10.000 Fische wurden vermutlich durch Ammoniak vergiftet.
In der Aue bei Harsefeld führte Ammoniak aus der Kläranlage zu einem massiven Fischsterben (Foto @ R. Gerken / AVN)
Aufgrund technischer Störungen in der Kläranlage der Samtgemeinde Harsefeld im Landkreis Stade sind vermutlich bereits am vergangenen Wochenende giftige Substanzen – vermutlich Ammoniak – in die Aue gelangt. In der Folge kam es zu einem großflächigen Fischsterben. Zwischen Ahlerstedt und Ohrensen verendeten tausende Fische, darunter bedrohte Arten wie Meer- und Bachforellen sowie unzählige Stichlinge und weitere bislang nicht genau erfasste Fischarten. Zwei junge Angler entdeckten das Fischsterben am Dienstagnachmittag und schlugen sofort Alarm. Timo Buning, Vorsitzender des Angelsportvereins (AV) Horneburg, organisierte daraufhin kurzfristig rund 20 Vereinsmitglieder, die sich umgehend an die Aue begaben. Dort bargen sie zahlreiche tote Fische und entnahmen Wasserproben. Anschließend informierten sie Ralf Gerken, Naturschutzexperte beim Anglerverband Niedersachsen (AVN), der sich am Mittwoch ein Bild der Lage vor Ort machte.
Keine Information an Angelvereine
Laut Timo Buning wurden die Angelvereine von der Samtgemeinde nicht über den Vorfall informiert, obwohl die Störung bereits am Sonntag bekannt gewesen sei. Gerken konnte allein auf einer 30 Meter langen Strecke 378 tote Stichlinge sichern. Die Tiere waren aufgrund ihres festen Außenskeletts noch nicht vollständig verwest. „Überall im Wasser lagen tote Fische – teilweise nur noch als verfaulende Masse erkennbar“, berichtet Gerken. Er möchte jedoch die offiziellen Berichte von Landkreis und Samtgemeinde abwarten, bevor er sich abschließend zur Ursache äußert. Auch Jörk Philippsen, Naturschutzbeauftragter des AVN für die Region, war vor Ort – schockiert über die Ausmaße des Schadens und das Ausbleiben jeglicher Kommunikation seitens der Behörden.
Ökologische Katastrophe auf mehreren Kilometern
Nicht nur Fische wurden Opfer der Verschmutzung – auch zahlreiche Köcherfliegen- und Eintagsfliegenlarven sowie Bachflohkrebse wurden tot aufgefunden. „Das Gewässer ist auf weiten Strecken biologisch tot“, so der AVN-Salmonidenexperte. Besonders bitter sei dies, da die Angelvereine in den vergangenen Jahren viel Zeit und Engagement in die Renaturierung der Aue investiert hätten. „Jahrelange Naturschutzarbeit wurde in wenigen Tagen zunichtegemacht.“
Die Spuren deuten laut Gerken eindeutig auf eine toxische Substanz hin – vermutlich Ammoniak. Normalerweise verhindert ein stabiler pH-Wert in Kläranlagen, dass sich ungiftiges Ammonium in giftigen Ammoniak umwandelt. Bei einem Anstieg des pH-Werts in den basischen Bereich kann es jedoch genau dazu kommen. Der Landkreis Stade bestätigte, dass es Schwierigkeiten bei der Regulierung des pH-Werts gegeben habe. Nach Feststellung der Störung sei der Abfluss zunächst gedrosselt und später vollständig gestoppt worden. Das Abwasser wurde in einen Zwischenspeicher umgeleitet.
Elektrobefischung soll Schadensausmaß klären
Der AVN unterstützt die örtlichen Angelvereine nun bei der Dokumentation und Bewertung des Schadens. In den kommenden Tagen soll die Aue elektrisch befischt werden, um das Ausmaß des Fischsterbens zu erfassen. Die Ergebnisse sollen mit Referenzdaten des LAVES (Dezernat für Binnenfischerei) abgeglichen werden. Besonders aussagekräftig dürften die Daten aus Bereichen sein, in denen die Vereine in den letzten Jahren gezielt Laichplätze für Meerforellen geschaffen hatten. Aus dem Jahr 2022 liegen dazu umfangreiche Befischungsdaten des AVN vor.
-Pressemeldung AVN-
In der Aue bei Harsefeld führte Ammoniak aus der Kläranlage zu einem massiven Fischsterben (Foto @ R. Gerken / AVN)
Aufgrund technischer Störungen in der Kläranlage der Samtgemeinde Harsefeld im Landkreis Stade sind vermutlich bereits am vergangenen Wochenende giftige Substanzen – vermutlich Ammoniak – in die Aue gelangt. In der Folge kam es zu einem großflächigen Fischsterben. Zwischen Ahlerstedt und Ohrensen verendeten tausende Fische, darunter bedrohte Arten wie Meer- und Bachforellen sowie unzählige Stichlinge und weitere bislang nicht genau erfasste Fischarten. Zwei junge Angler entdeckten das Fischsterben am Dienstagnachmittag und schlugen sofort Alarm. Timo Buning, Vorsitzender des Angelsportvereins (AV) Horneburg, organisierte daraufhin kurzfristig rund 20 Vereinsmitglieder, die sich umgehend an die Aue begaben. Dort bargen sie zahlreiche tote Fische und entnahmen Wasserproben. Anschließend informierten sie Ralf Gerken, Naturschutzexperte beim Anglerverband Niedersachsen (AVN), der sich am Mittwoch ein Bild der Lage vor Ort machte.
Keine Information an Angelvereine
Laut Timo Buning wurden die Angelvereine von der Samtgemeinde nicht über den Vorfall informiert, obwohl die Störung bereits am Sonntag bekannt gewesen sei. Gerken konnte allein auf einer 30 Meter langen Strecke 378 tote Stichlinge sichern. Die Tiere waren aufgrund ihres festen Außenskeletts noch nicht vollständig verwest. „Überall im Wasser lagen tote Fische – teilweise nur noch als verfaulende Masse erkennbar“, berichtet Gerken. Er möchte jedoch die offiziellen Berichte von Landkreis und Samtgemeinde abwarten, bevor er sich abschließend zur Ursache äußert. Auch Jörk Philippsen, Naturschutzbeauftragter des AVN für die Region, war vor Ort – schockiert über die Ausmaße des Schadens und das Ausbleiben jeglicher Kommunikation seitens der Behörden.
Ökologische Katastrophe auf mehreren Kilometern
Nicht nur Fische wurden Opfer der Verschmutzung – auch zahlreiche Köcherfliegen- und Eintagsfliegenlarven sowie Bachflohkrebse wurden tot aufgefunden. „Das Gewässer ist auf weiten Strecken biologisch tot“, so der AVN-Salmonidenexperte. Besonders bitter sei dies, da die Angelvereine in den vergangenen Jahren viel Zeit und Engagement in die Renaturierung der Aue investiert hätten. „Jahrelange Naturschutzarbeit wurde in wenigen Tagen zunichtegemacht.“
Die Spuren deuten laut Gerken eindeutig auf eine toxische Substanz hin – vermutlich Ammoniak. Normalerweise verhindert ein stabiler pH-Wert in Kläranlagen, dass sich ungiftiges Ammonium in giftigen Ammoniak umwandelt. Bei einem Anstieg des pH-Werts in den basischen Bereich kann es jedoch genau dazu kommen. Der Landkreis Stade bestätigte, dass es Schwierigkeiten bei der Regulierung des pH-Werts gegeben habe. Nach Feststellung der Störung sei der Abfluss zunächst gedrosselt und später vollständig gestoppt worden. Das Abwasser wurde in einen Zwischenspeicher umgeleitet.
Elektrobefischung soll Schadensausmaß klären
Der AVN unterstützt die örtlichen Angelvereine nun bei der Dokumentation und Bewertung des Schadens. In den kommenden Tagen soll die Aue elektrisch befischt werden, um das Ausmaß des Fischsterbens zu erfassen. Die Ergebnisse sollen mit Referenzdaten des LAVES (Dezernat für Binnenfischerei) abgeglichen werden. Besonders aussagekräftig dürften die Daten aus Bereichen sein, in denen die Vereine in den letzten Jahren gezielt Laichplätze für Meerforellen geschaffen hatten. Aus dem Jahr 2022 liegen dazu umfangreiche Befischungsdaten des AVN vor.
-Pressemeldung AVN-