AW: Spinnfischen "edel" - Köfi nur "Falle stellen"?
Kurz vorweg: Ich angle nur mit Kunstködern (an der Spinn- und Fliegenrute) und gezielt ausschließlich auf Hecht. Nicht, weil ich das als "edler" empfinde, sondern schlicht und ergreifend deshalb, weil mir Ansitzangeln keinen Spaß macht. Irgendwie brauch ich die Bewegung...
Zur "Wertigkeit" kann ich nur sagen (hab ich in einem anderen Thread schonmal erwähnt), dass es gerade unter - selbsternannten wie "echten" - deutschen Hechtgeeks durchaus so etwas wie ein Ranking gibt:
ganz unten steht der per Ansitz angebotene Köderfisch, dann kommt das Schleppen, dann das aktive Spinnangeln (hier wie beim Schleppen gelten Kunstköder als wertiger als der Köfi am System), dann das Fliegenfischen. Und das Angeln vom Ufer aus gilt als anspruchsvoller als das Angeln vom Boot, methodenübergreifend (Schleppen mal außen vorgelassen).
Wie gesagt, ist nicht meine persönliche Sichtweise, aber in manchen Hechtanglerkreisen sowas wie der "common sense".
Ich denke, Spinnangeln wird teilweise als "edler" empfunden, weil es als hipper vermarktet wird. Und der größere Anteil an Verschleiß - das Material ist im Vergleich zum Ansitz nunmal einer erhöhten Dauerbelastung ausgesetzt, von abgerissenen und sonstwie verschlissenen Ködern gar nicht zu reden - fördert eben auch den Absatz, ganz egal, wieviel die anfängliche Ausrüstung mal gekostet hat.
Hinzu kommt, dass um das ganze Tackle auch ein größerer Hype gemacht wird; Werbung für hochwertige Ansitzausrüstung für Raubfische (von Waller abgesehen) ist nahezu nicht existent (oder komplett an mir vorbeigegangen). Das spiegelt sich auch in der Käuferschicht wieder: der durchschnittliche Spinnangler, dem ich an meinen wie fremden Gewässern begegne, ist 20-40 Jahre alt und angelt Tackle der (gehobenen) Mittelklasse. Wobei ich auch gar nicht so selten Leute mit absolutem High-End-Geräten begegne. Der durchschnittliche Ansitzangler (auf Raubfische) ist 50-70 Jahre alt und angelt mit Geräten der unteren Mittelklasse, die häufig auch noch ähnlich betagt sind. High-End-Produkte sind mir in dieser Gruppe zumindest in Deutschland (fast) nie untergekommen (in z.B. England sieht das Ganze aber komplett anders aus).
Hinzu kommt noch, dass auf einen Ansitzangler, dem ich begegne, zwei bis drei Spinnangler kommen.
Das alles soll nun ebenfalls keine Wertung meinerseits darstellen, sondern gibt einfach meine Erfahrungen am Wasser wieder.
Meine persönliche Meinung ist: Keine der beiden Angelmethoden ist "edler" als die andere. Man kann mit Beiden erfolgreich auf Raubfisch angeln (die entsprechende Erfahrung vorausgesetzt), und man kann mit Beiden total abstinken. Darüber hinaus gibt es natürlich auch immer Situationen und Gewässer unter oder in denen die eine Methode der anderen (deutlich) überlegen ist.
Eine Wertung vornehmen zu wollen ist m.E.n. kindisch, aber wer sonst nichts besseres zu tun hat...