic Fishing

Well-Known Member
Ich sehe da keinen Unterschied zwischen "Früher" und "Heute". Nicht das Angeln hat sich verändert, auch nicht die Menschen, sondern die Kommunikationswege und Möglichkeiten, sowie die Konkurrenzsituation. Einst in Zeiten der Briefe und Tinte war ein Gang zum Chefredakteur/Verlag mit Pralinen und Whiskey vonnöten, klappte dies nicht, warst du maximal die Legende vom Dorfweiher.

Heute hat sich einfach die Schlagzahl an Meldungen verändert, für jedermann Verfügbar und vereinfacht durch technische/digitale Neuerungen. Tackle hin oder her, wenn der User/Leser/Nutzer diese Inhalte konsumiert und freudig wiederkehrt, wurde seitens der Berichterstattung nichts falsch gemacht. Es gibt Leute, die Kochen mit 100€ Messern in High Techküchen, ist das nun verwerflich? Für mich spielt das keine Rolle, solange wie das Gericht schmeckt!

Der Ausrüstungspart ist für mich individueller Natur und kein Gradmesser für Können, ist man aber Stolz auf die Vielfalt seiner Gerätschaft, ist auch das Klasse! Warum nicht? Muss ich wie ein Waldschrat Angeln, um der Kunst zu frönen? Am Ende bleibt immer ein Angler und ein Fisch. :)
 
Zuletzt bearbeitet:

Kochtopf

Chub Niggurath
Es ist absolut in Ordnung etwas schönes haben zu wollen weil es einfach schön ist. Wenn es auch noch dazu führt dass man Spaß hat umso besser. "Früher Leidenschaft und heute sind alle untrue weil sie nur noch konsumieren" ist mir zu einfach und billig. Leidenschaft für das angeln hat nichts damit zu tun ob man ne 10 EUR telerute mit noname Rolle oder mehrere sündhaft teure Kombos spazieren führt
 

blablabla

Active Member
Ich habe den Eindruck das alles schnelllebiger und kurzfristiger wird. Es gibt mehr Leute die sich gleich mit hunderten Euros ins Angeln "einkaufen" und sich gleich viel Tackle holen. Auch mal gleich nach Spanien oder an den Bodden fahren, dann aber am heimischen Fluss oder Baggersee nicht so einfach zum Erfolg kommen und die Sache auch gleich wieder beenden. Ebay Kleinanzeigen u ä sorgen dafür das man den Kram gleich wieder los wird.
Das englische Altmeister zu Legenden wurden, liegt an deren Können völlig unabhängig von Vermarktung und "medialer Wirkung". Und der Anerkennung der englischen Anglerschaft die wahres Sportstalent zu würdigen weis. (ich weis in Deutschland darf man Angeln nicht als Sport bezeichnen....)
 

Kochtopf

Chub Niggurath
Die englischen Altmeister wurden zu Legenden weil sie besessen waren und nur dafür gelebt haben (sidley...) - aber ob ich so leben wollen würde sei mal dahin gestellt. Dann lieber ein bisschen Komfort und ein bisschen rumdilletieren
 

Minimax

Machine-Gun-Mini
Die englischen Altmeister wurden zu Legenden weil sie besessen waren und nur dafür gelebt haben (sidley...) - aber ob ich so leben wollen würde sei mal dahin gestellt. Dann lieber ein bisschen Komfort und ein bisschen rumdilletieren

Da möchte ich doch gleich meinen auserkorenen Schutzpatron, Chris Yates (geheiligt werde sein Name) ins Rennen werfen, der das Dilettieren und den Müßiggang während des Angels sozusagen zu einer Kunstform entwickelt hat. Zwar auch kompromisslos auf eine Art und Weise, fehlte ihm doch das selbstzerstörerisch zwanghafte das Sidley kennzeichnet: Yates konnte, Sidley musste.
Schon während das moderne, technologisch ausgefeilte Karpfenangeln so richtig Fahrt aufnahm, hat Yates mit traditionellem Gerät und technisch einfachsten Methoden, die Beobachtung und das gute Erlebnis in den Vordergrund gestellt. Sozusagen der Gegenpart zum Walkerschen naturwissenschaftlichen Forscherdrang eher die musisch-künstlerische Seite des Angels.

Und hier zeigt sich auch gut ein wichtiger Punkt: In der Folge entwickelte sich um diesen Ansatz eine Szene mit eigenen, aber ebenso erbarmungslosen Gesetzen der Einfachheit: Dort galt niemand etwas, der nicht exorbitant teure Bambusruten verwendete, Kohlefaser und Festblei waren verpönt. Er selbst fand solchen Rigorismus eher peinlich, vor allem weil seine fanatisierten Anhänger sozusagen in einen Anti-Tacklewahn verfielen und seinen Hauptpunkt, das gute, selbstgenügsame Erlebnis ganz aus dem Blick verloren. Wer also dann nicht wie Petterson und Findus mit ner 900pfund Splitcane unter nem Baum lag, war also ein technologiebesessener Irrgläubiger, und scharfen Blickes wachten die Müßigganger nun ob man auch den richtigen, angemessen altmodischen Teekocher verwendete. Siehe dazu auch das leben des Brian und verwandte Vorgänge.
Das ist ein gutes Beispiel dafür das Ausrüstung oder Methode im Grunde niemals das Problem sind, sondern es eben immer Menschen gibt, die eine Sache als "reine Lehre" erkennen, und aufgrund der äußeren Anzeichen in Richtig und Falsch, gut und böse scheiden. Gegen Gruppendynamik und othering können nur Selbstreflektion und das berühmte leben und leben lassen helfen.
hg
Minimax
 

Kochtopf

Chub Niggurath
Bei allem Respekt vor Yates-gwsN- ich glaube, dass auch er mit grob geschätzt 2000 Angeltagen im Jahr zu den getriebenen gehört (hat) und behaupte ferner spekulativ, dass es ohne einen gewissen Wahn nicht möglich ist, als Angelprofi/-autor/-dingenskirchen zu arbeiten und davon zu leben (auch wenn der Begriff Angelprofi natürlich in diesem Falle absolut unzureichend und vereinfachend ist).
 

Minimax

Machine-Gun-Mini
Bei allem Respekt vor Yates-gwsN- ich glaube, dass auch er mit grob geschätzt 2000 Angeltagen im Jahr zu den getriebenen gehört

ja, muss ich zugeben, ist nicht von der Hand zu weisen- aber als meinen Schutzpatron muss ich ihn natürlich idealisieren. :laugh2 Der Griff zum religiösen Vokabular kommt übrigens nicht von ungefähr, denn genau mit diesem Gleichnis hat ja Venables nicht nur die Chalkstreamangelei sondern auch die die Entstehung der Karpfenszene und Walkers "Prophetenschaft" sehr treffend beschrieben bzw. vorhergesagt.
 

Meefo 46

Well-Known Member
Moin .

Und ein Heimischer darf da nicht fehlen .

Uwe Böttcher Brandungsangler und Spendensammler.
 

Kochtopf

Chub Niggurath
Der Griff zum religiösen Vokabular kommt übrigens nicht von ungefähr, denn genau mit diesem Gleichnis hat ja Venables nicht nur die Chalkstreamangelei sondern auch die die Entstehung der Karpfenszene und Walkers "Prophetenschaft" sehr treffend beschrieben bzw. vorhergesagt.
Ich meine er hat IHN, beschrieben. Aber ich habe wohl auch eine relativ späte Auflage. Ein weiser Prediger des yates -gwsN schrieb mir mal "wenn mehr Menschen venables "angeln als edle kunst" lesen würden wäre die Welt ein besserer Ort - recht hatte er!
Aber hilf mir bitte auf die Sprünge - hat ER die Festbleimontage für Großkarpfen abgelehnt und nur mit freier Leine gefischt oder war das Yates -gwsN?
Können wir uns bei den beiden auf einen Gork und Mork ähnlichen polytheismus einigen?
Wäre es heutzutage möglich, dass ein Angler zu solchen Ehren aufsteigt? Ich denke nicht, denn das Mysterium der Informationsverknappung (Google gab es ja noch nicht) hat sicherlich zu den Status der beiden großen Herren beigetragen und es wurde ja tatsächlich schon jeder Fisch gefangen und das Procedere ausgeschlachtet. Kein Koch, kein Wilde, kein Beyer etc. werden es je erreichen, das Erwachsene Menschen die ihre glanzzeiten nie miterlebt haben mit religiösem Eifer über ihr Werk streiten werden.

Das finde ich eigentlich ganz gut
 

Minimax

Machine-Gun-Mini
Ich meine er hat IHN, beschrieben. Aber ich habe wohl auch eine relativ späte Auflage. Ein weiser Prediger des yates -gwsN schrieb mir mal "wenn mehr Menschen venables "angeln als edle kunst" lesen würden wäre die Welt ein besserer Ort - recht hatte er!
vielen lieben Dank.. :):blush

Aber hilf mir bitte auf die Sprünge - hat ER die Festbleimontage für Großkarpfen abgelehnt und nur mit freier Leine gefischt oder war das Yates -gwsN?
Können wir uns bei den beiden auf einen Gork und Mork ähnlichen polytheismus einigen?

Absolut! Gork und Mork trifft es genau, oder Yin und Yang, Hard- und Softscifi, heisse und kalte Kulturen, Wissenschaft und Kunst etc. etc. ad infinitum: Der Gegensatz ist nur scheinbar, es handelt sich um zwei Pole einer anglerischen Achse, die sich aber gegenseitig bedingen und ergänzen: einerseits analytisch, optimierend und zielorientiert, andererseits intuitiv, ästhetisierend und prozesshaft. Beide Ansätze kommen natürlich ausser in solchen Gedankenspielen in ihren Extremen Ausprägungen realiter nie vor, vielmehr wird der einzelne sich irgendwo auf dieser Achse einordnen, ja nach Temperament, Zielen und persönlichen Vorlieben. Da gibt es zum Glück soviele Mischungen der beiden Aspekte wie es Angler gibt. Daher ist auch keine der beiden Richtungen höher als die andere zu bewerten, oder gar zu kritisieren. Wir sollten uns nicht über andere Einstellungen ärgern, als uns über die Vielfalt freuen und neugierig auf die Anderen sein.

Wäre es heutzutage möglich, dass ein Angler zu solchen Ehren aufsteigt? Ich denke nicht, denn das Mysterium der Informationsverknappung (Google gab es ja noch nicht) hat sicherlich zu den Status der beiden großen Herren beigetragen und es wurde ja tatsächlich schon jeder Fisch gefangen und das Procedere ausgeschlachtet. Kein Koch, kein Wilde, kein Beyer etc. werden es je erreichen, das Erwachsene Menschen die ihre glanzzeiten nie miterlebt haben mit religiösem Eifer über ihr Werk streiten werden.

Das finde ich eigentlich ganz gut

Puh, da müssten wir in 30-40 Jahren nochmal drüber sprechen. Kommt drauf an, was die Zeitgenossen an Bleibendem hinterlassen.. Und da geht's wahrscheinlich nicht um die besten Anfüttertricks oder welcher Gummifisch fängig ist, sondern dass deren Worte auch in zukünftigen Zeiten Inspiration und Leidenschaft wecken können. Also meine Herren Profis von heute: Schreibt viel, schreibt fleissig und bitte auch mal auf Papier zwischen zwei Deckeln.:laugh2
 

Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
Ihr sprecht ja über Chris Yates - gepriesen sein sein Name - als sei er tot. Das grenzt an Blasphemie!
 

Minimax

Machine-Gun-Mini
Meiner Treu, Du hast recht! Aber wir wahren Fanatiker und Kultisten neigen natürlich dazu, unsere Idole bereits zu Lebzeiten zu vergöttlichen.

Hier ist übrigens das letzte UK-Interview mit John Wilson, bevor er nach Thailand auswanderte, und vielleicht das Letzte bevor er erst kürzlich -Prof. Tinca machte darauf aufmerksam- sich seinen Platz am großen Fluss in anderen Regionen sicherte. Vielleicht der größte aller Allrounder.
Es ist lesenswert, weil man heraushört das J.W. auch längst nicht mit jeder Entwicklung des Angelns einverstanden war, aber mit solch großer Ruhe und Toleranz darüber gesprochen hat, das kratzt schon stark an der Schwelle zur Weisheit: https://www.anglingtimes.co.uk/fishing-news/2013/John-Wilson--I-ve-no-regrets
 

Kochtopf

Chub Niggurath
Oh werter pontifex ich erflehe deine Vergebung! es war nicht meine Absicht den Eindruck von Häresie zu erwecken - Yates - gwsN lebt natürlich aber rein Publizistisch macht er sich leider rar - was ihm aber gegönnt sei, ich bin geneigt von "Unruhestand" zu sprechen
 
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