Thomas9904
Well-Known Member
"Ränkespiel statt Anglerfusion", von Dr. Thomas Günther
Wie immer mit der ausdrücklichen Erlaubnis zum veröffentlichen bei uns.Quelle:
http://thomasguenther.wordpress.com/
Dr. Thomas Günther schrieb:Ränkespiel statt Anglerfusion
Ich bin für die Fusion.
Aus Überzeugung.
Nicht, weil mich das Thema „Fusion“ nervt.
Nicht, weil ich denke, dass mich als einfachen Angler die Fusion nicht betrifft.
Sie betrifft mich, sie hat neben Vorteilen auch Nachteile für mich. Aber sie ist richtig, sie muss gemacht werden. Ich nehme sie in Kauf, weil sie eine Chance ist, die überfällige Modernisierung einzuleiten, die in der deutschen Angelfischerei so dringend notwendig ist.
Das sehen alle Landesverbände im DAV und im VDSF genauso.
An der Basis gibt es eine beachtliche Zahl von Anglerinnen und Angler, die davon nicht überzeugt sind. Das ist verständlich, haben doch die beiden Fusionspartner wenig bis nichts unternommen, um die Basis auf dem Weg hin zu einem einheitlichen Anglerverband in Deutschland mitzunehmen.
Nicht, weil Fusion ein Selbstläufer wäre.
Sie haben jedwede Diskussion über Ob und Wie der Fusion mit der Basis „bestmöglich“ verhindert.
Durch kürzeste Mitwirkungsfristen.
Durch Verheimlichung der streitigen Inhalte.
Diesen Kritikern ist mehr als deutlich zu verstehen gegeben worden, dass man sie nicht als Impulsgeber für Verbesserungen des Fusionskonzeptes sieht, sondern als Störenfriede, die man von der Willensbildung ausschließen muss.
Das hat man sogar noch mit öffentlichen Diffamierungen garniert.
Vertrauen hat man dadurch nicht gewonnen.
Dabei spüren selbst die gewählten Gestalter, dass ohne Vertrauen kein Fusionsprozess gelingen kann.
Aber das Präsidium des VDSF scheint zu glauben, dass es selbst neues Vertrauen in die Fusion schaffen kann. So steht es in seiner neuesten Erklärung. Auch hier greift man zu kurz und meint nur das Vertrauen der Verhandlungspartner auf Chefebene des DAV.
Vom Vertrauensverlust der Basis ist keine Rede. Was mehr als erstaunt, nach dreimaligem Scheitern der Verhandlungen.
Weiterhin nimmt der VDSF seine Basis nicht ernst – und auch nicht die des DAV. Stattdessen spielt er auf Zeit. Ein weiteres Jahr soll herausgeschunden werden, weil urplötzlich innerhalb des VDSF keine Mehrheit mehr für eine Fusion nach Zeitplan vorhanden sei. Was mag den Landesverbänden, wenn sie sich völlig überraschend so positioniert haben sollten, an Schauermärchen erzählt worden sein?
Schafft es beim Partner Vertrauen, wenn man im November einstimmig dafür votiert und fünf Monate später keine Mehrheit mehr für den gemeinsam beschlossenen Weg haben will?
Doch damit nicht genug. Jetzt will man die eigenen Mitgliedsorganisationen zwingen, bis zur Sommerpause „final“ die Kandidaten für das künftige Fusionspräsidium zu nominieren.
Angeblich, weil man sie dem Deutschen Fischereiverband im August vorstellen müsse. Platter und durchsichtiger kann man nicht mehr tricksen. DAV und VDSF sind zwar Mitglieder im DFV, aber nichts zwingt sie, ihre internen Personalentscheidungen dem Berufsverband zur Genehmigung vorzulegen. Schon gar nicht, wenn man erst in mehr als einem Jahr fusionieren will.
Soll hier vorgeführt werden, dass die Kritiker insbesondere innerhalb der Initiative Pro DAFV nichts zuwege bringen?
Vertrauensbildung, indem die eigenen Landesverbände gegen den „Fusionspartner“ ausgespielt werden?
Das ist nicht nur fusionsfeindlich, das ist sogar schäbig.
Mal sehen, ob sich das alle gefallen lassen.
Immer mehr zeigt sich, das die Strukturen des VDSF dringend notwendigen Modernisierungen wie einer Fusion gegenüber sperrig sind. Und es sind nicht nur die Strukturen, es sind auch die handelnden Personen.
Immer mehr Landesverbände erkennen aber, dass es so nicht weiter gehen kann. Sie erkennen auch, dass es mit diesem Präsidium nicht weitergehen wird. Bislang hat sich niemand getraut, die Weichen für einen Wechsel zu stellen. Auch wenn bereits zwei große Landesverbände die Forderung nach Amtsverzicht gestellt haben; dieses ist erst der Anfang.
Aber allem Anschein nach wird es ohne einen schmerzhaften Schnitt im VDSF nicht vorangehen.
Derjenige, den man schont, versucht die Zukunft gegen den Willen der Basis zu steuern, aber auch gegen den Willen der Landesverbände. Wie lange werden diese Landesverbände das vor ihren Mitgliedern vertreten können, was für jedermann sichtbar unvertretbar ist?
Wer sein eigenes Haus nicht bestellen kann – und genau das muss man der deutschen Angelfischerei derzeit leider bescheinigen – vor dessen Karren spannt sich zu Recht kein Politiker.
Dr. Thomas Günther