scorp10n77
Dentexkönig
Hallo Boardies,
Wie der ein oder andere vielleicht weiß, bin ich hier im Forum ausschließlich in der Meeresfraktion und dabei bzgl Mittelmeer unterwegs. Entsprechend möchte ich auch hier auf ein Thema aufmerksam machen, was vermutlich den wenigsten bisher begegnet ist. Mich persönlich hat es so empört, dass ich und auch andere der Meinung sind, dass das verbreitet werden muss.
Worum geht es nun also: Thunfische.
Ja, alter Hut. Wissen wir doch. Bestände überfischt. Delfine als Beifang. Aber das ist nicht alles.
Fassen wir noch einmal zusammen: Thunfische, insbesondere der wirtschaftlich bedeutsamste Thunfisch: der Blauflossenthunfisch, sind massiv überfischt. Die Bestände sind vor einigen Jahren komplett am Ende gewesen. Ein aufwändiges Programm zur Erholung der Thunfischbestände von Mittelmeer und Atlantik wurde von der EU ins Leben gerufen. Das ganze schmeckte den Chefs der Branche natürlich garnicht. Denn dieser Fischereizweig verdient wahnsinnig viel Geld. Der Sushihunger und damit der japanische Absatzmarkt lässt sich quasi niemals befriedigen. Die Gier nach Thunfischen und dem schnellen Geld ist unermesslich. Nicht verwunderlich, dass der zunächst wirklich erfolgreiche Bestandsschonungsplan der EU mal wieder gekippt wurde. Man wittert natürlich überall Korruption.
Wir Angler haben natürlich Abstriche gemacht. Uns wurde die Angelei auf Thunfische, ja auch C&R, einfach mal komplett verboten. Doch man freute sich, sah man zuletzt doch wieder mehr Thunfische. Und das sahen auch die Firmen. Und so kam ein neuer Chef der ICCAT und damit auch gleich eine drastische Quotenerhöhung. Die Arbeit seiner Vorgängerin wurde mal wieder meistbietend verschachert. Brauche sicherlich nicht erwähnen, dass uns Anglern die Angelei weiterhin komplett untersagt bleibt.
Nun fahren jetzt wieder jedes Jahr mehr Ringwadenfischer, auch Purse seiner genannt, in der Laichzeit an die Laichgründe um die sich dort sammelnden Giganten abzufischen. Da dies jedoch nicht genug Profit abwirft, werden die mit Ringwaden eingefangenen Fische zu Mastfarmen transportiert und dort zu noch höherem Gewicht gemästet. Eine Praxis, die jeglicher Nachhaltigkeit gänzlich widerspricht. Das liegt zum einen natürlich am Fangzeitpunkt in der Laichzeit. Doch diese Praxis scheint deutlich verschwenderischer zu sein, als es das auf den ersten Blick aussieht. Eine Tatsache, die hier nirgends jemals erwähnt wurde.
Beim Fang der Thunfische mit Ringwaden, verenden viele Tiere elend. Sie ersticken in den Netzen, da sie nicht genug schwimmen und somit genug sauerstoffreiches Wasser durch die Kiemen spülen können. Doch diese Fische werden nicht etwa an Bord genommen und verkauft. Nein, sie werden über Bord geworfen und versenkt. Und das in einem erschreckenden Ausmaß. Die Fanggebiete der der Purse seiner müssen einem Leichenfeld gleichen. Dieses Ausmaß wird einem klar, wenn man einmal etwas genauer recherchiert. Schleppnetzfischer fördern immer mehr Thunfischleichen in ihren Netzen zu tagen. Teils halb verwest, teils noch intakt. Teilweise so viele, dass die Netze mit den mehreren hundert Kilogramm schweren Leichen gefüllt sind und nicht mehr geborgen werden können.
Diese Fische werden über Bord geschmissen, weil sie nicht den selben wirtschaftlichen Wert haben, wie die in den Mastfarmen gezogenen Fische. Weil Thunfische um höchste Preise zu erzielen im Idealfall eben nicht ersticken und ausgeblutet werden müssen. Ein bekanntes Problem. Eine verbotene, aber gängige Praxis. Eine irrsinnige Verschwendung unserer Ressourcen für die Profitgier einiger europäischer Thunfischfürsten.
Diese Fische werden nicht auf die Quote angerechnet obwohl dies vorgeschrieben ist. Schätzungen zu Folge handelt es sich bei den dadurch von den Purse Seinern von vorneherein mehr gefangenen, weil als Abfall eingeplanten Thunfischen, um 10-20% deren Quote. Nach Berechnungen von Jürgen Oeder, auf die ich mich hier berufe, weil er das eigentlich immer sehr gut recherchiert, liegen in den Fanggebieten also 1.500.000 kg Thunfischleichen die dort jedes Jahr versenkt werden. Und mit der jetzt steigenden Quote werden das immer mehr!
Diese irrsinnige Verschwendung von Ressourcen, wohlbemerkt von einer als stark gefährdet eingestuften Art, zur Bedienung eines asiatischen Markts und dem Profit einiger weniger großer Firmen in der EU, muss aufhören. Die ICCAT versagt in ihrer Funktion komplett, ist korrupt und steuert zusammen mit den Thunfischfürsten auf den Untergang dieser majestätischen Fische zu. In Anbetracht dieser Tatsache finde ich, und einige gleichgesinnte ebenfalls, es als nicht hinnehmbar, Bilder wie die nachfolgend verlinkten zu sehen.
Wir fragen uns: Was kann man tun gegen diese irrsinnige Praxis? Was können wir als kleiner Mensch gegen diese geldgetriebene Maschinerie ausrichten? Ich denke wir können vor allem informieren. Wir können uns empören. Wir können Leute anschreiben. Aufklären. Zeigen, dass wir das nicht hinnehmen wollen.
Das ist in dem Sinne auch die Motivation, warum ich euch das hier geschrieben habe. Schaut euch die Bilder an, sagt etwas dazu. Erzählt es weiter.
Wir bombardieren zu erst einmal unseren Stellvertretenden Vorsitzenden des EU Fischereiausschusses, Werner Kuhn. Ein anderer hat schonmal ein paar Medien angeschrieben. Jede Stimme die sich erhebt, kann einen Teil dazu beitragen, dass dieser Irrsinn ein Ende hat.
Ein Video zur Thematik findet Ihr hier:
https://www.youtube.com/watch?v=Wv3ptKARbXc&feature=youtu.be
Bilder mit freundlicher Genehmigung von José Francisco Martín Quiquet
Mehr Bilder findet ihr unter anderem hier: https://nuevamiradaalmar.blogspot.com/2016/02/descartes-de-atun-rojo-del-mediterraneo.html
Ich würde mich freuen, wenn sich der ein oder andere unserer Sache anschließen würde. Gerne können wir hier auch diskutieren bzw ich weitere Informationen einstellen.
Nachdenkliche und besorgte Grüße eines Mittelmeeranglers
Dario
Wie der ein oder andere vielleicht weiß, bin ich hier im Forum ausschließlich in der Meeresfraktion und dabei bzgl Mittelmeer unterwegs. Entsprechend möchte ich auch hier auf ein Thema aufmerksam machen, was vermutlich den wenigsten bisher begegnet ist. Mich persönlich hat es so empört, dass ich und auch andere der Meinung sind, dass das verbreitet werden muss.
Worum geht es nun also: Thunfische.
Ja, alter Hut. Wissen wir doch. Bestände überfischt. Delfine als Beifang. Aber das ist nicht alles.
Fassen wir noch einmal zusammen: Thunfische, insbesondere der wirtschaftlich bedeutsamste Thunfisch: der Blauflossenthunfisch, sind massiv überfischt. Die Bestände sind vor einigen Jahren komplett am Ende gewesen. Ein aufwändiges Programm zur Erholung der Thunfischbestände von Mittelmeer und Atlantik wurde von der EU ins Leben gerufen. Das ganze schmeckte den Chefs der Branche natürlich garnicht. Denn dieser Fischereizweig verdient wahnsinnig viel Geld. Der Sushihunger und damit der japanische Absatzmarkt lässt sich quasi niemals befriedigen. Die Gier nach Thunfischen und dem schnellen Geld ist unermesslich. Nicht verwunderlich, dass der zunächst wirklich erfolgreiche Bestandsschonungsplan der EU mal wieder gekippt wurde. Man wittert natürlich überall Korruption.
Wir Angler haben natürlich Abstriche gemacht. Uns wurde die Angelei auf Thunfische, ja auch C&R, einfach mal komplett verboten. Doch man freute sich, sah man zuletzt doch wieder mehr Thunfische. Und das sahen auch die Firmen. Und so kam ein neuer Chef der ICCAT und damit auch gleich eine drastische Quotenerhöhung. Die Arbeit seiner Vorgängerin wurde mal wieder meistbietend verschachert. Brauche sicherlich nicht erwähnen, dass uns Anglern die Angelei weiterhin komplett untersagt bleibt.
Nun fahren jetzt wieder jedes Jahr mehr Ringwadenfischer, auch Purse seiner genannt, in der Laichzeit an die Laichgründe um die sich dort sammelnden Giganten abzufischen. Da dies jedoch nicht genug Profit abwirft, werden die mit Ringwaden eingefangenen Fische zu Mastfarmen transportiert und dort zu noch höherem Gewicht gemästet. Eine Praxis, die jeglicher Nachhaltigkeit gänzlich widerspricht. Das liegt zum einen natürlich am Fangzeitpunkt in der Laichzeit. Doch diese Praxis scheint deutlich verschwenderischer zu sein, als es das auf den ersten Blick aussieht. Eine Tatsache, die hier nirgends jemals erwähnt wurde.
Beim Fang der Thunfische mit Ringwaden, verenden viele Tiere elend. Sie ersticken in den Netzen, da sie nicht genug schwimmen und somit genug sauerstoffreiches Wasser durch die Kiemen spülen können. Doch diese Fische werden nicht etwa an Bord genommen und verkauft. Nein, sie werden über Bord geworfen und versenkt. Und das in einem erschreckenden Ausmaß. Die Fanggebiete der der Purse seiner müssen einem Leichenfeld gleichen. Dieses Ausmaß wird einem klar, wenn man einmal etwas genauer recherchiert. Schleppnetzfischer fördern immer mehr Thunfischleichen in ihren Netzen zu tagen. Teils halb verwest, teils noch intakt. Teilweise so viele, dass die Netze mit den mehreren hundert Kilogramm schweren Leichen gefüllt sind und nicht mehr geborgen werden können.
Diese Fische werden über Bord geschmissen, weil sie nicht den selben wirtschaftlichen Wert haben, wie die in den Mastfarmen gezogenen Fische. Weil Thunfische um höchste Preise zu erzielen im Idealfall eben nicht ersticken und ausgeblutet werden müssen. Ein bekanntes Problem. Eine verbotene, aber gängige Praxis. Eine irrsinnige Verschwendung unserer Ressourcen für die Profitgier einiger europäischer Thunfischfürsten.
Diese Fische werden nicht auf die Quote angerechnet obwohl dies vorgeschrieben ist. Schätzungen zu Folge handelt es sich bei den dadurch von den Purse Seinern von vorneherein mehr gefangenen, weil als Abfall eingeplanten Thunfischen, um 10-20% deren Quote. Nach Berechnungen von Jürgen Oeder, auf die ich mich hier berufe, weil er das eigentlich immer sehr gut recherchiert, liegen in den Fanggebieten also 1.500.000 kg Thunfischleichen die dort jedes Jahr versenkt werden. Und mit der jetzt steigenden Quote werden das immer mehr!
Diese irrsinnige Verschwendung von Ressourcen, wohlbemerkt von einer als stark gefährdet eingestuften Art, zur Bedienung eines asiatischen Markts und dem Profit einiger weniger großer Firmen in der EU, muss aufhören. Die ICCAT versagt in ihrer Funktion komplett, ist korrupt und steuert zusammen mit den Thunfischfürsten auf den Untergang dieser majestätischen Fische zu. In Anbetracht dieser Tatsache finde ich, und einige gleichgesinnte ebenfalls, es als nicht hinnehmbar, Bilder wie die nachfolgend verlinkten zu sehen.
Wir fragen uns: Was kann man tun gegen diese irrsinnige Praxis? Was können wir als kleiner Mensch gegen diese geldgetriebene Maschinerie ausrichten? Ich denke wir können vor allem informieren. Wir können uns empören. Wir können Leute anschreiben. Aufklären. Zeigen, dass wir das nicht hinnehmen wollen.
Das ist in dem Sinne auch die Motivation, warum ich euch das hier geschrieben habe. Schaut euch die Bilder an, sagt etwas dazu. Erzählt es weiter.
Wir bombardieren zu erst einmal unseren Stellvertretenden Vorsitzenden des EU Fischereiausschusses, Werner Kuhn. Ein anderer hat schonmal ein paar Medien angeschrieben. Jede Stimme die sich erhebt, kann einen Teil dazu beitragen, dass dieser Irrsinn ein Ende hat.
Ein Video zur Thematik findet Ihr hier:
https://www.youtube.com/watch?v=Wv3ptKARbXc&feature=youtu.be
Bilder mit freundlicher Genehmigung von José Francisco Martín Quiquet
Mehr Bilder findet ihr unter anderem hier: https://nuevamiradaalmar.blogspot.com/2016/02/descartes-de-atun-rojo-del-mediterraneo.html
Ich würde mich freuen, wenn sich der ein oder andere unserer Sache anschließen würde. Gerne können wir hier auch diskutieren bzw ich weitere Informationen einstellen.
Nachdenkliche und besorgte Grüße eines Mittelmeeranglers
Dario
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