AW: Jahreskarte von 20 Euro auf 240 Euro - Was ist in Potsdam los?
So, ich hab gesagt ich geb nicht locker mit der Pilotstudie.
Nach Telefonat und schriftlicher Anfrage an das Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung LELF bin ich jetzt in Besitz dieser wissenschaftlichen Schrift namens 'Pilotstudie zur Betriebsstruktur der Seen- und Flussfischerei Brandenburgs'.
Allerdings ist das eigentliche Problem noch längst nicht gelöst. Die Aussage des Amtes war, dass das Amt nach Rücksprache mit dem IFB keine Publikationssperre für dieses Dokument verhängt hat, was in Widerspruch zu der telefonischen Aussage steht, die mir im Januar von Seiten des IFB gemacht wurde. Dennoch war der Fachbereichsleiter des Referendariats 'Fischerei' im Amt so freundlich mir die Studie als Anhang zu übersenden und verwies mich mit meiner offiziellen Bezugsanfrage an die Archivseiten des IFB. Und da stellt sich heraus, dass diese Studie noch immer nicht auffindbar ist.
Was interessiert das nun den Angler?
Den Angler interessiert hier, in erster Linie der Inhalt der Studie mit dem Bezug zu den Einnahmen durch den Angelkartenverkauf und der wirtschaftlichen Betriebsstruktur im Allgemeinen. Ferner interessiert uns natürlich für was eigentlich unsere Fischereiabgabemarke konkret verwendet wird. In der politischen Diskussion um eine Erhöhung der Angelkartenpreise und dem Fortbestehen von Subventionsleistungen und Verwendungen der Fischereiabgabe ist es daher essentiell, dass wir die Rahmenbedingungen kennen über die wir hier sprechen. Und diese finden sich hauptsächlich in genau diesem Schriftstück.
Was interessiert es dem Steuerzahler?
Die Fischer erhalten direkte und indirekte Subventionen durch die öffentliche Hand - also durch uns alle.
Was interessiert es dem Wissenschaftler?
Hier wird es jetzt ein ganz heißes Eisen. Denn in Art. 5 Abs. 3 GG ist die Freiheit der Wissenschaft grundgesetzlich garantiert! Dazu zählt selbstverständlich auch das Publikationsverhalten. Eine Publikationssperre bedarf einer triftigen Begründung (öffentliche Sicherheit gefährdet, Persönlichkeitsrechte, Betriebsgeheimnisse, ...). Diese Begründung steht aber noch aus. Hier liegt also der Verdacht nah, dass die Behörden mutmaßlich in das Publikationsverhalten einer regulären Wissenschaftseinrichtung eingegriffen haben. Und das ist nicht nur eine Frage die den Wissenschaftler sondern ebenfalls den Staatsrechtler und womöglich sogar die Staatsanwaltschaft interessiert oder interessieren sollte.
Unabhängig der obengenannten Fragen sei nochmal unter Verweis auf die Verwendung der Gelder aus der Fischereiabgabemarke auf das generelle Verhalten des IFB hingewiesen. Dahingehend, dass das IFB in erster Linie Forschung betreibt, die als Forschungsgegenstand die privatrechtliche Berufsfischerei hat und weniger daran interessiert ist die Begleiterscheinungen des Angelns wissenschaftlich zu begleiten.
Was meine ich damit?
Damit meine ich, dass das IFB gut daran täte den Forschungsschwerpunkt mehr auf die Anglerschaft zu legen. Ganz konkrete Forschungsfragen aus angelteschnischer Sicht zu beleuchten wie z.B.
- Studie über Verträglichkeit (Mortalität) aktueller Keschernetzarten
- Studien über Wanderungsverhalten und Bestandsentwicklungen in kontinuierlichen Zeitreihen
- Wissenschaftliche Begleitung der Folgen der Angelei mit entsprechenden Schlussfolgerungen
- Erforschung der Auswirkungen klimatischer Veränderungen auf das Gewässerinterieur
- Bogenschlag mit der Sozialwissenschaft zur Untersuchung gesellschaftlicher Anpekte der Angelei und Erfragung und Erforschung ethischer Fragen in dem Bereich
Das stelle ich mir unter einer sinnvollen Verwendung der Gelder der Fischereiabgabe unter dem Gesichtspunkt der gesetzlich verbrieften Verpflichtung zur Förderung der fachgebundenen Forschung, wie sie sich aus dem Landesfischereigesetz ableitet, vor.
Nun werde ich im nächsten Schritt versuchen eine öffentlich einsehbaren Publikationsweg für euch zu erschließen, damit Ihr euch selbst in der Diskussion ein fachgerechtes Urteil bilden könnt. Sollte das Teil wirklich politisch motiviert unter Verschluss gehalten werden, werde ich das so nicht akzeptieren.