AW: LVSA: Sächsischer Landesverband zur Übernahme des DAV in den VDSF
Dann will ich mal wieder auf das eigentliche Thema zurückkomen und zu einigen Zitaten aus dem Schreiben Stellung nehmen.
Am 01.09.2011 wurde darauf eingegangen, dass die Probleme und auch die zukünftige Lobbyarbeit statt nebeneinander lieber miteinander gelöst werden sollten. Der Angler in Bayern hat die gleichen Probleme, wie der Angler in Sachsen oder in Mecklenburg-Vorpommern und er will eines: in der Zukunft noch Angeln - ohne weitere Hürden und Einschränkungen. Diese Einschränkungen wurden in den letzten Jahren immer mehr, Gewässer gehen aus „naturschutzfachlichen“ Gründen verloren, Sanierungs- und Pflegearbeiten am Gewässer werden durch unsinnige Regelungen erschwert und wir Angler werden in der Öffentlichkeit oft als Fischräuber und Kochtopfangler dargestellt, ohne dass wir die notwendige Anerkennung genießen. Hier ist es wichtig, mit einer starken Stimme zu sprechen und auf höchster Ebene mitwirken zu können, statt nur entgegen zu rudern. Mittlerweile gibt es derartig viele Sachverhalte, welche die Angelfischerei einschränken (bspw. durch die FFH- und SPA-Richtlinie; EEG – Ausbau Kleinwasserkraft etc.).
Was bitte hindert die Verbände zur Zeit, und hat sie in der Vergangenheit gehindert, gemeinsam aufzutreten? Wieso wird zwischen "nebeneinander" und "miteinander" unterschieden?
Das implemetiert stark gegensätzliche Positionen, denn sonst wäre "nebeneinander" gleichsam "miteinander".
Existieren solche stark gegensätzliche Positionen, gehören diese vor einer Fusion ausgeräumt.
Das mehrfache Scheitern der bisherigen Fusionsverhandlungen zeigt überdeutlich, dass es wohl nicht so einfach ist, aufeinander zuzugehen. Ich lese in keinem Wort, wie man aus dem bisherigen "Gegeneinander" nun ein blitzschnelles "Miteinander" erreichen will.
Glaubt man, dass alleine der Name den Unterschied macht?
Der Angler in Bayern hat ganz andere Probleme, als der in Sachsen oder Brandenburg. Der Angler in den hochbelasteten Flüssen NRW´s steht schlichtweg vor dem Aus der Angelfischerei an sehr vielen Gewässern, in denen die Fische nicht zum unbedenklichen Verzehr geeignet sind, wenn der Verzehr als einzig zulässiger Grund zum angeln angesehen wird. Damit hat man in Bayern, MV oder Sachsen weitaus weniger Probleme.
Das Gewässer aus "Naturschutzfachlichen Gründen" verloren gehen, liegt nicht an den Naturschützern, sondern an der dilettantischen Naturschutzarbeit vieler Verbände.
Es ist in den bisherigen Fusionspapieren nicht mit einer Silbe erwähnt, wie man dieses Problem lösen will. Bezeichnend für den Dilettantismus ist auch, Anforderungen des Naturschutzes als " unsinnig" zu bezeichnen. Nicht grade die beste Basis für eine dringend notwendige Zusammenarbeit.
Sollte es zu einer Zersplitterung der Verbände kommen, so sind derzeitige Verträge, u.a. auch der Gewässerfonds und das Bestehen des DAV gefährdet.
Wie sieht denn das Bestehen des DAV nach der Übenahme aus? Es ist richtig, dass Verträge und v.a. der Gewässerpool bei Auflösung des DAV gefährdet sind.
Liebe Leute, der DAV wird mit der Übernahme aufgelöst.
Zudem ist es wahrscheinlich, dass der neue Verband auch in Sachsen früher oder später einen eigenen Landesverband installieren würde. Dies würde bedeuten, dass wir uns schon jetzt auf eine Konkurrenzsituation in Sachsen einstellen müssten. Gewässerneuanpachtungen oder Weiterverpachtungen würden dann einem Preisdruck unterliegen, der sich nachteilig auf die jetzigen Anglerbeiträge in unserem Verband auswirken würde (Preiskämpfe um Gewässer) und zudem würden Gewässer unserer Angler schlichtweg wegfallen.
Und heute? Gibt es keinen konkurrierenden Verband in Sachsen? Natürlich gibt es den und welche Bedeutung hat dieser? Fast keine. Es würde sich ergo nichts ändern.
Die unterschiedlichen Philosophien der beiden jetzigen Verbände sind insofern auch weiterhin durchführbar, da die Bundesverbände die Aufgaben Öffentlichkeitsarbeit, Lobbyarbeit und politische Arbeit haben.
Einer der bemerkenswertesten Sätze.
Wie bitte will man "Miteinander" auftreten, wenn man unterschiedliche Philosophien verfolgt? Haargenau diese Philosophien sind das Grundelement für Öffentlichkeitsarbeit, Lobbyarbeit und politische Arbeit.
3. Welche konkreten Vorteile ergeben sich aus Sicht des Vereinsmitglieds dadurch, dass VDSF und DAV gemeinsam als Groß- / Dachverband auftreten (regional, national, EU-weit)?
VDSF und DAV treten eben nicht gemeinsam auf. Das könnten sie schon seit Jahren tun, wären die Philosophien nicht derart gegensätzlich.
Mit der Übernahme des DAV gibt es ebenfalls kein gemeinsames Auftreten, weil es schlicht nur einen gibt. Gemeinsamkeit erfordert aber mindestens zwei.
- Verbesserung und Unterstützung der Lobbyarbeit für die Angler
Wie bitte soll das geschehen? Wenn man weiß, wie man etwas verbessern kann, warum wurde es noch nicht getan?
Was hat die beiden Dachverbände in der Vergangenheit gehindert, etwas zu tun?
- EU- und bundesweit wird eine gemeinsame Sprache gesprochen (ein Sprachrohr des Bundesverbandes)
Auch dieses gemeinsame Sprachrohr könnte schon lange existieren. In Form von gemeinsamen Ausschüssen und Gremien.
- Gebündelte Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland und über die Grenzen Deutschlandshinaus (eine Strategie; ein konkretes Ziel)
Ja, uneingeschränkt Ja. Das bedingt aber eben dieses gemeinsame Ziel, eine gemeinsame Strategie. Nichts anderes fordern wir von Anfang an. Möge der neue Verband erklären, welche Angelpolitische Grundhaltung er verfolgen will. Möge er konkrete Ziele benennen und für sich selbst und seine Arbeit als Meßlatte festlegen. Macht er aber nicht.
- Erweiterung der Verträge (z.B. Gewässerfonds mit Mecklenburg-Vorpommern) zwischen den Landes- und Regionalverbänden unter einem gemeinsamen Dach
Wenn, wie immer wieder beschworen, die Landesverbände autark bleiben, welche Verbesserungen hinsichtlich der Zusammenarbeit kann es dann geben? Welche unüberbrückbaren Hindernisse gilt es zu überwinden?
- Hilfestellung der Verbände unterschiedlicher Bundesländer bei gemeinsamen Problemen
- Nutzung gemeinsamer Synergien zur Optimierung und Bündelung der Energie gegen Angelgegner
Auch hier gilt, was hat die Verbände bisher gehindert?
- Gemeinsame Stellungnahmen der Länder (alle Bundesländer abgestimmt) EINES Bundesverbandes bei angelfeindlichen Regelungen
Einmal autark, einmal gemeinsam abgestimmt. Fischereigesetze sind Ländersache, wird immer wieder betont. Der Bundesverband habe keinerlei Mitspracherecht.
Nun wird ein eben solches als Vorteil verkauft.
- Zugewinn an politischem Einfluss durch Integrierung einflussreicher Personen an der Spitze des neuen Bundesverbandes
Ja, das könnte in der Tat ein Vorteil sein. Es wäre aber interessant zu erfahren, wie man sich eine solche "Integration" vorstellt, bzw. welche Personen dafür in Frage kämen.
- Der DAV ist momentan als Verband aus finanzieller Sicht nicht in der Lage Lobbyarbeit so zu gestalten, wie DAFV es sein wird
Der DAV ist finanziell sicher wesentlich schlechter aufgestellt, als der VDSF. Dennoch hat er bisher, vor allem unter Bernd Mikulin, eine wesentlich bessere Lobbyarbeit geleistet, als der finanzkräftigere VDSF. Dazu braucht man sich nur den Internetauftritt beider Verbände zu vergleichen.
Wie stellt man sich das nun in Zukunft vor?
4. Was passiert praktisch wenn die Fusion scheitert?
Zunächst einmal kann eine konkrete Aussage dazu nicht getroffen werden, da diese immer von den jeweiligen Entscheidungen der jeweiligen Verbände abhängig ist.
Das ist der Kernsatz. Der Rest ist Kaffeesatzleserei.
Ebensogut wie die unten aufgeführten worst case Szenarien, kann auch gar nichts passieren.
Dennoch sind nachfolgende Szenarien anzunehmen:
- möglicher Austritt einiger Landesverbände (wie angekündigt)
- Derzeitiger Gewässerfonds mit anderen Landesverbänden (z.B. Brandenburg) wird möglicherweise gekündigt
- Neugründung anderer Verbände durch zersplitterte Altverbände und somit Konkurrenzsituation um die Gewässer in Sachsen
- Deutsche Anglerschaft geht geschwächt aus den Verhandlungen hervor und hat noch immer keine Lobby auf EU- und Bundesebene, die unsere Interessen dort vertritt
- Angler haben sich gegenseitig geschwächt, weil die Öffentlichkeitswirksamkeit auf Jahre negativ auf die scheiternde Fusion zurückfällt
- DAV-Bundesverband zersplittert möglicherweise ; wäre sodann nicht mehr arbeitsfähig!
- Landesverbände drohen möglicherweise zu zersplittern
Ebenso können all diese Folgen auch durch eine Übernahme des DAV entstehen.
5. Wie können zwei unterschiedliche und z. T. gegensätzliche Philosophien in Bezug auf die praktische Ausübung des Angelsports (DAV und VDSF) in einem gemeinsamen Dachverband gelebt werden?
Die Antwort ist schlicht und ergreifend: Gar nicht. Man kann nicht miteinander auftreten und gegeneinander reden. Um die Vorteile eines großen Verbandes nutzen zu können, ist eine einheitliche Philosophie zwingend notwendig.
Es wird mittelfristig (bis 2017) doch eine gemeinsame Verbandsphilosophie entwickelt werden müssen? Wann passiert dies? Bereits mit der jetzigen Abstimmung zu Satzung und Verschmelzungsvertrag? Dann müssten doch nicht nur allgemeine und verbandspolitische Regelungen sondern vielmehr praktische Ausführungsdetails eingebracht und zugelassen werden (z.B. Ehrenkodex, Bestand Gewässerfond, Zurücksetzen oder Verwertung von Fischen, Setzkescher, ….). Wäre es nicht sinnvoller, zuerst die gemeinsame Philosophie zu definieren und dann zu fusionieren?
Ganz genau! Es wäre nicht nur sinnvoller, sondern es ist absolut notwendig, dies zu tun. Was, wenn keine gemeinsame Philosophie gefunden wird ? Ein Haufen untereinander verkrachter Landesverbände, die in einem Dachverband organisiert sind ?
Es ist besser innerhalb eines großen Verbandes zu diskutieren, anstatt gegeneinander und über die Öffentlichkeit - zumal wir unseren Angelgegnern (autonome Tierschützer und Co.) dann wieder Auftrieb verleihen.
Diese Philosophien werden schon jetzt gelebt, da im VDSF so wie auch im DAV unterschiedliche Verbandsstrukturen mit gänzlich unterschiedlichen Obliegenheiten der jeweiligen Basisverbände vorherrschen. Eine Richtlinie über ang
elpolitische Grundsätze ist sinnvoll. Diese aufzustellen darf aber nicht die Fusionsverhandlungen und die Diskussion um Verschmelzungsvertrag und Satzungsentwurf (diese sind formaljuristische Dokumente) beeinflussen. .......
Der ganze Absatz zeigt auf, wie wenig man sich unter einer gemeinsamen Philosophie, unter einem Ziel oder einer Vison vorstellt. Dabei geht es eben nicht um Details und Einzelaspekte. Es geht um die grundsätzliche Ausrichtung.
Diese muss erarbeitet und niedergeschrieben werden.
Vielleicht hilft es, wenn ich das als " Verfassung" bezeichne.
Ein grundlegendes Werk zur zukünftigen Zusammenarbeit unter dessen Prämissen später, nach erfolgter Fusion, die Details und Einzelheiten verabschiedet werden.
Ausführungsbestimmungen zum Angeln
Die Ausführungsbestimmungen unterliegen dem jeweiligen Landesrecht (bei uns SächsFischG und SächsFischVO). Die Mitwirkung eines neuen Bundesverbandes auf Länderebene ist genauso wenig möglich, wie es momentan dem DAV möglich ist.
Verhält sich zu
- Gemeinsame Stellungnahmen der Länder (alle Bundesländer abgestimmt) EINES Bundesverbandes bei angelfeindlichen Regelungen
wie was? Richtig, wie Schwarz zu Weiß.
Damit soll es vorerst genug sein. Es reicht auch allemal aus, um dieses Schreiben als das zu verstehen, was es ist.
Eine simple Beruhigungspille, die einer ernsthaften Überprüfung auf Stimmigkeit nicht standhält.
Ich meine das gar nicht böse, lese daraus vielmehr Unsicherheit und Hilflosigkeit, als Arglist. Es mag auch nicht nur zur Beruhgung der Angler gedacht sein, sondern kann auch als Pfeifen im dunklen Wald interpretiert werden.
Was braucht es denn, um statt einer furchtbaren, eine fruchtbare Fusion vorzubereiten?
Es braucht schlicht und einfach ein Dutzend erwachsener und intelligenter Menschen aus beiden Verbänden, die sich zusammensetzen und eine Verfassung für den neuen Verband aufsetzen. Ein kurzes und knappes Regelwerk mit wenigen angelpolitischen Grundsätzen.
Und anhand dieser Verfassung wird die Bereitschaft der Landesverbände abgeprüft, sich diesem Regelwerk zu unterwerfen.
Dann kann man in die Verhandlungen gehen und Satzung und Verträge aushandeln. Denn nur dann hat man eine gemeinsame Basis.
Ohne die kann man zwar fusionieren, aber niemals gemeinsam erstarken.