Mit dem Fireball auf Donauzander

Vertikalangeln ist oft so effektiv wie keine andere Methode. Aber warum? In Flüssen sind die fängigen Stellen recht klein und weit verstreut. Beim Vertikalangeln vom Boot driften wir langsam über den Spot und erkunden so gut wie jeden Quadratzentimeter ganz genau. Vom Ufer erreichen wir diese Plätze gar nicht erst oder kriegen nur Hänger. Das Ködertempo wird nicht von Strömung, Bleikopfgewicht oder Wassertiefe diktiert, sondern allein vom Angler durch die Bewegung der Rutenspitze und der Steuerung des Boots. So können wir extrem sorgfältig und langsam fischen. Das lockt auch träge und vorsichtige Räuber aus der Reserve. Sind die Fische aggressiv und ziehen umher, können wir natürlich auch mit schnellen Sprüngen und kurzen Halte- beziehungsweise Absinkphasen ganz leicht auf ein sich änderndes Fressverhalten reagieren. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir beim Vertikalen auch Naturköder einsetzen können. Dafür nehmen wir den sogenannten Fireball Jig.


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Fireball rocks! Andreas mit einem fetten Zander aus der Donau.

Der Fireball


Der Fireball ist ein Bleikopf mit kurzem und breitbogigen Einzelhaken, in dem der Kopf des Köderfisches fixiert wird. An der Unterseite befindet sich eine Zusatzöse, an der wir den Stinger befestigen können. Da der Fireball ausschließlich zum Vertikalangeln entwickelt wurde, liegt das Öhr immer im 90-Grad-Winkel zum Hakenschenkel. So ist gewährleistet, dass der Köder stets schön waagerecht im Wasser steht. Der Name „Fireball“ (Feuerball) kommt wohl daher, dass die kleinen Bleiköpfe oft in sehr grellen Farben wie Pink oder Chartreuse erhältlich sind. Die Länge und Hakengröße des Stingers richtet sich nach der Größe des gewählten Köders, wobei zu beachten ist, dass die Bisse fast immer auf den Kopf erfolgen. Als Haken verwenden wir die Größen 4 und 2 aus der VMC 75er Serie.

Es stehen viele unterschiedliche Gewichte zur Auswahl. Wir nutzen meistens die 28 Gramm schweren Hammer Head von VMC. Im Zweifelsfall fischen wir lieber etwas schwerer, um immer den bestmöglichen Köderkontakt zu haben. Die leichteren Modelle kommen in sehr flachen und strömungsarmen Bereichen zum Einsatz, wo das hohe Gewicht nicht unbedingt benötigt wird. Der VMC Hammer Head hat sich zu unserem Liebling entwickelt, da er eine spezielle Kopfform hat, die dem Fischchen noch besseren Halt und vor allem einen weitaus stabileren Lauf verleiht. Dabei ist zu beachten, dass der Bleifortsatz, der sich am Hakenschenkel befindet, im Maul des Köders versenkt werden sollte. Der sehr scharfe und stabile Haken hält bei Kopfattacken auch großen, kampfstarken Fischen stand und spaltet bei der Montage nicht die Schädelplatte der Köder. Und last but not least: die strapazierfähige Lackierung hält vielen Bissen und Bodenkontakten stand und sorgt zusammen mit den extra großen Augen für einen Zusatzreiz. Die grellen Farben setzen wir eher im trüben Wasser ein, während wir bei sehr klarem Wasser dem silbernen Kopf den Vorzug geben.

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Kurzer Hakenschenkel, hohe Gewichte und meist grelle Designs zeichnen die "Feuerbälle" aus

Montage und Gerät

Wir bereiten immer einige Fireballs mit unterschiedlich langen Stingern vor. Dafür verwenden wir dickes Fluorocarbon. Den Drilling befestigen wir mit einem Grinner-Knoten. An der Öse wird die Schnur mit einer Hülse geklemmt. Das spart Zeit, erleichtert die Längenbestimmung und hält bombenfest. Das System knoten wir dann direkt and das Fluorcarbon-Vorfach und verzichten auf einen Einhänger. Bei uns kommen keine Hechte als Beifang vor. Dort, wo dies anders ist, muss natürlich Stahl genommen werden.

Als Ruten haben sich Modelle zwischen 1,80 und 2,10 Meter als optimal erwiesen. Sie sollten sehr straff und sensibel sein, um jede kleinste Bewegung des Köders zu übertragen. Wir empfehlen ein nicht zu kurzes Handteilt. Der Hebel hilft, auf die oft sehr aggressiven Bisse mit einem satten Anhieb zu reagieren. Das Wurfgewicht ist eher zweitrangig, liegt aber im Optimalfall zwischen 30 und 40 Gramm. Baitcaster liegen besonders gut in der Hand und erlauben ein kontrolliertes Ablassen des Köders. Mit einer Hand am Elektromotor wird damit das einhändige Fischen deutlich erleichtert. Die geflochtene Hauptschnur sollte im Bereich 0,12 bis 0,15 Millimeter liegen, da dünnere Schnüre oft den Schockbelastungen beim Anschlag nicht standhalten und dickere Ausführungen in der Strömung zu viel Druck aufbauen. Besonders geeignet ist die dreizehnfach geflochtene Suffix 131. Sie ist extrem dünn und geschmeidig, was sie in der Strömung sehr leise macht. Der Gore-Tex-Kern sorgt für die nötige Abriebfestigkeit. Die Farbe ist egal, da die Köderkontrolle und Bisserkennung nicht über die Schnur erfolgt. Zumeist kommen bei uns rund eineinhalb Meter lange Vorfächer aus Fluorocarbon (Sufix 21 FC) in den Stärken 0,40 bis 0,45 Millimeter zum Einsatz, die mittels FG-Knoten mit der Hauptschnur verbunden werden.

Am Boot muss ein Elektromotor installiert sein. Eine einfache Ausführung reicht für den Anfang. Wir bevorzugen inzwischen Bugmotoren, die mit GPS und Fernbedienung ausgestattet sind. So können wir das Boot von jeder Position aus steuern. Dank des GPS lässt sich das Boot an einer Stelle fixieren oder wir können extrem präzise eine Kante entlang fahren. Bei dieser Angelart sind wir immer in Bewegung, driften über Plateaus, fahren Kanten im Zickzack ab oder folgen den Kehrströmungen in den Buhnen. So suchen wir systematisch die Zander. Ein weiteres wichtiges Hilfswerkzeug ist das Echolot, das uns verrät, was gerade unter dem Boot los ist.

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Der Köderfisch wird am Kopf aufgespießt und gesichert. Ein Stinger sorgt für sichere Bissausbeute

Frische zählt


Der mit Abstand beste Köderfisch für Zander ist hier an der Donau die Laube (Ukelei). Sie steht auf dem Speiseplan des Zanders ganz oben. Aber auch schlankere Rotfedern und Rotaugen funktionieren gut. Wir bevorzugen frische Köder, da gefrorene recht weich sind und nicht so gut am Haken halten. Wir töten die Fische erst direkt vorm Anködern. Bis es soweit ist, hältern wir sie in einem Eimer mit Sauerstoffpumpe. Als besonders praktisch hat sich die neu überarbeitete Rapala RCD Sauerstoffpumpe erwiesen. Sie schwimmt und wird einfach in das Wasser gelegt. An ihrer Unterseite befinden sich zwei Kontakte, die, sobald sie durch das Wasser verbunden werden, die Pumpe starten. Der große Vorteil dabei ist, dass weder ein Schlauch zur Sauerstoffversorgung noch ein etwaiges Stromkabel durch den Deckel des Kübels geführt werden müssen. Wenn man einen ganzen Tag im Sommer am Wasser verbringt, wird aus dem Köderfischbecken ein Suppentopf. Um das zu verhindern, wechseln wir regelmäßig das Wasser und geben außerdem Kühlakkus dazu.

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Relativ dünndrahtige, stabile Haken wie der VMC 7548BN sind ideal

Die Köderführung

Den Haken stechen wir mittig durch die Schädeldecke, die nicht zu stark geschädigt werden darf. So hält der Köder am längsten am Haken. Ein kleines Stückchen Gummischlauch verhindert das Verrutschen oder gar Abfallen des Köderfisches! Danach muss nur noch der Stinger in der Flanke fixiert werden und los geht‘s.

Die absolute Grundvoraussetzung für das erfolgreiche Fischen mit den Hammer Heads ist der Grundkontakt. Dann heben wir den Köder an, halten ihn etwas und senken ihn wieder zum Grund. Wir variieren nur die Geschwindigkeit und Aggressivität beim Anheben, die Dauer der Haltephase und das anschließende Absenken. Wichtig ist, dass der Fireball nach jedem Führungszyklus wieder den Boden berührt. Bekommt man keinen Grundkontakt mehr, muss man Schnur nachgeben. Kommt der Grundkontakt schon zu früh, dann muss man ein wenig nachkurbeln. Im Schnitt sollten die Sprünge bei der Köderführung nicht höher als etwa 20 Zentimeter sein, da sonst der Köder das Sichtfeld der bodennahen Räuber verlässt. Gelegentlich können aber auch wildere und etwas höhere Sprünge, teils mit ein bis zwei Schlägen in der Rutenspitze, zum Erfolg führen. Kommen die Bisse in der Haltephase, verlängern wir diese. Kommen die Attacken beim Anheben oder Absenken, konzentrieren wir uns auf diese Bewegungen.

Die heißen Stellen sind dort, wo etwas anders ist. Ein Blick auf Google Maps hilft, diese zu finden. Besonders Hafeneinfahrten, Kehrströmungen, Inseln, Brückenpfeiler, Zuflüsse und Buhnenfelder sind immer für einen Fisch gut. Mit einem Echolot finden wir auch weniger offensichtliche Hot Spots. Tiefe Löcher, angespülte Sandbänke, ausgespülte Abbruchkanten und große, freigeschwemmte Felsen sind nur einige Beispiele. Wer ein Gespür dafür entwickelt, wo die Zander zu welcher Jahreszeit zu finden sind, der wird das ganze Jahr erfolgreich sein. Jetzt im Winter haben wir in tiefen und beruhigten Bereichen wie Häfen die besten Karten.

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Die Rapala-Sauerstoffpumpe startet automatisch, sobald die Kontakte durch das Wasser verbunden sind. So bleiben die Köderfische frisch

Tackle-Check


Für die Montage:

· Fireballs in unterschiedlichen Farben (z.B. VMC Hammer Head)

· Drillinge in den Größen 2 und 4 (z.B. VMC 7548BN)

· Fluorocarbon für Stinger (z.B. Sufix Invisiline) in 0,52 bis 0,62 Millimeter

· passende Quetschhülsen

· Quetschhülsenzange

Gerätecheck:

· Straffe Rute zwischen 1,80 und 2,10 Meter mit rund 40 Gramm Wurfgewicht

· Baitcastrolle mit kräftiger Bremse

· 0,12 - 0,15 Millimeter geflochtene Hauptschnur (z.B. Sufix 131)

· Rund 1,5 Meter Fluorocarbon-Vorfach in 0,40 bis 0,45 Millimeter (z.B. Sufix Super 21 FC)


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Die Technik funktioniert auch im Sommer, wie Andreas beweist. Dann dürfen die Sprünge aber meist zackiger ausfallen
 
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