Ruten-Steckverbindung "andersrum" (--> Spitzenteil in Handteil): Gründe, Vor-/Nachteile?

Bilch

Otto-Normalangler
Eine Rute mit so einer Verbindung habe ich zuhause. Sie gehörte meinem verstorbenen Onkel und stammt aus den 80ern. Ich glaube sie wurde von einem Österreichischen Rutenbauer hergestellt. Sicher bin da nicht, dafür spricht aber, dass keine Aufschrift auf der Rute ist und dass es die einzige Rute ist, die er nicht verkaufte, als er mit dem Angeln aufhörte. Auch jetzt funktioniert die Verbindung tadellos, es klappert oder rutscht nichts.
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Pupser

Active Member
Diese Art der Verbindung gibt's offenbar ja schon (sehr) lange. Kenne ich auch von Vollglas-Dinosauriern mit Metallhülsen am oberen Griffteil-Ende (war damals wohl nicht anders zu realisieren mit Vollglas?).
Sowas kenne ich auch noch. Hatte mal als Kind eine aus Opas altbeständen, die hatte an der Steckverbindung dann zusätzlich noch eine Verschraubung wie heute bei einem Rollenhalter.
Und als ganz besonderes Gimmik hatte das gute Stück am Griffende sogar noch einen Erdspieß, quasi als integrierten "Rutenhalter". :XD
 

Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
Solche spitzen Abschlusskappen findet man heute noch an den Alvey Ruten aus Australien. Die sind aber nicht dafür gemacht, um sie in den Sand des Strandes zu rammen, sondern die spezielle Aufnahme für die speziellen Beckenkampfgurte von Alvey. An Alvey ist alles speziell.
 

PirschHirsch

Well-Known Member
Kleines Selbst-Feedback nach Testzeit::

Habe nun schon eine ganze Weile lang zwei Ruten mit "Andersrum-Steckverbindung" im (Schwer-)Einsatz und kann bislang keinerlei Nachteile gegenüber einer Normalsteckung feststellen. Da klappert auch nix.

Bin echt zufrieden damit, für mich kein evtl. "Abschreckungsgrund" mehr.
 

Nordlichtangler

Well-Known Member
Die Verbindung mit Put-in anstelle Put-Over hat die schon gut beschriebenen Vorteile.

In der Tat ist eine Übersteckverbindung sehr oft mit Nachteilen versehen, was die dünne Stelle darunter betrifft, was oft sogar eine mehr oder weniger versteckte Sonderaktion bei Wurf und Drill erzeugt, das überrascht den Angler irgendwann dann sehr.
Gab's mal als Feature mit Compound-Taper-Action. und öfter führen alte Ruten auch so ein CT im Namen. Wenn man es weiß und damit umgehen kann, ist das gar nicht schlecht.
Die weißen Yasei Aspius und Pike haben das z.B drin, wie auch meine 3m Sportex Kev (alt), ergibt dann gerne ein gerühmtes "Wurfwunder", eben Doppelaufladung - bei richtigem harmonischen Timing!
Schwächt aber ein gutes Stück die durchgehende Härte und explosive Anschlagspower, bei den 4 weißen Aspius haben sie mit relativ dicken 2,4mm im Tip die passende Justage gefunden, das ist pure Rutenbaukunst! Bei den Pikes schaffte Shimano das leider nicht ...

Bei Teleruten hat man auch diese dünneren Teile in von unten her größeren Durchmessern, da ist es prinzipiell unabwendbar.
Führt neben einigen Nachteilen, insbesondere bei vielen Teilungen, auch zu einem eklatanten Vorteil:
Der Biegeprogression, die zunehmende Biegung kann von der Spitze vor den Griff dynamisch nach unten "runterrollen", mit immer weiterer Zunahme der Kraft, was man auch als exponentielle Biegekraftfunktion darstellen kann. Bei kurzgeteilten Ruten ist es dann stufig, ändert aber wenig am Effekt, sofern die Teile oberhalb der Verbindung nicht aufplatzen.
Eine gleichmäßig zunehmende Biegeprogression ist im Drill nochmal weitaus besser als eine "schön durchgehende" nachgiebige Parabolik!
(die du eh nicht magst ;))

Man könnte auch wie z.B. bei meiner echt besonderen Lesath PG BX sagen, dass vom Barsch bis zum Wels und dann noch Thuna alles sehr schön verarbeitet werden kann, sowohl einigermaßen gut bei allem Köderwerfen und bestens beim Drill! Ein wahres "Drillwunder".
Aber der Faktor Spitzenkraft ist dann eben super-low! ;)

Darin liegt einer der Gründe für die immer noch hohe Beliebtheit von Teleruten, denn mit so einer Biegeaktion unterstützt eine darin gelungen aufgebaute Rute den Angler mit sehr kostengünstigen einfachen Mitteln maximal im Drill, was am Ende für die meisten Leute zählt und in Erinnerung bleibt.

Die Put-In Steckung sorgt auch für solche Tele-Effekte selbst bei nur 2 Stücken, oben kannst du gut werfen, unten ist bannig Magnus-Rückgrat, hat man bei der ja auch angestrebt.
Kritisch ist bei Put-In (wie bei Tele) die Stelle vor der Steckung, evtl. kommt bei wenig Konus insgesamt eine sehr semiparabole Rute mit Aktion auf dem gesamten ST heraus, was ich persönlich überhaupt nicht mag.
Die stärksten solcher Ruten hatte ich fürs Meeresangeln GT-Fischen in der Hand, da geht es um das brutale Stoppen vor den Riffen samt Korallen. Also in einer größerer Dimension, wie wir bei unseren Hecht- und Welsangeleien in fiesen Wassern brauchen, ich habe davon einiges gelernt und umgesetzt.
Du freust dich jetzt irgendwann sehr über diese 2 Eigenschaften in einer Rute, das ist gut! thumbsup
Zumal die Anglerschonung mit sanft(er) arbeitender Spitze sehr nützlich sein kann.
 
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Nordlichtangler

Well-Known Member
Eine Rute mit so einer Verbindung habe ich zuhause. Sie gehörte meinem verstorbenen Onkel und stammt aus den 80ern. Ich glaube sie wurde von einem Österreichischen Rutenbauer hergestellt. Sicher bin da nicht, dafür spricht aber, dass keine Aufschrift auf der Rute ist und dass es die einzige Rute ist, die er nicht verkaufte, als er mit dem Angeln aufhörte. Auch jetzt funktioniert die Verbindung tadellos, es klappert oder rutscht nichts.
Ich möchte mal sagen, diese Rute ist maximal neu aufgebaut, so ein rebuild nach Verschleiß an den Ringwicklungen und eben Zierwicklung dazu. Das ist keine Rutenbauerspezialanfertigung, zu billige Teile drauf.
Sicher sein kann man aber erst mit Auffinden eines "Originales", dann wüsste man es.

Das Abziehen von schreienden Aufklebern gehörte bei mir schon öfter zur Standardaufbereitung :) , ob Balzer oder Dreamtackle oder neue DAMs. Ich tippe auf Balzer, weil ich für meine Tochter zum ersten Astabschlagen mal sowas in klein und rot gekauft hatte, die Steckung sieht genauso aus.

Die eigentlichen Herstellermanufakturen machen das seit langem, eine Rutenkonstruktion, eine schnell gemachte Labelung drauf und am günstigsten ist eine einzige große bunte individuelle Folie von fast halber Blankumfassung überm Griff. Wenn die nicht überlackiert wird (bei ganz günstigen Fertigungen), kann man die gut warm machen und abziehen. Vlt. kannst du noch Spuren wie eine Hell/Dunkel Fläche entdecken ?

Das Entfernen wertet manchmal enorm auf! :D
 
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