Lanzarote 2019 - Vom Winde verweht!

Da ich nach einem ziemlich anstrengenden Jahr unbedingt eine Auszeit brauchte und der nächste geplante Urlaub noch viel zu lange hin ist, sollte es im Herbst eine Wiederholung von 2018 geben. Sprich, es sollte wieder nach Lanzarote gehen, um im Team die Dorados zu jagen.....die Vorfreude war dementsprechend groß.
Über einen Flug zur Nachbarinsel Fuerteventura mit anschließender Fährüberfahrt nach Lanzarote konnte ich sogar bei der Anreise noch einen halben Tag extra auf der Insel rausschlagen und wollte direkt nach der Ankunft im Hotel ans Wasser.
Flug, Fähre & Abholung vom Hafen verliefen wie geplant reibungslos aber kaum am Hotel, der erste Schock.....ich will einchecken aber kann meinen Pass nicht mehr finden!
Panisch zurück zum Hafen und auf der Fähre sowie die Hafen-Security gefragt aber keiner hat was gefunden. Das Hotel lässt mich zum Glück auch so rein und sagt, ich muss zur Polizei & zum deutschen Konsulat.....na ganz toll!
Beim auspacken fällt mir dann mein Pass in die Hände, er war im Handgepäck in einer Seitentaschen ganz nach unten gerutscht....puhh, ich bin unglaublich erleichtert.
Also schnell das Bike geholt, ein bisschen was eingekauft und ab ans Wasser.
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Ist zwar recht viel Brandung, am Leuchtturm siehts aber noch gut aus doch wie immer am ersten Tag tut sich nix.
Nach ein paar Stunden dreht der Wind und es fängt an zu regnen....na toll!
Ich bin schon kurz davor einzupacken, da schlägt ein guter Bluefish direkt vor den Füßen zu und schnappt sich den Stick von der Oberfläche.
Die neugebaute Rute kann zeigen was in ihr steckt und trotz guter Gegenwehr und mehreren Sprüngen drille ich den Blue recht kompromisslos zu mir. Mit Hilfe einer großen Welle kann ich ihn schließlich landen....87cm zeigt das Maß und nach ein paar Fotos im nächsten Rockpool darf er wieder zurück. Ich packe dann auch ein, es regnet immer doller. Was mir noch nie gelungen war, am erste Tag etwas gutes zu fangen, heute hat es geklappt und ich bin völlig zufrieden.
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Am nächsten Morgen wird erstmal ausgeschlafen und dann das ganze Tackle gerichtet...dabei stelle ich fest, dass ich zwar das neue Stative dabei habe aber das Ladegerät für die Kamera noch zuhause liegt.....na gaaanz toll!
Mittags dann der erste ernsthafte Versuch mit vollem Tackle.....ein paar Hornhechte lassen sich blicken aber sonst nix und dann komme ich auch noch ins straucheln und packe mich mal wieder hin. Schrammen an Knie und Handgelenk, das auch gleich dick wird, dazu noch so blöd auf die Rute gefallen, dass ich sie schon bei den nächsten Würfen brechen sehe.....ich bin richtig bedient!
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Ab ins Hotel und erstmal Wunden lecken.....
Die Rute hat zum Glück nur ein paar kleine Kratzer und auch bei mir ist scheinbar nix schlimmeres passiert, auch wenn's ein wenig weh tut, ich kann alles noch gut bewegen. Mal wieder riesen Glück gehabt, das hätte auch am ersten Tag den Urlaub schon wieder beenden können.
Am nächsten Tag kommt mein Passmann an und wir treffen uns erstmal abends am Leuchtturm auf ein paar Würfe & ein Bierchen.....ich verliere später noch nen kleinen Blue, sonst geht heute nichts.
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Laut den beiden Wetterapps Windy & Windfinder, sind die nächste Tage an der Westküste zu rau und so bleiben wir erstmal in der Bucht. Eigentlich will ich gleich einen Versuch mit Livebait starten....kriege aber kein Bait, nur ein paar Auquarienfische...
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Dafür sehe ich neben einer Mole früh morgens einen Wolfsbarsch jagen, da steht auch schon die Aufgabe für den nächsten Morgen.
Gesagt, getan und noch im Dunkeln am Platz fange ich an, mit schwarzen Topwaters den Flachwasserbereich abzusuchen. Überall sind kleine Meeräschen unterwegs und immer wieder raubt es dazwischen, dann läuft mir ein kleiner Wolf bis auf den Strand nach aber kann sich doch nicht entscheiden zu beißen....langsam wird es spannend.
Ein paar Würfe später kommt der Einschlag im Halbdunkel und der Fisch nimmt sofort mehrfach Schnur, das sieht richtig gut aus....
Nach ein paar Minuten kann ich einen fetten 64er Wolf stranden, mein bester von den Kanaren.
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Am Nachmittag geht’s dann wieder auf Bluefish aber ohne Erfolg.
Die Wetterapps locken einen weiterhin nicht zur Westküste und so versuche ich mich wieder im fangen von Köderfischen.....
Das klappt diesmal auch aber die ersten beiden sind auch gleich wieder weg, abgebissen.....Bluefish halt.
Inzwischen ist es schon Donnerstag und weiterhin recht gutes Wetter und kaum Wind. Wir beschließen, uns die Westküste selber mal anzuschauen ob es nicht doch nen Platz gibt wo man sicher ans Wasser kommt und müssen ganz erstaunt feststellen, daß alle Spots belegt und gut beangelbar sind. Trotz der angesagten 2m Swell!
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Leider geht bis auf ein paar Bisse von Barracudas in der Dämmerung nix und wir können keinen Fisch landen und die nächsten 2 Tage ist das Wetter wieder viel zu schlecht....
Das nächste Fenster soll am Sonntag aufgehen mit ruhiger See und Sonne pur, perfektes Dorado Wetter....leider Sonntag!
Wir sind um 5Uhr morgens am Spot und noch niemand anderes ist zu sehen aber kurz darauf kommen die ersten Locals. Es wird langsam hell....und bewölkt sich.....wir können es nicht fassen aber die Hoffnung bleibt das die Sonne wieder raus kommt. Gegen halb 9 kommt die Sonne raus und kurz darauf sind bei den Locals am nächsten Spot die Ruten krumm und Fische fliegen durch die Luft....DORADO-TIME!!!
Wir feuern unsere Lures in die vermutete Zugrichtung des Schwarms….. aber nix passiert.....und schon sind die Wolken wieder da.
Eine Stunde später wiederholt sich das Geschehen fast genau so....
Wir werfen natürlich immer weiter denn man weiß nie, was vorbei kommt und so greift sich bei mir irgendwann ein schöner Bonito den Chisel Lure und liefert auch am schweren Gerät einen guten fight.
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Dann kommt wieder die Sonne raus und auf einmal werden die Locals nervös und werfen wie wild, wir sehen aber keinen Hook-Up. Dann ist bei einem die Rute krumm und beim nächsten Wurf kommen 4-5 fette Mahi-Bullen hinter dem Lure meines Buddies hinterher! Wie in Zeitlupe sehen wir die bunten Fische um unsere Lures circeln aber doch mit jedem Wurf weiter nach links abziehen...wir können leider keinen zum Biss reizen.
Der Local gegenüber ist immer noch im fight und es zieht sich ganz schön hin...nach über 20 Minuten sehen wir, wie ein Bull von 15-20kg gelandet wird und wir wissen, was wir grade verpasst haben.
Die nächsten 2 Stunden passiert nix mehr und inzwischen ist es schon nach 3 Uhr Nachmittags....wir sind seit über 10 Stunden am Werfen und merken das langsam auch....es reicht für heute.
Am Tag darauf soll es laut Wetterapp nun aber wirklich komplett sonnig sein und die See erst ab mittags wieder zu rau, jetzt muss es einfach klappen. Und Montag, das heißt wenig Locals, wir können an die richtig guten Stellen, denn das machen wir an Wochenenden nicht.
Zur Dämmerung sind wir am Wasser.....es ist komplett bewölkt und die See sieht schon ordentlich bewegt aus.....f..k Wetterapp!
Wir brechen irgendwann Vormittags ab da es zu gefährlich wird. Was wir jetzt noch nicht wissen, es wird sich in den restlichen zwei Wochen die wir noch hier sind keine Gelegenheit mehr ergeben, die Westküste zu befischen. Völlig untypisch für diese Jahreszeit erleben wir auch auf den Inseln des ewigen Frühlings den frühzeitigen Wintereinbruch den auch der Kontinent erlebt. Bis 4m Swell, Regen, 17° und Windstärke 7.....dann noch ein Sandsturm mit Stromausfall während ich grade Spiegeleier braten will.....das ist so ziemlich das absolute Gegenteil von dem Wetter, das wir erwartet haben.
Hier mal der gleiche Spot zwischen zwei Wellen.....die Waschmaschine im Vollwaschgang!
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Wir verlegen uns wieder aufs livebaiten an geschützten Plätzen, müssen aber feststellen das das schlechte Wetter nicht nur die Westküste unbefischbar macht, sondern auch den Bait weiter raus gedrückt hat und damit auch die Raubfische bzw sind diese nicht in Laune. Wenn überhaupt werden die Baits nur totgebissen und dann wieder losgelassen.
Anfang der letzten Woche wird es nochmal etwas besser und mit großer Ausdauer gelingt es mir noch ein paar Bluefish zu fangen, darunter auch ein schöner mit 81cm der unter grenzwertigen Bedingungen und 2,5m Swell einen heftigen Kampf liefert.
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Zumindest meine neue Bluefish-Kombo hat sich hervorragend bewährt und auch wenn es schon meine dritte aus der Serie ist, ich bin immer wieder von den unglaublichen Fähigkeiten der Kraag-Blanks begeistert!
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Mein Kollege hat inzwischen das Angeln größtenteils eingestellt und macht Familien- & Badeurlaub. Richtig so, würde ich genauso machen wenn ich mit Familie hier wäre.
Für mich ist es ein reiner Angeltrip....22 Tage nasse Füße, Klippe runter, werfen, werfen, werfen, Klippe wieder hoch, nächste Stelle, repeat...
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Lohn der Mühe: 4 schöne Fische und ein paar kleinere, ein paar für die Pfanne....ABER keine Mahi, seit etlichen Jahren das erste Mal, es hat nicht sollen sein, das ist halt Angeln.
Viel schlimmer für meinen Buddy....3 Wochen hier, trotz Familie recht viel geangelt aber nichts vorzeigbares gefangen, das ist richtig bitter!
Es tut mir richtig leid für ihn.....hatte er sich doch noch mehr auf die Dorados gefreut als ich....zumindest haben wir sie gesehen.
Die letzten zwei Tage ist bei mir auch die Luft raus, hab ich sonst nie....ich nutze die Gelegenheit und treffe noch ein paar alte und neue Bekannte unserer Lanzarote-Gruppe.
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Auch wenn mancher jetzt vielleicht denken wird, was hat er denn, kamen doch ein paar gute Fische raus….das stimmt zwar aber der Aufwand dafür war enorm hoch und auch wenn mir klar ist, das Angeln nicht immer auch fangen heißt, nach so einem Trip überlegt man schon, ob das alles noch so viel Sinn macht.
Letztendlich aber JA auch wenn der Aufwand nicht im Verhältnis zum gefangenen Fisch steht, aber das Erlebnis Shoregame ist es für mich wert, auch in schlechten Zeiten.

Und das Fazit aus diesen 3 Wochen?
Nicht zu sehr auf Wetterapps verlassen, lieber selber nachschauen gehen.
Und es ist schon erstaunlich was ein spezieller Fische für einen Unterschied für die Wahrnehmung des Trips ausmachen kann. Hätten wir jeder nur eine Mahi gefangen wäre der ganze Trip ein riesen Erfolg gewesen.....
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Achso, hatte ich dann etwas überflogen ;) du hast mich jetzt jedenfalls ermuntert meine Asienberichte endlich mal fertig zu schreiben :) Petri weiterhin!
 
Hi Olaf,
danke für den tollen Bericht und die Fotos.
Bin gestern erst wieder zurück gekommen von der Insel und kann nur bestätigen, dass die Sardinen ca. 1-2 Km vor der Küste stehen (laut locals). Folglich waren die Fänge eher bescheiden. Dazu an jedem Tag ü 3 Meter Wellen die es leider nur erlaubten an wenigen Stellen zu angeln. Hat trotzdem Spaß gemacht - wie immer...
Gruß Thorsten
 
Moin Thorsten,
na es scheint ja für dich auch nicht viel besser gewesen zu sein als bei mir.
Bin mal gespannt ob diese Phase mit ewig starkem Seegang jemals endet.....für die nächste Woche sieht es wohl weiterhin nicht so gut aus und irgendwie ist das Dauerzustand in 2019
Grüße, Olaf
 
Nicht in Europa Kay;)
Zumindest nicht, wenn man übers Warmwasser spricht und die mögliche Durchschnittsgröße der Fische als Maßstab nimmt.

Erfolgreiches Shoregame ist und bleibt etwas für Spezialisten und das Wetter ist natürlich auch sehr entscheident.
Die Kanaren sind wahrscheinlich einer der besten Plätze Weltweit, um große Mahis vom Ufer zu fangen, das ist Fakt!

Btw....ich wusset garnicht, das wir einen neuen Werbepartner habenab84
 
War auf Fuerteventura, war allerdings auch noch im Februar, nicht gerade optimal.

Zwecks Shore Fishing in Europa, kommt natürlich auf die Fischart an, aber zB in Portugal gibt es sehr gute Plätze. Ansonsten eine Inselgruppe weiter runter, auf den Kapverden, geht schon deutlich mehr.

Wünsche auf jeden Fall viel Erfolg beim nächsten Versuch!
 
Ja.....Spätwinter ist vielleicht nicht die beste Zeit aber teilweise sind dann Bonitos in Weltrekordgröße möglich.
Portugal ist schon klasse aber pelagics kriegst da vom Ufer eher selten und Cap Verde is genau genommen nicht mehr Europa ;) und biste mit swell und wind genauso angeschixxen wie auf den Canaren wenn man Pech hat.
Süd Marokko ist wohl auch der Hammer aber da traut sich kaum einer hin....mMn grundlos.
 
Das ist wieder ein sehr spannender Bericht mit guten Fischen und richtig schönen Bildern geworden. Vielen Dank dafür.

Gruß

Tomasz
 
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