cyborg8
Member
Hallo zusammen,
letztes Jahr war ich in Südostasien im Urlaub und hatte dort beim Angeln eine etwas 'spezielle' Herausforderung:
Ich angelte an einer Meeresbucht, in der das Wasser relativ flach war. Dort kamen nur kleine Fischarten vor, d.h. kleine Haken und leichtes Gerät waren angesagt. Allerdings hatte ich nicht mit den Kugelfischen gerechnet! Dort gab es viele davon, meist so zwischen 15 und 20cm Länge. Da sie tödlich giftig sind, kann man nichts mit ihnen als Beifang anfangen. Das Hauptproblem jedoch stellte deren Gebiss dar. Sie haben sehr scharfkantige Kauleisten und können auch noch wirklich stark zubeißen. Habe leider selbst kein Foto gemacht, aber dieses hier verlinkte Bild kommt den von mir begegneten Kugelfischen sehr nahe:
https://flic.kr/p/27G3Zg
Dementsprechend konnten die Fische Mono-Vorfächer mühelos durchbeißen, auch bei Schnurstärken jenseits von 0.30 oder 0.40mm. Einfach viel dickere Schnur zu verwenden, macht bei Haken der Größe 10-14 auch keinen Sinn mehr.
Besonders langschenklige Haken konnte ich vor Ort kaufen. Die haben zwar ein bisschen geholfen, aber wenn das Fischlein den Wurm gierig fraß und tief in den Mund saugte, half auch das nicht mehr zuverlässig.
Was also tun?
Zurück in Deutschland habe ich nach einer Lösung gegrübelt und habe nach einer Möglichkeit gesucht, ein Stahlvorfach möglichst schlank an feinen Haken zu befestigen.
Dabei bin ich dann auf einen ca. 15 Jahre alten Forumsbeitrag gestoßen, bei dem es um ziemlich genau diese Problemstellung geht. Man findet den alten Beitrag, wenn man bei Google nach "Hakenleimen" sucht. Leider funktionieren die Bilder darin nicht mehr, daher habe ich die Vorgehensweise hier selbst nochmals ausführlich dokumentiert. Also selber erfunden habe ich das im Folgenden vorgestellte Verfahren nicht. Nur eben nochmals ausführlich dokumentiert, bebildert und mit eigenen Erfahrungen angereichert.
Was man dazu benötigt:
Werkzeuge: Bindestock, Bobbin, eine Schere, etwas zum auftragen von Knotenlack und eventuell eine Kugelschreiberhülle
Materialien: Haken, Stahlseide, Bindegarn, Knotenlack (oder Sekundenkleber)
Konkret habe ich folgende Materialien verwendet, damit man die Fotos besser einordnen kann:
Haken: Owner Kisu, Größe 14
Stahlseide: Drennan E-Sox 7-strand (1x7), 0.24mm, 6.8kg Tragkraft, ohne Ummantelung
Bindegarn: Danville Flymaster Plus 70 Denier
Und so geht's:
Schritt 1: Grundwicklung
Den Haken im Bindestock einspannen und eine Grundwicklung vom Bogen zum Plättchen legen.
Tipp: Das kurze Ende des Bindegarns in Richtung Plättchen legen und mit mindestens 10 Wicklungen umwickeln. Dann kurz am überstehenden Ende ziehen (das verbessert die Verlegung des Garns etwas) und danach möglichst kurz abschneiden.
Gleichmäßig weiter wickeln bis zum Plättchen.
Schritt 2: Stahlvorfach anlegen
Nun das Stahlvorfach, welches zuvor auf die gewünschte Länge zugeschnitten wurde, oben auf den Haken legen, wobei das lange Ende in Richtung Bogen zeigt. Mit gleichmäßigen, strammen Wicklungen am Hakenschaft befestigen. Dabei darauf achten, dass die Stahlseide exakt oben aufliegt und genau parallel zum Hakenschaft verläuft. Wenn nötig, lässt sich die Lage der Stahlseide noch recht gut mit dem Fingernagel korrigieren.
Mit dem Bindegarn weiter in Richtung Bogen wickeln, bis ca. 2mm vor dem Ende der Grundwicklung. Um die Stabilität vor dem Umkehrpunkt etwas zu erhöhen, empfiehlt es sich jetzt, 3-5 zusätzliche Wicklungen zu machen - siehe leichte Verdickung im folgenden Bild. Insbesondere, wenn das verwendete Stahlvorfach stark und etwas störrisch ist, helfen die zusätzlichen Wicklungen sehr, weil man dann schon etwas Kraft anwenden muss um einen sauberen Umkehrpunkt hinzubekommen. Die etwas längere Grundwicklung hilft übrigens später beim versiegeln mit Lack, aber dazu kommen wir noch.
Schritt 3: Stahlseide auf der Innenseite zurück zum Plättchen führen
Den eingespannten Haken um 180° drehen, so dass die Innenseite nach oben zeigt. Die Stahlseide in einem engen Bogen auf die Innenseite des Hakens legen und mit dem Bindegarn befestigen.
Mit dem Bindegarn weiter stramm und gleichmäßig in Richtung Plättchen wickeln. Auch hier wieder darauf achten, dass die Stahlseide möglichst genau parallel zum Hakenschaft verläuft. Gegebenenfalls wieder mit dem Fingernagel korrigieren. Am Ende angekommen, habe ich für etwas höhere Stabilität wieder 3-5 zusätzliche Wicklungen gemacht.
Schritt 4: Abschlussknoten
Das Bindegarn mit zwei halben Schlägen am Haken befestigen. Hierbei ist eine leere Kugelschreiberhülle (oder ein 'half hitch tool') sehr hilfreich. Man kann die halben Schläge entweder über den kompletten Hakenschaft machen, wie im Foto gezeigt. Oder aber auch nur um das Plättchen herum. Am Ende habe ich beides gemacht - erst zwei halbe Schläge um alles herum und dann nochmals zwei halbe Schläge um das Plättchen herum. Damit hält der Abschlussknoten beim nachfolgenden Schritt auch dann zuverlässig, wenn das Ende des Garns sehr kurz abgeschnitten wird.
Schritt 5: Versiegeln mit Knotenlack
Die Verbindung nun vollständig mit Knotenlack versiegeln.
Dabei darauf achten, dass das Bindegarn auf allen Seiten komplett mit Lack bedeckt ist. Nicht mit Lack geizen, sondern großzügig auftragen. Auch die etwas längere Grundwicklung mit Knotenlack überdecken. Durch die überstehende Grundwicklung bildet sich dank Kapillarwirkung eine leichte Phase, welche die Kante am Umkehrpunkt der Stahlseide etwas abmildert und das Aufziehen eines Köders sicherlich erleichtert.
Schritt 6: Lack trocknen lassen
Abschließend nur noch den Lack trocknen lassen. Das Ergebnis ist eine sehr stabile und zugleich schlanke Verbindung. In der Draufsicht von oben trägt das Stahlvorfach bei sauberer Verlegung kaum auf.
Ein Praxistest steht noch aus. Bei Interesse werde ich berichten, ob die so präparierten Haken dem Gebiss der Kugelfische standhielten. Es wird allerdings noch eine weile Dauern, bis ich mal wieder in der Gegend unterwegs bin.
Ah, und noch eine Anmerkung:
Ja, mein Verwendungszweck ist sicher nicht alltäglich und man könnte zurecht fragen, ob man sowas in Deutschland überhaupt braucht. Mit solch kleinen Friedfischhaken vermutlich nicht. Aber ich denke, dass sich mit dieser Methode auch wunderbar feine, hechtsichere Vorfächer für das Zander- oder Barschangeln herstellen lassen.
Viele Grüße!
letztes Jahr war ich in Südostasien im Urlaub und hatte dort beim Angeln eine etwas 'spezielle' Herausforderung:
Ich angelte an einer Meeresbucht, in der das Wasser relativ flach war. Dort kamen nur kleine Fischarten vor, d.h. kleine Haken und leichtes Gerät waren angesagt. Allerdings hatte ich nicht mit den Kugelfischen gerechnet! Dort gab es viele davon, meist so zwischen 15 und 20cm Länge. Da sie tödlich giftig sind, kann man nichts mit ihnen als Beifang anfangen. Das Hauptproblem jedoch stellte deren Gebiss dar. Sie haben sehr scharfkantige Kauleisten und können auch noch wirklich stark zubeißen. Habe leider selbst kein Foto gemacht, aber dieses hier verlinkte Bild kommt den von mir begegneten Kugelfischen sehr nahe:
https://flic.kr/p/27G3Zg
Dementsprechend konnten die Fische Mono-Vorfächer mühelos durchbeißen, auch bei Schnurstärken jenseits von 0.30 oder 0.40mm. Einfach viel dickere Schnur zu verwenden, macht bei Haken der Größe 10-14 auch keinen Sinn mehr.
Besonders langschenklige Haken konnte ich vor Ort kaufen. Die haben zwar ein bisschen geholfen, aber wenn das Fischlein den Wurm gierig fraß und tief in den Mund saugte, half auch das nicht mehr zuverlässig.
Was also tun?
Zurück in Deutschland habe ich nach einer Lösung gegrübelt und habe nach einer Möglichkeit gesucht, ein Stahlvorfach möglichst schlank an feinen Haken zu befestigen.
Dabei bin ich dann auf einen ca. 15 Jahre alten Forumsbeitrag gestoßen, bei dem es um ziemlich genau diese Problemstellung geht. Man findet den alten Beitrag, wenn man bei Google nach "Hakenleimen" sucht. Leider funktionieren die Bilder darin nicht mehr, daher habe ich die Vorgehensweise hier selbst nochmals ausführlich dokumentiert. Also selber erfunden habe ich das im Folgenden vorgestellte Verfahren nicht. Nur eben nochmals ausführlich dokumentiert, bebildert und mit eigenen Erfahrungen angereichert.
Was man dazu benötigt:
Werkzeuge: Bindestock, Bobbin, eine Schere, etwas zum auftragen von Knotenlack und eventuell eine Kugelschreiberhülle
Materialien: Haken, Stahlseide, Bindegarn, Knotenlack (oder Sekundenkleber)
Konkret habe ich folgende Materialien verwendet, damit man die Fotos besser einordnen kann:
Haken: Owner Kisu, Größe 14
Stahlseide: Drennan E-Sox 7-strand (1x7), 0.24mm, 6.8kg Tragkraft, ohne Ummantelung
Bindegarn: Danville Flymaster Plus 70 Denier
Und so geht's:
Schritt 1: Grundwicklung
Den Haken im Bindestock einspannen und eine Grundwicklung vom Bogen zum Plättchen legen.
Tipp: Das kurze Ende des Bindegarns in Richtung Plättchen legen und mit mindestens 10 Wicklungen umwickeln. Dann kurz am überstehenden Ende ziehen (das verbessert die Verlegung des Garns etwas) und danach möglichst kurz abschneiden.
Gleichmäßig weiter wickeln bis zum Plättchen.
Schritt 2: Stahlvorfach anlegen
Nun das Stahlvorfach, welches zuvor auf die gewünschte Länge zugeschnitten wurde, oben auf den Haken legen, wobei das lange Ende in Richtung Bogen zeigt. Mit gleichmäßigen, strammen Wicklungen am Hakenschaft befestigen. Dabei darauf achten, dass die Stahlseide exakt oben aufliegt und genau parallel zum Hakenschaft verläuft. Wenn nötig, lässt sich die Lage der Stahlseide noch recht gut mit dem Fingernagel korrigieren.
Mit dem Bindegarn weiter in Richtung Bogen wickeln, bis ca. 2mm vor dem Ende der Grundwicklung. Um die Stabilität vor dem Umkehrpunkt etwas zu erhöhen, empfiehlt es sich jetzt, 3-5 zusätzliche Wicklungen zu machen - siehe leichte Verdickung im folgenden Bild. Insbesondere, wenn das verwendete Stahlvorfach stark und etwas störrisch ist, helfen die zusätzlichen Wicklungen sehr, weil man dann schon etwas Kraft anwenden muss um einen sauberen Umkehrpunkt hinzubekommen. Die etwas längere Grundwicklung hilft übrigens später beim versiegeln mit Lack, aber dazu kommen wir noch.
Schritt 3: Stahlseide auf der Innenseite zurück zum Plättchen führen
Den eingespannten Haken um 180° drehen, so dass die Innenseite nach oben zeigt. Die Stahlseide in einem engen Bogen auf die Innenseite des Hakens legen und mit dem Bindegarn befestigen.
Mit dem Bindegarn weiter stramm und gleichmäßig in Richtung Plättchen wickeln. Auch hier wieder darauf achten, dass die Stahlseide möglichst genau parallel zum Hakenschaft verläuft. Gegebenenfalls wieder mit dem Fingernagel korrigieren. Am Ende angekommen, habe ich für etwas höhere Stabilität wieder 3-5 zusätzliche Wicklungen gemacht.
Schritt 4: Abschlussknoten
Das Bindegarn mit zwei halben Schlägen am Haken befestigen. Hierbei ist eine leere Kugelschreiberhülle (oder ein 'half hitch tool') sehr hilfreich. Man kann die halben Schläge entweder über den kompletten Hakenschaft machen, wie im Foto gezeigt. Oder aber auch nur um das Plättchen herum. Am Ende habe ich beides gemacht - erst zwei halbe Schläge um alles herum und dann nochmals zwei halbe Schläge um das Plättchen herum. Damit hält der Abschlussknoten beim nachfolgenden Schritt auch dann zuverlässig, wenn das Ende des Garns sehr kurz abgeschnitten wird.
Schritt 5: Versiegeln mit Knotenlack
Die Verbindung nun vollständig mit Knotenlack versiegeln.
Dabei darauf achten, dass das Bindegarn auf allen Seiten komplett mit Lack bedeckt ist. Nicht mit Lack geizen, sondern großzügig auftragen. Auch die etwas längere Grundwicklung mit Knotenlack überdecken. Durch die überstehende Grundwicklung bildet sich dank Kapillarwirkung eine leichte Phase, welche die Kante am Umkehrpunkt der Stahlseide etwas abmildert und das Aufziehen eines Köders sicherlich erleichtert.
Schritt 6: Lack trocknen lassen
Abschließend nur noch den Lack trocknen lassen. Das Ergebnis ist eine sehr stabile und zugleich schlanke Verbindung. In der Draufsicht von oben trägt das Stahlvorfach bei sauberer Verlegung kaum auf.
Ein Praxistest steht noch aus. Bei Interesse werde ich berichten, ob die so präparierten Haken dem Gebiss der Kugelfische standhielten. Es wird allerdings noch eine weile Dauern, bis ich mal wieder in der Gegend unterwegs bin.
Ah, und noch eine Anmerkung:
Ja, mein Verwendungszweck ist sicher nicht alltäglich und man könnte zurecht fragen, ob man sowas in Deutschland überhaupt braucht. Mit solch kleinen Friedfischhaken vermutlich nicht. Aber ich denke, dass sich mit dieser Methode auch wunderbar feine, hechtsichere Vorfächer für das Zander- oder Barschangeln herstellen lassen.
Viele Grüße!