AW: Was geht an den NRW-Kanälen?
Hi Sebastian,
erstmal herzlichen Glückwunsch zum Angelschein und willkomen bei den Kanalanglern! Ein geileres Hobby hättest Du Dir nicht aussuchen können...#6
Den Bereich Essen kenne ich leider nicht, aber dort wird der Canal Grande nicht groß anders ticken, als wie hier im östlichen Ruhrgebiet.
Als Anfänger ist es wichtig, erst einmal seinen Bereich zu kennen, das ist das A und O. Bedeutet viel Arbeit und viel Laufstrecke, aber Du wirst merken, dass Du immer mehr "Deinen" Bereich kennen lernen wirst.
Jeder Angler hat seine eigene Strategie, seine eigenen Vorlieben und daher wird es kein Patentrezept geben. Du hast aber das Glück, jetzt im Sommer anzufangen, da sind gerade Barsche dankbare Ziele, auch wenn es nicht immer die Großen sein werden. Meine persönliche (!) Strategie würde ich so wählen, Du kannst Dir ja überlegen, ob sie für dich Sinn macht:
A) Große Flächen beackern
Hierzu bieten sich vor allem Spinner an. Mag altbacken wirken, geradezu antik. Manche High-Tech-Angler belächeln einen auch, aber Spinner sind genauso wie früher extrem fängig.
Nimm einen Allround-Spinner der Größe 1, silber und wirf fächerförmig einen Bereich ab. Den Spinner zum Grund absinken lassen und dann langsam einfach nur einkurbeln. Dann 10m weiter gehen und das gleiche Spiel von vorne beginnen.
Eine andere Variante ist das Schleppen mit kleinen Wobblern, dafür sind kleine Crankbaits ideal. Von SPRO gibt es zum Beispiel bezahlbare Varianten, Naturdekor (Barsch/Weißfisch), und eine Lauftiefe von ca. 2m. Dann Auswerfen und einfach die Spundwand langsam entlang wandern. Wenn der Wobbler dann ein wenig parallel zur Spundwand gelaufen ist, wieder zur Mitte auswerfen und wieder ein Stück schleppen.
Diese Methoden sind ganz gut, um sich einen Überblick zu verschaffen und erstmal zu schauen, wo sich die Streiflinge aufhalten. Ein weiterer Vorteil ist, Du brauchst Dir keine großen Gedanken um Ködergröße, Farbe, Bleigewichte etc. zu machen - gerade das verwirrt und verunsichert Neulinge am Anfang, desweiteren werden sich Köderverluste in Grenzen halten, was beim jiggen geradezu vorprogammiert ist, wenn man ein Gewässer noch nicht so gut kennt.
B) Gerät
Leichte Spinnrute bis 20g WG, 2000er Rolle, 0.10er geflochtene oder 0.25 Mono Hauptschnur und 0.20-025er Mono-Vorfach (es muss nicht unbedingt das teure Fluorocarbon sein). Wichtig beim Spinnern ist das Zwischenschalten von Wirbeln, um Schnurdrall zu verhindern
C) Klassisch mit Wurm
3g Pose und 10cm über Grund einen Regenwurm anbieten und dann die Pose gemütlich treiben lassen. Ist zwar ziemlich "altmodisch, aber ich persönlich mag zwischendurch mal diese ruhige Art des Angeln. Man macht auch Strecke und es ist schon spannend, die Pose abtauchen zu ziehen. Hier bieten sich leichte Matchruten oder auch Forellenruten in einer Länge von 3m an. Wenn in deinem Gebiet allerdings Grundeln zu erwarten sind, vergiß diesen Punkt ganz schnell...
D) "Hotspots"
Oft gefragt, gerne gesucht und völlig überbewertet. Klassiker sind Brücken, Übergänge zwischen Steinpackung und Spundwand usw. Jeder weiß das, viele angeln dort und genau das ist das Problem, was diese Hotspots wieder sehr schnell kalt werden lässt. Strecke machen ist deutlich effektiver, anstatt sich an einem Tag, als 20. Angler eine Stunde erfolglos unter einer Brücke zu stellen...
Interessanter sind Strukturveränderungen unter Wasser und besonders im Sommer Krautfelder. Hier finden die Fische Beute, Nahrung und Deckung. Die Ränder eines Krautfeldes abzuwerfen ist immer eine gute Idee.
E) Motivation
Ich glaube jeder Angler kennt das. Man hat Durststrecken, vertraut dem Köder nicht mehr, man zweifelt an sich selbst und es läuft einfach nicht. Dann heißt es dranbleiben und wenn es für 1,5 Stunden nach Feierabend eine kleine Runde ist.
F) Tageszeit und Wetter
Geh angeln, wenn Du Zeit hast. Zuhause fängt man keine Fische, allerdings sind die frühen Abendstunden schon ziemlich gut, da liegt man von der Tageszeit eigentlich nicht verkehrt.
G) Kumpels und andere Angler
Nimm Dir einen Kumpel mit, das macht 5mal mehr Spaß, du hälst länger durch, es gibt weniger Frust und gemeinsame Freude ist immer noch schöner, als sich am Wasser alleine einen wegzugrinsen, desweiteren halt ruhig mal einen kleinen Schnack mit anderen Anglern, die du triffst. Im Internet gibt niemand seine Stellen preis, am Wasser bekommt man einfach immer noch die besten Tipps, da sie sich auch auf "Deinen" Bereich beziehen
Ansonsten: Bleib dran, bleib hartnäckig und wenn du erst einmal was gefangen hast und süchtig bist, dann hast du das geilste Hobby der Welt und es gibt noch viel zu entdecken, an neuen Methoden, Techniken, Zielfischen und und und. Angeln ist ein Hobby, welches nie langweilig wird und man nie auslernt.
Ich hoffe, ich konnte ein wenig helfen, ist sprachlich vielleicht auch nicht der beste Text - wenn jemand anders etwas zu korrigieren oder ergänzen hat, dann nur zu. Wir können alle von einander lernen.
Liebe Grüße und Petri Heil |wavey:
Daniel