Streamer: gut geschützt ins Grün

In vielen Gewässern lauern die Räuber nicht nur im Frühjahr zwischen Halmen oder unter Seerosen. Wer seinen Streamer mit Schutz der Hakenspitze serviert, bleibt nicht lange ohne Biss!
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Verschiedene Muster mit unterschiedlichen Krautschutz-Varianten


Meine ersten Erfahrungen mit Krautschutz am Streamer machte ich vor vielen Jahren in Schweden. Das waren allerdings Spinnköder wie der legendäre Rapala Minnow Spoon. Der hat hier aber nichts zu suchen. Doch auch für Fliegenfischer gibt es Haken mit Krautschutz. Damit fing ich meinen ersten dänischen Hecht zwischen Seerosen und war begeistert. Rein ins Grün und Biss! Ohne Schutz ist in den meisten Fällen nichts zu holen. Meine früheren Redaktionskollegen standen dem Metalldraht überm Haken zwar skeptisch gegenüber, doch ließen sie sich vom Praxisnutzen schnell überzeugen. Auch wenn nicht jeder Fisch hängen bleibt, anders können wir im Pflanzendschungel nicht erfolgreich fischen.
Natürlich finden wir nicht nur Schweden stark bewachsene Reviere, sie sind überall zu finden. Hauptsache, es wächst was am, im und unter Wasser. Haltet Ausschau nach spannenden Hechtgewässern mit ausgedehnten Schilfgürteln, dichten Seerosenfeldern oder anderen Wasserpflanzen. Überall gehen Hecht und Barsch auf Raubzug. Auch Pflanzenteppiche am Grund sind top und die Attacken meist spektakulär.

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Zwischen den Pflanzen bringen auch kleine Hechte Action beim Biss

Schutzangebot

Verschiedene Greifer mit Krautschutz sind im Handel erhältlich. Dabei liegt ein dünner Draht über der Hakenspitze. Befestigt ist er am Öhr. Beißt ein Fisch zu, drückt er im besten Fall den Draht nach oben oder zur Seite und die Hakenspitze liegt frei. Klar, manchmal löst der Schutz auch mal beim Wurf aus oder bei Kontakt mit einem dicken Halm, aber unterm Strich funktioniert das System zuverlässig.

Was aber tun, wenn der Lieblingshaken für Hecht „nackig“ ist? Nur vor der Pflanzen fischen? Oder sich immer wieder ärgern, wenn er hängen bleibt? Nein, wir können selber für Schutz sorgen.
Zum Beispiel mit Hardmono. Der Weg zum DIY-Krautschutz ist einfach und schnell erledigt. Den Favoritenhaken einspannen und einen reißfesten Bindefaden wählen. Dann in Höhe der Hakenspitze eine kurze Grundwicklung legen und zum Beispiel Hardmono anbinden. Das muss nicht lang sein. Ich nutze für meine Barschmuster die 30-lb-Ausführung, für Hecht eine steifere Variante. Zum Beispiel 40 lb. Warum? Geschmackssache. Für kleiner Fliegen und weiche Barschmäuler setze ich lieber das dünnere Hardmono ein.
Mit dem Bindefaden wird das Material nun auf dem Haken bis mittig des Hakenbogens festgebunden. Anschließend den Bindefaden sichern und abschneiden. Jetzt kurz hinter dem Öhr wieder den Faden anbringen, Hardmono vor die Hakenspitze nach vorne führen und unter dem Schenkel festbinden. Bei Bedarf durchs Öhr führen und oben abschließend sichern. Danach Faden abschneiden. Wer das Ganze haltbarer machen möchte, trägt noch eine Kleber- oder Lackschicht auf. Übrigens, auf dem YouTube-Kanal von Marios Fliegendose finden Sie ein passendes Video dazu: https://bit.ly/2PLXy40
Aus dem Hause Stonfo stammt der Anti-Alga-Schutz. Das Prinzip ist dasselbe. Nur dass hier ein Kunststoffabweiser das Grün auf Abstand hält. Das robuste und elastische Stück wird vorne unten am Schenkel angebunden. Der kleine „Trichter“ dann auf die Hakenspitze gesetzt und weist Halme & Co zur Seite. Es gibt ihn in verschiedenen Farben. Ich nehme gerne das Fluo-Orange, da ich es als zusätzlichen Farbreiz ansehe. Kommt die Attacke, löst sich der Schutz und gibt die Hakenspitze frei.
In meinem Angelsammelsurium findet sich noch eine Spule mit dickem V2A-Draht. Eigentlich für den Bau von Köderfischsystemen vor vielen Jahren gekauft, trumpft das graue Material auch bei Abstandshaltern auf. Sieht zwar nicht so toll aus, erfüllt aber seinen Zweck. Ich zwacke mir ein Stück ab, das so lang sein sollte, dass es knapp über die Hakenspitze reicht. Dann einfach einbinden und mit Lack- oder Kleber sichern. Das war es im Prinzip schon. Nach jedem Biss lässt sich das Material wieder in die Ausgangsposition bringen.

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Haken mit Krautschutz ab Werk

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Die Draht-Ausführung

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Stonfo-Hakenschutz

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Hardmono hält auch das Grün vom Streamer fern


Und wie wird gefischt?

Zwischen Schilfhalmen lassen sich die Krautschutz-Streamer variantenreich Einstrippen. Kurze Stopps, schnelles Anstrippen oder mit langen Zügen durchs Grün führen, hier ist meist alles möglich, da der Widerstand durch den Halmabstand nicht groß ist.
Anders sieht es da schon im Seerosenfeld aus. Hier wird auch mit Schutz der Haken das ein oder andere Mal hängen bleiben. Dafür ist der Weg durch die Blätter oder zwischen den Stängeln einfach zu dicht. Aber immer noch viel besser als mit einem normalen Streamer und gerade hier bringen die Bisse Gänsehaut. Ich erinnere mich gerne an die Attacken, wenn urplötzlich die Seerosen sich anheben, der Hecht Richtung Fliege schießt und zuschnappt! An diesen Spots muss die Fliege häufig gar nicht komplett ins Wasser eintauchen. Oft reicht es schon, wenn einzelne Fibern beim Einstrippen zwischen den „grünen Tellern“ die Oberfläche durchbrechen. Ansonsten lasse ich den Streamer in Lücken über das Blatt ins Wasser rutschen. Auch das ist häufig für die Räuber das Zeichen zum Angriff.
Geht es eine Etage tiefer, zuckelt mein Streamer übers Kraut am Grund und taucht nur ab und zu in die weichen „Teppiche“. Hier spielen die geschützten Greifer ebenfalls ihre Vorteile aus. Doch lässt sich an solchen Spots auch mit klassischen Mustern fischen, da der Happen nicht unbedingt ins Kraut „einsacken“ muss.
Ich möchte meine Streamer mit Schutz nicht mehr missen und habe fast nur noch diese Variante in der Box. Probiert es auch, die Hecht lauern schon!

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Freund Jesper mit strammem Krauträuber

Und hier noch mal Bewegbild zum Thema:

Schöne Grüße, Elmar
 
Schöner Bericht!
Ich nutze gerne einfache Offset-Haken. Als zusätzlichen Krautschutz binde ich dann eine Borste eines Straßenbesens ein. Kann man auch durchs dichteste Kraut führen. Wer gerne Hecht fisch, kann auch gut die recht neuen Ahrex Predator Swimbait-Haken verwenden (PB 378 GB), die funktionieren sehr gut und bieten genug Platz fürs Binden. Leider gibt es die nur in den Größen 2/0 und aufwärts, wären für Barsch in kleineren Varianten echt ideal.
 
Moin!
Das Fischen auf Hecht und andere Räuber im Kraut, in der Schilfkante oder zwischen Seerosen ist meiner Meinung nach ein entscheidender Vorteil der Fliegenfischer.
Ich habe anfangs verschiedene Krautschutzsysteme ausprobiert, die Elmar oben auch vorstellt. Letztendlich war mir das aber alles zu kompliziert beim Herstellen.
Vor etlichen Jahren habe ich Andy Weiss auf der Hausmesse eines bekannten Fachhändlers in Peine Krautstreamer auf Offsethaken binden sehen, deren Krauschutz nur aus etwas steiferen Kunstfasern bestand. Darüber kam eine Schwinge aus Flash und ein Paar mit Epoxy verklebten Augen. Das gefiel mir schon ganz gut. Was mir nicht so gut gefiel, war der sehr kurze Bereich auf dem Offsethaken, auf dem das Material eingebunden werden konnte. Außerdem hatte ich das Gefühl, viele Bisse mit den Offsethaken nicht verwandeln zu können.
Also versuchte ich diese Bindeweise mit meinen absoluten Lieblingshaken für Hechtstreamer umzusetzen, dem "Absolute Predator" (früher "Ad Swier Absolute Pike") CS45 von Partridge.
Dabei herausgekommen ist ein Streamer, der zuverlässig vor Kraut schützt, Fische sicher hakt, im Wasser hervorragend spielt und sich gut werfen lässt, da er mit wenig Material auskommt.
Als Krautschutz binde ich z.B. "Deadly Dazzle" oder "Steve Farras Flashblend" von H2O ein, darüber kommt eine Schwinge aus Flash oder in letzter Zeit gerne auch aus Nayat mit ein paar Fibern Angelhair.
Die Hechtstreamer auf den ersten beiden Fotos sind auf CS45, #2/0 gebunden und 15 - 18 cm lang.
Auf dem dritten Bild sind Barschstreamer auf CS45, #1 zu sehen, etwa 8 - 10 cm.
Bild 4 zeigt zwei Varianten auf Gamakatsu F314 Haken, #2, einer mit Nayat, einer mit Polarfibre, mit denen ich Meerforellen aus dem Seegras der Ostsee kitzele.
Der Streamer auf dem 5. Bild ist wieder eine Hechtvariante, diesmal nur mit dem Krautschutz auf dem Haken, der Rest ist auf einen Waddington-Shank aufgebaut.

Ein breites Feld zum Experimentieren.

Stramme Leinen!

Gruß,
Martin
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Hallo Martin,

die sehen ja richtig gut aus. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass die steiferen Kunstfasern das Kraut beiseite drücken oder der Haken einfach zur Seite gedrückt wird. Eine tolle Idee! Darf man fragen, wie du den Winkel beim Binden so gut hinbekommst?

Grüße
Colo
 
Moin, Colo
Ich fange meistens mit einer kleinen Kugel roten Dubbings an, das ich gleich als Kiemen nach oben ausbürste. Das ist schon Mal eine Stütze für Krautschutz und Schwinge. Die Fasern für den Krautschutz tapere ich doppelt so lang, wie sie später stehen sollen und binde sie mit der Mitte des Bündels direkt hinter der Dubbingkugel oben auf dem Haken ein. Den nach vorne stehenden Teil schlage ich dann nach hinten und binde davor eine Stützwicklung. Genauso verfahre ich mit dem Flash. Binde ich die Schwinge aus Nayat, binde ich das Bündel nach vorne ein, schlage es dann zurück und lege es mit einer Stützwicklung fest. Nachdem ich die Augen mit Sekundenkleber auf den Seiten fixiert habe, gebe ich etwas dünnflüssigen UV- Kleber zwischen die Augen, ziehe mit Daumen und Zeigefinger Krautschutz und Schwinge gemeinsam in die gewünschte Position und härte den Kleber dann mit dem UV- Laserpointer aus. Der Kleber soll dabei wirklich nur zwischen den Augen sein, sonst verkleinere ich die Hakenöffnung zu sehr und der Fisch wird schlechter gehakt.
Ich hoffe, das hilft Dir weiter. Ich habe leider im Moment keine Zeit, eine ausführliche Bindeanleitung mit Fotos zu erstellen.

Gruß,
Martin
 
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