Messer Bau

Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
AW: Messer Bau

Wenn man hier ganz nüchtern dazu steht, dann stimmt es. Messer von höchstem Gebrauchswert lassen sich heute industriell und preiswert aus einem Stück "Blech" herstellen. Moderne Stahlsorten, Legierungen und Fertigungstechniken machen das ohne weiteres möglich. Damit sich das aber rentiert, sind Stückzahlen nötig.

Für handwerklich hergestellte Einzestücke ist aber auch heute noch die traditionelle Fertigung in der Schmiede der einzige Weg. Nur so kann die maximale Individualität erreicht werden, die solche Messer ausmachen. Natürlich immer vorausgesetzt, dass sich beide Messer auf einem auch vergleichbaren technischen Standard befinden!

Ob das dann objektiv zu einem besseren Schnitt führt, ob man beide Messer im Gebrauch wirklich als besser, oder schlechter bewerten kann und mag, sei jedem einzelnen Besitzer selbst überlassen.

Das habe ich mir nicht aus den Fingern gesogen. Ich bin gelernter Schmied und hab auch meine eigenen Messer hergestellt. So sehr man sich Mühe gibt, es wird immer ein industrielles, oder in Manufaktur hergestelltes Messer geben, das rein objektiv mit dem Eigenbau mithalten kann. Ihm fehlt aber das gewisse Etwas des Eigenbaus.

Mich würde es schon wieder jucken. Aber in einer Etagenwohnung mitten im Ort sind Amboss, Esse und Flex nicht wirklich bei den Nachbarn gefragt.
 

Eisenkneter

alive and fishing
AW: Messer Bau

einverstanden.
nostalgie, spass am werkeln und stolz was mit eigenen händen zu schaffen. wie wobbler bauen, fliegen binden, ..
 

Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
AW: Messer Bau

Mit so einem Messer ist es nicht anders, als mit einer Angel.

Die Angel ist der verlängerte Arm und das Messer ein Teil der Hand, wenn der richtige Kerl und das richtige Material sich gefunden haben. Schneiden kann man auch mit einem Steinsplitter, Fische fangen nur mit Schnur und Haken. Trotzdem gibts bei beiden Werkzeugen auch die höchste handwerkliche Vollendung und dazwischen alles mögliche an Alternativen und das ist gut so.

Bei vielen Dingen des persönlichen Gebrauchs reicht einem die bloße Funktionalität vollkommen aus. Bei ganz wenigen spielt einem dann die Leidenschaft einen Streich und da kommen die handgemachten Messer und Angeln ins Spiel und auch das ist gut so!
 

Kauli11

Well-Known Member
AW: Messer Bau

Wie Andal schon richtig bemerkt hat:
Nicht jeder hat die Schmiede im Haushalt.
Da kann man besser zuhause Wobbler bauen,oder Fliegen binden.
Der Aufwand ist nicht so groß.

Wer natürlich die Voraussetzungen zum Schmieden im Hause hat,kann tolle Sachen herstellen und hat noch Spass dabei.#h
 
AW: Messer Bau

Hier mal ein paar meiner selbst gebauten Messer:


https://*ih.com/i/muhunter2cj

https://*ih.com/i/n3hunter2bj

https://*ih.com/i/0lhunter1cxj

https://*ih.com/i/msmessera5j

------------------

https://*ih.com/i/4rhunter1dj

https://*ih.com/i/0lhunter1cxj

https://*ih.com/i/j8messerb5j


Material bei beiden Messern: 1.2842,
Härte nach Rockwell: 62 HRC,
Finish: geätzte Klingen,
Filework,
Klingendicke 5mm
Klingenlänge 11,5 cm
Griffe: Mooreiche braun und Mooreiche schwarz
Griffe geschraubt.
Holster: Kydex bzw. Leder,
Verschluß: TecLock
 

Thomas9904

Well-Known Member
AW: Messer Bau

Ich bin gelernter Schmied und hab auch meine eigenen Messer hergestellt. So sehr man sich Mühe gibt, es wird immer ein industrielles, oder in Manufaktur hergestelltes Messer geben, das rein objektiv mit dem Eigenbau mithalten kann.

Ich bin neben einem Schmied aufgewachsen (keine Messer, alles an Landwirtschaftszeug halt), das war immer klasse, weil wir zugucken durften.
Und das roch klasse...

Der meinte damals (ist ja nu auch fast fuffzich Jahre her) dass es was bringen würde, wenn man den Schneidebereich (Sensen, nicht Messer wie gesagt) mehr verdichten würde..

Ansonsten find ich so ne Anleitung wie hier klasse, auch wenn ichs nie hinkriegen würde ...

Selber gemachtes Messer, das hat schon was (auch wenns man vielleicht gleich gute Teile kaufen kann - ist wie Fisch kaufen oder fangen)......
 

Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
AW: Messer Bau

So viele Klingenformen mit den dazugehörigen Griffen es weltweit gibt, so viele unterschiedliche Anforderungen an Messerstähle gibt es auch. Nur den Stahl der eirelegenden Wollmilchsau gibt es nicht. Aber eines haben Messer immer gemein. Sie müssen scharf sein, das Verhältnis von Schnitthaltigkeit und Schärfbarkeit muss stimmen. Das der Griff dazu passt und dem Zweck angemessen ist versteht sich von selbst. Da unterscheidet sich dann plötzlich das Skalpell des Chirurgen überhaupt nicht mehr vom Sichelmesser der laotischen Bergbäuerin.

Nirgendwo bei den Urwerkzeugen gilt mehr das Prinzip von Form follows funtion. Für meinen Geschmack scheinen leider viele zeitorientierte Messerdesigner von diesem Prinzip wenig zu halten, oder es nicht zu kennen. Na ja, Geschmackssache eben.

Wegen des o.a. genannten räumlichen Nachteils, keine Messer selber mehr machen zu können, habe ich mir da ein Interessengebiet erschlossen, auf dem man quasi kostenfrei daherkommen kann, wenn man die Exponate nur in Bildform sammelt. Das sind die weltweiten Messerformen. Warum sie so aussehen, teilweise sehr skuril, und was diese Formen bedingt.

Das halbmondförmige Ulu der Inuitfrauen. Sie jagen nicht, also brauchen sie auch kein Messer mit langer Klinge für tödliche Stiche. Sie brauchen was, womit man sehr präzise Schnitte führen kann. Aus diesem Grund benutzen auch europäische Schumacher und Sattler solche Halbmondmesser und das ohne eine gemeinsame Entwicklung der Klingenform zu haben.

Oder das gebogene Haumesser Kukri aus dem nepalesischen Himalayaregionen. Es ist ein Beisipiel für eine typische bäuerliche Werkzeugwaffe. Die gebogene, schwere und nicht von ungefähr so geformete Klinge ist zum Holz einschlagen und die Pflege der Feldfrüchte gleichermaßen gut geeignet, wie um damit den Feind um Haupteslänge einzukürzen. Das ist typische für nicht sehr wohlhabende Regionen. Werkzeug und Waffe in einem. Auch diese Klinge hat aber auch eine europäische Seite. Ebenfalls ohne eine gemeinsame Entwicklung. Heppen, Gertel, Hiepen und Wiedmesser waren und sind einfache bäuerliche Hackmesser. Ihre waffentechnische Weiterentwicklung nennen wir Hellebarden. In den mittelalterlichen Bauernaufständen wurden Werkzeuge zu Waffen...

Das Schneidewerkzeug ist nach dem simplen Prügel das älteste Werkezug der Menschheit und es ist ein ungleublich spannendes Thema!
 

Eisenkneter

alive and fishing
AW: Messer Bau

ich hatte mich schon lange mit dem gedanken eines eigenen handgeschmiedeten messers getragen. lärm ist nicht das problem, aber im keller schmieden ist nun mal nicht da kein rauchabzug. und extra hütte bauen und amboss anschaffen und den auch noch irgendwie den hang hochschaffen ...
bisher nicht. daher hat mich die idee des ausgeflexten messers spontan angesprochen. aber irgendwie ... es fehlt ihm die seele. meine ganz persönliche meinung.
 

Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
AW: Messer Bau

Da gäbe es ja noch die Möglichkeit von Wochenendseminaren. Dort fertigt man dann unter fachlicher Anleitung seine eigene (damaszierte) Klinge. Die restlichen Arbeiten sind hobbyraumtauglich. Und nicht vergessen: Jedes Messer soll auch die passende, stilstimmige Lederscheide haben. Das wäre dann beinahe wieder ein Hobby für sich wert.
 
AW: Messer Bau

@Mordskerl,

wenn du die erste Klinge aus Präzisions-Flachstahl herausgeschnitten, gefeilt, geschliffen und gehärtet hast, dann hat das Messer genug "Seele". Denn es ist von Dir geschaffen worden, ob nun geklopft (geschmiedet) oder geschliffen (mit dem Bandchleifer) oder gefeilt.

Es ist eine Einmalige Klinge, nur von Dir nach Deinen Wünschen entstanden. Wenn das keine Seele hat, weiß ich auch nicht.

Es ist ein Unikat was es kein zweites mal gibt.


Also versuch es erst mal, dann wirst du feststellen wie viel Seele so eine Klinge hat wenn Du sie selbst hergestellt hast.


Gutes gelingen

ZH
 

Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
AW: Messer Bau

Bei einem entsprechenden Flachstahlrohling ist es ja auch völlig unbedeutend, wie die Form herausgearbeitet wurde. Da muss nicht unbedingt Feuer und Hammer ran, damit es gut wird.
 

PirschHirsch

Well-Known Member
AW: Messer Bau

Ich versteh vom Schmieden usw. genau null, aber:

Echt mal wieder geil, was die Leute hier so alles wissen und können. So traditionelles Handwerk find ich allgemein voll super, das ist echte Kunst.

Ich les darum sehr gern hier mit - höchst interessant #6
 

fritte

Active Member
AW: Messer Bau

Es passiert hier doch noch was .
@Andal
Klar, wir können nicht alle ne Schmiede im Hause haben, daher habe ich ja auch anfänglich vom Flachstahl geschrieben.
Über formen und Funktionen kann man lange Fach und sachlich diskutieren.
Weiß aber nicht, ob es dann nicht doch hier am Thema vorbei geht bzw. Zu oder für einige wird. Wohnst leider weiter weg, sonst hätt ich gesagt, wir machen mal ne klinge bzw. Nen Messer zusammen.

Die Damastklingen sind geschmiedet, anders nicht zu machen. Aber heute kann man auch Damast fertig kaufen also Damast Flachstahl von einem Schmied gemacht. Da ich zur Zeit nicht schmieden darf und nur unter Aufsicht arbeiten kann, passiert bei mir zur Zeit nicht viel.

Wer sagt, ne klinge aus nen Flachstahl hat keine seele, stimmt nicht. Die meisten klingen die man kaufen kann sind nicht geschmiedet.
Mach mal nen Messer, verzichte auf die Flex, nimm eine Handsäge, eine Feile und schmiergel. Wenn du deine klinge fertig hast, und jemand sagt dann, das Dingen hat keine Seele, drehst du ihm am liebsten den Hals um. Denn das machst nicht in 2 Stunden , da hängst nen paar stunden mehr\ Tage dran.

Eine Damast klinge kann besser sein wie ein monostahl muss aber nicht. Ich kann verschiedene Eigenschaften kombinieren was sehr reizvoll sein kann, aber auch ein Monostahl der selektiv gehärtet wird kann Vorzüge vorweisen die man beim Damast so nicht hin bekommt. Aber ein Damast sieht schon geil aus wenns nicht grade ne Hauch dünne tapete ist.
Wenn man sich mal anschaut wieviele verschiedene Hölzer auf dem Markt sind, kann man sein Messer schon schön personalisieren.
Ich baue ja meine Rute auch selber, einfach weil ich Bock habe zu basteln, oder fliegenbinden. Der scheiß kostet nen vermögen, was ich da an fliegen hätte kaufen können möchte ich nicht drüber nach denken.
Ach Quatsch ich geh angeln, ich glaube nur vom fliegenbinden hätte ich die nächsten 20-30 Jahre Fisch kaufen können. Was ich da an Zeit und Geld hätte sparen können.

Man darf nie den kosten nutz Faktor so mit einbeziehen es sei denn man macht es gewerblich, dann hat man aber keine feile sondern nen guten bandschleifer am Start. Dann kostet aber nen Band nicht 1€ sondern 6-14€ je nach Ausführung usw.

Habe hier jetzt wenigstens mal ein paar Bilder gesehen von Hand gefertigten klingen bzw. Messern das gefällt mir.
Also haut rein und fangt an, würde mich über mehr Bilder und infos freuen.
 

Seele

Böhser Siluro
Teammitglied
AW: Messer Bau

Ich klink mich auch mal ein.

Der Thread hat mich dazu gebracht es endlich auch durch zu ziehen. Ich hatte es schon laaaange vor mir mal ein eigenes Küchenmesser zu bauen und jetzt hab ich damit angefangen. Ich muss die Klinge jetzt nur mal noch härten (da weiß ich noch nicht ob im Tonbrennofen oder im Kohlefeuer) und dann noch schleifen sowie den Griff basteln.

Bisher bin ich mit meiner Arbeit fürs erste Messer schon sehr zufrieden. Als Stahl hab ich normalen 1.2841 genommen, weil ich das Messer in der Küche sowieso pflege und die erreichbaren 62HRC waren von mir sowieso angestrebt. Basst.

Wenns fertig ist und ich es nicht total verhunze zeig ich es euch natürlich.
 
AW: Messer Bau

O.k. eins hab ich noch:


Stahl ist wieder 1.2842
Klingendicke 4mm
Klingenlänge: 13 cm
Härte nach Rockwell: 62 HRC
Griffschalen: Leinenmicarta Toxic green, schwarzer Fiber und mit V2A Pins verstiftet.
Holster: Kydex
Verschluss: TeckLock
Finish: auf Schleiffließ abgezogen, geölt
 

Anhänge

  • 20150404_174648.jpg
    20150404_174648.jpg
    33,1 KB · Aufrufe: 300
  • 20150404_174718.jpg
    20150404_174718.jpg
    28,6 KB · Aufrufe: 303
  • 20150404_175914.jpg
    20150404_175914.jpg
    31,2 KB · Aufrufe: 339
  • 20150404_175958.jpg
    20150404_175958.jpg
    32,9 KB · Aufrufe: 300
  • 20150404_180046.jpg
    20150404_180046.jpg
    19,1 KB · Aufrufe: 321

Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
AW: Messer Bau

Sehr zeitlos und funktional. #6

Was mir nicht so gefällt, sind die Scheiden. Da stehe ich auf zwiegenähtes Leder, mit Soda gehärtet und mit Öl fürs Finish.
 

thanatos

Well-Known Member
AW: Messer Bau

;+ hab da mal ne Frage :Wo last ihr die Härte messen
da ihr immer so exakt 62 HRc angebt .Ne Werkzeugmacherei oder Materialprüflabor gibt es ja wirklich nicht in jedem Städtchen.
Stellt euch auch das Härten nicht zu einfach vor ,falsch angelassen und das Material kann bei Belastung explosionsartig brechen ,der Rücken sollte schon einiges
weicher als die Schneide sein ,Schmiede beherrschen das meist ganz gut ist ne reine Übungssache.Besser Material
auswählen welches schon eine ansprechende Festigkeit hat .

.
 
AW: Messer Bau

Weil ich die Messer bei uns im Werkzeugbau härten lasse und die da die entsprechenden Maschinen haben. Und auch die entsprechenden Experten in sachen "Härten". Der 1.2842 ist ein niedrig legierter Kaltarbeits-Werkzeugstahl der bei uns in der Fa. des öfteren Anwendung findet. Deswegen kenne ich die genaue Härte. Alles klar?
 
AW: Messer Bau

Sehr zeitlos und funktional. #6

Was mir nicht so gefällt, sind die Scheiden. Da stehe ich auf zwiegenähtes Leder, mit Soda gehärtet und mit Öl fürs Finish.

Außer für das grüne Messer habe ich natürlich auch noch Lederscheiden mit Punzierungen für meine anderen Messer.

Wie z.b. für das hier:
 

Anhänge

  • P1010568.jpg
    P1010568.jpg
    20,3 KB · Aufrufe: 263
  • Nessmuck 2.JPG
    Nessmuck 2.JPG
    23,4 KB · Aufrufe: 303
  • Nessmuck 1.JPG
    Nessmuck 1.JPG
    19,8 KB · Aufrufe: 277
  • P1010569.jpg
    P1010569.jpg
    28,1 KB · Aufrufe: 258
  • P1010571.jpg
    P1010571.jpg
    20,3 KB · Aufrufe: 268
Oben