Pressemeldung: Das Fischen der Großen hat genetische Konsequenzen

Thomas9904

Well-Known Member
Pressemeldung
Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) im Forschungsverbund Berlin e. V.
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Das Fischen der Großen hat genetische Konsequenzen

In der Fischerei sind viele Fanggeräte so konzipiert, dass die großen Fische ins Netz gehen, während die kleineren entkommen können. Die sogenannte größenselektive Fischerei kann Computermodellen zufolge in wenigen Generationen das Wachstumspotenzial der überlebenden Fische reduzieren und ihr Verhalten verändern. Ob die Auswirkungen der Fischerei bis in die Gene zurückverfolgt werden können, wird jedoch kontrovers diskutiert. Eine experimentelle Studie des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und der Universität Turku (Finnland) weist nun nach, dass die stete Entnahme der größten Individuen aus einem Fischbestand tatsächlich Veränderungen in der Aktivität von Tausenden Genen nach sich zieht.

In einem fast zehn Jahre dauernden Experiment wurden zwei Populationen des Zebrabärblings – ein in der Forschung bewährter Modellfisch – über fünf Generationen mit zwei unterschiedlichen Entnahmestrategien befischt: Einer Population wurden gezielt nur die größten Individuen entnommen, wohingegen die zweite Population zufällig – in Bezug auf die Körpergröße – befischt wurde. Danach wurden beide Populationen für eine Dauer von sechs Generationen nicht befischt und konnten sich vom Fischereidruck „erholen“. Die Studie [1] fand unter kontrollierten Bedingungen in Fischtanks statt, um sämtliche Störeinflüsse auszuschließen und so den Bezug zwischen Ursache – größenselektive Sterblichkeit – und Wirkung – mögliche genetische Veränderungen – herstellen zu können.



Die Experimentalfische passten sich in kürzester Zeit an die größenselektive Befischung an. Nach nur fünf Generationen kam es zu Veränderungen in der Aktivität und Ausprägung von rund 4300 Genen. Außerdem stellten die Fischereiforscherinnen und -forscher fest, dass die veränderten Ausprägungsmuster der Gene, die beispielweise für Merkmale wie Wachstum und Verhaltensweisen verantwortlich sind, mit Veränderungen in Hunderten kleinen DNA-Abschnitten korrespondierten. Erst wenn dies der Fall ist, das heißt, wenn die veränderten Ausprägungsmuster bis in die Genorte (Allele) in der DNA nachgewiesen werden können, spricht man von Evolution.


Fischerei als Evolutionsfaktor
„Damit ist der Beweis erbracht, dass sich ein hoher, größenselektiver Fischereidruck sowohl in der DNA als auch in den davon gesteuerten Ausprägungsmustern vieler Gene nachweisen lässt – die Fischerei beeinflusst die Evolution“, erläutert Projektleiter Prof. Dr. Robert Arlinghaus, der am IGB und der Humboldt-Universität zu Berlin zu nachhaltiger Fischerei forscht und lehrt, die Bedeutung der Ergebnisse. Eine erste, im Jahr 2015 veröffentlichte Studie [2] an den gleichen Zebrafischlinien hat bereits gezeigt, dass die an die Fischerei angepassten Fische mehr Energie in die Fortpflanzung investierten, ein langsameres Wachstum im Erwachsenenalter aufwiesen und scheuer waren. „Die beiden Studien belegen zusammengenommen, dass die genetischen Veränderungen tatsächlich auch veränderte Merkmale wie eine reduzierte Größe im Erwachsenenalter hervorbringen. Da Gene involviert sind, lassen sich die Merkmalsänderungen, zum Beispiel im Wachstum oder in der Scheuheit, selbst nach Einstellen der Fischerei nicht einfach so umkehren“, ergänzt Arlinghaus.



Mehr Schutz für große Fische
Trotz der eingeschränkten Übertragbarkeit der Laborstudie auf die Verhältnisse in Flüssen, Seen und Meeren, zeigen die Ergebnisse eindeutig, dass größenselektive Fischerei im Sinne Darwins als Evolutionsfaktor wirkt. Diese evolutionäre Anpassung kommt den Fischen „zu Hilfe“, da sich kleinere und scheuere Fische schwerer fangen lassen. Das bekommen auch Fischer und Angler zu spüren, die immer weniger im Kescher haben. „Bewirtschafter können die fischereiliche Evolution verhindern oder zumindest reduzieren, indem Fischer und Angler nachhaltig und nicht zu intensiv fischen. Darüber hinaus lohnt sich der Schutz der großen, kapitalen Tiere. Wir empfehlen statt der gängigen Mindestmaße sogenannte Entnahmefenster als Fangbestimmung einzusetzen. Durch die Vorgabe von Mindest- und Maximalmaßen, die zusammengenommen das Entnahmefenster bilden, werden sowohl die kleinen, unreifen als auch die stattlichen, großen Laichtiere geschont. Das hilft, die Auswirkungen des Selektionsdrucks auf Wachstum, Geschlechtsreifung und Scheu zu mildern und erhält nach einer weiteren kürzlich von uns vorgelegten Studie [3] die Merkmalsvariation und so die Anpassungsfähigkeit der Population“, fasst Robert Arlinghaus die aktuelle Studienlage zusammen.

Quellen:

[1] Uusi-Heikkilä, S., Sävilammi, T., Leder, E., Arlinghaus, R. and Primmer, C. R. (2017): Rapid, broad-scale gene expression evolution in experimentally harvested fish populations. Molecular Ecology. Accepted Author Manuscript. doi:10.1111/mec.14179. http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/mec.14179/full

[2] Hintergrundinformationen zur Vorgängerstudie 2015 finden Sie im Pressearchiv des idw – Informationsdienst Wissenschaften e.V.: https://idw-online.de/de/news633826

[3] Uusi-Heikkilä, S., Lindström, K., Parre, N., Arlinghaus, R., Alós, J., Kuparinen, A. (2016). Altered trait variability in response to size-selective mortality. Biology Letters 12: 20160584. Informationen zur Studie: http://www.ifishman.de/publikatione...lity-in-response-to-size-selective-mortality/
 
A

ayron

Guest
AW: Pressemeldung: Das Fischen der Großen hat genetische Konsequenzen

Wann fordert der erste ein Entnahmefenster für den Dorsch?

Baglimit 3/5
Entnahmefenster 38-58cm

5 kleine wiegen sicher weniger, als 5 große.:) Quote bekommt die Fischerei.

-IronieOFF-

Zumindest wäre jetzt eine Entnahmefenster wissenschaftlich als Hegemaßnahme bestätigt und somit eigentlich durchsetzbar. Mal gucken, ob jemand durch diese Studie was beim Amt durch bekommt.
 

Dennis Knoll

Angeln-mit-Stil
AW: Pressemeldung: Das Fischen der Großen hat genetische Konsequenzen

Toller Bericht, danke für das teilen. #6

Zumindest wäre jetzt eine Entnahmefenster wissenschaftlich als Hegemaßnahme bestätigt und somit eigentlich durchsetzbar.
Ich hoffe dass diese Studie hilft, ein Entnahme Fenster an mehreren Gewässern durchzusetzen. Einen faktischen Beweis als Argument gibt es ja jetzt.
 

Raubwels

Member
AW: Pressemeldung: Das Fischen der Großen hat genetische Konsequenzen

Hi,
über so eine Studie habe ich auch vor einigen Jahren gelesen da ging es auch um Zebrabärblinge und das die Tiere binnen weniger Generationen bis zu 10 % kleiner wurden. Und das wurde doch auch bei den Dorschen beobachtet, die Tiere wachsen langsamer weil das die Überlebenschance erhöht.
Das könnte auch Interessant sein, hier geht es um den Kabeljau.
http://www.evolution-of-life.com/fi...SEN_Warum_wird_der_Kabeljau_immer_kleiner.pdf
 

Thomas9904

Well-Known Member
AW: Pressemeldung: Das Fischen der Großen hat genetische Konsequenzen

Bewirtschafter können die fischereiliche Evolution verhindern oder zumindest reduzieren, indem Fischer und Angler nachhaltig und nicht zu intensiv fischen.
Dieser Satz ärgert mich maßlos, da der wieder dazu verwendet werden wird, Angler vom Gewässer wegzudrücken.

Weil hier wieder Angeln wie berufliches Fischen mit Entnahme gleichgesetzt wird.

Anglerfreundlicher wie sprachlich auch gegenüber der Verbots- und Schützermafia besser wäre da gewesen, wenn man statt dessen von nachhaltiger Entnahme gesprochen hätte:
indem Fischer und Angler nachhaltig und nicht zu intensiv entnehmen..
 
A

ayron

Guest
AW: Pressemeldung: Das Fischen der Großen hat genetische Konsequenzen

Gut, aber so ist halt Deutschland fischen==entnehmen #c
 

Thomas9904

Well-Known Member
AW: Pressemeldung: Das Fischen der Großen hat genetische Konsequenzen

Gerade Arlinghaus sollte das besser wissen und besser machen.

zum erbre..........
 

Toni_1962

freidenkend
EDIT: Beitrag gelöscht, da von MOD eingegriffen (2 Beiträge von mir, bewusst getrennt geschrieben, vom MOD zusammen geführt)
Meine Beiträge müssen und sollen vom MOD nicht zusammengeführt werden.

Diese Art von MODeration erinnert in unglücklichster Weise an die MODeration, wie sie in den Foren von PETRA und VEGGIE stattfindet ...
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Pressemeldung: Das Fischen der Großen hat genetische Konsequenzen

Ähm es gibt jetzt schon ne ganze Weile mehr und mehr Gewässer in De. wo Entnahmefenster beglaubigt wurden.

Das nun nix neues,man muss sich nur mit Behörden usw.



#h
 

fishhawk

Well-Known Member
AW: Pressemeldung: Das Fischen der Großen hat genetische Konsequenzen

Hallo,

wenn "nachhaltig" bedeutet, nicht mehr zu entnehmen, als das Gewässer nachproduzieren kann, hätte ich da nichts dran auszusetzten.

Wenn das aber hieße, weniger Fanglimit für Angler, dafür mehr für Voll-, Neben- und Zuerwerbsfischer, dann schon.

Ich kenne Vereine, die sogar übernachhaltig wirtschaften. Das sind am Jahresende sogar mehr Fische im Gewässer als am Jahresanfang. Die Größenpyramide stimmt aber trotzdem nicht.

Diese Gewässer sind für mich nicht besonders attraktiv.
 

Thomas9904

Well-Known Member
AW: Pressemeldung: Das Fischen der Großen hat genetische Konsequenzen

Das Problem wird sein, dass mit der Formulierung es eben NICHT am Ende weniger Entnahme sein wird.

Schützer wie viele Verbandler ärgern sich ja, wenn Angler an "ihren" Gewässern sind und da gibt eben so ne Formulierung ne prima Vorlage, nicht die Entnahme, sondern Angeln als solches zu begrenzen (Fantasie der spendensamelnden Schützerindustrie wie der anglerfeindlichen Verbände ist da sowohl schnell bei der Hand wie auch erfinderisch, wenns ums verbieten geht...)..

Dass hier von auch "Instituten" Angeln mit Entnahme gleichgesetzt wird, ist schlicht zum k..

Bewirtschafter können die fischereiliche Evolution verhindern oder zumindest reduzieren, indem Fischer und Angler nachhaltig und nicht zu intensiv fischen.
Dieser Satz ärgert mich maßlos, da der wieder dazu verwendet werden wird, Angler vom Gewässer wegzudrücken.

Weil hier wieder Angeln wie berufliches Fischen mit Entnahme gleichgesetzt wird.

Anglerfreundlicher wie sprachlich auch gegenüber der Verbots- und Schützermafia besser wäre da gewesen, wenn man statt dessen von nachhaltiger Entnahme gesprochen hätte:
indem Fischer und Angler nachhaltig und nicht zu intensiv entnehmen..
 

Fruehling

Well-Known Member
AW: Pressemeldung: Das Fischen der Großen hat genetische Konsequenzen

...Dass hier von auch "Instituten" Angeln mit Entnahme gleichgesetzt wird, ist schlicht zum k..

Manchmal frage ich mich, hinter welchem Trabanten Du eigentlich lebst, Thomas... |uhoh:

Ich behaupte mal frech, daß das in 9 von 10 Fällen - zumindest aber in Deutschland - exakt der (traurigen) Realität entspricht und allein deshalb der Nagel auf den Kopf getroffen wurde.
 

fishhawk

Well-Known Member
AW: Pressemeldung: Das Fischen der Großen hat genetische Konsequenzen

Hallo,

an welchen Gewässern in D wäre denn Angeln ohne Entnahmeabsicht erlaubt?

Die Mitarbeiter von Arlinghaus mal ausgenommen.
 

Thomas9904

Well-Known Member
AW: Pressemeldung: Das Fischen der Großen hat genetische Konsequenzen

Es geht nicht um Angeln OHNE Entnahmeabsicht.

Sondern darum, dass hier der Angelvorgang mit Entnahmevorgang gleichgesetzt wird..

Gibt ja aber auch Schneidertage - ich habe gehört, öfter bei Anglern als mit Netzen, Reusen und Elektrogeräten.

Es geht auch darum, dass Angler im Gegensatz zu Fischern relativ problemlos zurücksetzen können (selektive Entnahme bei Entnahmeabsicht) und daher Angeln nicht mit Entnahme gleichzusetzen ist.

Es geht mir hier NICHT um eine der üblichen C+R-Debatten (genügend Threads, auch zum rechtlichen > Entnahmeabsicht); sondern dass her ein "Institut" ÖFFENTLICH Angeln mit Entnahme gleichsetzt wie bei der Fischerei.

Und daraus können gaaaanz leicht wieder Verbote und Einschränkungen kommen - als erstes immer für Angler wie man weiss.

Und genau daher wäre mir diese Alternative wie beschrieben sprachlich wie faktisch lieber, da es eben beim "Institut" NICHT um Fischen oder Angeln, sondern nur um die Entnahme dabei geht:
Bewirtschafter können die fischereiliche Evolution verhindern oder zumindest reduzieren, indem Fischer und Angler nachhaltig und nicht zu intensiv fischen.
Dieser Satz ärgert mich maßlos, da der wieder dazu verwendet werden wird, Angler vom Gewässer wegzudrücken.

Weil hier wieder Angeln wie berufliches Fischen mit Entnahme gleichgesetzt wird.

Anglerfreundlicher wie sprachlich auch gegenüber der Verbots- und Schützermafia besser wäre da gewesen, wenn man statt dessen von nachhaltiger Entnahme gesprochen hätte:
indem Fischer und Angler nachhaltig und nicht zu intensiv entnehmen..
 
A

ayron

Guest
AW: Pressemeldung: Das Fischen der Großen hat genetische Konsequenzen

Ich verstehe dich Thomas.

A. Werden die "Entscheider" nur das Fazit lesen -> Angeln macht die Fische klein

B. Kann man so es als Steilvorlage auslegen - gegen das Angeln allgemein


An dem Punkt wäre dann der Verband am Zuge - ähh, bitte wer?:)
 

Fantastic Fishing

Well-Known Member
AW: Pressemeldung: Das Fischen der Großen hat genetische Konsequenzen

Die Lösung wäre ja das Entnahmefenster. Zumal das Grundsätzliche Interesse aller Angler sein müsste einen gesunden Fischbestand und eine funktionierende Population vorzufinden.

Es gibt ja viele Möglichkeiten, der Zauber der Entnahmepflicht hat sich aber in den Generationenn vor mir so festgesetzt das es relativ schwer ist darüber zu diskutieren.

Grundsätzlich sollte man Angeln einfach mal losgelöst von der Pfanne betrachten ohne diese ins Abseits zu stellen. Catch and Release ist ja eine gelebte Tatsache, warum nicht gleich als freiwillige Maßnahme verankern um ein Durchatmen beim Praktizierenden zu erzeugen.

Brauch aber mit Sicherheit noch einiges an Zeit, bis der letzte das Kapiert oder schlicht gesagt weggestorben ist.
 

Thomas9904

Well-Known Member
AW: Pressemeldung: Das Fischen der Großen hat genetische Konsequenzen

Wenn ein Entnahmefenster mit einer Entnahmepflicht im Fenster kommt (meine Befürchtung), muss das Fenster aber verdammt klein sein..

Aber "Forscher" können dann wieder schön forschen und Gelder einsammeln und Studien machen, wenn Angler nur genügend Einfluss haben auf Bestände (oder die Forscher herausfinden, dass es so sein soll) - haben Angler dummerweise zu wenig Einfluss, gibts auch keine Forschungskohle..

Ich werde da immer skeptischer, wenn ich sehe, was spendensammelnde Schützerindustrie und Politik und Behörden sich aus den Ergebnissen solcher "Forschung" zurechtbasteln und wie die Verbände der organisierten Sport- und Angelfischerei meist gleich noch bei entsprechenden Einschränkungen statt dagegen noch vorne mit dabei sind..

Ich hoffe schwer, ich irre mich..................
 

Taxidermist

Well-Known Member
AW: Pressemeldung: Das Fischen der Großen hat genetische Konsequenzen

Die ganze Studie ist höchst fragwürdig, da werden tropische Warmwasserfische mit unseren Einheimischen verglichen und die Ergebnisse wie selbstverständlich eins zu eins gewertet.
Die Zebrabärblinge sind Produkt von tausenden Generationen aquaristischer Inzest, haben mit ihrer Wildform nichts mehr gemeinsam, wenn es überhaupt noch eine Wildform gibt?
Der Versuch lief natürlich noch unter Laborbedingungen, also im Aquarium.
Hinzu kommt, dass die Größenunterschiede dieser "Fischzwerge" nur im Millimeterbereich liegen können.
Abschließend werden wieder einmal Berufsfischer mit Anglern und ihrem Einfluss auf die Bestände gleichgesetzt!

Jürgen
 

Jose

Active Member
AW: Pressemeldung: Das Fischen der Großen hat genetische Konsequenzen

logische konsequenz: wir angeln und entnehmen nur die kleinen (am besten alle) und schwuppdiwupp haben wir in ein paar jahren nur noch große fische #6




die wissenschaft, die wissenschaft...
 
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