AW: Rund um München
Hallo Marcel, herzlichen Glückwunsch zum Feringa-Hecht!
Ich war die letzten Tage am Seebach zugange, wo ich einen für das Gewässer relativ großen Hecht beobachtet habe. Man muss dazu sagen, dass der Seebach bei 4-6m Breite glasklar ist und meist langsam dahinfließt. Blinker und Wobbler sind dort verboten, seit neuestem sind zwar große Gummifische ab 15cm genehmigt, die Hechte lachen sich aber über die Teile schlapp. Außerdem machen die Gummifische beim Auswerfen einen derart lauten Platscher, dass alle Fische 15m bachauf und bachab reißaus nehmen. Da man nur mit der Fliege fischen darf, aber eine 8er-Fliegenrute zwischen den Bäumen kaum einsetzen kann, nahm ich eine relativ harte Teleskoprute mit 2,70 Länge. An die dünne Dyneemaschnur band ich mit Albrightloop 1 m 0,90er Hardmono. In meiner Fliegendose befanden sich nur drei große (6/0) Hechtfliegen, 2 Bunnies und 1 Haarfliege, die mit Tungstenköpfen beschwert waren. Wenn die Fliegen komplett nass sind, dann kann man sie ca. 8-12m weit werfen, das reicht an dem Bach völlig aus. Und wenn sie ins Wasser fallen, dann gibt das allenfalls ein leises "plitsch". So pirschte ich mich 2x morgens im Morgengrauen an den Hechteinstand und konnte ihn beim ersten Mal sogar mit der Haarfliege schnell zum Biß verleiten, der Anhieb ging allerdings daneben. Danach blieb der Hecht sehr mißtrauisch und flüchtete bei der kleinsten Bewegung. Daher nutzte ich heute abend die Dämmerung und schlich mich in die Nähe seines Einstandes. Dann blieb ich muscksmäuschenstill sitzen und wartete ich ab, bis es nahezu finster war. Als es soweit war, pfefferte einen komplett schwarzen Bunnie (Kanninchenfellstreamer) schräg stromab und zog ihn relativ schnell ein. Etwa in der Mitte des Baches tat es den erhofften Schlag und der Hecht hing. Sofort fing er an der Wasseroberfläche an zu toben und zog einige Male beängstigend kraftvoll hin und her. Da der Haken ohne Widerhaken war, wollte ich ihn schnell landen und zog ihn zu mir her, um ihn mit Kiemengriff elegant aus dem Wasser zu heben. Allerdings erwies er sich zum einen als zu schwer und ich hatte keinen guten Stand, zum anderen fing er an zu toben, als ich ihm in die Kiemen griff. Die Folge war, dass meine Finger nicht zwischen Kiemen und Gaumen, sondern mitten in den zahnbewehrten Kiemenreusen landeten. Natürlich blieb ich mit den Fingern drin hängen und spürte förmlich, wie mir die Kiemenzähne die Haut aufschlitzen. Aber half ja nichts, neuer Versuch und diesmal konnte ich ihn richtig packen und aus dem Wasser heben. Als ich ihn dann mit blutenden Fingern und etwas atemlos vor mir im Gras liegen sah, war ich schon baff, wie groß er in Wirklichkeit war. Ein späteres Nachmessen ergab 91 cm Länge und 5,25 kg Gewicht. Man kann es nur erahnen, wieviele kleine Forellen und Äschen ihr Leben lassen mussten, damit die Lady so groß und dick werden konnte. Ich habe dieses Jahr schon viele Hechte gefangen, auch deutlich größere, aber den musste ich richtig überlisten und ich bin stolz, dass es mir gelungen ist! Und für den Seebach ist ein 90er ein durchaus kapitaler Hecht, zudem mein größter aus diesem Gewässer bisher und ich weiß nur von einem einzigen größeren Hecht vor einigen Jahren, der 14 Pfd. auf die Waage brachte.
Wolfgang aus Ismaning