Mein erstes Mal ... Räuchern!

C

Casso

Guest
Angeln ist ein Hobby mit vielen Facetten. Man kann sich beispielsweise an einem der unzähligen Gewässer unseres Landes austoben und die verschiedensten Köder baden oder man kann haufenweise Literatur in sich aufsaugen. Eine weitere Facette, die mir persönlich am besten gefällt, ist die Zubereitung vom selbst überlisteten und erfolgreich gedrillten Fischen. Nichts schmeckt so gut wie ein Fisch, den man mit den eigenen Händen gefangen und zubereitet hat. Eine Methode die für mich bis vor einigen Tagen noch komplett unbekanntes Terrain war, war das Räuchern in einem entsprechenden Ofen bzw. einer entsprechenden Tonne.



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Letztere befindet sich nun schon seit etwas über einem Jahr in meinem Besitz und fristete ihr Dasein unbeachtet in einer stillen Ecke meiner Garage. Es kam die Zeit da häufte sich mein Bestand von Regen- und Bachforellen und nahm ein Ausmaß an, bei dem es sich durchaus lohnen konnte die Räuchertonne anzufeuern und die ersten rauchigen Schritte zu wagen. Gut dass man in Zeiten des Internets auf eine Vielzahl an geschriebenen sowie gefilmten Informationen zurückgreifen kann. Das studieren einschlägiger Youtube-Kanäle und Foren verschaffte mir einen groben ersten Eindruck. Einen ersten Eindruck und die Erkenntnis dass viele Angler aus dem Räuchern eine Wissenschaft machen. Das dies nicht zwingend notwendig sein muss, möchte ich euch mit diesem Blogeintrag zeigen. Für die ersten durchaus akzeptablen Räuchervorgänge braucht man nicht viel mehr als eine herkömmliche Räuchertonne, Lust an der Materie und Fisch.


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Ein guter Kumpel schadet nicht


Gut dass ich darüber hinaus auch einen Angler meinen Freund nennen darf, der sich bereits einen eigenen Räucherofen gebaut hat und mit dem ich schon den ein oder anderen Raubfisch in eben jenem Ofen geräuchert habe. Das war für mein Vorhaben natürlich super, da besagter Kumpel definitiv mehr Erfahrung in diesem Bereich hat als ich. Der Einweihung meiner Tonne stand nun nichts mehr im Wege.


An einem bewölkten Nachmittag beschlossen meine Frau und ich kurzfristig unsere Freunde zu besuchen. Schnell wurden Tochter, Forellen und Räuchertonne im Auto verstaut und die Fahrt ging los. Angekommen machten unsere Frauen das was Frauen eben so machen. In der Küche sitzen, die Kinder beschäftigen und nebenbei die Beilagen für das Festmahl am Abend vorzubereiten. Wir bauten dagegen schnell die Räuchertonne an einem passenden Platz auf und öffneten das erste kühle Blonde. Nebenbei schlugen wir ein wenig Buchenholz klein und feuerten den Ofen an. Das Thermometer im Deckel suggerierte uns das wir die Betriebstemperatur erreicht haben, weswegen wir die Fische einghingen.


Mehr Arbeit als gedacht


Die Hitze innerhalb der Räuchertonne zu kontrollieren war mehr Arbeit als in dem großen Räucherofen meines Kumpels. Der Grund dafür sind die Maße. In einem geringen Raum kann die Hitze sich schneller entfalten und das Thermometer somit an seine Grenzen bringen. Ebenso wie die Fische. Aus diesem Grund hieß es permanent konzentriert zu bleiben und sowohl mit dem Deckel als auch der Feuerschale zu spielen, um die Temperatur im konstanten Bereich halten zu können. Das ein oder andere Bier dabei ist selbstverständlich und muss hier nicht extra erwähnt werden.


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Nachdem die Hitze einigermaßen unter Kontrolle gebracht wurde liesen wir die Forellen bei um die 100°C garen. Zum Schluss liesen wir Temperatur nochmal auf die 120°C Marke steigen, damit das typische "Tropfen" auftreten konnte. Dieses zischen in Verbindung mit dem unwiderstehlichen Geruch macht das Räuchern zu einem wirklich tollen Unterfangen. Der anschließende Flossen-Test war zufriedenstellend, weswegen wir uns dazu entschieden den eigentlichen Räuchervorgang einzuleiten. Das Feuer in der Feuerschale wurde mit großeren Stücken Buchenholz und Buchenspänen gelöscht. Im Inneren des Ofens herrschten nun Temperaturen zwischen 60°C und 80°C. Die Forellen liesen wir nun circa eine Stunde im Rauch hängen und sahen währenddessen in der Küche nach dem Rechten. Getreu dem Motto "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser" vergewisserten wir uns dass der Salat fertig war, die Kartoffeln durchgekocht, das Baguette knusprig und weitere Biere kaltgestellt waren.


Die Vorbereitung machts


Alles war fertig und es wurde angerichtet. Die großen Forellen schmeckten allen Beteiligten, auch den Kindern ausgezeichnet und wir waren pappsatt. Außerdem waren wir alle der Meinung dass wir nicht lange warten wollten, um uns erneut zum gemeinsamen Räuchern zu treffen.


Die Fische hatte ich einen Abend vorher in eine entsprechende Lake gegeben und 12 Stunden darin baden lassen. Anschließend spülte ich sie unter klarem Wasser ab und hing zum trocknen, sehr zur Freude meiner besseren Hälfte, in unser Arbeitszimmer an eine ausrangierten Angel zwischen den geöffneten Fensterflügeln. Der Grund dafür war anhaltender Regen und die Tatsache dass unser Balkon nicht wirklich Wetterfest ist.



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Die Lake hatte ich versuchsweise im Angelgeschäft meines Vertrauens gekauft. Es war eine toscanische Fertigmischung. Schön rot und unter anderem mit Paprika-Gewürz verfeinert. Ich weiß dass die Meinungen bezüglich der Lake auseinander gehen und ich werde auch irgendwann einfach nur eine klassische Lake mit Speisesalz verwenden. Ich bin jedoch ein Opfer der Werbung und musste mir in diesem Fall schlichtweg die Fertigmischung kaufen. Bereut habe ich es nicht, denn es hat vorzüglich geschmeckt. Um entsprechende Unterschiede herausschmecken zu können fehlt mir bisher die Erfahrung.

Immer wieder gerne!


Mein erster Räuchervorgang war erfolgreich und hat eine Menge Spaß gemacht. Darüber hinaus hat es mir gezeigt, dass mein Hobby aus mehr besteht als dem Aufenthalt am Wasser. Ich kann es auch ausleben, wenn mir keine Zeit für einen Ansitz oder eine Spinntour bleibt und ich meine Freizeit (durch den Einzelhandel ohnehin nicht im Überfluss vorhanden) auch mit anglerischen Dingen verbingen kann. Und das ohne dabei meine Familie zu vernachlässigen.



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Ich hoffe dass ich euch mit diesem Beitrag ein wenig die Zeit vertreiben konnte. Passende Bilder waren mir ebenfalls wichtig, da ein solcher Beitrag eben nur mit Fotos interessant wird. Außerdem würde ich mich freuen wenn sich nun auch ein paar weitere Neulinge in den Bereich "Räuchern" trauen und es einfach probieren würden. Grundsätzlich kann man nicht viel falsch machen und das Ergebnis am Ende macht einfach süchtig. Ich freue mich jedenfalls auf den nächsten Durchgang. Dann vielleicht mit einer anderen Fischart? Wir werden es sehen!
 

Gondoschir

Vorschriftenignorierer
AW: Mein erstes Mal ... Räuchern!

Kann es sein, dass bei deinem Ofen etwas mit der Luftzirkulation nicht stimmt?
Goldgelb sieht bei mir so aus:
 

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sprogoe

-Privatier- sponsert by DRV
AW: Mein erstes Mal ... Räuchern!

Danke Casso für Deinen ausgiebigen und tollen Bericht.
Du bist genau auf dem richtigen Weg; süchtig geworden auf das Räuchern; irgendwann wirst Du süchtig, einen "richtigen" Räucherofen zu besitzen.
Mit diesen Räuchertonnen haben viele von uns mal abgefangen, bis man eben feststellt, daß das Arbeiten damit eben nicht ganz so einfach ist, weil die Regulierung der Temperatur in so einem engen Raum mit solch einer kleinen Feuerschublade eben nicht so ganz einfach ist.
Ich bin mir sicher, Du wirst nach Höherem streben und Dir alsbald Deinen Traumofen anschaffen oder selber bauen. Wenn dieses Fieber einen einmal gepackt hat, läßt es einen nicht mehr los.
Beachte nur eins, Du brauchst keine 100 - 120 Grad, zur Garung von Fisch sind Temperaturen von 80 - 85 Grad ideal und vollkommen ausreichend. In einem größeren kriegst Du das auch leichter und stressfreier hin.
Ich wünsche Dir weiterhin viel Spaß und Erfolg bei dieser wunderschönen Tätigkeit.

Gruß Siggi
 

offense80

Active Member
AW: Mein erstes Mal ... Räuchern!

Mit dieser Räuchertonne habe ich auch angefangen ( und ich glaube es waren noch etliche Angler mehr ), und es stimmt.....wenn man den ersten selbst geräucherten Fisch daraus isst, wird man süchtig ;)

Da die Tonne doch recht klein ist, konnte ich sie damals auch ohne Probleme mit nach Norwegen nehmen. Dort habe ich beim angeln nebenbei am Steg immer meine Aale (damals war das Aalangeln noch erlaubt dort) die ich die Nacht zuvor gefangen hatte, geräuchert....ein schönes Erlebnis was ich nie vergessen werde. Mittlerweile haben mein Kollege und ich uns einen großen Räucherschrank gekauft und den nutzen wir öfter, da ja auch einmal im Jahr Makrelen angeln ansteht, und dann das ganze Jahr über geräuchert werden kann.
 

Thomas9904

Well-Known Member
AW: Mein erstes Mal ... Räuchern!

Klasse Beschreibung und Fotos, danke dafür!

Räuchern wird immer ein Thema bleiben, siehe:
[youtube1]DQeRTQMecFk[/youtube1]
 

Tino

Well-Known Member
AW: Mein erstes Mal ... Räuchern!

Sehr schöner Beitrag ,Casso.

Mach weiter ...
 

sprogoe

-Privatier- sponsert by DRV
AW: Mein erstes Mal ... Räuchern!

Ich muß auch sagen, endlich kommen mal wieder sinnvolle Beiträge, zu denen man gerne seine Meinung und Erfahrung postet.
In letzter Zeit haben sicher so einige sinnlose threat´s; auf die ich nicht näher eingehen möchte; manchem die Freude am AB vermiest. Ich hatte manchmal schon den Eindruck, daß sich das Niveau langsam aber sicher im direkten Sinkflug befindet und aus dem Grund halten sich sicher auch einige der ernstzunehmenden User schwer zurück, genau wie ich es getan habe.
Gerade in den Räucherthreat´s ist so viel wissenswertes und sinnvolles zu Stande gekommen, daß es schade wäre, dieses schöne Hobby einfach so tot zu schweigen.
Ich verstehe, daß sich jedes Thema irgendwann einmal erschöpft und man nicht mehr allzuviel Neues zu erwarten hat, aber es kommen ja auch täglich neue User hinzu und ich kann nur jedem ernsthaft an dem Thema Räuchern interessierten raten, beteiligt euch lebhaft daran, stellt eure Fragen und postet auch eure Erfahrungen.
Weiter so.

Gruß Siggi
 
C

Casso

Guest
AW: Mein erstes Mal ... Räuchern!

Kann es sein, dass bei deinem Ofen etwas mit der Luftzirkulation nicht stimmt?
Goldgelb sieht bei mir so aus:

Nabend! Das kann ich dir so nicht direkt beantworten. Ich bin der Meinung dass mit der Zirkulation alles in bester Ordnung gewesen ist. Es spielen mit Sicherheit noch andere Faktoren eine Rolle. Hier wären unter anderem die Temperatur, Trockenheit der Fische und die Dauer des Räucher- bzw. Garvorgangs als Beispiele zu nennen. Und ich habe auch nie behauptet dass meine geräucherten Fische goldgelb gewesen sind. ;)

An den Rest vom Schützenfest:

Vielen Dank für eure Beiträge. Es stimmt, räuchern macht süchtig. Das kann auch ich nur immer wieder betonen. Ich habe mich auch bewusst für diesen Beitrag (inklusive Fotos) entschieden, um mich produktiv am Anglerboard zu beteiligen. So ist es für mich sinnvoller als in den, von sprogoe angesprochenen Themen. Ich bleibe auf jeden Fall weiter am Ball und versuche mich aktiver in dieser Community zu beteiligen. :)

In dem Sinne, tight lines!
 

mig23

vergoldet Fische
AW: Mein erstes Mal ... Räuchern!

Geiler Bericht ! #6
Schön dass dich auch diese Sucht gepackt hat, das ist aber erst der Anfang ... immer schön dran bleiben !
 
AW: Mein erstes Mal ... Räuchern!

Sehr schöner Bericht ! Ich bin ja auch auf den Räucherzug mit aufgesprungen, macht Laune im Vorfeld gute Tipps zu bekommen und dann selbst zu starten ( wenn ich nur schon so weit wäre |uhoh: )

Gruß in die Räucherrunde , Charlie #h
 

oberfranke

Active Member
AW: Mein erstes Mal ... Räuchern!

@ casso
willkommen im Verbund der Räucherer. :)
Für den ersten Versuch gut gelungen.
die doch eher "rußige" Farbe der fertigen Fische könnte an einigen Faktoren liegen.
- Feuerholz nicht richtig trocken.
- noch ne andere Holzart - Nadelholz- dabei gewesen
- offene Flamme- wohl am wahrscheinlichsten.
- Luftzirkulation/Rauchabzug zu wenig.
Einfach weiter probieren, wenn´s jeder gleich beim ersten mal perfekt könnte wär´s ja uninteressant.
Wird schon- geschmeckt hat es - das ist die Hauptsache!!
Das mit den teuren Würzmischungen kannst du bleiben lassen.
Einfache Salzlake ist meines Erachtens am besten.
Wie schon wiederholt erwähnt, vorm Räuchern ein paar wenige Körner grobes Steinsalz in den Fisch, beim Räuchern selbst nen frischen Stengel Thymian und Rosmarin in den Fisch.
Ich selbst bin ein Anhänger vom liegend räuchern, meiner Meinung nach bleibt der Fisch saftiger- muss aber jeder für sich selbst beurteilen.
Nach dem Räuchern den Ofen nicht klinisch sauber putzen sondern nur grob putzen und kühl- also nicht in der prallen Sonne und trocken lagern- fertig- das Ding braucht Patina.
Wenn ich doch mal gründlich reinige nehme ich nen Gasbrenner für so Schweißbahnen, brenn das Ding aus und bürste mit ner Stahlbürste ein bißerl nach.
 
Zuletzt bearbeitet:

Relgna

Member
AW: Mein erstes Mal ... Räuchern!

Das Laubgehölz sollte auch Rindenfrei sein.
Die Fische müssen auch gut abgetrocknet sein, lieber 1-2 Std. mehr, gut da ich die Haut eh nicht esse ist das mehr eine Optische Sache.
 
C

Casso

Guest
AW: Mein erstes Mal ... Räuchern!

Na seht ihr beiden, da haben wir ja schon drei Punkte die auf meinen Räuchervorgang zutreffen:

1. Die offene Flamme konnte/habe ich nicht immer vermieden.
2. Die Fische waren wohl noch nicht vollständig trocken.
3. An dem Buchenholz war teilweise noch etwas Rinde. Haben wir unter anderem zum anfeuern benutzt.

Das sind drei Punkte auf die ich beim nächsten Mal definitiv achten werde. Aber wie gesagt, die Fische haben super geschmeckt und ich (bzw. der Rest unserer Familien) fand sie auch gutaussehend. Mögen nun die "Profis" nicht ganz nachvollziehen können aber passt schon. :)

Gruß,
Lasse
 

oberfranke

Active Member
AW: Mein erstes Mal ... Räuchern!

Na seht ihr beiden, da haben wir ja schon drei Punkte die auf meinen Räuchervorgang zutreffen:

1. Die offene Flamme konnte/habe ich nicht immer vermieden.
2. Die Fische waren wohl noch nicht vollständig trocken.
3. An dem Buchenholz war teilweise noch etwas Rinde. Haben wir unter anderem zum anfeuern benutzt.

Das sind drei Punkte auf die ich beim nächsten Mal definitiv achten werde. Aber wie gesagt, die Fische haben super geschmeckt und ich (bzw. der Rest unserer Familien) fand sie auch gutaussehend. Mögen nun die "Profis" nicht ganz nachvollziehen können aber passt schon. :)
Gruß,
Lasse

Wie schon gesagt der Geschmack ist wichtig an den Feinheiten kann man immer ein bißerl rumschleifen. Das gehört einfach dazu wie das ausprobieren und mit den Kumpels die meistens dabei sind beim Bier fachsimpeln.

Mich hat das mit dem Holz heizen recht schnell genervt und bin beim kleinen Ofen auf Strom und beim großen auf Gas umgestiegen. Für den Rauch selbst nehme ich beim Großen nen Rauchgenerator.
Was geblieben ist, ist das Bier als Zeitmesser. :) und das bleibt auch.

Meinen ersten Räucherversuch unternahm ich als Jugendlicher mit meinem Vater zusammen.
Räucherheringe in der selbstgebauten Tonne-
Die Dinger waren so versalzen- da half nicht mal der Stolz es selbst gemacht zu haben. Die landeten wieder in der Tonne. Meinen Ehrgeiz es richtig zu machen hat es jedenfalls geweckt
 
Zuletzt bearbeitet:

sprogoe

-Privatier- sponsert by DRV
AW: Mein erstes Mal ... Räuchern!

Hallo,
ich habe mal in einem anderen Forum einige Probleme beim Räuchern aufgezeigt und einen Bericht abgeliefert, wie ich meine Fische räucher.
Diesen will ich hier gerne mal einstellen, vielleicht hilft das einigen weiter:

Hallo zusammen,
ich möchte euch ja gerne an meinen weiteren Erfahrungen teilhaben lassen, in der Hoffnung dem einen oder anderen bei seinen Problemen weiter zu helfen.
Nachdem ich im April 2013 zwei kleine Forellenteiche pachten konnte, habe ich zum Räuchern ja immer frische Fische verwendet und hatte seitdem irgendwie das Gefühl, daß die ger. Forellen weicher waren als früher, als ich sie noch geangelt und bis zur Verabeitung eingefroren hatte.
Ich habe dann ständig überlegt, woran das wohl liegen könnte und habe hier im AB sowie auch in anderen Foren nach Hinweisen gesucht.
An den Forellen konnte es auch nicht liegen, da ich welche von 2 verschiedenen Lieferanten hatte und außerdem selbstgefütterte Setzlinge, die zudem von einem 3. Züchter stammten.
Auch das Wasser oder die warme Jahreszeit war sicher nicht Schuld daran, da meine Teiche von eiskaltem Quellwasser gespeist werden.
Auch an das Futter hatte ich gedacht; welches ich aber von Züchtern kaufe und auch von denen verwendet wird.
Im Anglerboard haben einige ebenfalls ihre Meinung gepostet, daß zuvor für wenigstens 2 Tage gefrorene Forellen nach dem Räuchern fester waren; was eigentlich einleuchtend ist, da durch das Einfrieren sich die Zellstruktur verändert und die darin enthaltene Flüssigkeit beim Erhitzen leichter verdampfen kann.
In einem anderen Forum schrieb jemand der monatl. 100 kg Forellen räuchert, daß sein Lieferant die Forellen vor der Lieferung 3 - 4 Tage nüchtern würde (wobei ich allerdings glaube, daß dadurch keine Veränderung stattfindet, da ich meine Forellen 2 Tage vor Entnahme ebenfalls nicht mehr fütter).
Er würde dann die zuvor getrockneten Fische 90 min. bei 65 Grad mit gleichzeitiger Rauchzuführung im Ofen lassen und danach das Feuer ohne Rauch nochmal für 30 min. bis 85 Grad hochfahren.
Auch das habe ich versucht, ohne aber eine nenneswerte Verbesserung feststellen zu können, außer, daß sie wesentlich dunkler gefärbt waren, was mir auch nicht besonders zusagt.
Da ich heute nochmal Räuchern mußte, habe ich vor 5 Tagen die Forellen entnommen und eingefroren, gestern morgen dann zum Auftauen raus gelegt, abends in die Lake gegeben und heute morgen abgespült und zum Trocknen aufgehangen.
Meine Lake besteht aus folgenden Zutaten:

1 Eßl. feingemahlenes Wildgewürz
1 Eßl. zerstoßene Wacholderbeeren
1 Eßl. geschroteter schwarzer Pfeffer
1 Liter Wasser

die Zutaten werden in diesem 1 L Wasser aufgekocht,
in 9 Liter Wasser löse ich 625 Gramm Speisesalz (kein Jodsalz) auf und mische die Gewürzbrühe unter, darin die aufgetauten Fische 12 Std. einlegen (kühl stellen).
Anschließend gut abspülen und an einem luftigen, Isektenfreiem Platz ca. 3-4 Std. trocknen.
(ich habe schon viele andere Gewürzmischungen probiert, oder nur mit Salz eingelegt, am besten schmecken mir die Räucherfische jedoch mit "meiner" Mischung).

Da ich aber unter Zeitdruck stand, blieb mir nur das Fertigtrocknen im Ofen übrig und ab jetzt beschreibe ich nochmal den genauen Ablauf.
Ich kann Eines schon vorwegnehmen; herausgekommen sind heute super Räucherforellen, schön fest im Fleisch, tolle Färbung und ein herrlich intensives Raucharoma.

Die Fische wurden in dem im Räuchervideo gezeigten kleinen Räucherschrank hergestellt.

Schritt 1:
Ich habe in der Schublade zunächst ein mittelprächtiges Buchenholzfeuer angefacht ( und dabei weise ich nochmal daraufhin, nehmt rindenfreies Holz), die Fische wurden dann eingehängt, der Deckel abgenommen und die Tür offen gelassen. Nach 30 min. waren sie schön trocken.

Schritt 2:
Das Feuer ließ ich ganz herunterbrennen und schloß dann die Tür. Die Wärme der Glut und das Nachlegen von einzelnen schmalen Holzstücken erhitzte das Ofeninnere nun auf etwa 65 - 70 Grad bei offenem Deckel.
wichtig ist, das die Fische nicht von 0 auf 100 Grad erhitzt werden; wie manche das als richtig darstellen; denn die Feuchtigkeit in den Zellen soll langsam erhitzt und schnell abgeführt werden. Eine zu schnelle Erhitzung führt zur Entstehung von Wasserdampf in den Zellen und macht den Fisch weich oder matschig.
So blieben die Fische bei einer Temperatur nicht über 70 Grad (was für Fischeiweis sogesehen schon der Beginn einer Gartemperatur ist) für 10 min. hängen.

Schritt 3:
Nun wurde auch der Deckel geschlossen, aber der Rauchabzug (bei diesem Ofen eine 100 mm große Öffnung) wird voll geöffnet.
Die Wärme stieg nun auf ca. 85 Grad (kurzfristig auch schon mal auf 90 - 95 Grad, aber dann wurde die Notbremse gezogen, d.h. die Tür kurz mal geöffnet, oder die Feuerschublade ganz aus dem Ofen gezogen).
Bei durchschnittlich 85 Grad habe ich die Fische weitere 30 min. gegart. Nach dieser Zeit zeigten mir die geöffneten Bauchlappen und die milchigen Augen an, daß die Garung vollendet ist. Die Fische fühlten sich zu diesem Zeitpunkt tatsächlich fester an, wie einige Male zuvor.
Das Feuer sollte am Ende der Garzeit wieder ganz ausgebrannt sein.

Schritt 4:
Nun kommt das eigentliche Räuchern.
Auf die Restglut habe ich 2 Hände voll fein gespaltenes rindenfreies! Holz geschichtet.
(Im Räuchervideo habe ich die Raucherzeugung mit Räuchermehl gezeigt, einfach, weil die meisten von euch das so machen und nicht anders kennen. Mein Favorit aber ist zur Raucherzeugung fein gespaltenes, etwa 3 - 5 mm dickes Holz, einfach, weil der Rauch viel intensiver ist und die Räuchertemperatur hierbei mit 60 Grad höher liegt, als bei der Verwendung von Räuchermehl).
Der Abzug bleibt bei mir auch während des Räucherns voll geöffnet. So kann ev. noch vorhandene Feuchtigkeit entweichen und der Rauch durch Holzstücke ist so dicht, daß immer noch mehr als genug davon an die Fische gelangt.
Die Schublade bleibt anfänglich etwa 1 cm weit geöffnet, bis am Abzug dichter weißer Rauch entweicht.
Nun wird es Zeit, die Schublade ganz zu schließen, ansonsten geht das Räucherholz schnell mal in Flammen auf.
Die Fische bleiben nun bei kontinuierlich 60 Grad für 90 min. im Rauch hängen.
Zwischendurch mußte ich einmal Holz nachlegen und ich habe einige Wacholderbeeren, sowie einen Zweig Rosmarin auf die Glut gelegt.

Wie gesagt, das Ergebnis hat mich voll überzeugt.

Ich hoffe, ich konnte wieder etwas zu Problemlösungen beitragen und wünsche allen, Gutes Gelingen.


Gruß Siggi
 

Jens76

Member
AW: Mein erstes Mal ... Räuchern!

Moin,

Ich karpere mal diesen Thread. Habe heute auch das erste mal geräuchert, und es war leeeeeeecker.

Grüsse!
Jens
 

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Mollebulle

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AW: Mein erstes Mal ... Räuchern!

bissle blass
 
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Casso

Guest
AW: Mein erstes Mal ... Räuchern!

Danke sprogoe für dein Zitat, sehr interessant. Werde unter Umständen das ein oder andere beim nächsten Mal beachten.

Und Jens, Glückwunsch zum ersten erfolgreichen Räuchervorgang. Sieht gut aus!
 
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