Würdest Du für Bleiersatz mehr Geld bezahlen?

  • Ja, der Umwelt zuliebe

  • Nein, denn Angelblei schädigt die Gewässer nicht

  • Bin unsicher - kommt auf den Preis und die Qualität an


Die Ergebnisse sind erst nach der Abstimmung sichtbar.
Droht nun endgültig das Aus für Angelblei? Eine Report der zuständigen EU-Agentur empfiehlt Verbote. Die Kommission steht unter Handlungsdruck.

Für einen Artikel in RUTE&ROLLE habe ich zum Thema Angelblei recherchiert. Die Wogen schlugen letztes Jahr etwas hoch: Bleigießen wurde verboten. Oder besser gesagt: Die entsprechenden Sets dürfen seit März 2018 nicht mehr verkauft werden. Hintergrund ist eine EU-Verordnung (REACH), die Grenzwerte für Bleiprodukte vorschreibt. Gemische dürfen nicht mehr als 0,03 und feste Gegenstände nicht mehr als 0,05 Prozent Blei enthalten. Für bestimmte Produkte gab es bislang jedoch Ausnahmen – darunter auch Angelblei.
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Adieu Blei? Das Material ist weich, sehr schwer und kostet nicht viel. Eigentlich ideal, wäre es nur nicht giftig

Damit könnte es jedoch bald vorbei sein. Denn Ende letzten Jahres legte die ECHA (EU Chemical Agency) ihren Abschlussbericht zu den Auswirkungen von Angelblei sowie Jagdschroten in Feuchtgebieten vor. Darin heißt es deutlich, dass eine Beschränkung des Gebrauchs und Verkaufs von Angelblei die vom Material ausgehenden Risiken signifikant senken könne. Auf Deutsch: Es werden Verbote empfohlen.
Das bedeutet, dass die KOmmission die Empfehlungen in Gesetzesvorschläge gießen muss. Noch ist nicht klar, in welche Richtung es geht. Sollen die Verbote nur für geschützte Feuchtgebiete gelten? Soll alles Angelblei oder nur Klemmbleie verboten werden? Jan Kappel von der Europäischen Vereinigung der Angelgerätehersteller EFTTA (European Fishing Tackle Trade Association) erwartet, dass für Jagdschrote bereits in diesem Jahr eine Regelung kommen wird. Auch für Angelblei werden Einschränkungen erwartet. Wie die jedoch aussehen werden und wann sie in Kraft treten, weiß derzeit noch niemand.

Nur Panikmache? Nicht ganz!
Es wird immer wieder heftig diskutiert, ob Angelblei überhaupt negative Auswirkungen hat. Das Blöde: So richtig sagen kann das bislang niemand. Klar ist Blei giftig, das bestreitet niemand. Aber welche Rolle spielt Angelblei? ECHA geht von 2.000 bis 6.000 Tonnen Angelblei aus, das europaweit pro Jahr in die Gewässer eingebracht wird. Das ist nicht mehr als eine grobe Schätzung, denn wirklich belastbares Datenmaterial gibt es nicht. Menschen nehmen 80 Prozent des Bleis über die Nahrung sowie das Trinkwasser auf. Aber löst sich das Angelblei tatsächlich auf und gelangt so in unseren Körper? DAs ist äußerst umstritten. Olaf Lindner vom Deutschen Angelfischerverband (DAFV) sagt dazu: „Welche Auswirkungen der Eintrag von Blei durch Angler auf unsere Gewässer hat, ist wissenschaftlich nicht final geklärt. Zumindest ist uns keine Studie bekannt.“ Ob die Wasserqualität durch den Eintrag von Angelblei leidet, ist also offen. Eine direkte negative Auswirkung auf den menschlichen Körper kann nicht nachgewiesen werden. Also alles nur Panikmache? Nicht ganz!
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Fischen ist es wohl wurscht, auf was sie beißen. Der Zander wurde mit Weicheisen-Jigkopf überlistet

Klar ist nämlich, dass bestimmte Wasservögel durch die Aufnahme von Klemmbleien verendet sind. Sowohl in den USA, in Kanada als auch England wurde nachgewiesen, dass Höckerschwäne und Tauchvögel starben, weil sie Klemmbleie gefressen hatten, die sie für kleine Steine und Kiesel hielten. In England schrumpfte seit den 60er Jahren die Population der Höckerschwäne. Erst als 1986 in Großbritannien Klemmbleie, die schwerer als 0,06 Gramm sind, verboten wurden, stieg die Zahl wieder deutlich. Man glaubt es kaum, aber alle Quellen, die ich gefunden haben, sagen klipp und klar, dass es hier einen kausalen Zusammenhang gibt (z. B. HIER).

Verbote werden kommen – nur welche?
Es gilt daher als ziemlich sicher, dass Schrotblei, das von Vögeln gefressen werden kann, europaweit in bestimmten Gebieten verboten wird. Ob es bei dieser „kleinen“ Regelung bleibt, ist aber äußerst fraglich. Bereits jetzt gehen einige Mitgliedstaaten darüber hinaus. Das könnte eine Sogwirkung entwickeln. So ist in Dänemark seit 2002 der Verkauf (nicht der Gebrauch!) von Angelblei untersagt und in Holland arbeitet man an einer freiwilligen Selbstverpflichtung. Dort einigten sich Politik, Angelverbände, Hersteller und Verbraucherschutzorganisationen auf eine Reduktion um 30 Prozent in den nächsten drei Jahren. In absehbarer Zeit soll es ganz verschwinden. Auch in Schweden sowie in einigen anderen Ländern wird lebhaft diskutiert.
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Jörg Strehlow setzt voll auf umweltverträgliche Materialien

Große Versunsicherung

In Deutschland ist die Verunsicherung in der Branche groß. Viele Hersteller würden nach eigenem Bekunden gerne umstellen, doch im Alleingang ist das wirtschaftliche Risiko einfach zu hoch. Zwar bieten etwa Zebco oder Spro Alternativprodukte an, diese fristen verglichen zu bleihaltigen Produkten aber eher ein Nischendasein. Markus Brill-Heck von Spro bringt es auf den Punkt: „Wenn wir unsere gesamte Produktion auf eine Alternative umstellen, die vom Verbraucher nicht akzeptiert wird, dann verlieren wir wichtige Marktanteile.“ Solange die bewährten, günstigen Produkte erhältlich sind, wird der Großteil der Verbraucher nicht zu teureren Alternativen aus Stahl, Zinn oder Tungsten greifen. Das Risiko geht kein größerer Anbieter ein.
Legierungen aus Alternativmaterialien sollen die Eigenschaften verbessern und vor allem die Kosten senken. Das funktioniert, aber von sich aus sind wohl nur die wenigsten Angler bereit, dafür mehr Geld auszugeben. Eine Studie im Auftrag der Europäischen Kommission kam 2004 zu dem Ergebnis, dass ein Bleiverbot für den durchschnittlichen Angler jährliche Mehrkosten von 1,50 bis 10,40 Euro bedeuten würde. Bei solchen Zahlen bin ich sehr skeptisch, denn wie will man das denn seriös ermitteln? Die sehr hohe Spanne deutet schon darauf hin, dass die Schätzung sehr vage ist. Tatsächlich dürften die Kosten zum Beispiel für passionierte Gummifisch- oder Meeresangler um ein Vielfaches höher liegen. Ein Brancheninsider, der namentlich nicht genannt werden möchte, fürchtet einen radikalen Einbruch im Gummifisch- und Meeresangelsektor. „Kleinere Pilkerschmieden können dann sofort dicht machen“, ist er überzeugt.

Freiwillige Selbstbeschränkung?

Doch was tun? Ein Verbot in der einen oder anderen Form wird kommen. Ob es Übergangsfristen geben wird, steht in den Sternen. Wäre es da nicht besser, dem unkalkulierbaren Risiko einer Restriktion von oben durch eine freiwillige Selbstbeschränkung zuvorzukommen? Die Holländer machen es ja vor. So könnte sich die Branche als innovativ präsentieren und würde sich die negative Presse ersparen, die mit einem Verbot einherginge. Das sieht auch der europäische Dachverband so. 2015 veröffentlichte die EFTTA ein Positionspapier, in dem sie die Industrie und Angler zu einer freiwilligen Reduktion aufrief. Offiziell unterstützt wurde das Papier von diversen nationalen Angelverbänden, der DAFV gehörte nicht dazu.

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Frerk Petersen von Zebco war mit bleifreien Buttlöffeln erfolgreich

Dennoch ist auch hierzuland die Bereitschaft vorhanden. Ich habe mit einigen Vertretern aus der Industrie gesprochen und eigentlich sagen alle, dass etwas passieren muss. Es müsste aber abgestimmt sein, denn Alleingänge schaden dem Geschäft. Und jetzt kommt das große ProblemN: Hierzulande fehlt es an den notwendigen Kommunikationsstrukturen. Es gibt niemanden, der den Hut aufsetzen kann oder möchte. Der nationale Verband der Angelgerätehersteller hat sich vor einigen Jahren wegen kleinlicher Querelen aufgelöst. Somit spricht die Angelgeräteindustrie nicht mit einer Stimme.
Der DAFV geht bei dieser Thematik nicht in die Offensive. Zwar hält man dort „die Verwendung von erwiesenermaßen umweltfreundlicheren Materialien“ für den „richtigen Ansatz“. Doch eine Vorreiterrolle will man nicht einnehmen. Das kann ich sogar verstehen, denn der Bleiverzicht wird bei vielen Anglern auf Unmut stoßen. In den letzten Jahren gab es so viele unsinnige Verbote und Einschränkungen und entsprechend gering dürfte die Bereitschaft sein, nun auch noch freiwillig auf ein bewährtes Material zu verzichten. So eine unpopuläre Initiative wäre politischer Selbstmord für den DAFV, der in den letzten Jahren viel Vertrauen sowohl bei den Anglern als auch bei den Herstellern verloren hat.
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Oben Blei, unten Stahl: Viel größer ist der Jigkopf nicht

Von einem abgestimmten Vorgehen sind die Akteure also weit entfernt. Die Zeit tickt jedoch. Denn selbst falls die EU-weite Regelung noch auf sich warten lässt, steht die Bundesrepublik unter Zugzwang. In der „Verordnung zum Schutz der Oberflächengewässer“ ist nämlich festgeschrieben, dass ab 2021 keine „prioritären Stoffe“, darunter auch Blei, deutschen Gewässern zugeführt werden dürfen. Auch wenn in dem Zusammenhang noch nicht von Angelblei die Rede ist, wäre es naiv zu glauben, dass ausgerechnet das von einem Verbot ausgenommen wird.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Was mich diesbezüglich interessieren würde: Stellst du schon Rundkopf-Stahljigs her oder kennst du Hersteller? Und merkst du eine Nachfrage danach?
Weil ich habe am Markt noch keine Stahljigs gefunden. Aber ich habe schon von einigen Anglern gehört: Wenn es Stahljigs zu kaufen geben würde, dann würde ich sie kaufen oder zumindest testen. Aber sie selbst herzustellen, ist mir zu (zeit)aufwändig.

Ich kenne weder einen Hersteller, noch stelle ich welche her noch hat mal jemand danach gefragt. Angelzeug in Deutschland muss primär billig sein. Was dir der Angler sagt und was der Angler wirklich tut ist ein riesen Unterschied. Die meisten sagen sie wollen hohe Qualität, bezahlen dafür auch gerne mehr. Wenn es allerdings soweit ist, dann ist man auch gern mit etwas weniger Qualität zufrieden.
Ich habe ehrlich gesagt für Stahljigs noch kein wirkliches Interesse, aber ich hab vor 4 Jahren immerhin schon ein paar Lagerkugeln gekauft die ich testen wollte, es kam aber nie dazu.
 
Danke für die Infos.

Angelzeug in Deutschland muss primär billig sein.
Dass muss ja nicht unbedingt gegen die Stahljigs sprechen. Zumindest das Material ist ja ähnlich billig wie bei Bleijigs. Eine 10g-Stahlkugel bekommt man zu einem Endverbraucherpreis (also inkl. MwSt.) von ca. 10ct. Wieweit man da in der Fertigung auch preislich mithalten kann, weiß ich aber nicht. Aber bei Massenproduktion sollte es wohl auch machbar sein, dass Stahljgs nicht arg mehr kosten als Bleijigs.
Und es werden aktuell ja sogar Gewichte aus Wolfram (Tungsten) gekauft, obwohl die mindestens das Fünffache von Bleigewichten kosten.

... ich hab vor 4 Jahren immerhin schon ein paar Lagerkugeln gekauft die ich testen wollte, es kam aber nie dazu.
Da hätte ich mir ja viel erspart, wenn du schon vor 4 Jahren Stahljigs gebaut und angeboten hättest, weil ich habe erst vor ca. 3 Jahren mit der Eigenbau-Tüftelei angefangen. :)
Darf ich fragen, welche Herstellmethode du da geplant hattest? Ähnlich wie ich das mit den begrenzten Heimwerkermöglichkeiten mache oder hast du ganz andere Ideen und andere professionelle, sprich industrielle Fertigungs-Möglichkeiten zur Verfügung?

Zu> Lagerkugeln:
Für meine Zwecke haben sich ungehärtete Stahlkugeln gut bewährt. Die sind so weich, dass man sie problemlos auch mit einer Handmetallsäge bearbeiten kann. Kugeln für Kugellager sind meines Wissen hingegen gehärtet und entsprechend schwer zu bearbeiten (und ich glaube auch deutlich teurer). Zudem enthalten sie andere Metalle wie Chrom, von denen ich als Laie wieder nicht weiß, ob sie ökologisch unbedenklich sind.
 
Zuletzt bearbeitet:
In manchen Bereichen hat Wolfram dem Blei ohnehin schon den Rang abgelaufen. Fliegen und Nymphen werden fast nur noch mit Tungsten gebunden, Dropshot-Gewichte, Chebus usw...

Es ist nachgewiesen, dass manche Vögel so blöd sind und Blei fressen, Alternativen sind verfügbar und zwingen mich sicher nicht, fürderhin nur noch Marmeladenbrot zu essen - so egoistisch kann ich gar nicht sein als dass ich trotzdem noch Blei verwenden würde.
 
In manchen Bereichen hat Wolfram dem Blei ohnehin schon den Rang abgelaufen. Fliegen und Nymphen werden fast nur noch mit Tungsten gebunden, Dropshot-Gewichte, Chebus usw...
Ja, finde ich gut. Aber genau in den Bereichen, in denen größere Mengen an Blei abgerissen werden (zB Grund- und Jigangeln in hängerträchtigen Flüssen) ist Wolfram mMn aus ökonomischer und auch ökologischer Sicht keine gute Alternative zu Blei.

Ökonomisch nicht, weil viel zu teuer. Wer will und kann sich schon 15g-Jigs um ca. 5 Euro leisten, wenn man zB pro Stunde angeln mit mindestens einem Abriss rechnen muss? Ökologisch nicht, weil - so weit mir bekannt - für die Gewinnung von Wolfram und die Herstellung von Wolfram-Jigs ein rel. großer Ressourcen- und Energieaufwand erforderlich ist, der nicht zuletzt im hohen Preis zum Ausdruck kommt.

Ich halte da Stahl nicht in allen, aber in vielen Fällen für eine bessere Alternative. Fürs Grundangeln gibt es schon Produkte aus Stahl bzw. auch aus Stein. Aber bei den Jigs setzen die Hersteller zB auf ZAMAK und Zink, aber überhaupt nicht auf Stahl - zumindest soweit ich das festgestellt habe. Weiß jemand, warum das so ist?
 
Dass muss ja nicht unbedingt gegen die Stahljigs sprechen. Zumindest das Material ist ja ähnlich billig wie bei Bleijigs. Eine 10g-Stahlkugel bekommt man zu einem Endverbraucherpreis (also inkl. MwSt.) von ca. 10ct. Wieweit man da in der Fertigung auch preislich mithalten kann, weiß ich aber nicht. Aber bei Massenproduktion sollte es wohl auch machbar sein, dass Stahljgs nicht arg mehr kosten als Bleijigs.
Und es werden aktuell ja sogar Gewichte aus Wolfram (Tungsten) gekauft, obwohl die mindestens das Fünffache von Bleigewichten kosten.

Das Problem sind nicht Jigs, die sind Herstellbar. Aber was machst du bei Pilkern oder "3D-Jigköpfen"? Die Formen gibt es nicht von der Stange zu kaufen.

Da hätte ich mir ja viel erspart, wenn du schon vor 4 Jahren Stahljigs gebaut und angeboten hättest, weil ich habe erst vor ca. 3 Jahren mit der Eigenbau-Tüftelei angefangen. :)
Darf ich fragen, welche Herstellmethode du da geplant hattest? Ähnlich wie ich das mit den begrenzten Heimwerkermöglichkeiten mache oder hast du ganz andere Ideen und andere professionelle, sprich industrielle Fertigungs-Möglichkeiten zur Verfügung?

Zu> Lagerkugeln:
Für meine Zwecke haben sich ungehärtete Stahlkugeln gut bewährt. Die sind so weich, dass man sie problemlos auch mit einer Handmetallsäge bearbeiten kann. Kugeln für Kugellager sind meines Wissen hingegen gehärtet und entsprechend schwer zu bearbeiten (und ich glaube auch deutlich teurer). Zudem enthalten sie andere Metalle wie Chrom, von denen ich als Laie wieder nicht weiß, ob sie ökologisch unbedenklich sind.

Ich hatte die einfachste Variante geplant. Schlitz flexen, Jighaken einlegen und dann mit 2K-Knete oder mit 2K-Kleber den Schlitz füllen.

Die Lagerkugeln kannst du auch ganz einfach weich glühen, das ist kein Thema.
Chrom enthält vor Allem Edelstahl, denn dieser wird ab 10 bis 12% Chromanteil rostfrei. Diesen nimmst du im Alltag überall her, sogar zum Kochen.
 
Das Problem sind nicht Jigs, die sind Herstellbar.
Woran mag es dann aber liegen, dass keine Firma Stahljigs herstellt?
Stattdessen werden Jigs aus ZAMAK oder Zink angeboten. Diese Materialien sind jedoch leichter als Stahl und zudem ist vor allem ZAMAK bzgl. Umweltbelastung und Gesundheitsgefährdung mMn nicht so unbedenklich wie Stahl.

Hier ein Größenvergleich zwischen Stahl und ZAMAK:
10gStahlvs10gZAMAK.jpg

10g-Kopf, links: Eigenbau-Stahljig, rechts: gekaufter ZAMAK-Jig
 
Zuletzt bearbeitet:
Woran mag es dann aber liegen, dass keine Firma Stahljigs herstellt?
Weil die Bearbeitung eben aufwendig ist, was Energie, Zeit, Werkzeugverschleiß usw. betrifft.
Die Elektronikindustrie hat z.B. auf SMT umgestellt, damit sie erheblich weniger teure Löcher in die Epoxid-Platinen bohren müssen.

Jetzt soll jemand Stahl bearbeiten, wo vorher mit ein bischen Blei heiß machen und in Form gießen alles erledigt war !?
Zinkdruckguss ist immerhin nur ein Stück mehr Aufwand als Bleiguss.

Solange die Teile nicht etwa durch eine Presse/Stanze in allen Belangen sinnvoll vorgeformt werden können, wird das nichts mit Masseneinsatz.
 
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Genau so sieht's aus.
Schlitz Fräsen/sägen und einkleben ist viel zu aufwendig und sieht auch zu sehr nach gebastel aus, das kauft keiner wenn nebenan der hübsche Blei/Zinn/Zamak-Kopf am der Wand hängt.
Allen Respekt von deiner Arbeit Erich. Aber glaub mir, die Angelbranche ist nicht so leicht zu begeistern wie man das oft denkt. Begeisterung löst meistens nur ein Schnäppchen eines renommierten Herstellers oder leicht bekleidete Anglerinnen aus. Der Rest muss hart verdient werden.
 
Solange die Teile nicht etwa durch eine Presse/Stanze in allen Belangen sinnvoll vorgeformt werden können, wird das nichts mit Masseneinsatz.
Ja, das sehe ich durchaus ähnlich.

Schlitz Fräsen/sägen und einkleben ist viel zu aufwendig und sieht auch zu sehr nach gebastel aus, das kauft keiner wenn nebenan der hübsche Blei/Zinn/Zamak-Kopf am der Wand hängt.
Wie hast in diesem Zusammenhang deine Aussage gemeint 'Das Problem sind nicht Jigs, die sind Herstellbar.', weil du siehst ja offenbar doch ein Problem?

Ein paar Anmerkungen:
- Mein Herstellvorgang ist natürlich keine marktreife Lösung für industrielle Fertigung. Ich mache das halt so, weil ich mit begrenzten Heimwerkermitteln nicht recht viel andere Möglichkeiten sehe, Stahljigs herzustellen. Aber immerhin kann man damit vollfunktionsfähige Stahljigs herstellen. Und kann jederzeit testen, ob sie was taugen, ohne auf Angebote von Herstellern warten zu müssen. Bei industrieller Fertigung könnte man die Ausnehmung in der Kugel anders vorfertigen und man kann pressen, schweißen, schmieden, löten, was weiß ich. Ob die Fertigung da viel teuer sein muss, kann ich schwer beurteilen. Das Material ist jedenfalls auch bei Stahljigs billig.

- Bei meiner Herstellweise gibt es einen Zusatzeffekt, der mMn auch einen etwas höheren Jigpreis durch Umwegrentabilität rechtfertigen würde. Denn ich klebe den Haken nicht mit 2k-Kleber ein, sondern mit einem Montagekleber, der keine sehr hohe Tragkraft hat. Der Plan ist, dass man dadurch eine Sollbruchstelle für Kopfhänger erhält, weil sich eine verklemmte Kugel bei etwa 3 bis 5kg Zug vom Jighaken lösen kann. Wodurch bei einem Kopfhänger der teure Gummiköder bzw. die ganze restliche Montage gerettet werden kann und nur die billige Stahlkugel verlorengeht. Weiters erhöht sich die effektive Angelzeit, weil man weniger mit Neumontieren beschäftigt ist. Manche Angler finden diese Idee sehr gut, andere spricht sie hingegen gar nicht an. Auch diesen Ansatz kann man bei industrieller Fertigung sicher verbessern. Mehr Infos zu allen Sollbruchstellen-Lösungen siehe Website; bitte nach 'Stahljigs' googeln.

Allen Respekt von deiner Arbeit Erich. Aber glaub mir, die Angelbranche ist nicht so leicht zu begeistern wie man das oft denkt.
Das Ziel meiner Initiative ist nicht primär, Hersteller zu überzeugen, Stahljigs zu bauen, darauf habe ich ohnehin kaum Einfluss. Obwohl sich immerhin schon ein Produktentwickler bei mir gemeldet hat. Er testet meine Stahljigs derzeit und zieht eine Kleinserie in Erwägung.

Mein Ziel ist hauptsächlich, anderen Anglern, die mit der Umweltverschmutzung durchs Jigangeln auch nicht glücklich sind, einen möglichen Weg aufzuzeigen, wie man die Situation verbessern könnte. Einerseits durch Stahl statt Blei und andererseits durch den Einsatz von Sollbruchstellen, wodurch man die Gesamtmüllmenge reduzieren kann. Etliche Angler hat das inzwischen angesprochen. Sie haben sich für meine Vorarbeit bedankt und testen oder verwenden inzwischen Stahljigs oder arbeiten an eigenen Ideen.
 
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pressen, schweißen, schmieden, löten,
Und das ist eben im Vergleich zum Gießen viel zu teuer.

Sollbruchstellen sind doch gar nicht gewollt. Warum sollte ein Hersteller dafür sorgen, dass er weniger verdient? Und dafür noch Engineering rein stecken. Die Umweltverschmutzung grenzt du auch mit Zamak und Zinn schon ein. Und sind wir mal ehrlich, die paar Gummis auf den Müll dieser Welt gesehen ist das nicht mal ein Tropfen auf einen heißen Stein, sondern noch viel weniger.

Allein dass sich hier niemand am Thread beteiligt, zeigt schon, dass der Bedarf am Markt einfach nicht gegeben ist.

Ich wünsch dir auf jeden Fall noch viel Glück bei deinem Vorhaben. Vielleicht wird's ja irgendwann mal was.
 
Und sind wir mal ehrlich, die paar Gummis auf den Müll dieser Welt gesehen ist das nicht mal ein Tropfen auf einen heißen Stein, sondern noch viel weniger.
Natürlich kann man das so sehen, aber letzlich bedeutet dieses Argument doch nichts anderes, als dass die weitere Verschmutzung der Umwelt mit Müll damit gerechtfertigt wird, dass es ohnehin schon sehr viel Müll auf der Welt gibt. Ob das der richtige Ansatz ist, die ohnehin schon großen Umweltprobleme dieser Welt zu verringern? Ich glaube kaum.

Und 'die paar Gummis' aufsummiert auf alle Jigangler sind alleine in Deutschland pro Jahr viele, viele tausend Gummiköder bzw. etliche Tonnen. Bei Flussanglern ist es meines Wissens nach normal, dass sie 100 und mehr Köder pro Jahr abreissen. Und dazu kommen noch etliche Tonnen an Müll in Form von giftigem Blei. Beim Blei kenne ich diese aktuelle Zahl aus Holland. Dort wird geschätzt, dass Angler jährlich 30 Tonnen Blei in die Gewässer einbringen. Quelle: https://www.sportvisserijnederland....rtvisserij-aanzienlijk-lager-dan-geraamd.html

Und auf Eines möchte ich in diesem Zusammenhang einmal hinweisen: Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen dem Müll, der durchs Jigangeln verursacht wird und dem Müll im Alltag.
Nämlich: Den Müll im Alltag werfen wir in der Regel in die Mülltonne, mit dem Bewusstsein, dass er ordnungsgemäß entsorgt oder recycelt wird, um möglichst keinen oder möglichst geringen Schaden an der Umwelt anzurichten. Den Müll beim Jigangeln (eben die abgerissenen Gewichte und Gummiköder) hingegen werfen wir direkt in die freie Natur, und zwar unwiederbringlich. Und dieser Müll besteht zudem zu einem erheblichen Teil aus Giftstoffen wie Blei und PVC-Weichmachern.

Hier gibt es also überhaupt keine ordnungsgemäße Entsorgung. Vielmehr ist eine direkte Schädigung der Umwelt gegeben oder zumindest möglich. Jedenfalls wird sie (bewusst) in Kauf genommen oder halt einfach ignoriert. Und das machen wir mit der Natur quasi vor unserer Haustür, obwohl das gar nicht notwendig wäre.

Ich finde, hier besteht klarer Verbesserungsbedarf. Auch ein Teil der Angler sieht das so, soweit mir aus Gesprächen bekannt ist. Und diese Meinung kommt wohl nicht zuletzt auch durch die im Eingangsartikel angeführten Initiativen in verschiedenen Ländern zum Ausdruck.

Erfreulicherweise gibt es aktuell schon etliche Ansätze, es besser zu machen. Auch in der aktuellen Ausgabe einer Angelzeitschrift wird im Artikel ‚Gummis ohne Gift- Der neue Ködertrend‘ der Verbesserungsbedarf thematisiert.
 
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Respekt aber..

"
Einer dieser Dekoartikel war ein Fisch aus Metall, den sie auf dem Flohmarkt gekauft hatte. Der muss ins Wasser, dachte sie sich und legte ihn in eine Wasserkaraffe, aus der sie regelmäßig trank.

Was sie nicht wusste: Der Fisch enthielt Blei."


wer tut denn sowas???
 
Eine gute Alternative wären Grundgewichte aus Zinn, einfach, billig und schnell herzustellen!
Sonst lässt sich noch Messing leicht drehen, bohren, biegen, gießen und stanzen...
Somit sollte es für viele Angelarten Verwendung finden können!

Wenn ich in strömenden Gewässern an die Vielzahl abgerissener Bleie denke, die sich an Steinen immer mehr abreiben, wird mir ganz anders...da die Fische Ihre Nahrung am Grund suchen!

Bloß wenn diese schon mit Blei belastet ist? In Dänemark ist es ja schon lange bei Strafe verboten, mit Blei zu angeln, ob ein Verbot bei uns durchzusetzen und kontrollierbar ist, bleibt abzuwarten.
 
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Bloß wenn diese schon mit Blei belastet ist? In Dänemark ist es ja schon lange bei Strafe verboten, mit Blei zu angeln, ob ein Verbot bei uns durchzusetzen und kontrollierbar ist, bleibt abzuwarten.
Man darf schon noch mit Blei angeln, lediglich der Verkauf ist wirklich streng verboten. Es wird aber indirekt darum gebeten aus Rücksicht zur Natur nicht mit Blei zu angeln.
 
Respekt aber..

"
Einer dieser Dekoartikel war ein Fisch aus Metall, den sie auf dem Flohmarkt gekauft hatte. Der muss ins Wasser, dachte sie sich und legte ihn in eine Wasserkaraffe, aus der sie regelmäßig trank.

Was sie nicht wusste: Der Fisch enthielt Blei."


wer tut denn sowas???

Ich würde mir auch nichts in mein Teewasser o.ä. tun, von dem ich nicht genau wüsste was es eigentlich ist. Da gehören meiner Meinung nach auch keine Teeeier aus irgendwelchem "Chinaplaste" rein. Aber irgendeinen unbekannten Gegenstand vom Flohmarkt ins Trinkwasser zu tun, also wirklich nicht. Alleine die Idee finde ich schon relativ befremdlich.

Das ist ja das Tragische an dem Fall mit diesem Mädel. Nichts Böses ahnend bzw. wohl auch reichlich naiv hat sie sich mit Anfang 20 diesen ollen Dekofisch in die Wasserkaraffe getan und ein paar Jahre später verliert sie wegen dieser Kleinigkeit beide Füße. Das finde ich schon ganz schön heftig.

Auch oder vielleicht gerade wenn man nicht um die Giftigkeit gewisser Stoffe weiß, soll man immer eine gesunde Vorsicht an den Tag legen. Aber ist sie deshalb selbst schuld an diesem Unglück? Ich glaube nicht, das kann man wohl eher als Schicksal bezeichnen. Krass ist dieser Fall allemal.
 
Alleine das, was da in Anstrichmenge und Kontaktfläche auf die großen Schiffte und dann die kleinen Schiffe kommt ...
und dann die paar Kügelchen der Angler?

Ich gehe mal alleine mit ein bischen Überschlagsrechnung davon aus, dass alleine der Rhein mehr in einer Stunde im Abwasser befördert (Sandoz, Bayer, BASF usw.), als alle Angler in einem Jahr zu hinterlassen bzw. freisetzen schaffen. Weil freiwillig versenkt keiner seine Bleie.

Trotzdem gilt natürlich vermeiden was nur geht.
 
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