AW: Kormorane am Rhein
Kontraproduktiv wirkt sich dann natürlich auch die Überfischung von Nord- und Ostsee aus. Hautnahrung der Kormorane an der See sind Heringe.
Das ist so nicht richtig bzw. zu allgemein formuliert und daher missverständlich. Nord- und teils auch Ostsee sind das Verbreitungsgebiet zweier Unterarten, deren Verhalten sich mitunter eklatant unterscheidet.
Da ist zunächst einmal
Phalacrocorax carbo sinensis.
P.c. sinensis ist die Unterart die wir alle kennen, da sie sich unter anderem eben auf den Rheinbunen tummelt und die deutschen Küstengewässer besiedelt.
Und dann ist da
P.c. carbo, die nordeuropäische Unterart, anzutreffen unter anderem an Norwegens Küsten und in England.
Dazu kommt dann zu allem Überfluss
auch noch die Krähenscharbe, die zumindest an und auf der Nordsee vorkommt und um Nahrung konkurriert. Auf sie werde ich jetzt aber zunächst nicht näher eingehen.
Tiere der Unterart
sinensis, also ''unserer'' Unterart, zeigen ein gänzlich anderes Verhalten als Tiere der nordeuropäischen Unterart
carbo.
Sinensis- Kormorane fressen keineswegs hauptsächlich Heringe, im Gegenteil. Das liegt daran, dass die Unterart zwecks Konkurrenzvermeidung im Binnenland und in Küstennähe auf Jagd geht, Hauptbestandteil der Nahrung an der Küste sind Grundfische und Jungfische anderer Arten. Heringe werden nur dann gefressen, wenn sie in unmittelbarer Küstennähe zu finden sind.
Anders sieht es aus, wenn man nun die Unterart
P.c. carbo betrachtet. Sie frisst tatsächlich ( wenn auch nicht hauptsächlich) Heringe, da sie vorwiegend marin lebt und die offene See ansteuert, ebenso wie die Krähenscharbe.
Folglich ist eine Überfischung des Herings zwar für nordeuropäische Kormorane bedeutend, jedoch für hiesige Kormorane von zu vernachlässigender Beudeutung.
Durch die Überfischung fehlt es den Kormoranen an Nahrung und sie sehen sich überhaupt erst veranlasst südwerts zu ziehen. Hier nahm das Problem vor Jahren seinen Ausgangspunkt.
Auch das entspricht nicht den Tatsachen, denn
P.c. sinensis war schon immer im Binnenland verbreitet und nie ein ausgesprochen marin lebender Vogel. Das liegt in der Einnischung der Unterarten bzw Arten begründet. Auf offener See müsste
P.c.sinensis mit dem nordeuropäischen Verwandten konkurrieren oder aber auf andere Nahrung ausweichen. Unmöglich, da diese Nische im Zuge der Konkurrenzvermeidung schon von der Krähenscharbe besetzt ist. Das Vorkommen im Binnenland hat also nichts mit der Überfischung der Nord- oder Ostsee zu tun, sondern ist von jeher gegeben.
Ungeachtet dessen muss aber eine langfristige Planung her, wie man dem Problem begegnet.
Vollste Zustimmung, ebenso wie zum richtigen Rest deines Beitrages#6.