So liebe Leute, hier nun eine kleine Zusammenfassung von mir. Ich bin anscheinend die Referenz dafür, da ich seit mittlerweile zwei Jahren sehr häufig vom Packraft auf die Räuberjagd gehe. Hauptsächlich auf kleineren, sehr kleinen und mittleren Flüssen, aber auch auf Waldseen, Teichen und hin und wieder auf mittelgroßen Seen.
Da sehr häufig die Frage kommt, warum ich kein Belly nutze, hier als erstes eine Pro und Contra Liste Belly vs. Packraft aus meiner subjektiven Sicht. Wer sich beim Packraft nicht wiederfindet, kann dann aufhören zu lesen :
Belly:
+ kippstabiler
+ etwas mehr Platz, insbesondere auch für Zubehör
+ kein gesondertes Paddel notwendig, angeln und fahren möglich
- man braucht immer eine Wathose, je nach Witterung gern zu warm oder zu kalt
- man ist langsamer und muss rückwärts fahren
- es hat ein größeres Packmaß, insbesondere zusammen mit der Hose, den Flossen usw.
- bei stärkerer Strömung kaum möglich, dagegen an zu paddeln
- Tiefgang an flachen Stellen (ja ich angel an Gewässern, wo ich im Belly stellenweise laufen müsste ;-) )
+/- Sitzposition ist Ansichtssache
Packraft:
+ schnell, wendig
+ sehr leicht
+ extrem geringes Packmaß
+ sehr schnell und ggf. sogar ohne Pumpe aufgebaut (Blasesack)
+ man kann sich witterungsabhängiger kleiden, im Sommer halt in Badehose und T-Shirt und im Winter dicker anziehen
+ fahren gegen die Strömung möglich, auch bei recht starker Strömung
+ kaum Tiefgang (flache Stellen)
- Platzangebot
- fahren und angeln schwierig (wobei ich mich u.U. einfach mit Hilfe des Windes driften lasse
- empfindlich gegen Wind, stärkerer Wind erfordert einen Anker
Da ich die letzten zwei Jahre intensiv genutzt habe, um vom Packraft zu angeln, teile ich gern meine Erfahrungen. Diese sind zu fast zu 100% positiv. Das Boot kann genau das, wofür es gekauft wurde. Es ermöglicht eine entspannte Angelei vom Boot auch an Gewässern, wo man ein richtiges nicht hin bekäme, die aber auch vom Ufer kaum vernünftig zu beangeln sind. Für weitere Strecken schnalle ich das Boot, das Angelzeug usw. auf eine klappbare Sackkarre und kann so mit einem gemütlichen Spaziergang auch entfernte Wasserlöcher beangeln.
Besonders die Möglichkeit auch bei Badeausflügen mit der Familie eine zwei Stunden dem Trouble zu entfliehen und am schattigen Ufer ein paar Fische zu ärgern, bringt viel Spaß und Abwechslung.
Als sehr effektiv stellte sich das Boot auf kleineren, verwachsenen Flüssen heraus. Man paddelt einfach so weit wie man möchte stromauf und lässt sich (wo erlaubt) mit der Strömung zurück treiben, während man den Fluss vor sich abwirft. Sichtbar heiße Stellen werden verankert intensiver beangelt. Plötzlich bringen Gewässer, die vom Ufer mal ein paar Barsche oder einen kleinen Hecht bringen schier unglaubliche Mengen an Fisch ans Licht, Döbel, Alande, Barsche, Hechte...
Da das Packraft im Prinzip keinerlei Scheuchwirkung über seinen unmittelbaren Schatten hinaus hat, kann man mit leichtem Gerät den Fischen extrem dicht auf die Schuppen rücken und an Stellen angeln, wo man anders nie und nimmer hin käme. Natürlich ginge eventuell auch eine Wathose bei festem Boden, aber die Scheuchwirkung ist sehr viel größer. Und da ein Packraft auch kaum Tiefgang hat, ist es an dieser Stelle einem Bellyboot klar überlegen. Mir reichen auch 10cm Tiefe notfalls in flachen Strecken aus. Der Fluss sollte nur stellenweise breit genug zum Wenden sein ;-) . 2,5m reicht also.
Der einzige gewöhnungsbedürftige Punkt ist in der Leichtigkeit des Bootes begründet. Man muss, speziell bei Hechten, sehr bestimmt drillen. Da selbst kleinere Hechte das Boot drehen, ist der Druck vom Haken schnell mal weg und damit auch der Fisch. Ich habe mittlerweile die Bremse fast komplett zu. Ein Abriss ist auszuschließen, da ein unerwartet großer Fisch im Zweifel einfach das Boot kurz zieht, man hat also Zeit um zu reagieren und ggf. die Bremse etwas zu öffnen.
Kühle Witterung stellt tatsächlich kein Problem dar. Wenn man sich vernünftig (am Ufer zu warm) kleidet, hält man es auch noch bei 5 Grad oder so gut auf dem Wasser aus. Man bekommt bei ungeeigneten Socken etc. nur fix kalte Füße, der Boden des Boots ist halt kalt und man bewegt die Beine wenig.
Was vom Packraft nicht wirklich funktioniert ist jerken mit größeren Ködern...durch die Leichtigkeit des Bootes dreht oder zieht man das Boot bei jedem Ruck in die entsprechende Richtung, was einer präzisen Köderführung nicht gut tut. Vor Anker gehts besser, aber auch nicht super. Besser gehen größere Köder mit wenig Widerstand...Swimbaits und ähnliches.
Seit ich Packrafts kenne, angel ich im Prinzip nur noch in "Notfällen" vom Ufer. Es gibt halt Gewässer, wo Boote nicht erlaubt sind (Bäche) oder Bedingungen (starker Wind, starke Strömung) wo diese Rafts an ihre Grenzen kommen. Ansonsten ist man mit dem Boot eigentlich immer im Vorteil, allein weil man fast jeden Hänger lösen kann und damit riskanter angeln kann und weil man viel unauffälliger an die Stellen kommt, als man es zu Fuß je könnte. Einzige Voraussetzung am Gewässer ist eine flache Stelle zum Einstieg! Vom Steg in und vor allem aus dem Boot zu kommen gestaltet sich sehr schwierig bis unmöglich (je nach Höhe des Steges).
Ich möchte aber dringend darauf hinweisen, dass diese Boote definitiv nicht auf große Ströme wie Elbe und Oder gehören und man damit auch nicht den Barschberg in der Mitte der Müritz anpaddeln sollte, auch eine Tour zum Trollegrund vor Kühlungsborn ist mit einem Packraft sicherlich nicht empfehlenswert!
Für den Packraftfahrer ist Wind schlimmer als Strömung!!! Man kann problemlos gegen relativ flotte Strömung anpaddeln, das Boot hat ja keinen Tiefgang und wird von der Strömung nur wenig beeinflusst. Aber richtig Wind ist Kacke! Das kann dazu führen, dass man vom Wind gegen die Strömung getrieben wird und aufm See nur mühsam wieder zurück kommt, da der Wind tendenziell das Boot immer wieder quer drehen will. Aus Sicherheitsgründen paddle ich daher gegen den Wind raus, so dass ich im Zweifel immer in die Nähe des Startpunktes zurück getrieben werde.
Also wenn dann keine Angst vor Strömung (natürlich weder Bergbach noch Oder oder Elbe), aber Respekt vorm Wind auf großen Gewässern!
Hinweis aus Sicherheitsgründen: Eine Paddelsicherung, die das Boot und das Paddel verbindet, halte ich für sehr wichtig. Wenn man das Paddel verliert und wegtreibt oder das Paddel sinkt, ist man manövrierunfähig und treibt dahin, wo Wind und Strömung einen hintreiben.
Paddeln mit den Händen, dem Kescher oder ähnlichem funktioniert spätestens bei Wind nicht!! Ich habe es im Sommer probiert.
Und ich würde eine Schwimmweste für überlebensnotwendig halten. Die Boote sind zwar robust, haben aber nur eine Kammer. Wenn etwas schief geht, liegt man mitsamt der Klamotten etc. im Bach.
Insgesamt sind das Boote für kleinere und mittlere Gewässer super, aber keine eierlegende Wollmilchsau für 5 Ruten+Koffer Angler, zum Ansitzen eher bedingt geeignet (wobei das Trotting auf Döbel damit in neue Dimensionen und Möglichkeiten vorstößt), nicht das Wahre bei starkem Wind...aber sonst macht das mega viel Spaß.
Allerdings, nochmals der Hinweis: Das Angeln vom Packraft erzwingt Disziplin bei der Menge an Gerät. Eine Rute, zwei kleine Boxen, etwas Zubehör und was zu trinken...dann ist das Ding voll! Wer für jede Eventualität packt und immer die optimale Rute in der Hand haben muss, der ist bei den Dingern falsch.
Bei Fragen gern melden.