AW: Karpfen im Gestrüpp
Ich hab vor Jahren mal nen Bericht im Magazin übers Karpfenangeln im Gestrüpp geschrieben. Hier mal ein Auszug draus.
"....Wie gesagt reichen die Weidenbüsche bis in's Wasser, und zwar mit Ästen über und unter Wasser. Diese Unterwasseräste bieten den Fischen hervoragende Versteckmöglichkeiten. Mit der Polarisationsbrille sieht man im 40 bis 60 Zentimeter tiefen Wasser gemischte Schwärme aus Brachsen, Döbeln, Rotaugen und Karpfen zwischen den Ästen und Wurzeln stehen. Manchmal schwimmt eine Forelle oder Äsche vorbei. Was ich hier fangen will sind die Karpfen. Zwischen den Weiden sind die Angelstellen. Oft nur einen, manchmal auch bis drei Quadratmeter groß. Und nun fragt sich der Karpfenspezi, wie man aus solchen Löchern Karpfen bis 10 Pfund rauskriegt.? Und das ist richtig Hardcore.!
Ich verwende eine 2,10m Pilkrute mit ca. 150Gramm WG, eine kleine Rolle mit sehr guter Bremse. Wichtig ist nicht, dass die Bremse gut arbeitet, man muß sie nur brutal feststellen können. Als Schnur kommt nur eine schwarze geflochtene in Frage mit einer Tragkraft von mindestens 15 Kilos. Der 10er Goldhaken wird wieder direkt an die Hauptschnur geknotet, je nach Strömung werden zwei bis drei Bleischrot als Beschwerung ca 30cm vom Haken entfernt leicht aufgeklemmt. Der Köder ist ausschließlich Dosenmais. So leise wie irgend möglich nähere ich mich den Angelstellen. Wenn man sich dabei auch noch langsam bewegt wird man von den Karpfen nicht wahrgenommen.
Sehe ich einen Karpfenschwarm in der Angelstelle, oder im Wurzelwerk in der Nähe (achja, hier wird auf Sicht gefischt) fütter ich eine Handvoll Mais an. Durch dieses Geräusch werden die Karpfen kurz erschreckt und sie ziehen sich etwas zurück. Diese Zeit gilt es zu nutzen um den Kescher in Position zu bringen (sehr nah am Wasser) und den Köder (3 Maiskörnen) zwischen dem Futtermaterial zu plazieren. Nun heißt es warten bis die Karpfen zurückkommen, was normalerweise zwischen 20 und 30 Minuten dauert. Die Rute halte ich in der einen Hand, die Schnur in der anderen. Tja, und so steh ich bewegungslos bis der Schwarm eintrifft. Man darf den Köder nie aus den Augen verlieren, was mit einer Polarisationsbrille, klarem, flachen Wasser und etwas Erfahrung gut möglich ist, zumal der ja auch größer ist als die angefutterten, einzelnen Maiskörner.
Der Ablauf beim Eintreffen des Schwarms ist immer der selbe. Zuerst kommen die kleineren Karpfen, fangen an das Futter zu fressen und danach kommen die größeren die erst mal abwarten ob alles ok ist. Und dieses Eintreffen des Schwarms ist der Kick schlechthin. Der Körper wird mit Adrenalin vollgepumpt, will praktisch explodieren, aber ich muß bewegungslos stehen und meinen Köder beobachten. Einer der kleinen Karpfen schwimmt auf meinen Köder zu, sieht ihn sich kurz an. Mit einem leichten Zug an der Schnur ( die ich in der linken Hand halte ) zieh ich den Köder paar Zentimeter vom Maul weg. Ich will einen der Großen. Dann nähert sich einer der Großen. Die Anspannung erreicht den Höhepunkt.
Jetzt gilts! Auch der große Karpfen schaut sich den Köder an und saugt ihn dann ein. Der Anhieb kommt sofort. Er darf keine Chance haben den Mais nochmal auszuspucken. Ich explodiere! Brutalster Anhieb dass es den Karpfen erst mal rumreißt und dann kurbeln. Bremse voll zu. Er versucht zu flüchten, aber der Zug an der Schnur lässt nur ein überschlagen zu. Hoch mit dem Fisch, keinen Milimeter nachgeben. Mit brachialer Gewalt zieh ich ihn an die Oberfläche. Er überschlägt sich wieder und wieder, kann aber an der Oberfläche seine Kraft nicht voll einsetzten. Blitzschnell schnapp ich den bereitgelegten Kescher , reiß den zappelnden und spritzenden Fisch drüber, Kescher hoch..."YOU LOST". Der Drill hat keine 10 Sekunden gedauert. Einmal nachgeben und der Karpfen ist in den Ästen unwiederbringlich verloren. Diese Stelle kann ich für heute vergessen. Beruhigungszigarette, Tasse Tee und es könnte weitergehen. Durchs Unterholz zur nächsten Stelle. Aber Ein solcher Ansitz am Tag ist eigentlich genug. "
So funktioniert das immer noch. Die Quote der ausgeschlitzen, oder ins Gebüsch entkommenen Karpfen ist sehr gering. Du mußt halt nur brutal genug zur Sache gehen.:q
Case