Deutscher Angelfischereiverband (DAFV) darf kein Traum bleiben!
Im Gespräch mit Friedrich Richter, Mitglied der Verhandlungskommission („6er-Kommission“) des Deutschen Anglerverbandes (DAV) und Präsident des Landesverbandes Sächsischer Angler (LVSA)
Der Verband Deutscher Sportfischer (VDSF) hat die Gespräche über die angestrebte Fusion der beiden deutschen Anglerverbände Anfang Februar ausgesetzt…
…was nicht nur ich ausdrücklich bedauere. Diese Verhandlungen sollten unbedingt fortgeführt werden, denn es geht um nicht mehr und nicht weniger als um die Zukunft der Angelfischerei in Deutschland. Wir brauchen einen einheitlichen Anglerverband, der die Interessen von rund einer Million organisierter Petrijünger artikuliert, eine entsprechende Lobbyarbeit leistet und jenen zumeist selbst ernannten „Naturschützern“ widerspricht, die das Angeln am liebsten ganz verbieten wollen. Doch das Wirken der Petrijünger zur Pflege und zum Erhalt ihrer Angelgewässer bewahrt nicht zuletzt auch ein Stück Natur und Umwelt, denn die Angler tragen so zum Erhalt von Teichen und Seen als Teil der vom Menschen geprägten Kulturlandschaft bei. Für diese und weitere Vorhaben kann ein einheitlicher und damit starker Deutscher Angelfischerverband am besten eintreten und natürlich auch die Grundlagen für die Fischwaid sichern. Schon deshalb sollten die Verhandlungen so bald als möglich fortgesetzt werden – vielleicht mit etwas weniger Zeitdruck als bisher, denn die anfängliche Euphorie zur Bildung eines einheitlichen Anglerverbandes ist bei der Diskussion um viele Detailfragen sehr schnell den „Mühen der Ebene“ gewichen. Nur ohne jedweden Zeitdruck ist es möglich, die Mitglieder aus den Verbänden und Vereinen in einem demokratischen Prozess in die Beratungen mit einzubeziehen und um ihre Meinung zu fragen, denn letztlich sind sie es, die die Delegierten für die erforderliche Meinungsbildung für oder wider den Zusammenschluss mit ihrem Abstimmungsverhalten entsenden.
Als Begründung für die Aussetzung der Verhandlungen führte der VDSF unter anderem das Eckpunktepapier des LVSA an. Was hat es damit auf sich?
Im Auftrage der Verhandlungskommission und des DAV-Präsidiums habe ich zur Mitgliederversammlung des Deutschen Anglerverbandes im April 2010 den erreichten Verhandlungsstand vorgetragen. Den Landesverbänden wurden damit erste Ergebnisse der Beratungen für die Diskussion mit der Mitgliedschaft übergeben, deren Meinungsäußerungen sollten bis November an die Bundesgeschäftsstelle des DAV eingereicht werden. Daraufhin hat das LVSA-Präsidium mit den Präsidien seiner drei Regionalverbände in Chemnitz, Dresden und Leipzig über den Verhandlungsstand diskutiert. Im Ergebnis dieser Beratung haben wir unsere Bewertung und Sichtweise als „Eckpunktepapier“ formuliert und es dem DAV-Präsidenten übergeben. Weshalb dieses DAV-interne Papier auf der Verbandsausschusssitzung des VDSF und zum Fischereitag in München solch ein Aufruhr erzeugt hat, kann ich nicht verstehen. Ein Eckpunktepapier des DAV, wie in der Pressemitteilung des VDSF geschrieben, hat es nie gegeben.
Eine derartige teilweise sogar aggressive Vorgehensweise gegen den LVSA und seine Vertreter dürften einem positiven Votum der sächsischen Delegierten für eine Fusion der deutschen Anglerverbände eher nicht förderlich sein. Es muss schon gestattet sein, dass ein DAV-Landesverband die Interessen seiner Regionalverbände und damit seiner Mitglieder vertritt. Schließlich sind wir die gewählten Vertreter unserer Angelfreunde und sollten deren Meinungen auch berücksichtigen. Dieses demokratische Prinzip ist für unseren LVSA jedenfalls unantastbar.
Ihnen persönlich wird vorgeworfen, dass Sie bereits festgelegte Inhalte und Verfahrensweisen der Fusion erneut in Frage stellen und neu verhandeln wollen.
Wir haben in der 12er-Kommission intensiv und erfolgreich verhandelt und eine gemeinsame Diskussionsgrundlage für den weiteren Fusionsprozess vorgelegt. Jeder von uns, sowohl die Vertreter des DAV als auch des VDSF, war sich bewusst, dass die formulierten Entwürfe von Satzung und Verschmelzungsvertrag erst nach abschließender Diskussion in den Landesverbänden festgeschrieben werden können. So hat der Verbandsausschuss des VDSF in Göttingen Änderungen zum ersten Satzungsentwurf eingebracht, die nochmals diskutiert wurden. Das Grundsatzpapier wurde sogar ganz aus den Verschmelzungsunterlagen herausgenommen. Später hat der VDSF einen völlig neuen Verschmelzungsvertrag vorgelegt. Dagegen ist vom Prinzip her nichts zu sagen, denn für die Verschmelzung brauchen wir die Stimmen der Delegierten, und da muss man ihnen auch Gelegenheit geben, sich in die Diskussion mit einzubringen. Wenn dieser Grundsatz jedoch für den VDSF gilt, warum sollte es dann verwerflich sein, wenn sich der DAV und seine Gliederungen intensiv mit den vorgelegten Entwürfen beschäftigen, denn mit unserem Eckpunktepapier haben wir nichts anderes getan.
Laut VDSF-Pressemitteilung hat die 12er-Kommission mit einer Ausnahme eine gute Arbeit geleistet. Nach unserer Kenntnis sind wohl Sie mit dieser Ausnahme gemeint?
Das ist richtig und wurde vom VDSF-Präsidenten Peter Mohnert zum Fischereitag 2010 in München sogar so offiziell verkündet. Meinem Landesverband und mir persönlich wurde übel genommen, dass wir abgestimmte Inhalte nochmals aufgegriffen und im Interesse der Anglerschaft nach noch besseren Lösungen gesucht haben. Doch ob ich eine gute oder schlechte Arbeit gemacht habe, dürfte nicht allein der VDSF-Präsident zu entscheiden haben.
Kann die Verschmelzung Ihrer Meinung nach noch Wirklichkeit werden?
In den im Januar 2011 in Leipzig mit dem VDSF besprochenen Satzungsentwurf wurden in Auswertung der DAV-internen Diskussion Vorschläge unserer Mitglieder und Inhalte des vom VDSF verworfenen Grundsatzpapiers eingearbeitet. Diese Satzung sollte die Grundlage für weitere Verhandlungen bilden. Wir im DAV müssen unseren Mitgliedern deutlich machen, dass auch nach der Verschmelzung fortschrittliche Fischereigesetzgebungen nicht geändert werden und dass der Gewässerfonds auch weiterhin ein wichtiger Bestandteil unserer Verbandsarbeit bleiben soll.
Noch völlig offen ist, wie und mit welchen Personen das zukünftige Präsidium des neuen Verbandes besetzt werden soll, auch hierzu wird es noch viele Diskussionen geben. Wichtig ist aus unserer Sicht, dass ein gesamtdeutscher Angelfischereiverband die fundamentalen Interessen der Anglerschaft vertritt – für nichts anderes haben wir uns in der Vergangenheit eingesetzt und für nichts anderes werden wir uns bei zukünftigen Gesprächen einsetzen.