AW: Warum Angler nicht für den Castingsport zahlen sollten
Dieser sehr erfolgreiche Thread zur Castingfinanzierung, der lebhafte Diskussionen und scharfe Konfliktlinien hervorgebracht hat, aber auch unglaublich viele Hitcounts, ist erst gut zwei Jahre alt (mir kam es viel länger her vor).
Die Diskussion war heftig, aber auch sehr interessant und ich glaube, sie hat bei einigen, auch bei Dr. Eisenfaust, dazu geführt, sich einmal Gedanken zu machen. Es ist ja ein Übel, immer das denken zu müssen, was einem der unmittelbare Vereinsvorsitzende/ Trainer vorbellt. Das ist - schon für sich genommen - ein Fortschritt.
Was ist seither im Bereich Castingsport in verbandsstruktureller Hinsicht passiert? Da der Leitartikel sich auf die Finanzierung in Berlin bezog, fange ich mit dem Landesverband Berlin-Brandenburg an (VDSF BB):
- Der gemeinsame Dachverband mit dem dem LAV Berlin ("BCAV") ist durch den energischen Einsatz des VDSF BB beendet worden; keiner der regionalen Anglerverbände ist derzeit Mitglied im Landessportbund und keiner erhält Sportfördermittel. Wiederaufnahmeanträge sind gestellt.
- Der Spitzensport im VDSF BB ist, soweit ersichtlich, verschwunden, die Leistungsträgervereine mit ihren Sportlern überwiegend zur ehemaligen Konkurrenz übergetreten. Es findet nur noch ein knapp finanzierter Breitensportbetrieb "nebenher" statt, der natürlich nicht an die alten sportlichen Leistungen anknüpfen kann. Wichtig: Dieses ist eine Feststellung, die sich zwangsläufig aus dem notwendigen Ausscheiden aus dem LSB ergibt - und keineswegs ein Vorwurf an das amtierende Präsidium. Man sollte Spitzensport fördern - aber nur, wenn man sich das leisten kann. Der Abstieg in die "dritte Liga" war zwangsläufig und sehenden Auges, aber unvermeidlich, weil die Kassen geplündert waren.
- Der für die Entwicklung der Castingsportfinanzkrise, den Zusammenbruch des BCAV und für das Verschwinden des Spitzensports in Berlin Hauptverantwortliche im VDSF BB war der damalige "Vizepräsident für Castingsport", Kurt Klamet.
- Der jetzige Vizepräsident für Castingsport heißt Kurt Klamet. Die "Rumpf-Berichte", die er für die Jahreshauptversammlungen vorlegt, lassen keinerlei Aktivitäten zur Lösung der Probleme oder zur Verbesserung der Situation erkennen. Es handelt sich nicht viel mehr um copy and paste der Casting-Referenten-Berichte. Jedweder strategischer Ansatz: Fehlanzeige.
- Im Bundesverband ist die Förderung des Spitzensports analog Berlin durch Austritt aus dem DOSB ebenfalls dramatisch eingebrochen. Aufgrund der wenigen öffentlich zugänglichen Angaben ist eine Einschätzung der Kosten und des Verhältnisses zwischen Spitzen- und Breitensport kaum möglich. In der Berichterstattung des DAFV nimmt der Castingsport einen deutlich geringeren Raum ein - in den Finanzdaten sowieso. Dem Vernehmen nach wird die Situation für den Castingsspitzensport in Deutschland als existenzbedrohlich empfunden; ich kann das nicht einschätzen. Aber von einem Plan, die Krise mit einer vielleicht auch mehrjährigen Strategie zu überwinden, hat keiner aus der Szene gehört. Ein solcher Plan wäre aber angesichts der zugespitzten Situation erforderlich. Und er müsste aus dem Verantwortungsbereich des Bundesvizepräsidenten für Castingsport kommen. (Hinweis für Befürworter der Castingabspaltung: Nicht weiterlesen - ist ein anderes Thema).
- Vizepräsident des DAFV für Castingsport ist gerade neu gewählt: Kurt Klamet.
- Beide Funktionen übt K. Klamet bereits seit mindestens den 90er Jahren aus. Eine Tiefenprüfung über das Finanzgebahren in diesen Bereichen fand zu keinem Zeitpunkt statt, wie auch keine Überprüfung des Dopingcontroll-Managements, das durch den Vizepräsidenten zu verantworten ist.
- K. Klamet ist noch immer Präsident des Weltverbandes.
Ich möchte einen Punkt festhalten: K. Klamet hat sich außerhalb geschlossener Gremiensitzungen zu keinem Zeitpunkt öffentlich zu den auch gegen ihn direkt erhobenen Vorwürfen geäußert, obwohl die Kritik an ihm durchaus die Medienöffentlichkeit erreicht hat. Ein schwarzer Fleck, der auf das gesamte DAFV-Präsidium und auf die DAFV-Präsidentin Dr. Happach-Kasan fällt. Ich frage: Ist Vertuschen Ihre Zukunftsstrategie?
Wir haben im Castingsport in Deutschland tolle Erfolge erzielt und viele davon fallen in die frühen Amtsjahre der Tätigkeit von Vizepräsident Klamet. Das System, das dahinterstand, ich meine weniger das sportliche, sondern das finanziell-administrative System, ist für Menschen außerhalb der Castingwelt eine black box, ein closed shop, über welches eine übergeordnete Kontrolle zu keinem Zeitpunkt ausgeübt wurde. Beweisbar ist, dass die Jahreshauptversammlungen in mindestens einem Fall bewusst getäuscht worden sind - nach meiner persönlichen Einschätzungen waren Täuschengen der Kontrollgremien eher die Regel denn die Ausnahme.
Summa summarum: Die krummen "Geschäfte" des Castingsportmanagements sind weitgehend zusammengebrochen, aber das "Castingsportmanagement" ist jedenfalls auf der Spitzenebene ist weiterhin in Amt (weniger in Würden), quasi in der Lauerstellung auf finanziell bessere Zeiten. Es ist bedauererlich, dass der DAFV nicht die Kraft besitzt, nach so vielen Jahren hier endlich mal richtig für Ordnung zu Sorgen. Das fällt auf das geschäftsführende Präsidium insgesamt zurück, zumal es einer Erneuerung des Spitzensports, in welcher Verbandsformation auch immer, sehr im Wege steht. Die Präsidentin hat hier durchaus die Gesamtverantwortung und sollte sich des Themas endlich einmal annehmen. Das Amt des DAFV-Präsidentin ist ja kein Frühstücksdirektorat, sondern mit harter, inhaltlicher Arbeit verbunden - so wie wir das allesamt begriffen haben, als ich zum Vizepräsidenten des VDSF gewählt wurde. Das schließt eben auch Verantwortung für den Castingsportbereich mit ein - aber davon habe ich bisher noch nichts gehört.
Steinewerfen - Glashaus? Ich habe als Präsident des LV Berlin-Brandenburgs in den ersten Jahren höchstwahrscheinlich dem Castingsport zu viel Freiheiten (zu wenig Kontrolle) angedeihen lassen, weil ich mich voll auf die Themen Fischen, Gewässer und auch auf die dringend überfällige Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit geworfen habe. Daher möchte ich der wiedergewählten Präsidentin dringend empfehlen, das Castingthema nicht zu ignorieren. Hier lauert einiges.
Bin ich zu diplomatisch, zu unkonkret für manchen Leser?
OK. Ich fordere den DAFV aus, die Finanzen im Geschäftsbereich Castingsport seit Amtsübernahme durch Vizepräsident K. Klamet tiefenprüfen zu lassen und der JHV darüber einen überprüfbaren Gesamtbericht vorzulegen. Zugleich fordere ich, dass das IOC die Praxis der Dopingkontrollen im DAFV und in den Vorgängerverbänden VDSF und DAV seit 1995 systematisch überprüft und darüber der Verbandsöffentlichkeit berichtet wird.