Wir können uns natürlich vieles wünschen aus unserer Sicht als Angler aber wir leben eben auch in einer Gesellschaft und vor allem Wirtschaft, die vom Streben nach Wachstum und Gewinnmaximierung geprägt ist. Das macht weder vor Fischern noch vor Anglern halt. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen ist da erst einmal nicht vorgesehen, der Markt, und der ist im zunehmenden Maße global, bestimmt den Wert. Sicher wird auch keiner hier bestreiten können, dass er außerhalb seinen Hobbys genau dieser Maxime unterworfen ist. Beim Hobby werden diese Prinzipien, und ich finde es gut, nun hinterfragt, da man die Auswirkungen hautnah spürt ohne ein wirtschaftliches Interesse zu verfolgen. Für die Fischer sieht das aber ganz anders aus. Wir wissen alle, wird der Fischfang im Sinne von Nachhaltigkeit reguliert, dann kann kein Fischer mehr davon leben. Das gilt für die Ostsee genauso wie für jedes andere freie Gewässer. Mit dem bloßen Verkauf von Fisch als Rohware ist man an den Märkten nicht konkurrenzfähig auf Grund der Standortbedingungen, die sich mit zunehmender Regulierung auch noch verschlechtern.
Insofern, um das Beispiel aufzugreifen, sind die Müritzfischer klar im Vorteil, denn hier handelt es sich eben nicht um ein freies Gewässer und die können ihre Produkte differenzieren, da sie die Fischereirechte verwerten und nicht nur Fisch. D.h. Sie werden ihre wirtschaftlichen Tätigkeiten so ausrichten, dass der größtmögliche Dauerertrag für sie zu erzielen ist. Wie in dem von
@Testudo angesprochen Pfad zu lesen ist, tun die das auch und quotieren ihre Fischer ganz gezielt, wenn Angeln, Bootsverleih oder sonst was eben mehr Ertrag pro Fisch erwarten lässt. Voraussetzung ist natürlich immer das Verständnis für die ökologischen Zusammenhänge und wie schon von vielen hier angemerkt, Maß halten. Das liegt in diesem Fall auch noch im ureigensten Interesse, sonst werden die Einnahmen auf allen Seiten der Wertschöpfung sinken.
In freien Gewässern wie den Bodden sieht das aber ganz anders aus. Dort ist die Fischerei quasi unreguliert und Möglichkeiten zur Verlagerung der Geschäftstätigkeit bestehen auch nicht. Also wird für die Märkte gefischt was das Zeug hält um über die Runden zu kommen. Das ganze System ist krank, denn was unregulierte Ressourcennutzung bedeutet sollte auch der letzte inzwischen Verstanden haben und das gilt nicht nur beim Fischfang.
Letztendlich muss selbstverständlich auch auf die Angler geschaut werden, denn wenn die mehr Fisch entnehmen als nachwächst ist das erst einmal genauso schädlich, auch wenn die Wertschöpfung deutlich höher ist. Die Auswirkungen sieht man dann an den nur von Besatz lebenden Vereinsgewässern.
Letztendlich kann man die gesamten wirtschaftlichen Aktivitäten der Menschheit durchforsten und wird immer zum selben Ergebnis kommen unzureichend regulierte Märkte schaffen vor allem Probleme, die im Nachgang nur noch schwer zu beseitigen sind, egal ob global oder regional.
Wenn diese „Dorschkrise“ für irgend etwas gut ist dann, dass sie vielleicht dem ein oder anderen die Augen öffnet was wir hier eigentlich veranstalten indem wir uns in jeglicher Hinsicht den Ast absägen auf dem wir sitzen und sei es nur weil das geliebte Hobby gefährdet ist. Allerdings scheint die Lernkurve leider viel zu flach, denn die Fehler wurden ja alle an anderer Stelle schon einmal gemacht.