C
Casso
Guest
Angeln ist ein Hobby mit vielen Facetten. Man kann sich beispielsweise an einem der unzähligen Gewässer unseres Landes austoben und die verschiedensten Köder baden oder man kann haufenweise Literatur in sich aufsaugen. Eine weitere Facette, die mir persönlich am besten gefällt, ist die Zubereitung vom selbst überlisteten und erfolgreich gedrillten Fischen. Nichts schmeckt so gut wie ein Fisch, den man mit den eigenen Händen gefangen und zubereitet hat. Eine Methode die für mich bis vor einigen Tagen noch komplett unbekanntes Terrain war, war das Räuchern in einem entsprechenden Ofen bzw. einer entsprechenden Tonne.
Letztere befindet sich nun schon seit etwas über einem Jahr in meinem Besitz und fristete ihr Dasein unbeachtet in einer stillen Ecke meiner Garage. Es kam die Zeit da häufte sich mein Bestand von Regen- und Bachforellen und nahm ein Ausmaß an, bei dem es sich durchaus lohnen konnte die Räuchertonne anzufeuern und die ersten rauchigen Schritte zu wagen. Gut dass man in Zeiten des Internets auf eine Vielzahl an geschriebenen sowie gefilmten Informationen zurückgreifen kann. Das studieren einschlägiger Youtube-Kanäle und Foren verschaffte mir einen groben ersten Eindruck. Einen ersten Eindruck und die Erkenntnis dass viele Angler aus dem Räuchern eine Wissenschaft machen. Das dies nicht zwingend notwendig sein muss, möchte ich euch mit diesem Blogeintrag zeigen. Für die ersten durchaus akzeptablen Räuchervorgänge braucht man nicht viel mehr als eine herkömmliche Räuchertonne, Lust an der Materie und Fisch.
Ein guter Kumpel schadet nicht
Gut dass ich darüber hinaus auch einen Angler meinen Freund nennen darf, der sich bereits einen eigenen Räucherofen gebaut hat und mit dem ich schon den ein oder anderen Raubfisch in eben jenem Ofen geräuchert habe. Das war für mein Vorhaben natürlich super, da besagter Kumpel definitiv mehr Erfahrung in diesem Bereich hat als ich. Der Einweihung meiner Tonne stand nun nichts mehr im Wege.
An einem bewölkten Nachmittag beschlossen meine Frau und ich kurzfristig unsere Freunde zu besuchen. Schnell wurden Tochter, Forellen und Räuchertonne im Auto verstaut und die Fahrt ging los. Angekommen machten unsere Frauen das was Frauen eben so machen. In der Küche sitzen, die Kinder beschäftigen und nebenbei die Beilagen für das Festmahl am Abend vorzubereiten. Wir bauten dagegen schnell die Räuchertonne an einem passenden Platz auf und öffneten das erste kühle Blonde. Nebenbei schlugen wir ein wenig Buchenholz klein und feuerten den Ofen an. Das Thermometer im Deckel suggerierte uns das wir die Betriebstemperatur erreicht haben, weswegen wir die Fische einghingen.
Mehr Arbeit als gedacht
Die Hitze innerhalb der Räuchertonne zu kontrollieren war mehr Arbeit als in dem großen Räucherofen meines Kumpels. Der Grund dafür sind die Maße. In einem geringen Raum kann die Hitze sich schneller entfalten und das Thermometer somit an seine Grenzen bringen. Ebenso wie die Fische. Aus diesem Grund hieß es permanent konzentriert zu bleiben und sowohl mit dem Deckel als auch der Feuerschale zu spielen, um die Temperatur im konstanten Bereich halten zu können. Das ein oder andere Bier dabei ist selbstverständlich und muss hier nicht extra erwähnt werden.
Nachdem die Hitze einigermaßen unter Kontrolle gebracht wurde liesen wir die Forellen bei um die 100°C garen. Zum Schluss liesen wir Temperatur nochmal auf die 120°C Marke steigen, damit das typische "Tropfen" auftreten konnte. Dieses zischen in Verbindung mit dem unwiderstehlichen Geruch macht das Räuchern zu einem wirklich tollen Unterfangen. Der anschließende Flossen-Test war zufriedenstellend, weswegen wir uns dazu entschieden den eigentlichen Räuchervorgang einzuleiten. Das Feuer in der Feuerschale wurde mit großeren Stücken Buchenholz und Buchenspänen gelöscht. Im Inneren des Ofens herrschten nun Temperaturen zwischen 60°C und 80°C. Die Forellen liesen wir nun circa eine Stunde im Rauch hängen und sahen währenddessen in der Küche nach dem Rechten. Getreu dem Motto "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser" vergewisserten wir uns dass der Salat fertig war, die Kartoffeln durchgekocht, das Baguette knusprig und weitere Biere kaltgestellt waren.
Die Vorbereitung machts
Alles war fertig und es wurde angerichtet. Die großen Forellen schmeckten allen Beteiligten, auch den Kindern ausgezeichnet und wir waren pappsatt. Außerdem waren wir alle der Meinung dass wir nicht lange warten wollten, um uns erneut zum gemeinsamen Räuchern zu treffen.
Die Fische hatte ich einen Abend vorher in eine entsprechende Lake gegeben und 12 Stunden darin baden lassen. Anschließend spülte ich sie unter klarem Wasser ab und hing zum trocknen, sehr zur Freude meiner besseren Hälfte, in unser Arbeitszimmer an eine ausrangierten Angel zwischen den geöffneten Fensterflügeln. Der Grund dafür war anhaltender Regen und die Tatsache dass unser Balkon nicht wirklich Wetterfest ist.
Die Lake hatte ich versuchsweise im Angelgeschäft meines Vertrauens gekauft. Es war eine toscanische Fertigmischung. Schön rot und unter anderem mit Paprika-Gewürz verfeinert. Ich weiß dass die Meinungen bezüglich der Lake auseinander gehen und ich werde auch irgendwann einfach nur eine klassische Lake mit Speisesalz verwenden. Ich bin jedoch ein Opfer der Werbung und musste mir in diesem Fall schlichtweg die Fertigmischung kaufen. Bereut habe ich es nicht, denn es hat vorzüglich geschmeckt. Um entsprechende Unterschiede herausschmecken zu können fehlt mir bisher die Erfahrung.
Immer wieder gerne!
Mein erster Räuchervorgang war erfolgreich und hat eine Menge Spaß gemacht. Darüber hinaus hat es mir gezeigt, dass mein Hobby aus mehr besteht als dem Aufenthalt am Wasser. Ich kann es auch ausleben, wenn mir keine Zeit für einen Ansitz oder eine Spinntour bleibt und ich meine Freizeit (durch den Einzelhandel ohnehin nicht im Überfluss vorhanden) auch mit anglerischen Dingen verbingen kann. Und das ohne dabei meine Familie zu vernachlässigen.
Ich hoffe dass ich euch mit diesem Beitrag ein wenig die Zeit vertreiben konnte. Passende Bilder waren mir ebenfalls wichtig, da ein solcher Beitrag eben nur mit Fotos interessant wird. Außerdem würde ich mich freuen wenn sich nun auch ein paar weitere Neulinge in den Bereich "Räuchern" trauen und es einfach probieren würden. Grundsätzlich kann man nicht viel falsch machen und das Ergebnis am Ende macht einfach süchtig. Ich freue mich jedenfalls auf den nächsten Durchgang. Dann vielleicht mit einer anderen Fischart? Wir werden es sehen!