AW: Samsö im Oktober auf Platte und Meerforelle
Hallo zusammen,
als Dankeschön für die vielen Tipps und die Hilfe hier im Forum möchte ich Euch einen kleinen Bericht des Urlaubs auf Samsö nicht vorenthalten. Mittlerweile sind schon wieder 2 Monate vergangen, der Alltag hat einen wieder und leider kam ich jetzt erst dazu, diese Zeilen zu schreiben.
Wie bereits angedeutet, haben sich 2 Angler aufgemacht, um hauptsächlich dem Fisch der 1000 Würfe nachzustellen. Ein wenig Brandungsangeln wollten wir auch noch probieren. Keiner von uns hat je in Wathose im Wasser gestanden und dementsprechend ahnungslos ging es los. Natürlich haben wir vorher alle Internetseiten, die irgendwas mit Samsö/Dänemark/Meerforelle etc. zu tun haben auswendig gelernt, Luftbilder studiert und sogar Segelseiten gelesen, auf denen jemand schrieb, dass er einen kennt, der wahrscheinlich mal an Samsö vorbeigesegelt sein könnte. Aber selbstsicher an eine Sache rangehen – das war es wirklich nicht. Hinzu kamen die Unmengen von weiteren Fragen:
Welche Blinker nehmen wir, wie schwer sollen die sein?
Sollen wir die Blinker wirklich auf Einzelhaken umbauen?
Man soll recht zügig einholen. Was ist aber zügig?
Welche Wathose kauft man und braucht es wirklich eine Filzsohle?
In welchem Ort will man wohnen?
Wie erkenne ich eine blanke Meerforelle?
Welche Stellen sollte man probieren?
Reicht meine Blinkerrute mit 2,70 m aus?
Geflochtene oder doch Mono?
usw. usw. usw. usw.
Los ging es letztendlich nachts gegen 3 Uhr, da wir die Fähre um 12 Uhr gebucht hatten. Wir kamen pünktlichst an (5 Minuten vor dem spätesten Einchecktermin der Fähre), nachdem wir etwa 1 Stunde an der Grenze wegen der Kontrollen verloren hatten. Vorher haben wir noch ein paar Wattis und Kneifer in Flensburg gekauft. Die Überfahrt, die Hausübernahme und alle weiteren Schritte auf der Insel verliefen absolut reibungslos. Es ist eine traumhaft schöne Insel, mit supernetten und entspannten Menschen. Man hatte das Gefühl, in einer anderen Welt angekommen zu sein. Suchtfaktor recht hoch!!
Zum Angeln:
Am ersten Abend ging es bei Vesterlokken, wo wir auch unser Haus hatten, in die Brandung. Resultat: Kein Zupfer!
Der zweite Tag sollte wieder in der Brandung starten. Diesmal bei Langor, in tiefem Wasser. Alles probiert. Kurze Würfe, voll durchgezogen, Buttlöffel. wieder kein Zupfer. Etwas Ernüchterung machte sich breit. Im Vorfeld haben wir von den „reichen Plattfischgründen um Samsö“ gelesen. Man stellt sich die Fragen, die jeder kennt. Richtiger Ort? Zu wenig Wind? Eher nachts fischen? Mehr auf die Tide achten? Und so weiter…………………..Wir beschlossen, es gegen Abend wieder an unserem Hausstrand (Vesterlokken) zu probieren, jedoch in Wathose auf Meerforelle. Sozusagen die Premiere in Wathose auf Meerforelle…………………..
Und was soll ich sagen. Nach etwa 30 Minuten und geschätzten 20 Würfen machte ich an der 2. Stelle mit ordentlich Rückenwind wieder einen sagenhaft weiten Wurf, leierte 5-6 mal und dachte dann, dass Neptun höchstpersönlich den Blinker festhielt. Es war für mich so was von unwirklich. Ich, fast alleine in dieser großen Ostse, blutiger Anfänger in Bezug aufs Watangeln, kein Plan von nix, stehe mit krummer Rute da und kann nicht glauben, dass dieser im Vergleich zu der Wasserfläche winzige Blinker in einem Fischmaul hängen soll. Muss ein Hänger sein!! Aber der Hänger ruckelte, zuckelte und sprang dann mehrfach mit voller Körperlänge aus dem Wasser. Ich werde die Bilder der krummen Rute und des springenden Fischs nie nie nie wieder vergessen. Es ging alles gut, denn der Einzelhaken hatte ganz passabel gegriffen. Erst im Kescher konnte sich meine erste Meerforelle losschlage. 45 Zentimeter, lose Schuppe, eine Schönheit. Ich war überglücklich. Noch glücklicher wurde ich, als 30 Minuten später mein Kumpel auch mit krummer Rute im Wasser stand. Es dauerte etwa 5 Minuten, bis wir seinen Fisch keschern konnten, denn der Haken hatte sich bei der Meerforelle direkt unter der Rückenflosse festgesetzt. Keine Ahnung, wie mein Kumpel bzw. der Fisch das geschafft hatte. Es war eine braune, fast 50 Zentimeter lange Meerforelle, mit kleinem Laichhaken. Unglaublich: 2 Anfänger fangen nach etwa 1 Stunde Meerforellenangeln jeder seinen Zielfisch. Beim abendlichen Verarbeiten der Eindrücke haben wir ganz schön gefeiert und das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen, auch wenn die eine Forelle streng genommen, nicht richtig gebissen hatte.
Die folgenden Tage hatten wir den Virus. Wir fischten fast ausschließlich auf Meerforellen, an den verschiedensten Stränden und überall hatten wir wenigstens einen Fisch.
Der Höhepunkt der Woche war die Wanderungen zur Landspitze am Besser Rev. Es soll der ultimative Hot-Spot auf der Insel sein. Man liest immer wieder, dass der Weg 6 Kilometer lang sei. Das kommt mir etwas viel vor, aber egal, nach etwa 1 Stunde strammen Marsches erreichten wir die Spitze. Es blies ein ordentliche Nordwestwind, der das Angeln an der Spitze erschwerte. Egal, dachten wir uns und standen auch gleich im Wasser. Zweiter Wurf, Biss! Der Fisch blieb aber nicht hängen. Also voll motiviert weiterfischen……dachten wir. Nach etwa 5 Minuten tauchte in Wurfweite etwas dunkles Rundes mit zwei schwarzen Löchern auf. Muss eine gammelige Melone oder eine schwimmende Bowlingkugel sein, dachte ich mir so. Pustekuchen, eine Robbe schauten uns beim Angeln zu! Wir wurden sie nicht mehr los. Weder wüste Beschimpfungen, noch Hinweise, dass ich ein Luftgewehr besitze und auch einen Jäger kenne, animierten das Vieh, uns endlich in Ruhe zu lassen. Halbherzig fischten wir noch etwas weiter, immer beäugt durch die Robbe. Aber ohne Erfolg. Irgendwo hatten wir auch gelesen, dass Robbenbesuch beim Angeln nicht wirklich hilfreich sei.
Wir entschlossen uns dann, ganz langsam zurückzuwandern und immer mal wieder auf der Ostseite des Riffs (somit mit Rückenwind) zu fischen. Es war der Knaller. Bereits an der ersten Stelle hatte jeder von uns seine Meerforelle, keine Riesen, aber egal, es gab auf dem gesamten Rückweg tolle Bisse und durch die Einzelhaken konnten wir auch alle schonend schwimmen lassen. Dazu hatten wir mehrere Nachläufer, die in dem klaren Wasser jedes Mal zu halben Herzinfarkten führten. Ab und an wurden wir von den wenigen Spaziergängern nach unserem Erfolg gefragt. Und auch nach dem outen, dass wir Deutsche sind, entwickelte sich immer ein netter Plausch. Tolles Volk, die Dänen!
Insgesamt haben wir in einer Woche so geschätzt um die 25 Meerforellen gefangen, wobei viele unter oder um die 40 Zentimeter war. Entnommen haben wir davon 3 blanke Torpedos. Dazu gesellte sich noch ein wunderschöner Tangdorsch von ca. 35 cm und einige sehr kleine Pollaks. Beim Brandeln, was wir immer wieder probierten, waren wir leider nicht so erfolgreich. Insgesamt konnten wir 3 recht mickrige Platte der Ostsee entlocken. Die Samsö-Platten haben aber meinen Ehrgeiz geweckt. Ich gehe davon aus, dass dies nicht der letzte Urlaub auf Samsö war und dann greife ich wieder an und es werden andere Strände probiert, denn irgendwo habe ich ja mal was von den „reichen Plattfischgründen um Samsö“ gelesen…………………….
Schönes Fest und viele Grüße
Steinbuttschreck