Landratte auf Abwegen...

Nachdem es mich von Bayern nach Norwegen verschlagen hat muß ich jetzt seefest werden!

Das schöne dabei:
Ich hab nicht mal auf Binnengewässern (erstzunehmende) Booterfahrung...
Paar mal bei ruhigen Bedingungen mit dem Ruderboot unterwegs gewesen und ein paar Kanutouren mit erfahrener Begleitung, aber das war´s auch schon...|rolleyes

Jetzt sitze ich also hier am Fjord und muß mir das wichtigste erst mal selbst aneignen.

Für den Anfang steht mir wenigstens ein absolut hochseetaugliches Gefährt zur Verfügung:
:mEine Nussschale mit 5 PS...|scardie:

Meine ersten beiden Ausfahrten waren kein Problem:
Nach Feierabend, bei spiegelglattem Wasser ein paar Stündchen raus, um mich an das neue Element zu gewöhnen und die ersten Fische zu fangen.
(dabei fiel zwar der Motor immer wieder aus, aber das war nur ein Problem mit der Spritzufuhr, daß schnell in den Griffzu bekommen war)

Heute sah´s dann schon anders aus:
Der Himmel war stark bewölkt, aber es hat (ausnahmsweise) mal nicht geregnet, sondern es schien sogar sonnig zu werden.
Wasser wie auf dem Ententeich.

Also hab ich mich entschieden, eine etwas weiter entfernte, erfolgversprechende Stelle anzufahren.
Dauer ca. eine halbe Stunde.

Der Platz hat leider weniger gehalten, als er versprochen hat.
Dafür wurde das Wetter immer besser und ich hab zu ersten mal seit zwei Wochen mal wieder blauen Himmel und Sonne gesehen!|supergri

Halb so schlimm, daß die Ausbeute etwas mager war.
Hab noch ein paar Driften drangehängt, obwohl mir schon aufgefallen ist, daß es etwas windiger geworden ist und die Wellen ein bisschen höher...

Als das Geschaukel immer mehr wurde, wollte ich mir in einer größeren Bucht einen neuen Platz suchen.
Inzwischen waren schon regelmäßig weiße Schaumkronen zu sehen.
Um in die Bucht zu gelangen hätte ich aber genau parallel zu den Wellen fahren müssen, was mir aber doch zu unsicher erschien:
Wenn ich sie im 45° Winkel genommen hab, war es schon ziemlich schaukelig und das Boot setze teilweise schon recht unsanft wieder auf dem Wasser auf...
(glaub das waren diese kurzen Wellen; Wellenlänge kürzer als Bootslänge)

Also doch lieber wieder in Richtung Heimathafen, der in der selben Grundrichtung lag.
Doch auch dabei mußte ich mehr und mehr gegensteuern...
Wind und Wellenhöhe nahmen minimal aber stetig zu.
Anstatt näher in Richtung Ufer zu kommen war ich, in alle Richtungen, mehrere hundert Meter davon entfernt und mußte schräg gegen den Wind sogar davon weg steuern.

Es war zwar noch alles im grünern Bereich, aber bei dem Gedanken daran, daß ich noch eine ganze Zeit brauchen würde (und der Motor wieder zicken könnte) war mir schon etwas mulmig:
Zwei Tage vorher hatte ich nämlich (von Land) erlebt, wie innerhalb weniger Minuten aus einem Ententeich "richtiges Meer" (weiße, sich brechende Schaumkronen auf jeder Welle) wurde...

Auf so etwas hatte ich überhaupt keine Lust....

Zum Glück blieb es bei den Bedingungen und das Maschinchen tat brav seinen Dienst).

Ab und zu kamen einige ruhigere Momente, so daß ich wieder in die gewünschte Richtung lenken kommte, um bei der nächsten höheren Welle wieder gegenzulenken.

Vor der Hafeneinfahrt mußte ich dann noch eine 135° Wendung machen, die aber problemlos gelang, dann konnte ich "mit der Welle" einfahren.


Jeder, der ein kleines bisschen Bootserfahrung hat, lacht sich darüber wahrscheinlich jetzt kaputt, aber für mich war es schon ein kleines Abenteuer...|rolleyes

Die Fahrt an sich war ja kein Problem.

Aber zu merken, wie schnell sich (bei strahlendem Sonnenschein) die Bedingungen so verändern können, daß man plötzlich nicht mehr einfach so in die Richtung fahren kann in die man will, sondern die Wellen einem den Kurs vorgeben.

Plötzlich wurde mir bewußt, daß ich, unter Bedingungen wie sie zwei Tage vorher herrschten, nicht mehr gewußt hätte, wie ich mich richtig verhalte...;+
Was, wenn dann auch noch der Motor (kurz) ausfällt und ich parallel zu dem Wellen treibe???

Wo ist die Grenze, die ich der Nussschale zumuten kann?

#c


Eines hab ich heute jedenfalls gelernt:
Auf dem Wasser kann der Moment, in dem die persönliche Grenze überschritten ist, seeehr schnell kommen!

Grüße
 
AW: Landratte auf Abwegen...

Jetzt noch meine Bitte an alle erfahrenen (Freizeit-)Kapitäne:

Schreibt hier doch mal alles rein, was Euch zum Thema richtiges Verhalten auf dem Wasser (besonders bei schwierigen Bedingungen) so einfällt...

BEISPIELE:

Wie verhält man sich, wenn man plötzlich nicht mehr dahin fahren kann, wo man hin will?

Was tun, wenn der Motor ausfällt und man paralell zu den Wellen treibt?

Welche Anzeichen sollte man beim Wetter beachten?

Wieviel Seegang verträgt ein Boot und voran erkennt man, daß es langsam kritisch wird?

Strömung und Wellen gehen in verschiedene Richtungen...

:mSchreibt einfach alles was Euch so einfällt, egal wie banal es Euch auch erscheinen mag!

Und nicht zu vergessen:
Was sind absolute Todsünden?


Ich glaube ich bin nicht der Einzige, der schon mal in der Situation war (oder noch kommen wird), plötzlich, ohne Vorkenntnisse ein Boot zur Verfügung zu haben.

Dann kann jeder gute Rat lebenwichtig werden...

:mAlso haut in die Tasten!

Vielen Dank schon mal!
 

Tommes63

vom Boot Angler (meistens)
AW: Landratte auf Abwegen...

|bigeyes Alter Schwede, Glück gehabt, so wie sich das liest.

- Bootführerschein machen, dort lernt man den Umgang mit brenzligen Situationen,
- erfahrene Leute mitnehmen,
- CE Papiere bzw. Norwegisches Pendant einsehen, dort steht das drin was das Boot ab kann,
- Floater und Rettungsweste Pflicht auf solchen Kleinbooten in deiner Gegend würd ich sagen,
- wenn du kein Vertrauen zum Motor hast, an Land bleiben, ein Fjord is kein Baggersee,
- GPS mitnehmen, kann auch genauso schnell nebelig wie windig werden.

Die Liste kann noch ein ganzes Stück länger werden, hoffe es melden sich noch ein paar Norwegenprofis.
 

Forscher

New Member
AW: Landratte auf Abwegen...

Hallo Landratte,
zum Seebären fehlen Dir noch ein paar Dinge...
Vor der Fahrt musst Du die Wettermeldungen im Internet lesen, die sind für Norwegen für den folgenden Tag recht genau. Achte besonders auf Windstärke und Wellenhöhe, die sind über den ganzen Tag für die jeweilige Uhrzeit angegeben. Am ruhigsten ist es oft nachts. Fahr rechtzeitig rein!
Für das Boot benötigst Du einen guten Kartenplotter, damit kannst Du Untiefen erkennen und im Notfall Deine GPS Position durchgeben. Für Motorversagen musst Du Ruder und ein längeres Seil zum Abschleppen an Bord haben.
Persönliche Schutzausrüstung: ein Floater und auf jeden Fall eine Automatik-Rettungsweste, am besten mit 275N. Zudem ein Smartphone mit Wetter-App (z.B. Windfinder) und Karten App (z.B. Navionics Eurpe, kostet nur 10 Euro, mit allen Seekarten für Norwegen). Das steckst Du in einen wasserdichten Brustbeutel für Smartphones, gibt es im Bootsshop. Dann kannst Du das Handy noch benutzen, nachdem Dich eine Welle erwischt hat.
Für den Umgang mit dem Boot schadet ein Bootsführerschein nicht, ansonsten beim kleinsten Anzeichen für Wetterwechsel unter Land und in den Hafen Fahren.
 
AW: Landratte auf Abwegen...

Euch beiden Danke für die Antworten, die natürlich grundsärtzlich richtig sind, aber an meinem eigentlichen Thema leider vorbeigehen...

Ansonsten bin ich etwas enttäuscht, daß hier sonst niemand was zu sagen hat! :(


Ich selbst bin ja in der glücklichen Situation, daß es mir egal sein kann, wenn ich mal ein paar Tage nicht rausfahren kann.:q
Gestern hab ich halt 100m nach der Hafenausfahrt wieder umgedreht...


:mBei dem Thread hab ich aber vor allem an diejenigen denken müssen, die nicht regelmäßig in Angelcamps verkehren sondern z.B. nur einen Familienurlaub in Norwegen machen.

Also Hütte mit kleinem Boot gebucht, um ab und zu mal ein bisschen rausfahren zu können.

Über den Zustand solcher Boote hab ich schon die abenteuerlichsten Geschichten gehört...#d

Mir wurde auch bloß gesagt, wo das Boot liegt.

Einweisung?
|muahah:
(OBWOHL ich ausdrücklich gesagt habe, daß ich keinerlei Erfahrung habe...)

Über den technischen Zustand sag ich jetzt mal lieber nix:
:mEinem geschenktem Barsch greift man nicht
hinter die Kiemen...


Ich denke, daß es hier viele gibt, die z.B. beim allerersten Norge-Schnuppertrip, in genau so einer Situation waren, oder noch kommen werden...

Und wer dann nur ein paar Tage Zeit hat, der riskiert schon viel eher mal etwas und fährt unter Bedingungen raus, die grenzwertiger sind als man gedacht hat.


Also nochmal meine Bitte:

Schreibt hier bitte alles rein, was Euch einfällt, wie man es vermeiden kann, in kritische Sitationen zu kommen und falls man doch drin ist, wie man da wieder rauskommt...
 
AW: Landratte auf Abwegen...

Ich mach jetzt Mal den Anfang:

:mVerlaßt Euch nicht darauf, wenn der Vermieter sagt, das Boot ist in gutem Zustand!

Schaut Z.B. unbedingt darauf, ob die Dollen für die Ruder fest sind!
Das Problem läßt sich noch im Hafen mit ein paar Schrauben lösen...
Wenn draußen der Motor ausfällt, nicht mehr!


:mMit einer 5 oder 10 PS Nussschale sollte man spätestens wenn sich die ersten weißen Schaumkronen bilden schleunigst den Rückzug antreten!
Das ist dann schon Windstärke 3.
Daraus kann in kurzer Zeit eine 4 werden und dann wird´s echt ungemütlich!

:mMit wenig PS kann der Rückweg lange dauern...
Wenn ich bei Idealbedingungen rausfahre, fahre ich den weitest entfernten Zielpunkt zuerst an.

So kann ich die (Mindest)Fahrzeit schon mal abschätzen.

Sobald der leiseste Verdacht aufkommt, daß sich die Bedingungen verschlechtern, geht´s sofort Richtung Hafen.
Unterwegs hat man dann noch genügen Spots, die man ansteuern kann, wenn´s ruhig bleibt!

Die Taktik zähmt auch den eigenen Stolz:
Man ist schließlich nicht auf dem Rückzug, sondern klappert nur die interessanten Stellen ab...
Und der Rückweg wird jedesmal ein Stückchen kürzer...
 

Thomas9904

Well-Known Member
AW: Landratte auf Abwegen...

Wenn ich bei Idealbedingungen rausfahre, fahre ich den weitest entfernten Zielpunkt zuerst an.

So kann ich die (Mindest)Fahrzeit schon mal abschätzen.

Sobald der leiseste Verdacht aufkommt, daß sich die Bedingungen verschlechtern, geht´s sofort Richtung Hafen.
Unterwegs hat man dann noch genügen Spots, die man ansteuern kann, wenn´s ruhig bleibt!

Die Taktik zähmt auch den eigenen Stolz:
Man ist schließlich nicht auf dem Rückzug, sondern klappert nur die interessanten Stellen ab...
Und der Rückweg wird jedesmal ein Stückchen kürzer...
Seeeeehr guter Tipp, mach ich auch so.

Nicht nur in Norge, auch auf der Ostsee..
 

Keyless

Member
AW: Landratte auf Abwegen...

Wenn die Fischer nicht mehr rausfahren, sollte man sofort mit seinem 5PS Kahn auf Fischzug gehen.
Gruss Ulf
 

Keyless

Member
AW: Landratte auf Abwegen...

Aber jetzt mal Ernsthaft, Nachtschwärmer, was willst du den noch hören? Hast es doch schon selber recht gut zusammengefast/auf den Punkt gebracht.
Wichtig ist sich nicht zu Überschätzen. Mit 5PS würde ich nicht auf Nord/Ostsee rumeiern.
Achja und trag die Schwimmweste auch bei Ententeich.
Gruss Ulf
 
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