Ein alpiner Fluss mit einer Landschaft, die an Kanadas Weiten erinnert, und kampfstarken Fischen wartet in Kärnten auf Sie. Ich ließ mich von der Vellach in ihren Bann ziehen und vom Fischereiverein Fly Vellach ins Revier führen.
Erster Fisch – eine Vellach-Äsche
An der Felswand steigt unentwegt eine schöne Regenbogenforelle. Schwierige Strömungsverhältnisse machen den Service nicht einfach. Dann passt alles! Das Muster treibt optimal, sie steigt, öffnet langsam das Maul, schließt es und ich warte eine Sekunde. Anhieb und mein erster Gedanke: Oh man, was gäbe ich nur für ein 18er oder 20er Vorfach. Dann steht der Fisch am Grund des Pools und lässt mich seine Masse spüren. Plötzlich schießt sie los …
Zweiter Anlauf
Es ist Ende Juli und ich werde von Mario Glantsching in Graz abgeholt. Im vergangenen Jahr machte uns ein schweres Hochwasser einen Strich durch die Rechnung. Diesmal sieht alles besser aus. „Wir haben zwar über 30 Grad, aber die Vellach ist fischbar“, begrüßt mich der Kärntner. Durchs Dunkel der Nacht fahren wir eine gute Stunde, bis ich ins gemütlich Bett im Gasthof Annabrücke falle. Schlafen mit Blick auf die Drau, gefällt mir schon mal gut. Das frühe Frühstück von der herzlichen Gastgeberin lädt meinen Akku und ich bin bereit für einen heißen Tag. Und das ist wortwörtlich gemeint. Denn das Thermometer wird auf über 32 Grad steigen. „Wir starten bei der wegspülten Brücke und arbeiten uns stromauf“, informiert mich Mario. Ich schlüpfe in meine Hüftwathose und baue die 4er auf. „Gute Wahl die #4. Wir fischen hier bis #5 und 6, wenn es mit Streamer ans Wasser geht“, erklärt mir Mario. Dann stapfen wir über die Steine und stehen am ersten Pool. Was für ein Wasser. Die Farbe ist einfach der Hammer! „Wir queren jetzt den Bach und fischen uns hoch. Das Gewässerbild ist alpin. Also kalt, schnell fließend und die Fisch sind sehr hell“, erzählt mir Mario, während ich mich höllisch konzentrieren muss. Denn auf die Frage, warum ich nicht meine Watschuhe mit Filzsohle mitgenommen habe, finde ich keine Antwort. Ich eiere über die Steine und strenge jeden Muskel meines Körpers an. Dass dies nicht viele sind, werde ich am nächsten Tag merken.
Elmar fühlte sich wie in Kanada
Am Rande eines Einlaufs stand die Forelle
Mario führte Elmar an die Vellach
Der Flusskenner blieb nicht lange ohne Biss
Feiste Fische
Dann taucht auf der rechten Seite ein tiefer Pool auf. Am Eingang liegt eine Baumkrone im Bach. Am Ufer eine flache Sandbank und auf der anderen Seite die Kante vom Flussbett. Dazwischen die Heimat einer dicken Äsche. Sie küsst meine schwarze Rehhaar-Sedge von der Wasseroberfläche und zieht die 4er schön krumm. Anders als die Äschen in Schweden ist diese absolut hell, aber nicht minder schön. Wir versorgen den Fisch im kalten Wasser, schießen ein schnelles Foto und entlassen die Fahnenträgerin zurück in ihren Homepool. Was für ein erster Fisch freuen wir uns! Weiter geht die Suche. „Der Wasserstand ist niedriger als sonst“, stellt Mario fest. Aber das tut der Fischerei keinen Abbruch und wir sehen einen kleinen Einlauf, der sich über eine Sandbank seinen Weg bahnt. „Da im ruhigen Wasser muss doch ein Fisch stehen“, mutmaße ich und lasse meine Trockenfliege in dem kleinen Bereich sanft landen. Bevor sie sich auf eine „Hafenrundfahrt“ aufmacht, geht’s blitzschnell. Eine silberne Regenbogenforelle reißt die Fliege von der Oberfläche und vollführt Sprünge, wie ich es noch nicht gesehen habe! „Herrje, was fressen die?“, frage ich lachend Mario. Das muss Powerfood sein, so wie die Fische kämpfen.
An einem Hotspot hinter einem Baum sehen wir eine fressenden Fisch steigen. Dann passiert mir der Klassiker: Fliege treibt super, Forellen macht das Maul auf, das Muster verschwindet und ich schlage an … oder besser gesagt, ich ziehe ihr die Fliege wieder aus der Luke. „Reflex unterdrücken ist nicht einfach“, lacht Mario. Ja, ich muss mich erst wieder dran gewöhnen, kurz nach dem Nehmen zu warten. Wir netzen noch weitere Fische ein, verlieren einige und sehen sie an der Fliege vorbeischwimmen. „Es macht jetzt keinen Sinn, die nächsten vier Stunden bei Bruthitze weiterzugehen“, sagt Mario und wir stiefeln zurück zum Auto. „Prost, das haben wir uns verdient!“, grinst der Kärntner und wir stoßen mit einem Fläschchen eiskalten Bier der Region an.
Elmar fischt nur, um leckere Pausen einzulegen
Elk Hair Caddis – eine gute Wahl
Färbung bringt Fische
Um der Sonne zu entfliehen, zeigt mir Mario eine der Ausgabestellen für die Vellach-Lizenzen. Praktisch, es ist gleichzeitig ein Bistro und wir stärken uns mit einem Frühstückstoast. Ich lerne noch, dass das Radler hier mit Almdudler getrunken wird, auch lecker. Nach einer kleinen Sightseeing-Tour zum Klopeinersee – übrigens, ein erstklassiges Urlaubsziel für die ganze Familie mit vielen Unterkunfts- und Aktivitätsmöglichkeiten für Groß und Klein – parken wir in Bad Eisenkappel. Hier ist das Flussbild noch mal anders. Schmaler und mit mehr großen Steinen garniert. Taschen wechseln sich mit Strömungsrinnen und Pools ab. „Das flache und klare Wasser macht es uns nicht einfach“, meint Mario, ist aber zuversichtlich, dass wir noch fangen. Wir verzeichnen die ersten Fische auf der Habenseite und erreichen einen lange Zug mit einem großen Stein auf der Hälfte und tiefem Wasser. Wir wechseln uns mit Drillen ab, denn kaum färbt sich die Vellach aufgrund eines kurzen Schauers nur ein wenig, beginnen die Fische deutlich aktiver zu werden. Dann bin wieder dran und serviere meine Nymphe stromauf. Plötzlich reißt mir ein Fisch die Schnur aus der Hand, schießt den Zug hoch, dreht um und steht förmlich auf unserer Höhe in der Luft – was für Sprung! Ich hoffe, dass mein 0,16er Vorfach mich nicht im Stich lässt. Die Regenbogen packt das voll Programm aus. Sie springt, schüttelt den Kopf, schießt von rechts nach links, um im Anschluss wieder die Tiefe des Pools und den Wasserdruck für sich zu nutzen. Ich knie mich auf die Sandbank und greife den Kescher. „Die ist noch nicht bereit“, lacht sich Marion, denn er weiß, wie stark die Vellach-Forellen sind. Recht hat er, der Flusskenner. Doch dann ist es soweit. Sie zeigt weiß und ich kann das Powerpaket einnetzen. „Wow, was für ein Fisch!“, freue ich mich.
Nach dieser Forelle marschieren wir zurück zum Auto und lassen den Tag in der Mostschenke bei einheimischen Essen ausklingen.
Ein langer Zug, der Fische brachte
Nach hohen Sprüngen bereit fürs Foto
Schlichte, aber schwere Tungstennymphe
Endgegner
Der Samstag ist verregnet und die Vellach sieht aus wie brauner Kaffee. Ich lasse mir von Manfred Setz (Obmann) die Umgebung zeigen und gegen Nachmittag klart das Wasser langsam wieder auf. Wir stoppen an einer Brücke und werfen einen Blick auf den Bach. „Da, ein fressender Fisch“, sagt Manfred und zeigt auf einen ruhigen Bereich direkt am Ufer. Ich sehe die große Forelle steigen und halte kurz darauf die Rute in der Hand. Dann positioniere ich mich unterhalb und serviere eine Trockenfliege im heißen Bereich. Ein weitaufgesperrtes Maul durchbricht die Wasseroberfläche und schiebt sich über das Muster. „Ah, nein, zu schnell“, ärgere ich mich, denn mein Anschlagreflex kommt erneut zu zügig und ich ziehe der Forelle die Fliege aus dem Maul. „Wir kommen morgen wieder“, grinst Manfred und ich freue mich auf meine neue Chance.
Der Sonntag ist wieder ein heißer Sommertag. Zusammen mit Manfred starte ich unterhalb der Stelle mit der Forelle am Ufer und wir fischen uns stromauf. Die Forellen sind aktiv. Immer wieder schnappen sich die hübschen Salmoniden unsere Trockenfliegen und Nymphen. Nach gut einer Stunde erreichen wir einen wunderbaren Pool vor einer Felswand mit einem großen Stein am Einlauf. „Schau, an der Wand steigt eine dicke Forelle“, freut sich Manfred, denn er kennt diesen Spot. Hier stehen immer Fische. In der nächsten halben Stunde probiere ich verschiedenste Muster, doch keines weckt wirkliches Interesse der Forelle an der Felswand. Wir fangen zwar im Pool Fische, der eigentliche Zielfisch stellt sich stur. „Lass uns den Pool ruhen, weiter stromauf fischen und auf dem Rückweg versuchen wir es noch mal“, schlägt Manfred vor. Das klingt nach einem Plan. Dann erreichen wir den Spot vom Vorabend und das gleiche Szenario wiederholt sich: Ich hebe zu früh meine Rute und versemmle den Fisch erneut. Nun denn, da wartet ja noch eine Forelle auf mich. Zurück an der Felswand sammelt die Vellach-Forelle weiter fleißig Leckeres von der Oberfläche. Manfred gibt mir eine kleine braune Trockenfliege. Der dritte Wurf landet perfekt an der Wand. Die Strömung führt das Muster dicht am Gestein entlang, die Forellen kommt hoch, öffnet das Maul, schließt es, ich warte eine Sekunde und schlage an. „Sitzt“, freue ich mich. Der Fisch ist schwer und bringt die 4er in eine herrliche Kurve. Er steht einfach am Grund und macht nichts. Oh man, das 0,14er Vorfach hätte ich gerne vorher gegen ein 0,20er getauscht, denke ich. Aber dann hätte der Fisch vielleicht nicht gebissen. Es ist wie es ist. Ich mache vorsichtig Druck. Es passiert nichts. Der Fisch klebt am Grund. Dann spüre ich die Kopfschläge, die Schnur schießt durch den Pool, die Regenbogenforelle gibt Gas, alles geht gut und sie steht wieder in der Tiefe. Nach gut zwei Minuten rast sie am Grund entlang und die Schnur erschlafft! „Nein!“, ruft Manfred und schaut mit großen Augen zu mir herüber. Ich kurble die lose Leine ein. „Das Tippet ist in der Mitte gerissen“, stelle ich fest. Vielleicht am Stein unter Wasser durchgescheuert? Wie auch immer. Nach ein paar Minuten habe ich den Verlust verkraftet und wir beenden meinen Kurztrip nach Kärnten. Die zwei Tage an der Vellach mit wundervollen Menschen, einer beeindruckenden Natur und vielen schönen Fischen sorgen für bleibende Erinnerungen.
Regenbogenforelle auf Trockenfliege
Manfred kennt das Gewässer ebenfalls richtig gut
Der Pool beherbergt ein „Vellach-Monster“
Verein-Facts
Der gemeinnützige Verein FV Fly Vellach wurde 2020 von Mario Glantsching und Manfred Setz gegründet. Ziel: Wiederherstellung eines selbst erhaltenden Fischbestand im rund 8,6 Kilometer langen Revier, Zugänglichkeit für Fliegenfischer in Bezug auf Örtlichkeit und Kartenpreise sichern. Feste und Lizenzverkauf finanzieren den Verein. Besatz erfolgt nur mit Fischen, die perfekt für den alpinen Bach geeignet sind. Hauptfische sollen Bachforelle und Äsche werden. Intensive Jugendarbeit in Zusammenarbeit mit Fischzucht Poganitsch. Die Vellach ist leicht bis mittelschwer zu befischen. Revierkarte als Google-Maps-Karte hinter QR-Code zu finden. Aktuelle Infos auf der Facebook-Seite @Fischereiverein Fly Vellach. Anfragen unter der E-Mail flyvellach@gmail.com möglich.
Schlafen direkt an der Annabrücke
Information
Anreise
Mit dem Pkw von Deutschland über Salzburg oder St. Michael in der Oststeiermark. Mit dem Flugzeug über Graz (AUT), Klagenfurt (AUT) oder Ljubljana (SLO). Dann weiter mit Mietwagen.
Saison
1. April bis 31. Oktober
Lizenzen
Tageskarte: 45 Euro, Wochenkarte 140 Euro
Vier Verkaufsstellen – siehe Unterkünfte – sowie Café Jährig, Internet: www.cafejaehrig.at
Unterkünfte
Gasthof-Pension Annabrücke, Internet: www.gasthofannabrücke.at
Gasthof Nachbar, Internet: www.ponyhofnachbar.at
Gasthof Eckwirt, Internet: www.eckwirt.at
Anfang 2025 gibt's auch den begleitenden Clip auf ANGLERBOARD TV!
Erster Fisch – eine Vellach-Äsche
An der Felswand steigt unentwegt eine schöne Regenbogenforelle. Schwierige Strömungsverhältnisse machen den Service nicht einfach. Dann passt alles! Das Muster treibt optimal, sie steigt, öffnet langsam das Maul, schließt es und ich warte eine Sekunde. Anhieb und mein erster Gedanke: Oh man, was gäbe ich nur für ein 18er oder 20er Vorfach. Dann steht der Fisch am Grund des Pools und lässt mich seine Masse spüren. Plötzlich schießt sie los …
Zweiter Anlauf
Es ist Ende Juli und ich werde von Mario Glantsching in Graz abgeholt. Im vergangenen Jahr machte uns ein schweres Hochwasser einen Strich durch die Rechnung. Diesmal sieht alles besser aus. „Wir haben zwar über 30 Grad, aber die Vellach ist fischbar“, begrüßt mich der Kärntner. Durchs Dunkel der Nacht fahren wir eine gute Stunde, bis ich ins gemütlich Bett im Gasthof Annabrücke falle. Schlafen mit Blick auf die Drau, gefällt mir schon mal gut. Das frühe Frühstück von der herzlichen Gastgeberin lädt meinen Akku und ich bin bereit für einen heißen Tag. Und das ist wortwörtlich gemeint. Denn das Thermometer wird auf über 32 Grad steigen. „Wir starten bei der wegspülten Brücke und arbeiten uns stromauf“, informiert mich Mario. Ich schlüpfe in meine Hüftwathose und baue die 4er auf. „Gute Wahl die #4. Wir fischen hier bis #5 und 6, wenn es mit Streamer ans Wasser geht“, erklärt mir Mario. Dann stapfen wir über die Steine und stehen am ersten Pool. Was für ein Wasser. Die Farbe ist einfach der Hammer! „Wir queren jetzt den Bach und fischen uns hoch. Das Gewässerbild ist alpin. Also kalt, schnell fließend und die Fisch sind sehr hell“, erzählt mir Mario, während ich mich höllisch konzentrieren muss. Denn auf die Frage, warum ich nicht meine Watschuhe mit Filzsohle mitgenommen habe, finde ich keine Antwort. Ich eiere über die Steine und strenge jeden Muskel meines Körpers an. Dass dies nicht viele sind, werde ich am nächsten Tag merken.
Elmar fühlte sich wie in Kanada
Am Rande eines Einlaufs stand die Forelle
Mario führte Elmar an die Vellach
Der Flusskenner blieb nicht lange ohne Biss
Feiste Fische
Dann taucht auf der rechten Seite ein tiefer Pool auf. Am Eingang liegt eine Baumkrone im Bach. Am Ufer eine flache Sandbank und auf der anderen Seite die Kante vom Flussbett. Dazwischen die Heimat einer dicken Äsche. Sie küsst meine schwarze Rehhaar-Sedge von der Wasseroberfläche und zieht die 4er schön krumm. Anders als die Äschen in Schweden ist diese absolut hell, aber nicht minder schön. Wir versorgen den Fisch im kalten Wasser, schießen ein schnelles Foto und entlassen die Fahnenträgerin zurück in ihren Homepool. Was für ein erster Fisch freuen wir uns! Weiter geht die Suche. „Der Wasserstand ist niedriger als sonst“, stellt Mario fest. Aber das tut der Fischerei keinen Abbruch und wir sehen einen kleinen Einlauf, der sich über eine Sandbank seinen Weg bahnt. „Da im ruhigen Wasser muss doch ein Fisch stehen“, mutmaße ich und lasse meine Trockenfliege in dem kleinen Bereich sanft landen. Bevor sie sich auf eine „Hafenrundfahrt“ aufmacht, geht’s blitzschnell. Eine silberne Regenbogenforelle reißt die Fliege von der Oberfläche und vollführt Sprünge, wie ich es noch nicht gesehen habe! „Herrje, was fressen die?“, frage ich lachend Mario. Das muss Powerfood sein, so wie die Fische kämpfen.
An einem Hotspot hinter einem Baum sehen wir eine fressenden Fisch steigen. Dann passiert mir der Klassiker: Fliege treibt super, Forellen macht das Maul auf, das Muster verschwindet und ich schlage an … oder besser gesagt, ich ziehe ihr die Fliege wieder aus der Luke. „Reflex unterdrücken ist nicht einfach“, lacht Mario. Ja, ich muss mich erst wieder dran gewöhnen, kurz nach dem Nehmen zu warten. Wir netzen noch weitere Fische ein, verlieren einige und sehen sie an der Fliege vorbeischwimmen. „Es macht jetzt keinen Sinn, die nächsten vier Stunden bei Bruthitze weiterzugehen“, sagt Mario und wir stiefeln zurück zum Auto. „Prost, das haben wir uns verdient!“, grinst der Kärntner und wir stoßen mit einem Fläschchen eiskalten Bier der Region an.
Elmar fischt nur, um leckere Pausen einzulegen
Elk Hair Caddis – eine gute Wahl
Färbung bringt Fische
Um der Sonne zu entfliehen, zeigt mir Mario eine der Ausgabestellen für die Vellach-Lizenzen. Praktisch, es ist gleichzeitig ein Bistro und wir stärken uns mit einem Frühstückstoast. Ich lerne noch, dass das Radler hier mit Almdudler getrunken wird, auch lecker. Nach einer kleinen Sightseeing-Tour zum Klopeinersee – übrigens, ein erstklassiges Urlaubsziel für die ganze Familie mit vielen Unterkunfts- und Aktivitätsmöglichkeiten für Groß und Klein – parken wir in Bad Eisenkappel. Hier ist das Flussbild noch mal anders. Schmaler und mit mehr großen Steinen garniert. Taschen wechseln sich mit Strömungsrinnen und Pools ab. „Das flache und klare Wasser macht es uns nicht einfach“, meint Mario, ist aber zuversichtlich, dass wir noch fangen. Wir verzeichnen die ersten Fische auf der Habenseite und erreichen einen lange Zug mit einem großen Stein auf der Hälfte und tiefem Wasser. Wir wechseln uns mit Drillen ab, denn kaum färbt sich die Vellach aufgrund eines kurzen Schauers nur ein wenig, beginnen die Fische deutlich aktiver zu werden. Dann bin wieder dran und serviere meine Nymphe stromauf. Plötzlich reißt mir ein Fisch die Schnur aus der Hand, schießt den Zug hoch, dreht um und steht förmlich auf unserer Höhe in der Luft – was für Sprung! Ich hoffe, dass mein 0,16er Vorfach mich nicht im Stich lässt. Die Regenbogen packt das voll Programm aus. Sie springt, schüttelt den Kopf, schießt von rechts nach links, um im Anschluss wieder die Tiefe des Pools und den Wasserdruck für sich zu nutzen. Ich knie mich auf die Sandbank und greife den Kescher. „Die ist noch nicht bereit“, lacht sich Marion, denn er weiß, wie stark die Vellach-Forellen sind. Recht hat er, der Flusskenner. Doch dann ist es soweit. Sie zeigt weiß und ich kann das Powerpaket einnetzen. „Wow, was für ein Fisch!“, freue ich mich.
Nach dieser Forelle marschieren wir zurück zum Auto und lassen den Tag in der Mostschenke bei einheimischen Essen ausklingen.
Ein langer Zug, der Fische brachte
Nach hohen Sprüngen bereit fürs Foto
Schlichte, aber schwere Tungstennymphe
Endgegner
Der Samstag ist verregnet und die Vellach sieht aus wie brauner Kaffee. Ich lasse mir von Manfred Setz (Obmann) die Umgebung zeigen und gegen Nachmittag klart das Wasser langsam wieder auf. Wir stoppen an einer Brücke und werfen einen Blick auf den Bach. „Da, ein fressender Fisch“, sagt Manfred und zeigt auf einen ruhigen Bereich direkt am Ufer. Ich sehe die große Forelle steigen und halte kurz darauf die Rute in der Hand. Dann positioniere ich mich unterhalb und serviere eine Trockenfliege im heißen Bereich. Ein weitaufgesperrtes Maul durchbricht die Wasseroberfläche und schiebt sich über das Muster. „Ah, nein, zu schnell“, ärgere ich mich, denn mein Anschlagreflex kommt erneut zu zügig und ich ziehe der Forelle die Fliege aus dem Maul. „Wir kommen morgen wieder“, grinst Manfred und ich freue mich auf meine neue Chance.
Der Sonntag ist wieder ein heißer Sommertag. Zusammen mit Manfred starte ich unterhalb der Stelle mit der Forelle am Ufer und wir fischen uns stromauf. Die Forellen sind aktiv. Immer wieder schnappen sich die hübschen Salmoniden unsere Trockenfliegen und Nymphen. Nach gut einer Stunde erreichen wir einen wunderbaren Pool vor einer Felswand mit einem großen Stein am Einlauf. „Schau, an der Wand steigt eine dicke Forelle“, freut sich Manfred, denn er kennt diesen Spot. Hier stehen immer Fische. In der nächsten halben Stunde probiere ich verschiedenste Muster, doch keines weckt wirkliches Interesse der Forelle an der Felswand. Wir fangen zwar im Pool Fische, der eigentliche Zielfisch stellt sich stur. „Lass uns den Pool ruhen, weiter stromauf fischen und auf dem Rückweg versuchen wir es noch mal“, schlägt Manfred vor. Das klingt nach einem Plan. Dann erreichen wir den Spot vom Vorabend und das gleiche Szenario wiederholt sich: Ich hebe zu früh meine Rute und versemmle den Fisch erneut. Nun denn, da wartet ja noch eine Forelle auf mich. Zurück an der Felswand sammelt die Vellach-Forelle weiter fleißig Leckeres von der Oberfläche. Manfred gibt mir eine kleine braune Trockenfliege. Der dritte Wurf landet perfekt an der Wand. Die Strömung führt das Muster dicht am Gestein entlang, die Forellen kommt hoch, öffnet das Maul, schließt es, ich warte eine Sekunde und schlage an. „Sitzt“, freue ich mich. Der Fisch ist schwer und bringt die 4er in eine herrliche Kurve. Er steht einfach am Grund und macht nichts. Oh man, das 0,14er Vorfach hätte ich gerne vorher gegen ein 0,20er getauscht, denke ich. Aber dann hätte der Fisch vielleicht nicht gebissen. Es ist wie es ist. Ich mache vorsichtig Druck. Es passiert nichts. Der Fisch klebt am Grund. Dann spüre ich die Kopfschläge, die Schnur schießt durch den Pool, die Regenbogenforelle gibt Gas, alles geht gut und sie steht wieder in der Tiefe. Nach gut zwei Minuten rast sie am Grund entlang und die Schnur erschlafft! „Nein!“, ruft Manfred und schaut mit großen Augen zu mir herüber. Ich kurble die lose Leine ein. „Das Tippet ist in der Mitte gerissen“, stelle ich fest. Vielleicht am Stein unter Wasser durchgescheuert? Wie auch immer. Nach ein paar Minuten habe ich den Verlust verkraftet und wir beenden meinen Kurztrip nach Kärnten. Die zwei Tage an der Vellach mit wundervollen Menschen, einer beeindruckenden Natur und vielen schönen Fischen sorgen für bleibende Erinnerungen.
Regenbogenforelle auf Trockenfliege
Manfred kennt das Gewässer ebenfalls richtig gut
Der Pool beherbergt ein „Vellach-Monster“
Verein-Facts
Der gemeinnützige Verein FV Fly Vellach wurde 2020 von Mario Glantsching und Manfred Setz gegründet. Ziel: Wiederherstellung eines selbst erhaltenden Fischbestand im rund 8,6 Kilometer langen Revier, Zugänglichkeit für Fliegenfischer in Bezug auf Örtlichkeit und Kartenpreise sichern. Feste und Lizenzverkauf finanzieren den Verein. Besatz erfolgt nur mit Fischen, die perfekt für den alpinen Bach geeignet sind. Hauptfische sollen Bachforelle und Äsche werden. Intensive Jugendarbeit in Zusammenarbeit mit Fischzucht Poganitsch. Die Vellach ist leicht bis mittelschwer zu befischen. Revierkarte als Google-Maps-Karte hinter QR-Code zu finden. Aktuelle Infos auf der Facebook-Seite @Fischereiverein Fly Vellach. Anfragen unter der E-Mail flyvellach@gmail.com möglich.
Schlafen direkt an der Annabrücke
Information
Anreise
Mit dem Pkw von Deutschland über Salzburg oder St. Michael in der Oststeiermark. Mit dem Flugzeug über Graz (AUT), Klagenfurt (AUT) oder Ljubljana (SLO). Dann weiter mit Mietwagen.
Saison
1. April bis 31. Oktober
Lizenzen
Tageskarte: 45 Euro, Wochenkarte 140 Euro
Vier Verkaufsstellen – siehe Unterkünfte – sowie Café Jährig, Internet: www.cafejaehrig.at
Unterkünfte
Gasthof-Pension Annabrücke, Internet: www.gasthofannabrücke.at
Gasthof Nachbar, Internet: www.ponyhofnachbar.at
Gasthof Eckwirt, Internet: www.eckwirt.at
Anfang 2025 gibt's auch den begleitenden Clip auf ANGLERBOARD TV!
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