AW: Video: Gregor Gysi und Jan Korte im Anglerboard Interview
Ok, der Umstand, dass H-P im Grunde als Nichtanglerin gar keine Ausnahme, sondern eventuell nur eine Form von extremer Ausprägung des Grundproblems darstellt, dass mangelndes Interesse am Angeln an sich da offenbar den Standard darstellt, leuchtet ein. Ich habe für einige Sachen, die da eventuell laufen bzw. auch nicht laufen ein gewisses Grundverständnis. Also z.B. den Punkt, der oftmals ebenfalls kritisiert wird, dass man sich aus Angst vor weiteren Einschränkungen in vielen Fällen mit zu offensiven öffentlichen Forderungen zurückhält. Ich komme beruflich aus einer Branche, die das System über Jahrzehnte mit Hilfe von Beziehungen und politischem Einfluss ganz gut gemolken hat ohne an die Folgen zu denken. Die Konsequenz ist, dass irgendwann dann sehr genau geguckt wurde und sich Arbeitsbedingungen mittlerweile massiv verschlechtert haben. Übrigens letztlich auch durch groteske Fehler auf Verbandsebene ( ich neige wohl zu Masochismus, wenn ich vergleichbaren Mist sowohl beruflich als auch in meiner Freizeit Erträge). Insofern wäre ich ja durchaus bereit, eine z.T. defensivere Grundausrichtung als nicht immer schlecht zu akzeptieren, wobei ich auch mehr für die Abteilung Atacke übrig habe.
Aber auf der anderen Seite kann man ja nicht davon ausgehen, dass das ewig so weiter geht. Klar, Angeln ist ein Hobby, dem oftmals ein etwas altbackenes Image anhaftet. Und offensichtlich sind die tonangebenden Personen in Vereinen und Verbänden gegenwärtig in der Mehrheit ältere, konservative Männer, die gern möchten, dass alles irgendwie so insgesamt beim Alten bleibt. Katis Bericht von der JHV seines (nicht mehr) Verbandes vor einiger Zeit war da sehr aufschlussreich. Auf der anderen Seite allerdings treffe ich am Wasser und in den sozialen Netzwerken zum Großteil auf Leute in meiner Altersgruppe oder darunter. Organisiert in dem Sinne, dass sie hier nicht nur in einem pseudo DAV-Verein sind, der nur existiert um Erlaubnisscheine auszugeben, sind allenfalls die zugezogenen, die halt noch in ihren Heimatvereinen sind. Das mag dem urbanen Raum geschuldet sein, Angeln liegt offenbar im Trend und so ziemlich jeder Trend schafft es mittlerweile (nicht immer nur so positiv) meist zuerst nach Berlin. Das mag im ländlicheren Raum eventuell teilweise anders sein, aber auch da gibt es, schaut man auf die sozialen Medien, den Nachwuchs dessen Fehlen so oft beklagt wird. Geht man also davon aus, dass das Angeln und das Interesse an selbigem längst keine Altherrenveranstaltung mehr ist, wäre die logische Konsequenz doch eigentlich die, dass ein Verband sich schon aus reinem Eigeninteresse im Sinne derjenigen betätigt, die da offenbar nachgekommen sind.Insebesondere ob des Umstandes, dass es ja Leute gibt, die das hauptamtlich machen, deren berufliche und wirtschaftliche Existenz vom Fortbestehen in entsprechender Größenordnung abhängt. Das ist die Logik des Systems in dem wir leben. Ebenso übrigens wie die Notwendigkeit des Wachstums von Organisationen, um den Status Quo zu erhalten. Ein Umstand, der jemandem wie H.-P. mit ihrem politischen Background eigentlich sehr geläufig sein müsste, steht doch ihre parteipolitische Heimat wie keine zweite Partei genau dafür (Wachstum, Wachstum, Wachstum) und hatte nebenbei erwähnt ja nun auch noch nie größere moralische Bedenken beim Thema Lobbyismus. Jetzt mag es nicht fair sein alles an ihr festzumachen, was nach meiner Beobachtung ja auch nicht einmal ihre schärfsten Kritiker (also Thomas |supergri ) tun. Aber im Endeffekt wurde sie ja von den Verbandsgranden genau deswegen ins Boot geholt. Also bestand der Wunsch nach dem direkteren Draht in die Politik ja offenbar. Und auch wenn hier bisweilen gewitzelt wird, dass sie wahrscheinlich mittlerweile Hausverbot im Bundestag habe, dürfte die Realität doch so aussehen, dass sie sich innerhalb von 5 Minuten jede Handynummer jedes Abgeordneten besorgen könnte, mit der Hälfte des besagten Hauses auf Du steht und mit sehr viel weniger Schwierigkeiten als Thomas und Franz einen Termin mit denen bekommen würde.
Das ist letztlich die logische Hürde über die gedanklich zu springen mir persönlich schwer fällt. Einfach weil es ginge und in sich völlig schlüssig wäre genau dies wenn schon nicht für (zahlende) andere zu tun, sondern wenigstens im eigenen Interesse einer fortgesetzten Existenz.