Mit etwas Verspätung reiche ich noch einen kurzen Lagebericht zum Fischsterben per Ende August/Anfang September nach, mit dessen Hilfe sich das (tatsächliche) Ausmaß hoffentlich besser ermessen lässt.
Situation am Hauptstrom:
Während meiner Anwesenheit sind mir keine toten Fische aufgefallen, stellenweise wirkte der Fluss gemessen an den zuletzt auf ca. 500-1000 Tonnen geschätzten Fischverlusten noch halbwegs lebendig (je nach Abschnitt aber recht unterschiedlich). Nach derzeitigem Erkenntnisstand hat es aber wohl u.a. das deutschlandweit letzte Vorkommen des Baltischen Goldsteinbeißers bei Reitwein leider komplett dahingerafft:
Annalena Baerbock hat sich Donnerstag über die Situation an der Oder nach dem Fischsterben informiert. Reitwein ist ein besonderer Ort: Dort gab es nicht nur auf polnischer, sondern auch auf deutscher Seit Eingriffe in den Fluss. Von Fred Pilarski
www.rbb24.de
Biber, Seeadler & Co. scheinen die Katastrophe wohl nahezu alle überstanden zu haben, Totfunde habe ich am Hauptsrom keine (mehr) zu Gesicht bekommen.
Alte Oder bzw. Gewässersystem des Oderbruchs:
In einem Interview vom 15.08.2022 verriet der Brandenburgische Umweltminister Vogel beiläufig, dass es leider nicht ganz gelungen sei, die Alte Oder rechtzeitig abzusperren (Minute 13:00-14:00 der Videoaufzeichnung):
Seitdem war und ist hiervon sonderbarerweise in der Öffentlichkeit absolut keine Rede mehr. In Sachen Ursachenforschung für das sich seitdem im Oderbruch wandernd ausbreitende bzw. auch noch bis Mitte September weiterverlaufende Fischsterben, das nach der ersten mir bekannten Zeitungsmeldung vom 17.08.2002 zuerst bei Gusow/Platkow bemerkt wurde, bekommt man den selben Singsang wie zum Hauptstrom zu hören, also Ursache sei unklar, blablubb, und als Pauschalvermutung allenfalls noch spekulativ was mit Sauerstoffmangel serviert, währenddessen in der Nacht vom 17.08.2022 zum 18.08.2022 bei Reitwein, am Kienitzer Heber und bei Güstebiese wieder alle Schleusen für das zu diesem Zeitpunkt laut eigener Aussage des Brandenburgischen Umweltministers noch immer toxische Oderwasser geöffnet wurden. Betroffen waren/sind (allein schon) nach meinem Kenntnisstand folgende Gewässerbereiche bis in die letzten Winkel/kleinsten Verzweigungen hinein:
Alte Oder bei Gusow/Platkow bis mindestens hinter Quappendorfer/Neufelder Wehr bzw. einschließlich Teilen des Quappendorfer Kanals/Beginn des Friedländer Stroms, Alte Oder zwischen Gorgast und Golzow einschließlich Förstersee, Richtgraben, Weihraucharm, Schleusengraben, Genschmarer See, Letschiner Hauptgraben ab Genschmarer See bis mindestens Letschiner Bahnhof/Stau, Alte Badestelle Zechin (Karpfenteich), Brauergraben, Wolluper Parkgewässer und Pool (meine ehemaligen Vereinsgewässer), Wriezener Alte Oder in den Bereichen Hohenfinow, Angermünde, Eberswalde, Chorin, Oderberg und Niederfinow bzw. im Niederoderbruch und bis hin zum Zusammenfluss mit dem Oder-Havel-Kanal:
In Platkow haben Anwohner tote Fische in der Alten Oder entdeckt. Was ist die Ursache und welche Maßnahme könnte helfen?
www.moz.de
Seitdem der Landkreis Märkisch-Oderland die Zuleiter der Oder wieder öffnen ließ, sterben nun auch die Fische in der Alten Oder. Speziell bei Quappendorf hat sich viel angestaut. Wann wird dort aufgeräumt?
www.moz.de
<iframe src="
https://www.facebook.com/plugins/post.php?href=https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=pfbid0cQHEYqVLamuq55BYRC1XswSJK18aLwMsjquHz54fsSRCGZVXFBTBXcpFiBrrxJv8l&id=109709094667246&show_text=true&width=500" width="500" height="723" style="border:none;overflow:hidden" scrolling="no" frameborder="0" allowfullscreen="true" allow="autoplay; clipboard-write; encrypted-media; picture-in-picture; web-share"></iframe>
Der Deichverband Oderbruch und das Technische Hilfswerk haben im reaktivierten Alt-Oderarm Weihrauch bei Seelow tote Fische eingesammelt. Die Debatte um Ursachen und Folgen der Umwelt-Katastrophe wird indes konkreter.
www.moz.de
Nach dem Fischsterben in der Oder wird weiter nach den Gründen gesucht. Anders liegt der Fall bei einem Fischsterben im Grabensystem der Alten Oder: Dort verendeten die Tiere offenbar an Sauerstoffmangel. Gegenmaßnahmen sollen die Situation stabilisiert haben.
www.rbb24.de
Eine amtliche Gefahrenmeldung schreckte am Sonntag auf: Geht das Fischsterben in der Oder weiter? Doch zum einen handelte es sich diesmal um einen Nebenarm der Oder. Zum anderen ist das betroffene Gebiet kleiner, als in der Warnung angegeben.
www.rbb24.de
Kaum hat sich die Lage an der Oder beruhigt, droht die nächste Hiobsbotschaft: Die Leitstelle Nordost gab am Sonntag eine Warnung an die Bevölkererung heraus. Bei Oderberg wurden tote Fische angespült.
www.rnd.de
In einem Seitenarm der Oder treiben erneut tote Fische. In Polen gibt es ähnliche Meldungen. Die Ursache ist bisher ungeklärt.
taz.de
Fischtod mit Fischtodesfolge, Wochen später: Die Ereignisse aus dem Juli und August könnten mitverantwortlich für die jetzigen Funde verendeter Tiere sein.
www.tagesspiegel.de
Eine Anwohnerin hat im Genschmarer See tote Fische entdeckt. Hängt das mit der Umweltkatastrophe der vergangenen Wochen zusammen oder gibt es andere Ursachen?
www.moz.de
Vor Ort bot sich mir in den betroffenen Gewässern des Oderbruch dann grundsätzlich das schon aus dem Hauptstrom zu Beginn des Fischsterbens berichtete/dokumentierte Bild, also Teppiche aus toten Fischen (u.a. auch gegenüber Sauerstoffmangel an und für sich robuste Arten wie Schleien...
), Muscheln und Schnecken einschließlich vereinzelter Totfunde von Federvieh und Biber, was ich dann jeweils auch per Bild jeweils festgehalten habe.
Im Bereich des Letschiner Hauptgrabens (siehe facebook-Meldung) ist zumindest in Bahnhofsnähe immerhin von der Gemeinde ein Warnschild angebracht worden, was der seit dem 19.08.2022 praktisch komplett abgetauchte Landkreis nicht vermocht hat:
Nur 5m vom Schild entfernt ein totes Huhn am Ufer
In einem Pumpstationsbecken des Letschiner Hauptgrabens ein toter Biber:
Ein Teppich aus toten Fischen, Muscheln und Schnecken hinter Quappendorf:
Auch so manche Schleie war mit dabei
Gezielte Maßnahmen zum Einsammeln der überall an den Ufern der Alten Oder und auch mittdrauf in zigtausenden Krautfeldern tonnenweise feststeckenden Kadaver gab es nicht, rein zufällig war noch von den Krautmäharbeiten eine Krautsperre vorhanden:
Auch jenseits der Krautsperre Kadaverteppiche soweit das Auge reicht:
Bis in kleinste Gräben hinein das immergleiche Bild/Resultat:
Auch vor meiner alten Haustüre bzw. auch den dortigen Fischen einschließlich wiederum ein paar Schleien machte die Brühe nicht halt:
Herzlich Willkommen! ...
... an der Oder im Jahr 2022, Ihr Landkreis MOL!
Aber, wie von offizieller Seite bis heute unverändert immer wieder betont:
Nichts Genaues weiß man offiziell nicht, also gehen Sie bitte weiter, es gab und gibt hier bis auf vielleicht ein bissl Sauerstoffmangel, der sich wundersamerweise scheinbar abgepackt (in Tüten?) auf wochenlange Wanderschaft begeben hat (und sich über Wochen hinweg trotz verschwundener Hitze nicht auflösen mag) und offenbar trotz modernster Messmethoden mit dem Stand der Technik von 2022 trotz angeblich täglich an der Alten Oder genommener Wasserproben über Wochen hinweg nicht ein einziges Mal per Messung festgestellt/festgenagelt werden konnte, nichts zu sehen, bzw. ist die Situation an der Alten Oder angeblich eine ganz andere Problematik als zu Beginn der Katastrophe am Hauptstrom...