AW: Ruppiner See bei Alt-Ruppin
So, nachdem ich jetzt auch seit drei Monaten intensiv den See erkunde, weil ich dort wohne, hier auch mal meine Einschätzung:
Eins vorab: Zum Angeln vom Ufer ist der See völlig ungeeignet, es gibt im gesamten nördlichen Teil vielleicht 10 bis 20 Stellen, die dementsprechend stark frequentiert sind.
Der Bestand an Weißfischen ist absolut gigantisch, von kleinen Ukeleis bis großen Klodeckeln ist alles vorhanden, für Stipper oder Feederangler sicherlich ein Paradies. Besonders große Rotfedern und schöne Schleien fallen positiv auf.
So, und jetzt kommen die ABERS:
Der Bestand an Raubfisch besteht zum Großteil aus Barschen und kleinen Zandern. Trotz intensiven Beangels und auch aus Gesprächen und dem Beobachten anderer älterer und erfahrener Angler ist mir KEIN Zander über 50-55 cm bekannt. Der Großteil liegt weit darunter, ist also untermaßig. Hecht gibt es, allerdings sind auch die selten groß...ich war seit Ende der Schonzeit ab 01.06. ungefähr zweimal die Woche spinn- und köderfischangeln und konnte bisher EINEN maßigen Zander überlisten. Alle anderen Hechte und Zander waren untermaßig.
An nahezu jeder vielversprechenden Stelle steht eine Reuse, würde man sich an die 50 m Abstand halten, könnte man vom Ufer so gut wie nicht angeln. Dazu kommt, daß viele Uferstellen auch Badestellen sind, was um diese Jahreszeit zusätzlich für Beschränkungen sorgt.
Das Nachtangelverbot schränkt die Möglichkeiten weiter ein. Aufgrund des genannten starken Boots- und Badebetriebes sind grade die Abendstunden gut, allerdings muss man das Angeln beenden, wenn Ruhe am See einkehrt.
Trotzdem ist es mir gelungen, bisher 3 maßige Aale zu fangen bei ungefähr 20 Ansitzen in die Nacht hinein. Strippen scheint es nicht zu geben, was auch den Aalbestand insgesamt mäßig erscheinen lässt.
Zusammenfassend muss ich sagen, daß der See den Wert von 80 Euro der Jahreskarte für Fried- und Raubfisch nicht wert ist. Ich werde mir im nächsten Jahr nur noch eine Friedfischkarte für 25 Euro holen.
Es handelt sich definitiv um ein Gewässer mit Potential, das aber sehr unter dem äußerst starken Befischungsdruck leidet. Allein von meiner Badestelle habe ich in Sichtweite 10 Reusen.
Die mangelnde Zugänglichkeit ist ein weiterer Minuspunkt.
Ergänzend muss ich sagen, daß ich noch an keinem See derart rüde und unfreundliche Kontrollen hatte und miterlebt habe. Obwohl ich selbst und andere Angler lediglich zur besten Nachmittagszeit stippen waren, wurde äußerst unfreundlich, ohne Begrüßung, ohne Zeigen des Ausweises kontrolliert. Auf die Frage nach dem Ausweis kam mißmutiges Gegrummel. Dafür wurde anschließend jede Rute kontrolliert, die Zigaretten des Herrn Kontrolleurs wanderten ins Uferwasser und es kamen ungefragt Hinweise ala "Wenn ich wen nachts erwische, zieh ich das Boot und die Angeln ein".
Da ich vorher an der Ostsee und woanders auch schon Kontrollen hatte, kann ich nur sagen, daß es überall freundlicher und kompetenter ablief. Laut Aussage der anderen Angler wäre das aber an dem See normal.
Der Fischer dagegen ist sehr nett und auskunftsfreudig.
Wenn es weitere Erfahrungen gibt, werd ich die gern posten. Von einem Angelurlaub an dem See würde ich allen außer richtigen Stipp- und Feederprofis abraten. Es gibt wesentlich bessere Gewässer.