Maränen-/ Renkenbesatz sinnvoll?

rheinfischer70

Well-Known Member
Mich interessiert, ob jemand von euch Erfahrungen mit Maränenbesatz in künstlichen Baggerseen gemacht hat?
Welche Art von Maräne wurde besetzt?
Ist die Fischart für Angler interessant?
Reproduziert sich die Art selbstständig bzw. welche Rahmenbedingungen sind dafür nötig?

In unserem 3ha Baggersee mitten im Wald mit hoher Nährstoffbelastung wurden von 15 Jahren immmer wieder Renken eingesetzt. Die Rückfangquote war sehr gering und als nach ca. 8 Jahren der Besatz eingestellt wurde, verschwand die Art nach weiteren 6 Jahren vollständig verschwunden (zumindest ergaben das Netzbefischungen).
 

nostradamus

Well-Known Member
Hi,
warum wollt ihr Fischarten besetzen, die sich laut deinen Aussagen in dem Teich nicht halten bzw. sich vermehren?
Ich würde dieses Projekt nicht wieder aufleben lassen und eher auf die Fische setzen, die sich im Teich wohlfühlen.
gruß
 

Laichzeit

Well-Known Member
Ältere Maränen sind unter den Salmoniden eher anspruchslos und sie kommen mit eutrophen und relativ warmen Standgewässern zurecht und wachsen dort auch gut ab. Die ersten Lebensabschnitte sind aber deutlich sensibler. Für eine erfolgreiche Ei-Entwicklung braucht es einen hohen Sauerstoffgehalt und eine Sedimentoberfläche mit geringer Sauerstoffzehrung. Ersteres ist in vielen Gewässern durch die Zirkulation im Herbst gegeben, doch die richtigen Sedimentbedingungen fehlen meistens in nicht-oligitrophen oder schwach mesotrophen Gewässern. Die Larven sind auch sensibel und werden in Gewässern ohne großem Pelagial oft von den Beifischen zusammengefressen oder finden nicht die richtige Nahrung. Wenn man Maränen in eher ungeeigneten Gewässern haben möchte, muss die Besatzgröße passen und jährlich nachbesetzt werden. Das ist ein teurer Spaß und ihr solltet euch das gut überlegen, ob es das wert ist.
 

Toni_1962

freidenkend
Wir haben jahrelang in Baggerseen vorgestreckte Brut gesetzt (di setzt man Literweise; 1 Liter = ca. 100.000 Stück).
Durchkommen werden nicht viele, wenn im See viele Barsche sind und auch zentnerweise Regenbogenforellen gesetzt werden.
Selbst größere Renken (3-5 cm) kommen schlecht durch, wenn ein hoher Raubfischbestand vorherrscht.

Die Rückfangquote absolut gesehen, rechtfertigt den Besatz in keinster Weise.
Zudem ist die Anzahl der Angler, die gezielt auf Renke angeln, äußerst gering (was möglicheise ja die äußerst geringe Rückfangquote beeinflusst).

Gesetzt haben wir Renken aus den Abstreif Walchensee.

Der Renkenbesatz wurde nun letztes Jahr nach vielen Jahren eingestellt.
 
Also wenn ihr es schon solange mit Renken einer (Unter-)Art versucht habt, dann würde ich es zumindest mit denen nicht weiter probieren. Wenn du von "hoher Nährstoffbelastung" sprichst, würde ich den Gedanken an einen Renkenbestand begraben
Wenn sie nicht vorhanden sind, dann besetzt doch mal probehalber ein paar Lauben oder Rotfedern.
 

Laichzeit

Well-Known Member
590 (Jahr 2014) Euro bis 650 (Jahr 2017) Euro je 100.000 fressfähig (1 Liter)
Danke, das hilft sehr bei der Einordnung von Renkenbesatz im Vergleich zu anderen Fischen. Laut einem schweizer Fischereibeamten soll eine gefangene Renke aus professionellem Besatz geschätzt zwischen 0,5 und 6 Franken kosten. Das sind in Baggerseen wahrscheinlich utopische Preise.
 

rheinfischer70

Well-Known Member
Danke für die Antworten.
Finden denn bei euch die Renken in den Baggerseen Angler, die die haben wollen?
Bei uns haben damals einige versucht Renken zu fangen, aber als es nicht klappte, wollte niemand mehr drauf angeln. Dann wurde als Hechtfutter weiter besetzt, bis es irgendwann ganz zum erliegen kam.
Keiner merkte, dass die weg waren und keiner vermisst die Fische.

War vielleicht wieder eine gut gemeinte Aktion der GWs, die von den Anglern nicht angenommen wurde und viel Geld verschlungen hat.
 

marcus7

Well-Known Member
@ Toni_1962: Welche Kenndaten hatte euer Baggersee denn?

Der zu Beginn genannte Waldsee mit 3 Hektar passt vermutlich einfach nicht für einen Besatz.

Ich kenne einen sehr großen Baggersee in welchem sich der Bestand selbst erhält. Allerdings ist dort auch das von Laichzeit angesprochene ausgedehnte Pelagial vorhanden.

User sprogoe kann zum dem Thema sicherlich auch so einiges Beitragen, kann man ihn hier irgendwie markieren?
 

Taxidermist

Well-Known Member
In den von mir befischten badischen Baggersee wurden vor ca. 15 Jahren auch mal Renken besetzt.
Der See ist ca. 130ha groß und im Durchschnitt 10-12m tief, es gibt allerdings ein fast kreisrundes ca.200m großes Loch, wo der See bis zu 34m Tiefe hat.
Dieser Besatzversuch wurde vom Landesverband finanziert, sowie auch die Brütlinge beschafft.
Ich meine es wären damals 500000 Brütlinge gewesen?
Man hat jedenfalls nie wieder etwas von diesen Fischen gesehen oder gehört?
Wir haben dort einen ziemlich guten Raubfischbestand, schon alleine deshalb habe ich damals so bei mir gedacht;
"Ok, also (teures) Barsch/Hechtfutter"!

Jürgen
 
Zuletzt bearbeitet:

sprogoe

-Privatier- sponsert by DRV
Unser Verein hat 2 Baggerseen vor 12 Jahren mit ca. 100000 Stück Renken besetzt, 3 Jahre später nochmals. Die Seen sind 16 bzw. 30 Hektar groß und bis zu 18 m tief.
Der Renkenbestand scheint sehr gut zu sein, (mit dem Echolot sehe ich immer wieder die Schwärme) trotz Raubfischbestand (Barsch, Zander, Hecht und Wels) und sie scheinen sich auch selbst zu reproduzieren, da schon mal welche von knapp 20 cm an den Haken gehen. Mindestmaß ist 35 cm und meistens liegen die gefangenen Renken darüber, meine bisher größte (von bislang leider nur 6 entnommenen Renken) war 45 cm, es wurden aber schon mal eine von gut 70 cm gefangen. Eigentlich fischen nur ganz wenige Mitglieder (von über 300) darauf, meistens sind es Zufallsfänge beim Stippen vom Ufer aus. Ich habe das entsprechende Angelgerät; sowohl Zupfrute, wie auch Posenrute; und fische ausschließlich von unseren vereinseigenen Booten aus.
 

sprogoe

-Privatier- sponsert by DRV
User sprogoe kann zum dem Thema sicherlich auch so einiges Beitragen, kann man ihn hier irgendwie markieren?

Hallo Mrcus,
Hunde markieren, ich hoffe doch nicht, daß Du das Gleiche mit mir vorhast. :laugh2
 

Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
Wie viele Arten von Corregonen, angefangen von den endemischen Winzlingen in den tiefsten Tiefen irgendwelcher Alpenseen, über Besatzfische aller möglicher Herkunft in Baggerseen und Talsperren, die wandernden Bestände der Schären der Ostsee, bis hin zu den gewaltigen Weiss"lachsen" der arktischen Flüsse, gibt es eigentlich?

Ich bin, wie die allermeisten Angler, mit diesen Fischen einigermaßen überfordert. Sind halt Renken - mal größer, mal kleiner. Und sie beissen, auch hierzulande, auf die unterschiedlichsten Köder. Von der winzigen Nymphe bis zum veritablen Wobbler ist alles drin.

Ich kann die Fragen nicht beantworten!
 

marcus7

Well-Known Member
Wovon ich fest überzeugt bin, ist das ein guter Bestand in einem Gewässer vorhanden sein kann, ohne das die ansässigen Angler dies bemerken.

Man muss schon ganz gezielt darauf angeln, per Zufall werden diese Fische normalerweise äußerst selten gefangen.
 

Laichzeit

Well-Known Member
Wie viele Arten von Corregonen, angefangen von den endemischen Winzlingen in den tiefsten Tiefen irgendwelcher Alpenseen, über Besatzfische aller möglicher Herkunft in Baggerseen und Talsperren, die wandernden Bestände der Schären der Ostsee, bis hin zu den gewaltigen Weiss"lachsen" der arktischen Flüsse, gibt es eigentlich?
Auf diese Frage gibt es keine wirklich anerkannten Antworten und keinen wissenschaftlichen Konsens. Allgemein ist anerkannt, dass die Kleine Maräne eine andere Art als alle anderen Maränen und Felchen in Deutschland ist, und damit endet schon die wenig umstrittene Artbestimmung. Die "Minimalisten" gehen davon aus, dass es in Mitteleuropa nur Coregonus albula und den Formenkreis der Felchen um "Coregonus lavaretus" gibt, die andere Meinung geht eher Richtung viele Arten, mit einer oder auch mehreren pro See. Das wären dann schon im deutschsprachigen Raum einige Dutzend, von denen aber schon viele verschwunden sind.
 

jochen68

Zupfangler
Wie viele Arten von Corregonen, angefangen von den endemischen Winzlingen in den tiefsten Tiefen irgendwelcher Alpenseen, über Besatzfische aller möglicher Herkunft in Baggerseen und Talsperren, die wandernden Bestände der Schären der Ostsee, bis hin zu den gewaltigen Weiss"lachsen" der arktischen Flüsse, gibt es eigentlich?

Hier im Sauerland denke ich, kann man zumindest eine gewisse pragmatische Bestimmung (auch anhand der Besatzinformationen) vornehmen. Kleine Maräne: oberständiges Maul, kleinwüchsig. Blaufelchen: zuweilen schöner blauer Flankenglanz, Größe bis 40cm. Große Maräne: erkennbar an Größe darüber ;-) - bis 70cm. Wie man aber kleinen Große Maränen und Blaufelchen, die nicht deutlich blau glänzen, auseinander hält, weiß ich auch nicht (außer Kiemenreusendornen analysieren) . Sicher ist, dass es auch Hybriden gibt oder Einkreuzungen, die oberständiges Maul haben, aber recht groß werden, jedenfalls größer als Kleine Maränen. Und es soll auch Hybridenbildung beim Besatzmaterial durch Einkreuzungen geben und wohl im Gewässer durch Temperaturverschiebungen in den Laichzeiten, wie ich las.
 

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Mikesch

Allrounder
Wie viele Arten von Corregonen, angefangen von den endemischen Winzlingen in den tiefsten Tiefen irgendwelcher Alpenseen, über Besatzfische aller möglicher Herkunft in Baggerseen und Talsperren, die wandernden Bestände der Schären der Ostsee, bis hin zu den gewaltigen Weiss"lachsen" der arktischen Flüsse, gibt es eigentlich?

Ich bin, wie die allermeisten Angler, mit diesen Fischen einigermaßen überfordert. Sind halt Renken - mal größer, mal kleiner. Und sie beissen, auch hierzulande, auf die unterschiedlichsten Köder. Von der winzigen Nymphe bis zum veritablen Wobbler ist alles drin.

Ich kann die Fragen nicht beantworten!
Von den Coregonidae (Renken und Verwandte) gibt es 3 Gattungen: (Quelle fishbase.de u. Wikipedia)
Coregonus mit 85 Arten
Prosopium mit 6 Arten
Stenodus mit 2 Arten
Wobei für uns nur die Gattung Coregonus interessant ist, da die Anderen nicht in Europa heimisch sind.
Ob es wirklich 85 Arten gibt od. gab steht allerdings auch bei Wissenschaftlern nicht 100% fest.
Unsere Renkenbestände (Coregonus spp.) in den Seen sind teilweise stark hybridisiert.
Der User @Laichzeit hat hier, https://www.anglerboard.de/threads/was-lebt-in-unseren-seen-die-felchen-sueddeutschlands.348269/ , eine aktuelle Studie verlinkt welche das "Renkendurcheinander" in Süddeutschland beschreibt.

Wenn über Renkenbesatz nachgedacht wird, "frischer" u. tiefer Baggersee, sollten die Tiere nur von einer gesicherten Quelle aus dem Einzugsgebiet kommen.
 
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