Köderbauer, die viel Energie und Liebe in die Lackierung ihrer Wobbler und Jerks stecken, müssen jetzt ganz stark sein. Es gibt tatsächlich Angler, die nichts Besseres zu tun haben, als nigelnagelneue Köder direkt nach dem Kauf zu Leuten wie Dirk Preil zu schicken. Der schmirgelt dann den Lack sorgfältig ab und versieht die wertvollen Stücke mit einem neuen, individuellen Dekor. Repainting nennen das die Jungs aus der Köderbauerszene. Warum um alles in der Welt macht man das?
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Fatso und Zalt: oben das Original, unten der „Preil-Look“

Um das herauszufinden, fahre ich nach Leipzig, wo Dirk in seiner Kellerwerkstatt bastelt und sprüht. Der 1,90 Meter große Hüne empfängt mich mit strahlendem Lächeln und heißem Kaffee. Jetzt aber Tacheles: Gibt es denn nicht schon genug Köderfarben und Muster? Wozu der Aufwand? Dirk lacht. Hat er ja schon oft gehört und ganz von der Hand weisen kann er das Argument nicht. Will er auch nicht. „Klar gibt es reichlich gute Wobbler und Jerks, die mit den Mustern „von der Stange“ hervorragend fangen. Aber viele Angler wollen etwas Besonderes, eine ganz individuelle Note. Genau das liefere ich: Dekors exakt nach Kundenwünschen.“


Markenzeichen Motoroil

Vor einigen Jahren fing der fanatische Hechtangler an, Jerkbaits zu bauen. „Ich befische häufig stark verkrautete, flache Gewässer. Da brauchte ich kleinere Köder, die dicht unter der Oberfläche laufen und weit fliegen.“ Seine Holz-Jerks brachten in der Heimat reichlich Hechte und auch in Schweden schlugen sie ein. Dort fährt er einmal im Jahr mit einer Gruppe rund um Mathias Fuhrmann, dem Inhaber von „Team Bodden-Angeln, hin. Besonders erfolgreich war seine Farbe Motoroil. Plötzlich wollten immer mehr Gäste und Guides von den Bodden seine Köder haben. Und weil die Farbe so gut funktionierte, sollte Dirk plötzlich auch andere Köder in der Farbe lackieren. „Inzwischen baue ich immer noch eigene Jerkbaits, aber das Repainting nimmt immer mehr Raum ein“, erzählt Dirk. „Da habe ich Mathias sehr viel zu verdanken.“ Er kramt in seinen Boxen und zeigt mir einige Muster: Red Motoroil, Green Motoroil, Pike und viele andere. Ich bin beeindruckt, was alles möglich ist. Sogar relativ empfindliche Plastiköder wie den Zalt-Wobbler bekommt er hin. „Je kleiner und filigraner ein Jerk oder Wobbler ist, desto schwieriger wird es“, sagt Dirk. „Ich trage ja eine schützende Lackschicht auf. Da muss ich sehr fein arbeiten, damit das Laufverhalten sich nicht ändert.“
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Dirk präsentiert stolz zwei Eigenbau-Jerks in Varianten seines berühmten Motoroil-Dekors

Dirk geht exakt auf die Wünsche seiner Kunden ein. Am Telefon bespricht er mit ihnen, was sie haben wollen. „Ich setze das um, was die Angler wollen“, sagt Dirk. „Aber natürlich berate ich auch gerne und mache Vorschläge.“ Wenn alles klar ist, schicken ihm die Kunden die Modelle zu und nach getaner Arbeit schickt er sie zurück. Natürlich bearbeitet Dirk auch alte, geschundene Köder. Kleinere Schäden repariert er mit Spachtelmasse, tauscht Ösen und Haken und notfalls auch die Tauchschaufel aus. Nach dem Lackieren sehen die dann aus wie neu und sind wieder bereit zum Einsatz.
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Buster repainted! Die UV-Farben kommen unter dem Schwarzlicht schön zur Geltung


Hauptsache Spaß

Der Aufwand, den Dirk betreibt, ist erheblich. Wieviel Zeit er in ein Repainting steckt, kann er gar nicht genau sagen. „Für mich ist das ein Hobby und das soll auch so bleiben“, sagt der sympathische Sachse. „Ich will Spaß haben und wenn ich Anglern damit eine Freude mache, ist es für mich umso schöner.“ Das spiegelt sich auch in dem aus meiner Sicht extrem niedrigen Preis wider. Für ein Repainting verlangt Dirk gerade mal zehn Euro. Das deckt den Aufwand ganz sicher nicht ab, insbesondere wenn man die Zeit einrechnet. Aber er will damit nicht reich werden, wie er mir versichert. „Mir genügt’s, wenn ich die Materialkosten raushabe und vielleicht ein Trinkgeld hängen bleibt. Alles andere schafft nur Druck und den habe ich in meinem Job als selbstständiger Fliesenleger schon genug.“ Recht hat er! Schön, dass es solche Menschen noch gibt.
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Künstlerische Begabung: Den Umgang mit der Airbrush-Pistole hat sich der Handwerker selbst beigebracht


Krauthechte

Am Nachmittag machen wir uns auf, um an einem kleinen, verkrauteten See seine Köder in der Praxis zu testen. Ich habe mit den „Preilis“in Schweden schon gut gefangen und weiß, dass sie funktionieren. Aber natürlich lasse ich mir die Gelegenheit nicht entgehen, auch hier mit ihnen zu fischen. Der kleine See liegt sehr versteckt und wir müssen uns mit unseren Belly Boat durchs Unterholz schlagen. Dirk stiefelt voran und schlägt eine Schneise ins Gebüsch.
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Dirk mit Zielfisch. Für solch kleine Flachseen entwickelte er seine Jerkbaits

Im See steht das Kraut wirklich bis dicht unter die Oberfläche. Wir fischen mit Dirks Eigenbauten, die er inzwischen nicht mehr aus Holz herstellt, sondern in Formen aus Kunststoff gießt. Die kleinen Modelle lassen sich sehr variantenreich führen. Ruckartig über die Rolle animiert, tanzen sie von links nach rechts, leichte Schläge mit der Rute lassen sie ebenfalls ausbrechen und sogar beim monotonen Einkurbeln laufen sie gut und provozieren Bisse. Dirk ärgert sich über das gute Wetter. „Bei dem Sonnenschein wird’s schwierig“, grummelt er. In zwei Stunden fangen wir dann aber doch sechs Hechte und haben zahlreiche Attacken. Spaßangeln vom Allerfeinsten! Herzlichen Dank für den tollen Tag, Dirk!
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Spaßangeln vom Feinsten: Georg mit Hecht vom verkrauteten See

Kontakt
Wenn Ihr auch ein Re-Painting oder einen Eigenbau von Dirk haben wollt, nehmt am besten über Facebook Kontakt zu ihm auf oder schreibt ihm eine Email: dirkpreil(AT)yahoo.de. Er meldet sich dann bei Euch und Ihr könnt alles weitere absprechen.
 
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