Südlich vom riesigen Vättern-See liegt die Region Småland – ein erstklassiges Reiseziel für Zander-Fans. Christian Siegler machte auf den Weg, um die geheimnisvollen Stachelritter gezielt mit der pelagischen Vertikalangelei zu überlisten.

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Christian mit echtem Zander-Brett aus Schweden.

Ein Angelausflug nach Südschweden ist herrlich unkompliziert – mit der Fähre und dem eigenen Auto sind wir in wenigen Stunden an unserem Zielort: Lekeryd heißt der kleine Ort, fernab vom Stress der großen Metropolen. Voller Vorfreude auf die nächsten Tage, beziehe ich ein gemütliches und komplett ausgestattetes Ferienhaus. Die Besitzer Göran und Iréne – ein nettes, typisch schwedisches Pärchen – zeigen mir das Haus und kümmern sich auch die ganze Woche über liebevoll. Kurz nachdem ich meine Siebensachen eingeräumt habe, treffen ich Henrik und Michael – die beiden Organisatoren der Reise. Henrik ist Schwede, Westin-Teamangler und ein erfahrener Guide und Biologe für Binnengewässer. Michael kommt aus Deutschland und kümmert sich um die Buchungen und Ferienhäuser. Zusammen bieten sie unter der Marke „Fishing in Sweden“ Touren in die Regionen Småland und Jönköping an. Nach einem kurzen Gespräch ist der Schlachtplan für die kommende Woche geschmiedet. Der See, an dem ich wohne und angeln werde, heißt Stora Nätaren – und dieses Gewässer hat es in sich! Zwei Wochen vor der Tour wurde genau hier der schwedische 12,53 kg Rekordzander gefangen – natürlich beim pelagischen Vertikalangeln. Genau das will ich am nächsten Morgen probieren, denn diese Methode ist genial und spannend zugleich.

Technik, die begeistert
Die Nacht war kurz. Im Morgengrauen stehe ich am Wasser und helfe Henrik das Boot zu trailern. Das Alumacraft ist top ausgestattet und hat alles an Bord, was für einen erfolgreichen Angelausflug benötigt wird: Schwimmwesten, passende Ruten und Köder und die nötige Technik in Form von Echoloten mit Side-Imaging und Elektromotor im Bug – quasi ein Rundum-Sorglos-Paket. Nach ein paar Minuten sind wir auch schon an der ersten heißen Stelle und die Suche beginnt. Langsam fahren wir interessante Strukturen ab – immer mit dem Blick auf die zwei Echolotbildschirme. Zeigt sich eine Sichel unter oder neben dem Boot (dank Side-Imaging-Technik können wir Fische bis zu 15 Meter neben dem Boot ausfindig machen) wird’s spannend. Die größte Schwierigkeit ist es, den Fisch zielgenau mit dem Boot anzusteuern und die Position anschließend zu halten – bei Seitenwind und Strömung keine einfache Aufgabe. Zum Glück habe ich Henrik – er hat die Sache voll im Griff und bringt uns gekonnt über den ersten Zander.

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Gespannte Blicke aufs Echo

Gespannt lasse ich den großen, schlanken Gummifisch Richtung Zander gleiten, der sich direkt unter dem Boot befindet. Nun starren wir wie gebannt auf die Bildschirme der Echolote, denn man sieht ganz genau, wie sich der Köder dem Fisch nähert und dieser anschließend reagiert.

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Ohne Technik geht beim pelagischen Angeln nichts!

Der Zander hat wohl keinen Appetit und taucht ab. Es ist alles andere als einfach und die Fische springen einem – trotz hohem technischen Aufwand – bei der pelagischen Vertikalangelei nicht ins Boot. Drei Jahre brauchte Henrik, um mit dieser Methode erfolgreich zu fischen. Denn nicht nur das Steuern des Bootes ist entscheidend, auch die Bedienung der beiden Echolote spielt eine große Rolle. Die sich ständig änderten Bedingungen erfordern ein hohes technisches Verständnis, um angemessen reagieren und die Geräte richtig einstellen zu können.

Pelagisch knallt's
Nachdem der erste Fisch meinen Köder nicht genommen hat, dauert es nicht lange und wir haben die nächste Sichel unterm Kiel. Diesmal geht alles ganz schnell und wenige Momente später schlägt ein traumhafter, goldgelb gefärbter Schwedenzander die Wasseroberfläche schaumig.

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Ein Guter im Drill

Anschließend setzen wir den Fisch schonend zurück, denn Catch & Release ist in Schweden absolut legal und wird gerne gesehen - besonders hier bei "Fishing in Sweden".

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Henrik (rechts) weiß, wie's läuft!

Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es weiter. Wieder kreisen wir über interessanten Strukturen und die Suche dauert nicht lange, bis sich erneut eine Sichel unterm Boot zeigt. Doch wie schon kurz zuvor erlebt, bedeutet bei dieser Methode Finden nicht gleich Fangen. Nach unzähligen Fischen, die unsere großen Gummiköder mehr oder weniger lang betrachten und so manches Mal unsere Adrenalinspiegel in die Höhe haben schießen lassen, knallt es plötzlich wieder in meiner Rute und der nächste prächtige Räuber kommt an die Wasseroberfläche. Diese Angelei bietet einfach alles, was man sich wünscht: Spannung, Aktion und dicke Fische!

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Große Gummifische punkten bei dieser Methode

Klassisch unterwegs
Doch im Stora Nätaren muss man nicht zwangsläufig pelagisch fischen, um zum Erfolg zu kommen, denn auch ohne Guide und teure Ausrüstung bietet das Revier genügend Potential, um tolle Zander zu fangen. Die Leihboote der Anlage sind mit Vier bis Fünf-PS-Motoren ausgestattet, was auf diesem Gewässer völlig ausreichend ist. Ein Echolot ist allerdings zwingend erforderlich, da die Untiefen und Unterwasserberge nicht immer sofort erkennbar sind (einfache Echolote können gemietet werden). Eine weit verbreitete Methode ist das Schleppen auf Zander in den Abendstunden. Bestückt mit Wobblern um die zehn Zentimeter lassen auch wir die drei bis sechs Meter tief laufenden Hardbaits hinter unserem Boot spielen – und lange müssen wir nicht warten, bis der erste Stachelritter die Rute krumm zieht.

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Christian erwischte beim Schleppen diesen schicken Zander

Noch kurzweiliger ist das klassische Jiggen an Kanten und Unterwasserbergen. Hat man die richtigen Stellen gefunden, sind Doppeldrills keine Ausnahme und Zander um die 40 bis 60 Zentimeter halten die Laune hoch.

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Auch ohne Guide kann man hier gute Zander beim klassischen Jiggen fangen

Möchtet Ihr jedoch die richtig kapitalen Exemplare fangen, habt Ihr die besseren Karten mit der pelagischen Vertikalangelei. Probiert's mal aus, es lohnt sich!
 
Schöner Artikel und momentan ja voll im Trend.

Die Tour scheint ja auch etwas zurück zu liegen, wenn man sich ansieht wann der Rekord Zander gefangen wurde. Der Nätaren dürfte mittlerweile auch ziemlich kaputt gefischt sein. Das Tempo in dem die südschwedischen Seen plattgefischt werden nimmt gefühlt auch immer rasanter fahrt auf.

BG
Alex
 
Woran machst Du das fest? Mir fällt immer schwer sowas zu glauben. Ein See von knapp 1000ha der kein halbes Jahr komplett befischt wird, soll plattgefischt werden? Von wem?

Grüße JK
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun, wenn ich mir ansehe wie sehr der Angeldruck allein in den letzten paar Jahren zugenommen hat, alleine schon durch Internet + Zanderboom dann ist das für mich eine logisch konsequenz, und der Süden ist eben leicht zu erreichen. Am lese sich allein die Berichte über Asnen und Bolmen durch. Klar gibt es immer noch genug Fisch, aber eben nicht mehr so viel wie früher.

Durch Gespräch mit Einheimischen bekommt man diesen Eindruck ebenfalls und ich glaube nicht das es nur das typische "Früher war alles besser" Geblubber ist.
 
Woran machst Du das fest? Mir fällt immer schwer sowas zu glauben. Ein See von knapp 1000ha der kein halbes Jahr komplett befischt wird soll plattgefischt werden? Von wem?

Grüße JK
Zehn fahren hin und fangen. Dann fahren zwanzig hin und von denen fangen zehn nix - also "plattgefischt", denn Schuld haben ja immer die anderen. Der Zeitgeist!?
 
Am Bolmen liegt's nicht an der Überfischung, sondern an den Wasserbedingungen. Soweit ich das gehört und erlebt habe, nimmt der Zanderbestand aufgrund des immer klarer werdenden Wassers ab und der Hechtbestand ist stark im Kommen.
Der Angeldruck mit Hightech ist definitiv gestiegen, aber ich denke nicht, dass die Reviere platt gefischt sind...
 
Ich wollte keinen zwist vom Zaun brechen, das ist eben der Eindruck den ich von den letzten 3 Jahren Schweden sowie Gesprächen mit den einheimischen bekommen habe.
Ich fange durchaus genug FIsch, das der Angeldruck in den letzten Jahren gestiegen ist (gerade durch die schwedischen YT formate) kann aber niemand leugnen.
 
das der Angeldruck in den letzten Jahren gestiegen ist (gerade durch die schwedischen YT formate) kann aber niemand leugnen
Ist das wirklich so? Ich mein, in Schweden war das Angeln schon immer populärer als hier. Die haben große Wettbewerbe und eine echt aktive Szene...
Kann sein, dass es etwas zugenommen hat, aber überbewerten würde ich es nicht. Es ist ein großes Land mit viiieeeel Wasser. In Schweden von Angeldruck zu sprechen ist immer so eine Sache. Aber es gibt bestimmt einige Szene-Gewässer, an denen in den letzten Jahren unglaublich viel gefischt wurde. Das stimmt schon. Zum Beipiel die vertikale Saiblingsangelei am Vänern öder Vättern. Aber diese Gewässer kann man als Angler nicht plattfischen!
 
Im Freiwasser auf Zander

Ich kann die Angaben von MikeHawk absolut unterstützen. Es gab und gibt Einbrüche in den Fängen. An "meinem" Gewässer agieren der Berufsfischer, die wirklich täglich ihre Netze spannen. Nun, man sollte sich eingestehen, "die" leben davon . Zusätzlich kommt das Legen von Langleinen. Das alles führte dazu,dass die einheimischen Anwohner bei ihren Gemeinden protestierten. Das Ergebnis war/ist , dass die Netzfischerei erheblich eingeschränkt wurde.
Der nächste Punkt sind wir Touristen aus Ost und West . Ich habe selbst gesehen, dass die Netzfischerei auch unter uns Touris nicht ganz fremd ist. Zusätzlich kommt, dass das Entnahmefenster absolut sinnvoll ist, aber oftmals nur als Empfehlung gesehen wird. Wirklich kleinste Zander/hechte werden abgeschlagen.
Wenn wir noch eine kleine mathematische Aufgabe machen, kommen wir der Lösung immer näher. Ein Vierer-Fischer-Team macht zwei Wochen Urlaub.Jeder fängt realistisch 15 Zander/Hechte in seiner Zeit, wir kommen auf 60 Fische. Nehmen wir nur die Sommermonate Juni bis September, es sind rund 22 Wochen.Es könnten in der Hütte 11 Teams jeweils zwei Wochen ihrer Passion nachgehen. Das Ergebnis wie oben, also elfmal mal 60 Fische, schon sind es 660 Fische. Wieviel Hütten gibt es an einem See ? Unmengen. Da muss mir niemand erzählen, dass es keinen Einbruch in den Fängen gibt.
Es reicht doch schon zuzugeben, dass es nicht mehr einfach ist , "seinen" Fisch zu fangen. Der 100cm-Hecht ist schon eine Ausnahme. Vor 20 Jahren war es bald Standard bzw. recht sicher, eine dieser Damen zu küssen. Das Gleiche gilt auch für Zander. Der Durchschnitts-Zander in Schweden kommt doch auch nur auf 40/50cm. An 60cm kommt richtig Freude auf. Auch das war anders.
Nein, früher war nicht alles besser. Die Frequentierung der Gewässer war einfach geringer, dadurch auch eine bessere Fangquote. Für mich ist das einfach Fakt.
Auch wenn meine Schwedenaufenthalte grundsätzlich nach dem Motto "Eat,sleep, go fishing" durchgeführt werden, es ist nicht alles in Schweden.
Ich fühle mich sauwohl, wenn ich fast allein auf dem Wasser bin. Ab und zu ein Biss, mehr will ich nicht.
Ach ja, auch wenn Peta-Mitglieder ihre Zähne verlieren,ich praktiziere fast immer " Catch and Release". In letzterZeit immer weniger, da ich nicht mehr so viele fange.
Grund:siehe Bericht



 
Für die Schleppgeschwindigkeit gibt es zwei Standards, die die Richtigkeit bestätigen.
1.
Wenn der "normale " 5-PS-Motor anfängt zu stottern und will ausgehen. Unangenehm und laut,verscheucht den Fisch, aber die richtige Geschwindigkeit.
2.
Eigentlich die geiche Geschwindigkeit wird beim Rudern erzielt. Alles ist ruhig, Brust- und Schultermuskel werden gestärkt, der Fisch erlebt nicht die große Scheuchwirkung. Alles wesentlich angenehmer und m.E.auch fängiger.
 
Danke euch.

Ich bin normal auch so um die 2,5 unterwegs. Allerdings ließ der Motor im letzten Urlaub nur 2,5-3 zu und kein Zander...
 
Am Bolmen liegt's nicht an der Überfischung, sondern an den Wasserbedingungen. Soweit ich das gehört und erlebt habe, nimmt der Zanderbestand aufgrund des immer klarer werdenden Wassers ab und der Hechtbestand ist stark im Kommen.
Der Angeldruck mit Hightech ist definitiv gestiegen, aber ich denke nicht, dass die Reviere platt gefischt sind...

ich war vor 25 jahren am bolmen, der hatte zu der zeit trinkwasserqualität .
einziges manko ,war die schwedentypische braunfärbung durch huminsäure

auch damals war nicht alles in ordnung !
krebspest breitete sich aus und überall waren stellnetze und reusen ausgelegt .


zander auf sicht wegfangen , egal ob man das jetzt gerätehändlerfreundlich pelargrisch nennt oder einfach vom platz weghaken
das ganze technisierte angeln führt nur dazu ständig mehr und größer fangen zu wollen .
der nimbus des angelns geht langsam dazu über, die anmutung eines PC action spiels zu bekommen
man hört ja auch nicht beim 5-6 . auf ,nein es muss zwei dreistellige stückzahlen pro tag sein sein wenn der tag gut gewesen sein soll ! und jede schuppe wird ins boot oder ans ufer gezerrt ,damit man auch was zum fotografieren hat .
das führt letztendlich in eine abwärtsspirale.
letztendlich sind es dann auch immer die "Anderen" , die schuld sind
artikel großfische schonen ist ja noch nicht so lange her !
zack um ein reiseangebot zu puschen hat man dann als eye catcher ein fast schwarzes" brett" im artikel!

eure moralische verantwortung !
die zines machen die trends !
 
zack um ein reiseangebot zu puschen hat man dann als eye catcher ein fast schwarzes" brett" im artikel!

Absoluter Schwachsinn! Typischer Zander aus dem Gewässer! Und mit Sicherheit kein schwarzer Zanderbock im Laichgeschäft. Da täuschst Du Dich aber gewaltig. Muss Du aber kennen, wenn Du oft am Bolmen & Co warst...
Mal Dampf ablassen ist ja ok - aber bitte nicht mit solchen Unterstellungen!
 
Moin, am Bolmen gilt ne Entnahmeverpflichtung für Zander unter 75cm, wirkt auf mich nicht so, als hätten die da Sorge um ihren Zanderbestand?

Grüße JK
 
Man merkt das Sommerpause ist und leider immer weniger akutelle und bebilderte Berichte aus Schweden reingestellt werden...
 
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