AW: Larven-Misere beim Hering - Droht auch hier Baglimit?
Ich glaube, Thomas hat recht: am Ende sind die Angler schuld. Die Industrie kann es ja auf keinen Fall sein. Denn in dem Heringssalat, den ich im Supermarkt kaufen kann, da ist ja so gut wie kein Hering drin. Vermutlich haben Sie den dafür gedachten Fisch zu günstigem Schiffsdiesel für die Fangflotten gemacht, dann ist das wenigstens doppelt bezahlt.
Falls jemand Untersuchungen gibt über die Entnahmemengen von Heringen durch (a) großindustrielle Fischerei (b) Kleinboot- und Küstenfischerei, wäre ich für einen Hinweis dankbar.
Aber schon jetzt wage ich für die Diskussion eine steile These, die ich als Binnenländer noch nicht richtig beweisen kann (aber wartet nur ab!):
Es gibt in der kommerziellen Nord- und Ostseefischerei in den letzten 25 Jahren eine dramatische Konzentration weg von der "kleinen" Küstenfischerei hin zu der immer effizienter werdenden Industriefischerei bei gleichtzeitig stetigem Anstieg der Gesamtentnahmemenge der kommerziell interessanten Fischarten. Und: Genau daraus entsteht das Problem.
Und da ist es immer leichter, nicht beim bockigen "Nordsee"-Fan (ich meine die Kettenfäns, vulgo: Verbraucher) anzusetzen, sondern beim schon qua Verbandsperformance schwächsten Player, dem Angler. Der ist immer gefügig, zumindest seine ihn vertretende Funktionärin.
Das europäische Fischartenschutzmanagement muss endlich aus dem Interessen- und Verbandsgeschacher herausgeholt werden. Wir brauchen eine europäische Fischartenschutzbehörde mit umfassenden Kompetenzen und ausreichend Mitteln für sinnvolle Schutzmaßnahmen. Unabhängig und mit starken Experten an der Spitze. Und diese Behörde müßte die Kompetenz haben, jenseits des derzeitigen Gekräusels in der GD Maritime Angelegenheiten und Fischerei, mehrjährige Nutzungsobergrenzen für die kommerzielle Fischerei vorzugeben (die Mitgliedstaaten könnten dann die Verteilung zwischen den kommerziellen Nutzergruppen vornehmen, also insbesondere zwischen "groß" und "klein" - und so Strukturpolitik betreiben, wie sie übrigens auch in der Landwirtschaftspolitik fehlt, wo der bäuerliche Kleinbetrieb immer mehr zugunsten der Agrarindustrie verschwindet.) Leider interessieren sich viel zu wenige Menschen für derartige Politiken und beschränken sich auf ihre Verbraucherrolle.
Der Lachs muss so viel kosten wie der Hummer und der Hering halb so viel. Und damit ich das bezahlen kann, ziehe ich in eine kleinere Wohnung.