Die Niederlande sind für Raubfisch-Fans immer eine Reise wert. Viele Polder, Gräben und unzählige Flusskilometer sind Heimat richtig guter Fische. Soweit nichts Neues. Doch als ich vom Alkmaardermeer hörte, wurde ich hellhörig. Ein mehr als 600 Hektar großer Binnensee in der Hand einer privaten Fischerei – das klingt nach Potenzial. Schnell waren die Angelsachen gepackt und zusammen mit meinem Kumpel Dirk Nestler machte ich mich auf den Weg, um zu checken, ob das Alkmaardermeer hält, was es verspricht: große Hechte, hübsche Barsche und fette Zander.

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Tolle Stimmung am Alkmaardermeer

Barsche für den Anfang


Meine Recherchen über dieses Gewässer ließen mich zu der Überzeugung kommen, dass wir hauptsächlich auf Hechte angeln sollten. In der Vergangenheit kamen immer wieder Kapitale aus diesem See. Doch zu meiner Überraschung lag der Fokus ganz klar auf den Stachelrittern: Zander und Barsche sollten die Zielfische dieser Tour werden. „Packt auf jeden Fall Eure Drop Shot-Ausrüstung ein“, ließ unser Guide Frank van Vliet uns wissen. Gesagt, getan – aber ganz ohne Hechtbesteck habe ich mich dann doch nicht aus dem Haus getraut. Bevor wir allerdings richtig loslegen konnten, mussten wir noch Angelscheine besorgen. Die gibt's beim Fischer direkt vor Ort. Und dann nichts wie raus, aufs Wasser! Vor einer kleinen Landzunge machten wir halt und ließen das Boot über eine Kante in drei bis sechs Meter Wassertiefe driften. Auf dem Echolot erkannten wir viele Futterfische – diese Stelle war heiß! Mit Gummifischen an der Drop Shot-Montage suchten wir den Gewässerboden ab und lange dauerte es nicht, bis sich die ersten Räuber zeigten. Einige Barsche und halbstarke Zander sorgten für Spaß im Boot, doch schneller als uns lieb war verschwand die Sonne am Horizont und wir steuerten unsere nahegelegene Unterkunft an. Ein paar Fische konnten wir ja schon überlisten – dies ließ uns auf den nächsten, kompletten Angeltag hoffen.

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Christian mit Alkmaarder-Barsch


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Der erste Tag geht spektakulär zu Ende


Drop Shot bringt's

Der neue Morgen begann mit einem genialen Sonnenaufgang. Nachdem das Licht etwas tiefer ins Gewässer eindrang, wurden auch die Barsche aktiv. Vereinzelt sahen wir Kleinfische an der Oberfläche auseinanderspritzen und hörten Schmatzgeräusche. In den nächsten Stunden fingen wir viele schöne Stachelritter mit unterschiedlichen Methoden. Gummis am Jigkopf oder Texas-Rig fingen genauso gut, wie am Tag zuvor die Drop Shot-Montage. Doppeldrills mit wunderschönen, fetten Barschen sorgten für gute Stimmung und tolle Fotomotive. Wir genossen diese Angelei, bis die Barsche wieder etwas inaktiver wurden und beschlossen dann, die Fischart zu wechseln: Zander stand auf dem Programm. Hielten sich die Barsche in Tiefen um die drei bis sechs Meter auf, suchten wir die Glasaugen eine Etage tiefer. Das Alkmaardermeer hat einige Plateaus und Strukturen, an denen sich die Räuber sammeln. Besonders an den Kanten von Unterwasserbergen oder an Stellen mit stark zerklüftetem Untergrund versuchten wir unser Glück. Auch für Zander ist das Drop Shot-Angeln hier erste Wahl. Mit dünnen Hauptschnüren von 0,10 Millimetern, einem 1/0er Haken und Bleien um die 20 Gramm griffen wir an. Als Köder kamen No Action Shads zum Einsatz. Unsere Montage beförderten wir direkt am Boot Richtung Grund und zogen sie mit kleinen Zupfern aus dem Handgelenk hinter dem driftenden Boot her, immer darauf fokussiert, den Kontakt zum Boden nicht zu verlieren. Dass diese Methode goldrichtig war, zeigte sich kurze Zeit später – wir konnten einige schöne Zander drillen.

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Dirk (links) und Guide Frank mit ihren Fischen

Drei auf einen Streich

Nachdem wir einige halbstarke Glasaugen überlisten konnten, montierten wir größere No Action-Köder und versuchten einen kapitalen Zander zu erwischen. Fische jenseits der 80er-Marke waren das Ziel. Wir befischten eine Kante nahe am Ufer und boten unsere Gummis in zirka sechs bis acht Meter Wassertiefe an. Konzentriert, fast schon meditativ zupften wir die Köder hinter dem Boot über den Grund. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie die Rute unseres Guides Frank nach oben schnellte und sich augenblicklich im Halbkreis Richtung Wasseroberfläche bog. Hier kämpfte endlich ein besserer Fisch am anderen Ende der Schnur. Nach einem kurzen, harten Drill lag der prächtige Zander im Kescher und ein Freudenschrei tönte übers Wasser. Mit einem fetten 83er bewies das Gewässer, was in ihm steckt. Nachdem wir nun schon Barsche und Zander in guten Größen überlisten konnten, fehlte noch Meister Esox für ein Räuber-Triple. Doch die Hechte machten es uns nicht leicht. Immer wieder boten wir an verheißungsvollen Stellen unsere Großgummis an – ohne Erfolg. Im Alkmaardermeer schwimmen echte Hechtgiganten. Doch wie so oft, hüpfen sie auch hier nicht einfach ins Boot. Nach dem wir uns die Zähne beim Hechtangeln ausgebissen hatten, verwarfen wir den Triple-Plan und widmeten uns wieder den Räubern mit der stacheligen Rückenflosse. Wir wollten wieder Bisse! Das schien wohl die richtige Entscheidung gewesen zu sein, denn nach kurzer Zeit war es wieder der Lokalmatador Frank, der mit krummer Rute und Grinsen im Gesicht im Boot stand. Nach der zweiten, heftigen Flucht des Gegners mit kreischender Rollenbremse wussten auch Dirk und ich, warum Frank so happy war: Da hing kein Zander an der Drop Shot-Montage! Vorsichtig drillte der Niederländer den Fisch und als dieser an der Oberfläche erschien, hatten wir Gewissheit: ein fetter Hecht hatte sich den Gummiköder geschnappt und schlug heftig mit dem Kopf. Dirk griff geistesgegenwärtig den Kescher und netzte den Räuber perfekt ein. Und da war es doch noch – unser Räuber-Triple! Mit viel Ausdauer und etwas Glück konnten wir einen richtig schönen Hecht ablichten. An diesem Tag hat das Alkmaardermeer wirklich gezeigt, was möglich ist – da war es ja fast schon selbstverständlich, dass wir am Abend mit einem Sonnenuntergang der Kategorie „Unvergesslich“ belohnt wurden.

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Der erste Streich ein Barsch

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Der zweite Streich ein fetter 83er Zander

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Das Triple ist komplett! Frank mit seinem Alkmaarder-Hecht


Infos zum Revier

Das Alkmaardermeer befindet sich in der Nähe von De Woude, zirka 15 Kilometer nördlich von Amsterdam. Eine öffentliche Slipstelle für Boote finden Sie auf der nördlichen Ostseite im De Woudhaven.

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Gastkarten:
Der VISpas für Holland ist hier nicht gültig. Gastkarten für das Alkmaardermeer gibt es im örtlichen Fischereibetrieb, der das alleinige Fischereirecht besitzt.
Kontakt:
Dilvis, Gebr. Dil Import/ Export B.V. - Kerklaan 40 - 1921 BL Akersloot
Tel. (031251) 31 23 06
E-Mail: info@dilvis.com
Die Karten können vor Ort erworben oder vorab per Mail angefordert werden.
Tagesschein: 20 Euro, Monatsschein: 75 Euro Jahresschein: 175 Euro
Vorschriften: Im Alkmaardermeer herrscht ein Entnahmeverbot für Hecht. Für Zander gibt es eine Fangbeschränkung von zwei Fischen pro Tag. Barsche unterliegen keiner Fangbegrenzung. Es gelten die landesüblichen Mindestmaße.

Unterkunftsmöglichkeit:
Hotel De Rijper Eilanden, Zuiddijk 2-A, 1483 MA De Rijp, ab 80 Euro pro Nacht, knapp zehn Minuten mit dem PKW bis zur Slipstelle im De Wouhaven.


Hier gibt's noch den Clip zum Alkmaardermeer
 
Zuletzt bearbeitet:
Find ich grundsätzlich etwas befremdlich, wenn der bezahlte Guide als Lokal mitfischt und die besten Fische fängt.
Aber Wenn's Spass macht.
Bei solchen Touren geht es eher darum, das Revier zu zeigen - nicht darum, den Gast glücklich zu machen. Ist hier was anderes.
Ich bin bei solchen Revier-Produktionen immer über jeden Fisch heilfroh! Da macht es schon Sinn, wenn der Local-Guide mitfischt... muss man beachten!
 
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