AW: Messer Bau
Du hast sicher schon mal bei antiken Brustharnischen gesehen, dass sie aus Leder und anatomisch sehr genau geformt sind. Das bekam man mit vegetabil gegerbten Häuten und eben mit Soda hin. Das funktioniert auch im kleineren Maßstab.
Für Messerscheiden nimmt man am besten pflanzlich gegerbtes Rentierleder, oder entsprechend starke Häute vom Kalb, oder Rind. Die sind im Normalzustand relativ hell und eher von blecherner Beschaffenheit. Bei einer Messerscheide gehe ich folgendermaßen vor.
Als erstes fertige ich mit aus zwei dünnen Kiefernholzleisten einen Köcher für die Klinge. Der dient mir als Durchstechschutz und am Ende auch für den Rostschutz der Klinge.
Darüber schneide ich das Leder so zu, dass es jetzt schon knapp sitzen würde. Es wird an den Nahtkanten geklebt, so lässt es sich jetzt schon gut ausrichten, besser vorstechen und natürlich auch nähen. Jetzt wäre die Scheide von der Grundfunktion eigentlich fertig.
Jetzt kommt das Kaiser's Haushaltsnatron ins Spiel. Ein Päckchen wird in knapp 2 Liter gut lauwarmem Wasser aufgelöst und die fertig genähte Scheide wird (ohne Steckschutz) darin für eine gute Stunde eingeweicht. Dabei entstehen reichlich kleine Bläschen. Ein Zeichen, dass es wirklich rein vegetabil gegerbtes Leder ist und die Sache klappen wird.
Durch das Einweichen wird das Leder sehr weich, geschmeidig und an der Oberfläche etwas schmierig, so soll es sein. Man lässt nun die Scheide gut abtropfen und trocknet sie mit einem Lappen etwas ab.
Damit man den Steckschutz sauber ins Leder bringt und er später auch dort bleibt, gibt man sehr reichlich Holzleim in die Scheide, schiebt das Messer mit dem Stechschutz rein und richtet alles genau aus. Weil das Leder aber recht geschmeidig ist, kann man nun ohne viel Aufwand mit einem Falzbein Linien nachziehen, das Leder so ausformen, wie man möchte, oder ohne Hammer mit Punziereisen für Ornamente sorgen.
Für die Trocknung braucht es mindestens eine Woche an einem zimmerwarmen Ort. Auf keinen Fall mit Hitze nachhelfen, das Leder könnte sonst brüchig werden.
Wenn alles gut getrocknet ist, hat das Leder eine deutlich dunklere Farbe und einen leichten Vintage-Look. Die Kanten des Leders sind jetzt steinhart und können bei Bedarf mit Schleifpapier geglättet, oder geformt werden. Wer will, kann die Oberfläche nun noch mit Tungöl zusätzlich härten und abschließend mit Bienenwachs aufpolieren.
Ist nach einigen Wochen wirklich alles knochentrocken, gebe ich reichlich Kamelienöl in den hölzernen Stechschutz, um die Klinge zusätzlich vor Rost zu schützen.
Das ist alles ein bisschen aufwendig, aber am Ende kommen Lederarbeiten heraus, wie es sie garantiert kein zweites Mal mehr gibt.