Reisebericht Imarsundet Mai 2016
Bereits im vergangenen Jahr reifte in meiner Angel-Clique der Plan doch mal gemeinsam nach Norwegen zu fahren. Schnell waren 6 Mitfahrer gefunden - nach einigen Diskussionen wurde dann auch ein Reiseziel festgelegt: Imarsundet , ein Sund an der Trondheimsleia, gegenüber der bekannten Insel Smöla.
Nun hätte die Reise eigentlich losgehen können, doch dann mussten 2 Teilnehmer die Reise absagen und es wurden Ersatzteilnehmer gesucht. Da ich zuvor bereits angedeutet hatte, dass ich eigentlich nicht mitfahren möchte, im Notfall aber kurzfristig aufspringen könnte war ich nun quasi ungefragt mit im Boot.
Den zweiten freien Platz konnten wir dann glücklicherweise ebenfalls recht rasch aus unserer Clique rekrutieren. Trotz allem waren wir schon ein ziemlich bunt zusammengemischter Haufen. 4 Norwegen-Neulinge (Corinna, Helmut, Arni und Tobias) mein Kumpel Patrick mit 10 Norwegen-Reisen auf dem Buckel und meine Wenigkeit.
Bereits bei der Planung zeigte sich, dass es da doch unterschiedliche Interessenslagen gibt. Ein größerer Diskussionspunkt war die Anreise. Während Patrick und ich Norwegen ja bereits kennen ging es uns darum möglichst schnell und ohne große Umwege an unser Reiseziel zu gelangen.
Bei den Neulingen wollte man die Chance nutzen und möglichst viel von Skandinavien sehen. Mit der Fähre von Rostock nach Gedser, dann mit dem Auto über die Öresundbrücke an der schwedischen Ostküste hoch und dann Richtung Norwegen schwenken und bei der Gelegenheit auch gleich noch den Umweg über die Atlantik-Straße zwischen Molde und Kristiansund mitnehmen. Sightseeing und Anreise in einem.
Wir konnten uns dann aber irgendwann doch darauf einigen, dass wir uns diese Ochsentour sparen und entschieden uns von Frederikshavn die 9 Std. Fähre nach Oslo zu nehmen.
Diese war erschwinglich (217€ inkl. 1 VW-Bus , 6 Personen und 3 Kabinen) und wir konnten ein paar Stunden schlafen.
Auf dem Rückweg sollte es dann Oslo - Kiel mit der Colorline werden.
Nachdem die grobe Reiseplanung abgeschlossen war, ging es an die konkreten Vorbereitungen. Einkaufslisten wurden geschrieben, Angelgerät und Floater mussten für die Einsteiger angeschafft werden und irgendwann kam irgendwer auf die Idee
dass wir noch selber Pilker gießen müssten. Boaah... Pilkergießen... ich habe doch eh schon mehr selbstgegossene Pilker und Grundbleie hier rumliegen als ein Mensch tragen kann. Aber gut - der Vorfreude auf den Trip würde es sicherlich nicht schaden.
So verbrachten wir einen Sonntag damit, Pilker und Bleie zu gießen:
An einem Freitag-Nachmittag, dem 13.05 ging es dann aber endlich los.
Wir hatten uns einen VW T6 9-Sitzer mit kurzem Radstand angemietet, dieser fällt bei der Colorline noch unter PKW da er unter 2m hoch, und unter 5m lang ist. Das ist natürlich praktisch. Unpraktisch ist, dass wir mit 6 Mann inkl. Gepäck mit diesem 9-Sitzer nach Norwegen fahren sollten.
Meine Hinweise sich bei der Mitnahme auf das Wesentliche zu begrenzen, wurden verschiedenen interpretiert. Die Zahl der Ruten welche meine Kollegen eingepackt hatten varierten zwischen 2 und 7.
Letztlich war es wie immer: Ein viel zu kleiner Kofferraum und ein viel zu großer Berg an Zeug das mit nach Norwegen soll - und auch wie immer, haben wir es dann doch schon irgendwie untergebracht.
Um uns Unmengen an PET-Flaschen etc. zu sparen, haben wir einen Wassersprudler und Sirup mitgenommen, das war eine prima Idee. So ein Gerät nimmt nicht viel Platz weg und macht wenig Müll.
Trotz dem anstehenden Pfingstwochenende war die 1150km lange Anfahrt bis nach Frederikshavn absolut problemlos, kein Stau, keine Verzögerungen, keine Pannen.
Auf der Stena Saga angekommen legten wir uns erstmal aufs Ohr und wurden dann vom Fährpersonal ca. 2 Std. vor Ankunft geweckt, die Einfahrt in den Oslofjord konnten wir uns so noch in Ruhe anschauen.
Am Samstag gegen 18.30 Uhr rollte der VW-Bus dann erstmals auf norwegischen Boden. Als wir erstmal Oslo hinter uns gelassen hatten bemerkte man plötzlich dass es im Auto stiller wurde - man war mit "schauen" beschäftigt.
Vorbei am Mjøsa, dem größten See Norwegens hangelten wir uns die E6 hoch, um dann in Richtung Elverum abzubiegen und die R3 entlang der Glomma hochzufahren. Irgendwann stand auf der rechten Seite plötzlich ein riesiger Elch, da mussten wir natürlich sofort anhalten und ein klassisches Touri-Foto unserer Reisegruppe machen.
Wie ich mittlerweile weiß, ist es der größte Elch der Welt: http://www.nrk.no/ho/storelgen-er-pa-plass-1.12604054
Keine 10 Kilometer später dann entdeckten wir plötzlich einen echten Elch am Wegesrand. Die Aufregung im Fahrzeug war riesig, Fotoapparate wurden gezückt, die Schiebetüre wurde geöffnet - die Fotos sind natürlich (wie immer!) nix geworden, der Elch war zu weit weg, und es war zu dunkel.
In dem Getümmel ist aber einer meiner Turnschuhe aus dem Auto gefallen - was ich zum Glück schon bald bemerkte. Also fuhren wir ca. 2 Kilometer zurück und sammelten meinen Turnschuh wieder von der R3 auf. Unglaublich.
Als wir bei Ulsberg dann wieder auf die E6 gelangten war es schon merklich ruhiger im Auto - die Müdigkeit hatte die Reisenden überkommen. Unser Fahrer war aber glücklicherweise noch topfit und so fuhren wir unaufhaltsam in Richtung Imarsundet.
Auf der E39 wurden wir dann von einigen Schneeschauern begleitet - die aber zum Glück bald wieder verschwanden. Irgendwann in den frühen Morgenstunden war es dann tatsächlich soweit und wir kamen am Ferienhaus an.
Wie im Vorfeld vereinbart, hatte uns der Vermieter den Schlüssel in der Türe stecken lassen so dass wir sofort ins Haus konnten.
Schnell die verderblichen Sachen in den Kühlschrank geräumt, und dann erstmal die müden Knochen strecken und eine kleine Mütze Schlaf nehmen.
Gegen 10 Uhr wurde ich dann von einem Klopfen an der Haustüre geweckt. Es war unser Vermieter Tommy. Er spricht super Englisch was uns den Schreibkram, die Bootsübergabe usw. sehr erleichterte - im Prinzip dauerte das keine 10 Minuten und es waren dennoch keine Fragen offen. Super!
Einige Mitreisende schliefen noch - ich war allerdings schon heiß endlich rauszufahren und zu angeln. Bis endlich alle starklart zur ersten Ausfahrt waren, schnappte sich Patrick die Spinnrute und machte ein paar Würfe von unserer Terrasse aus. Es war genau der 4. Wurf der die Bremse aufheulen ließ - ein 56cm langer Pollack. Na das geht ja schön los.
Patrick mit Pollack von der Terrasse
Dann aber ging es endlich das erste Mal aufs Meer. An der Imarsundbrücke stellten wir die Boote das erste Mal in die Drift. Ich war durchaus gespannt, wie meine beiden Bootskollegen Corinna und Helmut nach monatelanger "theoretischer Vorbereitung" mit Magazinen und DVDs das Meeresangeln in Norwegen denn nun angehen würden.
Ich sah Gummifische am 40g Kopf mit denen wohl gepilkt werden sollte. Das war im Sund bei 35m Tiefe zum "pilken" wohl nicht die beste Wahl. Ich fragte dann, ob ich einen Tipp geben dürfe, montierte einen 125g Pilker und erklärte meinen Bootskollegen kurz wie man Grundkontakt feststellt, wie und warum man überhaupt pilkt. Keine 2 Minuten und sie hatten den Dreh raus.
Das ist der Unterschied zwischen Theorie und Praxis.
Es dauerte dann auch keine 5 Minuten und die ersten kleinen Köhler kamen ins Boot. Am nächsten Spot angekommen pilkten wir fleißig und schon bald konnten wir den ersten brauchbaren Fisch an Bord vermelden, ein Leng hatte sich Corinnas Pilker geschnappt.
Corinna mit Leng auf Pilker
Im Verlauf der ersten Ausfahrt kamen dann noch einige z.T. ganz ordentliche Dorsche in unser Boot. Jeder auf dem Boot hatte schöne Fische gefangen und wir konnten den Heimathafen wieder ansteuern. Beim danach folgenden gemeinsamen Kaffeetrinken gab es viel zu erzählen.
Superlative, begeisterte Augen - oh oh .. da ist ein Norge-Virus in der Luft dachte ich mir.
Nachdem wir uns dann halbwegs ausgeschlafen hatten ging es nächsten Tag wieder aufs Meer. Die Lust aufs Angeln war bei allen spürbar.
Der Wind war etwas stärker sodass wir in den Schären blieben und nachdem es auch dort etwas kappelig wurde verzogen wir uns in eine windgeschütze Bucht. Dort sah es mit Fisch aber irgendwie mau aus - als wir gerade umsetzen wollten fing Corinna jedoch einen kleinen Schelli. Wo kleine sind, sind vielleicht auch Größere?
Schnell wurde der Pilker gegen ein Blei getauscht und ein Fischfetzen an einem Beifänger montiert. Naturköderangeln light, mit 200g Blei auf 40m Wassertiefe. Ich war gerade noch dabei, Fischfetzen zu schneiden, da kippte meine Rute plötzlich auf und irgendwas zog am anderen Ende.
Ein Leng hatte zugeschlagen, nach 5 Minuten Naturköderangeln - das ging flott. Bei weiteren Driften konnten wir weitere Lengs in Küchengröße anlanden.
Helmut mit Leng auf Naturköder
Am Abend hielten wir einen kleinen Heimat-Abend mit Braten, Knödel und Bier ab. So lässt es sich aushalten.
In den nächsten Tagen ging es anglerisch im Prinzip so weiter. Immerwieder konnten wir zum Teil richtig schöne Dorsche fangen, auch Lengs und Pollacks waren immer wieder dabei.
Patrick mit starkem Dorsch
Seelachse in relevanten Größen (über 60cm) gab es vereinzelt rund um die in den Schären angesiedelte Lachsfarm. Dort waren täglich bis zu 8 andere Angelboote unterwegs die eine Drift um die andere an der Lachsfarm machten. Zwischendurch kam immerwieder der Lachsfarm-Katamaran und vertrieb die Boote.
Ich glaub im ganzen Urlaub haben wir dort keine 3 Driften gemacht - das war uns einfach sauber zu blöd.
Corinna mit Köhler
Ein Abend nutzte ich dann mal um mit Patrick und Tobias vom Ufer aus mit der Spinnrute loszuziehen. Der Fähranleger in Sandvika (Fähre nach Smöla) war unser erstes Ziel. Direkt auf den 2 Wurf konnte ich dort einen Knurrhahn fangen.
Franz mit Knurrhahn
Weiter ging es dann an den Fähranleger nach Tommervag - dort erlebten wir dann eine Sternstunde des Uferangelns. Bei traumhaftem Wetter fingen wir vom Ufer mit Gummifischen prächtige Dorsche. Das waren die besten 2 Stunden Angeln die ich seit langer Zeit hatte. Für mich persönlich ein echtes Highlight des Urlaubs.
Tobias mit Dorsch vom Fähranleger
Franz mit Ufer-Dorschen