Moin!
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Schreibt mal was zu eurem Verhalten im Drill und euren Aussteiger-Quoten.
Ich finde diesen Thread zum Meerforellenangeln ganz wunderbar. Ich habe ihn mir die letzten Tage durchgelesen, habe bei euren Berichten von den Küsten mitgefiebert, schöne Fische gesehen und habe auch einiges dazu gelernt. Danke dafür. Ich habe bislang immer auf den Snaps vertraut, habe aber schon einen Durchlaufblinker im Fach liegen und werde ganz sicher noch weitere kaufen.
Ich selbst angele schon seit sehr vielen Jahren und von Kindesbeinen an den Seen und Flüssen in Brandenburg. Jedoch auch auf Reisen habe ich oft meine Ruten dabei und muss dann zwischen Familienurlaub und Angeln abwägen. Seit ca. 15 Jahren zieht es mich auch immer wieder an die Ostseeküsten Deutschlands, Dänemarks und Schwedens. Dorsche, Hornhechte, Makrelen ja selbst Seelachse und zwei Plattfische (sauber gebissen und nicht gehakt) konnte ich schon mit meinen Blinkern fangen. Die Diva Meerforelle jedoch zählt wohl ganz genau mit und 1.000 Würfe bekomme ich im Familienurlaub einfach nicht hin.
Daher kann ich hier an dieser Stelle nicht wirklich viel zum Thema Drillverhalten beitragen, aber ich kann davon berichten, welche Fehler man auf keinen Fall machen sollte. Und das diese Fehler in der Aufregung auch erfahrenen Anglern passieren können, denn zwei Mal hatten sich die Forellen wohl verzählt und sind dann doch an meinem Blinker hängen geblieben.
Beim ersten Mal hatte ich in der Abenddämmerung einen kapitalen Hänger, der sich einfach nicht lösen wollte. Also blieb mir nichts Anderes übrig, als die Bremse zuzumachen und dann fest über die Rute an der geflochtenen zu ziehen. Zum Glück gab der Gladsax Snaps dann doch irgendwann nach. Kurze Kontrolle, aber die Haken waren noch spitz und nicht verbogen und weiter geangelt. Die Sonne war schon längst hinter dem Horizont verschwunden, als es nach vielen Jahren endlich auf ca. 20 bis 30 m den ersehnten Einschlag in der Rute gab. Es fühlte sich sofort ganz anders an, als die Fische die ich bisher in der Ostsee fangen konnte. Die Forelle war sofort im Kampfmodus, wehrte sich vehement und es lastete ein hoher Druck auf der Rute, die bis uns Handteil gebogen war. Der "Drill" dauerte gefühlt nur wenige Sekunden und dabei schraubte sich der Fisch immer wieder aus dem Wasser und schüttelte sich kräftig, ja ich hatte sogar den Eindruck, dass sich der Drill eigentlich in dieser kurzen Zeit fast nur in der Luft abspielte. Und dann gab es einen Knall und der Druck ließ abrupt nach. Ich stand völlig geschockt da und musste erst verarbeiten, was gerade geschehen war. Mein Angelkumpel, der bereits mehrere Forellen gefangen hatte, meinte nur, dass das ein richtig großer Fisch gewesen sein muss. Noch immer unter Schock was sich da gerade zugetragen hat, kurbelte ich die erschlaffte Schnur ein. Jetzt erst wurde mir klar, dass ich vergaß nach dem Hänger wieder die Bremse zu öffnen und angesichts des hohen Drucks muss wohl der Schnur gerissen sein. Ich kurbelte gedankenversunken langsam weiter, als die Schnur plötzlich einen Schnurbogen machte und sich die Rute mit jedem Zug langsam nach hinten in Richtung Strand neigte. Jetzt verstand ich die Welt vollends nicht mehr. Was sollte das denn, war doch der Fisch mit dem Blinker ganz offensichtlich irgendwo da draußen im Dunkel der See. Irgendwann hatte ich schließlich verstanden, dass nicht die Schnur gerissen. sondern der Fisch offensichtlich ausgeschlitzt war und durch die große Spannung der Blinker an mir vorbei in Richtung Strand geflogen war. Das klingt für einige vielleicht recht abenteuerlich, aber diese Geschichte ist wirklich genau so passiert. Mein Fehler war, die Bremse nach dem Hänger nicht wieder gelöst zu haben. Einen weiteren Fisch gab es in diesem Urlaub nicht. Allerdings versuche ich seit dem (wie die Fliegenfischer wohl auch) immer eine Polbrille zu tragen um keinen Haken in das Auge zu bekommen.
Mein zweiter Fehler, war ein typischer Anfängerfehler und ich hoffe daraus wirklich gelernt zu haben. Jedenfalls hatte ich Jahre später endlich wieder einen Fisch am Haken, der jedoch deutlich kleiner war, dennoch einen guten Drill abgab und immer wieder Schnur von der Rolle nahm. Kurz vor dem Kescher konnte ich dann eine blitzeblanke Meerforelle sehen. Die Aufregung war wieder mal groß und ich versuchte irgendwie an den Kescher auf meinem Rücken zu kommen. Die Forelle drehte in dieser Zeit Kreise vor und um mich und stieß dabei immer wieder mit dem Kopf aus dem Wasser. Offensichtlich hatte ich zu viel Schnur eingezogen und wollte dem Fisch daher etwas Schnur geben. Als er gerade für einen Augenblick still vor mir stand, öffnete ich den Rollenbügel. Den Rollenbügel, echt jetzt?! Die Schnur lief von der Rolle, der Druck auf den Fisch ließ sofort nach und die Forelle verabschiedete sich mit einem Flossenschlag und ließ mich verblüfft zurück. Merke, immer Druck auf den Fisch lassen und die Schnur zur Not von Hand von der Rolle ziehen. Hatte ich zuvor auch schon mehrfach genauso praktiziert, aber in der Aufregung um die erste Forelle eben nicht.
In diesem Jahr habe ich es leider nicht mit der Familie an die Küste geschafft. Aber im März plane ich alleine für eine Woche nach Bornholm zu fahren und dort dann hoffentlich meine erste Meerforelle in den Händen halten zu können.
Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende und denen die es dürfen eine entspannte und fischreiche Zeit an der Küste.
Viele Grüße
Tomasz