Pressemeldung: Was die Farbe eines Sees über seinen Zustand verrät

Thomas9904

Well-Known Member
PRESSEMITTEILUNG des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) im Forschungsverbund Berlin e.V.


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In Zeiten des Klimawandels: Was die Farbe eines Sees über seinen Zustand verrät

Erwärmt sich ein großer See, intensiviert sich seine Farbe. Forschende des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) haben Satellitendaten von 188 großen Seen weltweit ausgewertet. Seen, die viel Phytoplankton produzieren und deswegen grün sind, werden in warmen Jahren grüner, weil ihr Gehalt an Phytoplankton ansteigt.
Klare, blaue Seen mit wenig Phytoplankton hingegen neigen dazu, in warmen Jahren noch blauer zu werden – der Gehalt an Phytoplankton in diesen Seen sinkt weiter ab. Entgegen bisheriger Annahmen verstärkt die Erwärmung eines Sees also dessen Reichtum oder Armut an Phytoplankton.

Seenforscher Dr. Benjamin Kraemer und sein Team nutzten frei zugängliche Satellitenbilder der NASA aus den Jahren 2002 bis 2016, um zu untersuchen, welche Zusammenhänge zwischen der Temperatur und dem Gehalt an Phytoplankton in 188 der größten Seen der Erde bestehen.

Ausgehend von bestehenden wissenschaftlichen Erkenntnissen erwarteten die WissenschaftlerInnen, dass die Erwärmung zu einer Abnahme von Phytoplankton in den Seen dieser Welt führen würde. Die Analysen zeigten jedoch, dass in warmen Jahren größere Phytoplanktonmengen in den meisten (68 Prozent) der analysierten Seen auftraten. Kraemer erklärt diesen Prozess so: „Die Erwärmung kann zu einer Zunahme von Phytoplankton führen, weil etwa die Wachstumsphasen länger werden oder weil sich die Zahl jener Tiere reduziert, die sich von Phytoplankton ernähren.“


Weniger ist nicht immer mehr…
In Seen mit geringem Phytoplanktongehalt gingen Phasen der Erwärmung mit einer weiteren Reduktion des Phytoplanktons einher. Dies hängt insbesondere mit der thermischen Schichtung eines Sees zusammen, die durch Erwärmung stabiler werden kann: „In phytoplanktonarmen Seen führt die Erwärmung des Oberflächenwassers mitunter dazu, dass Nährstoffe unterhalb dieser Schicht ‚gefangen‘ sind und nicht aufsteigen können. Das macht diese Stoffe für Phytoplankton unerreichbar und führt zu dessen Reduzierung und in der Folge zu einem blaueren See“, erklärt Kraemer. Was sich im ersten Moment nach einer Verbesserung anhört, kann allerdings Herausforderungen für das Management solcher Seen nach sich ziehen, beispielsweise im Hinblick auf deren Fischproduktivität.


…und die Reichen werden immer reicher
In Seen mit ohnehin viel Phytoplankton wiederum – und noch mehr in wärmeren Jahren – müsste die Nährstoffzufuhr reduziert werden, um auch bei steigenden Temperaturen die (bisherige) Wasserqualität zu bewahren. Die Intensivierung der Farbe eines Sees kann also als Indikator dienen, um Maßnahmen gegen mögliche Verschlechterungen zu ergreifen, wenn sich ein See erwärmt.

Im nächsten Schritt wollen die Forschenden ihre Analyse ausweiten und mehr und vor allem kleinere Seen über längere Zeitabschnitte untersuchen. Da die meisten Seen auf der Erde eher klein sind, ist ein besseres Verständnis darüber, wie sie auf Erwärmung reagieren, wichtig für das Management von Seen. Kleinere Seen neigen zu einer stärkeren Produktivität und könnten deswegen stärker vom Klimawandel betroffen sein als große Seen.


Studie:
Benjamin M. Kraemer, Thomas Mehner, Rita Adrian (2017): Reconciling the opposing effects of warming on phytoplankton biomass in 188 large lakes, Scientific Reports 7, Article number: 10762 (2017), doi:10.1038/s41598-017-11167-3. https://www.nature.com/articles/s41598-017-11167-3



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Bild:
Globale Chlorophyll_a-Karte, die das Team für seine Analysen verwendet hat. Blau und Grün zeigen einen niedrigen Phytoplanktongehalt an, während Rot für einen hohen Phytoplanktongehalt steht. Karte zur freien Verwendung von NASA's OceanColor Web: https://oceancolor.gsfc.nasa.gov/cgi/l3/A20021852017090.L3m_CU_CHL_chlor_a_4km.nc.png?sub=img
 

Thomas9904

Well-Known Member
AW: Pressemeldung: Was die Farbe eines Sees über seinen Zustand verrät

Interessant finde ich bei der Sache die Überschrift mit "in Zeiten des Klimawandels" - gilt das nur bei Klimawandel oder nicht eher grundsätzlich?

;-))))


Erinnert mich daran, wie wichtig es heutzutage für Wissenschaft ist, sich richtig zu verkaufen um Forschungskohle zu kriegen:
Ein Fischereibiologe hat mir mal (ist aber schon länger her, als das Klimagesülze losging) erzählt, dass ein Kollege, Biologe, nicht Fischerei) für seine Studien um das Verbreitungsgebiet einheimischer Eichhörnchen keine Kohle mehr bekommen sollte.

Als der dann sein Forschungsgebiet änderte und Gelder beantragte, gabs plötzlich wieder was:
Er erforscht nun die Veränderung des Sammelverhaltens von Eichhörnchen in verschiedenen Habitaten im Zeichen des Klimawandels........

Weiss nicht ob das stimmt, fand das aber damals witzig und finds auch heute noch..
:q:q:q

So wird eben heutzutage Forschung finanziert...

Davon ab finde ich diesen Punkt aus der PM interessant, da musste ich gleich an Bodensee denken:
Weniger ist nicht immer mehr…
In Seen mit geringem Phytoplanktongehalt gingen Phasen der Erwärmung mit einer weiteren Reduktion des Phytoplanktons einher. Dies hängt insbesondere mit der thermischen Schichtung eines Sees zusammen, die durch Erwärmung stabiler werden kann: „In phytoplanktonarmen Seen führt die Erwärmung des Oberflächenwassers mitunter dazu, dass Nährstoffe unterhalb dieser Schicht ‚gefangen‘ sind und nicht aufsteigen können. Das macht diese Stoffe für Phytoplankton unerreichbar und führt zu dessen Reduzierung und in der Folge zu einem blaueren See“, erklärt Kraemer. Was sich im ersten Moment nach einer Verbesserung anhört, kann allerdings Herausforderungen für das Management solcher Seen nach sich ziehen, beispielsweise im Hinblick auf deren Fischproduktivität.
 

Lajos1

Well-Known Member
AW: Pressemeldung: Was die Farbe eines Sees über seinen Zustand verrät

Hallo,

"in Zeiten des Klimawandels " ist immer richtig, da es den Klimawandel auf unserer Erde schon seit etwa 4,5 Milliarden Jahren gibt.

Gruß

Lajos
 
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