Jetzt noch ein kleiner Reisebericht.
Unser Ziel war es, mit dem o.g. Capeador 36 von Port d´Andratx bis Port de Sollér zu fahren und zurück, dafür waren 5 Tage veranschlagt. Nebenher Schleppfischen und Grundfischen.
An Tag 1 nahmen wir das Boot in Empfang und brachten die Geberstange an, kauften Proviant und fuhren los Richtung Norden. Die Kiste war alt, aber irgendwie sympathisch. Da im Westen ein Gewitter vorbeizog und die See an der Nordküste ziemlich unruhig war, verbrachten wir den Nachmittag in einer geschützten Bucht. Der Wind frischte etwas auf, und einer der beiden hinteren kleinen Masten für das Sonnensegel machte plötzlich knacks... war wohl schon vorher angeknackst gewesen, aber egal, wir konnten den Schaden provisorisch reparieren und weiter gings... leider konnten wir nichts veritables fangen, aber wir waren ja auch noch nicht da wo wir hinwollten.
Abends fuhren wir dann in die Bucht von St. Elm ein, um dort zu übernachten und von dort am nächsten Morgen weiterzufahren. In der Bucht lagen jede Menge Boote, und als ich den Rückwärtsgang reinhaute um abzubremsen, beschleunigte der Eimer plötzlich! What the fuck? Mit Müh und Not konnte ich ein paar ankernden Booten ausweichen, dann kamen wir zum stehen und ankerten. Ein kurzes Telefonat mit dem Vermieter später: Wir sollten am nächsten Morgen zurück nach Port d´Andratx, sie würden das reparieren.
Tag2:
Morgens nach Port d´Andratx, irgendwann kam ein alter Knacker an Bord und fing an im Motorraum und am Gashebel rumzuschrauben. Wir wurden langsam nervös, denn das ging ja alles von unserer Urlaubszeit ab. Mittags verschwand der Gute um Ersatzteile zu holen, kam aber statt der versprochenen 45 Minuten zwei Stunden später wieder. Wo die Sonne scheint funktioniert halt nix. Der Vermieter reagierte ziemlich gleichgültig, gab uns aber um 16 Uhr eine kleinere Capeador um noch mal für 2,5 Stunden rauszufahren.
Zurück im Hafen war klar: Das wird nix mehr. Wir vereinbarten, dass wir noch mal auf dem Boot schlafen können und am nächsten Morgen eine Lösung gefunden würde. Abends haben wir uns dann ziemlich weggehackt und illegalerweise ein paar kleine Brassen aus dem Hafenbecken geholt.
Tag3:
Eine Stunde später als vereinbart wurden wir mit dem Schlauchboot an Land gebracht. Der Vermieter konnte oder wollte uns kein Ersatzboot besorgen, also cancelten wir den Vertrag und mussten nur einen Tag plus Benzin und Endreinigung zahlen. Zwar irgendwie fair, aber trotzdem war der Urlaub im Arsch.
Mit unserem ganzen Geraffel an der Hafenmole sitzend bemerkte Mitstreiter Nummer eins, dass er beim Übersetzen sein Handy verloren hatte. Also schnorchelten wir noch zwei Stunden danach, natürlich erfolglos. Der Trip begann langsam zur Farce zu werden. Nach einem Frühstück im Hafencafé buchten wir ein Apartement in Peguera, ziemlich deutsch, aber das war uns jetzt gerade recht. Dort angekommen wurde verzweifelt versucht noch was aus dem Urlaub rauszuholen. Boote waren alle vermietet. Unter Einsatz dutzender Telefonate konnten wir ein Mietauto organisieren, plus einen Big GAme Trip von s´Arenal aus, auf der Foramando. Der Kapitän hatte 4,9 Sterne bei Google, die Zeit war genau die richtige für dicke Thuns, der Urlaub schien gerettet.
Abends gingen wir auf die Felsen, angelten erfolglos und stürzten Weisswein runter. Ich verlor einen der Apartmentschlüssel, 50 Euro, scheiß drauf, war jetzt auch egal.
Tag 4:
Morgens den Mietwagen geholt, und ab nach Arenal. Kurz das Elend besichtigt, vorbei an den Ballermännern und Bierkönigen. Um 13 Uhr war Meeting mit der Foramando.
Das Boot war super, die Ausrüstung top, der Kapitän und sein Sailor machten den Job schon seit 30 Jahren und kannten sich bestens aus. Zudem gab es leckeres Essen an Bord und eine riesen Kühltruhe mit Bier und 1,5 Flaschen Rum. Der Käptn hatte Geburtstag, also langten wir alle kräftig zu... die Fahrt zu den Fishing Grounds bei Cabrera verging wie im Fluge, was auch an den 700 PS gelegen haben könnte.
Dann wurde geschleppt, getrunken, geschleppt, getrunken. Nichts biss an. Die letzten Tage wären die Tunas "crazy" gewesen begräftigte Miguel, aber heute war der Wurm drin. Keine Vogelschwärme, kein Biss. Er hing sogar noch eine Stunde extra dran, nichts. Passte zum Rest vom Urlaub. Auf dem Rückweg hielten wir noch an einem befreundeten Tauchboot, um noch ein paar Bier zu holen (wir hatten alles geleert), dann waren wir wieder an Land und gaben dem guten Mann seine 1000 Flocken.... soviel Pecht muss man erstmal haben.
Abends gaben wir uns natürlich wieder ordentlich die Kante.
Tag 5:
Mitstreiter 2 war am Vorabend gestürzt und nachdem der Kater sich gelegt hatte, war er sich zu 90 % sicher den Unterarm gebrochen zu haben (ist selber Unfallchirurg). Wir packten unseren Mist, setzten uns ins Auto und fuhren nach Port de Sollér, damit wir wenigstens einmal den Zielort gesehen hatten, und um etwas zu essen. Danach ging es an den Flughafen, Mitstreiter 1 ohne Handy, Mitstreiter 2 mit wahrscheinlich gebrochener Elle, was sich am nächsten Tag radiologisch bestätigte. Im Gepäck geplatzte Träume und keinen einzigen veritablen Fisch nach 6 Monaten Vorbereitung.
Mit Fug und Recht kann man sagen, es war ein Katastrophenurlaub. Aber es kommt noch besser: Zwei Tage nach Ankunft bin ich Corona-positiv. Das bei vollständiger Impfung (seit Februar). Vermutlich der Hinflug. Jetzt müssen ich und meine Familie 2 Wochen in Quarantäne... schöne Scheisse.