AW: Lachstrolling vor Rügen
Nach einigen Tagen des Schmollens und einiger Beileidsbekundungen habe ich mir jetzt die Zeit genommen über unsere Trollingtour zu berichten!
Vorfreude ist bekanntlich die Schönste aller Freuden und bei einer Vorbereitung von fast einem Jahr, haben wir diese voll genossen!
Abfahrt
Am 28.04.2012 um ca. 4.15 Uhr haben Tobias und ich uns bei bedecktem Himmel und leichtem Nieselregen auf dem Weg in Richtung Rügen gemacht. In der Umgebung von Rostock verschlechterte sich das Wetter, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat, im Gegenteil, mit jedem Kilometer den wir unserem Ziel näher kamen stieg diese weiter an.
Nach ca.140 km mehr auf dem Tacho überfuhren wir den neuen Rügenzubringer, ein echtes Highlight und ein Gefühl von Skandinavien kam auf.
Auf der Insel angekommen ging s` noch schnell an die Tanke, Bockwurst, Kaffee und einmal Pippi.
Jetzt war es nur noch ein Katzensprung und das Ortseingangsschild von Glowe erschien im Morgenlicht, fix das Auto auf dem Nettoparkplatz abgestellt und mit einer Zigarette bewaffnet enterten wir die Marina.
Der erste Eindruck, sehr schön und es roch nach Fisch, nach Räucherfisch. Der ortsansässige Fischer hatte gerade einen Sack voller Aale im Blechschrank, wir kamen ins Gespräch und er erzählte uns das die Aale gut am laufen sein.
Auf dem Weg zu den Stegen kamen uns immer mehr lachsverückte Angler entgegen, zu Fuß und mit dem Auto, das Parken im Strandbereich ist nicht erlaubt, aber zum be- und entladen der Fahrzeuge wohl geduldet, außerdem besteht in der Marina von Glowe die Möglichkeit sein Boot zu Trailern ( kostenlos ?). Schon nicht schlecht was dort auf die Beine gestellt worden ist.
Steg 3
Der Liegeplatz der Trollingboote von Angel Exclusiv
Endlich mit Sack und Pack angekommen begrüßten wir einen Teil der Mannschaft mit einem freundlichen Hallo, leider viel das Echo etwas schwächer aus, aber wir sind nicht aus Zucker und nicht jeder Tag ist gleich.
Kurz vor der Abfahrt erschien Hacki , er stellte sich vor und begrüßte uns sehr freundlich!
Zu unseren bedauern mussten wir feststellen, dass wir ihn nicht als Guide hatten, ich dachte nur, selbst schuld. Das hätte man im Vorfeld schon geklärt haben können.
Uns wurde Robert als Guide zugewiesen, er schien erfahren zu sein und jeder Handgriff saß.
Ausfahrt
Pünktlich um 8.00 Uhr liefen wir bei strahlenden Sonnenschein und einer leichten Brise aus. Der Wetterdienst hatte für den Nachmittag zunehmenden Wind aus Nordost angesagt und für den Fall der Fälle hatte ich zwei Tabletten eingenommen.
Auf der Fahrt zu den Fischgründen wurden wir über die Sicherheitsvorschriften informiert und was im Moment eines Mannüberbord - Manöver zu tun wäre.
Außerdem gab es reichlich Infos` über die letzten Fänge und deren Fangpositionen. Genau dort fahren wir fischen sagte Robert und mit einem Warnsinn s` Speed erreichtenwir fix die Koordinaten, Wassertiefe um die 35 Meter,geschleppt wirdein 20 Meter aufsteigend.
Robert drosselt die Geschwindigkeit und läst einen Driftsack ins Wasser, danach werden die Köder nach und nach ausgebracht, der Autopilot hält die Richtung, das ist wirklich ne geile Geschichte, ein Mann kann das ganze Trollingboot bewirtschaften, wir waren für die Beobachtung des Schiffsverkehr abgestellt, eine sehr wichtige Aufgabe, denn in diesem Bereich kreuzen eine Menge Fährschiffe unseren Weg.
Nach ca. 20 Min. ist es vollbracht, alle Schleppköder sind im Wasser, insgesamt fischen wir mit 8 Ruten, 4 an den Downriggern zwischen 20- 10m und die Anderen werden oberflächennah an den Scherbrettern angeboten.
Voller Spannung auf den ersten Biss des Tages steht die Frage im Raum wer darf als erstes ran, ich bin für das Los aber Tobias verneint und sagt „ du darfst als Erster ran“.
Der erste Biss
Eine der Ruten an dem rechtem Scherbrett schlägt an, Robert greift sich die Rute, kurbelt kurz ein und schlägt an, kein Widerstand, danach drückt mir die Rute in die Hand, ich kurbelte weiter ein, nichts´ kein Kontakt,
Tobias grinst, jetzt bin ich an der Reihe, na toll dachte ich bei mir, dass geht ja super los.
Nach einer gefühlten Ewigkeit ohne Kontakt kontrolliert unser Guide die Köder, diese sind jetzt zum Teil mit Hornfisch und kleineren Dorschen „verschmutzt“, die Clipse sind so eingestellt, das diese erst bei einem bestimmten Widerstand auslösen, (Selbsthakeffekt)
Das Handy von Robert klingelt in regelmäßigen Abständen, von den anderen Booten kommen die ersten Fangmeldungen, Lachsalarm! (insgesamt werden 5 Lachse auf dem anderen Boote gehakt und gelandet)
Bei uns herrscht gähnende Leere, Robert fischt in alle Richtungen und erzählt uns, dass es mit zunehmenden Wassertemperaturen immerschwieriger werde die Lachse zwischen den Dorschen und Hornhechten heraus zu picken.
Der erste wirkliche Kontakt!
Eine der Downriggerruten hat angeschlagen, Robert greift sich die Gerte und übergibt an Tobias. Der Fisch nimmt Schnur, Lachs endlich Lachs, ich greife in Tobias Hosentasche um an sein Handy zu kommen, gerade als ich die Videofunktion eingestellt habe und mit dem Filmen beginnen wollte erschlafft die Schnur, ich schaue Tobias an, er zuckt nur noch mit den Schultern, der Lachs hatte sich nach dem Aufsteigen an der Oberfläche ausgeklinkt.
Kurze Zeit später hatten wir erneut einen Biss, Robert setzt den Anschlag und übergibt die Gerte an mich, endlich Widerstand am Band. Ich konnte es kaum fassen, ich pumpte und kurbelte, Tobias filmte. Ein Minigebet ging mir leise über die Lippen und ein merkwürdiges Gefühl überkam mich, so kann sich doch kein Lachs im Drill anfühlen und tatsachlich nach ein paar Min. sah ich das Unheil in Form eines „Lachsdorsches“, meine Enttäuschung war mir ins Gesicht geschrieben.
Robert kescherte den Fisch gekonnt und frage mich ob ich ihn vielleicht mitnehmen wollte, ich winkte natürlich ab, Dorsch? Ich will Lachs….
Es kam wie es kommen musste, wie bekamen keinen einzigen Lachsbiss mehr, Leos und Alulatten reichten sich die Blinker zu, aber das war s` auch.
Der Wind hatte in der Zwischenzeit ordentlich zugelegt und das Boot tanzte auf einer guten Meterwelle, ich hatte mich so auf die Lachse konzentriert, dass ich gar keine Zeit hatte Seekrank zu werden.
Gegen 16.00 Uhr machten wir in der Marina fest.
Robert empfahl uns eine zweite mehrtägige Tour im nächsten Jahr zu planen, Anfang April sind die Chancen größer, dafür ist aber die Wetterlage unbeständig.
Man darf dabei aber auch nicht die Preise außer Acht lassen, denn so ein Trolling ist nicht gerade günstig und eine gebuchte Tour über mehrere Tage muss der Geldbeutel erst einmal hergeben.
Fazit:
Shit Shit Shit,
eine Nullrunde, wir haben das Ziel nicht erreicht!
Und,
wir kommen wieder,
in diesem Sinne ….rein gehauen Tobias und Maik