AW: Material selbst sammeln?
Hi Rosi,
ich behaupte ja nicht, dass das Binden von komplizierten Mustern keinen Spass macht - im Gegenteil (meine Phase mit den "full dressed" Lachsfliegen hat etwa 10 Jahre angedauert!). Der größte Spass liegt bei diesen komplizierten Fliegen im Binden selbst (Motto: der Weg ist das Ziel!). Nur, zum erfolgreichen Fischen brauchst Du die Dinger nicht. Charles Ritz hat es einmal auf den Punkt gebracht mit seiner Feststellung, dass am Erfolg das Fliegenmuster zu 10 % beteiligt ist, die "Präsentation" aber 90 % ausmacht (wobei unter Präsentation Wurfkunst, Verhalten am Wasser, Ansprache des Fisches etc. zu verstehen ist!). Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
Da Du die Muster aus dem 17. Jahrhundert erwähnst, die und diejenigen aus den Jahrhunderten davor (Dame Juliane, die angelnde Klosterfrau) waren mehr als einfach gebunden! Erst die Spleenigkeit der englischen High Society im Viktorianischer Zeitalter hat das Ganze zu einer perversen Kompliziertheit hochgeschraubt. Das gilt sowohl für die an Kreideflüssen verwendete Trockenfliegen als auch für Lachsfliegen). Da wurden ernsthaft Muster gebunden und mit größter Überzeugung gefischt, bei denen der Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Spinnern (erwachsene Tiere) von Eintagsfliegen angeblich den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen sollten. Da wiehern die Hühner im Stall!!
Was die deutsche Fliegenfischer/binder Literatur angeht, so wirst Du recht wenig Gutes finden. Wenn ich Dir trotzdem was empfehlen darf, dann folgendes Buch: von Bredow, "Fliegenbinden". Ich halte es (obwohl es seinerzeit sehr kontrovers diskutiert wurde) für ein sehr gutes Einsteigerbuch für jemanden, der die überragend gute englische Literartur nicht lesen kann. Da findest Du hervorragende Tipps zu Materialien und praktische Fliegenmuster.
Gruß
schabau
edit:
Der genaue Titel des Buches ist: "Das große Buch vom Fliegenbinden" (Autor: Klaus von Bredow). Wie ich gesehen habe, ist das Buch auch bereits schon mehrfach hier im Board erwähnt.